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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Fünfftes Buch
[Spaltenumbruch] zu locken. Rhadabates folgte im ersten/ als a-
der Cyrus nach zweyen Tagereisen aus ange-
nommener Furcht sein mit Wein und köstli-
chen Speisen angefülletes Lager verließ/ be-
mächtigte sich dieser junge hitzige Fürst desselb-
ten/ darinnen sein gantzes Heer in Wein und
Schlaff alle Tapfferkeit vergrub/ des Nachts
von den Persen überfallen/ und biß auff den letz-
ten Mann nieder gemetzget ward. Die Köni-
gin Tamyris suchte den Trost über den Ver-
lust ihres einigen Sohnes nicht in weibischen
Thränen/ sondern in Rache; wiech daher mit
ihrem Heere biß über den Fluß/ welcher nicht
weit von dem Caspischen Meere in Araxes fällt/
und von des Cyrus erfolgter Niederlage her-
nach seinen Nahmen bekommen. Die über-
müthigen Persen nahmen ihnen für nicht zu ru-
hen/ biß sie ihr Reich biß an den Jaxartes oder
Tanais erstreckt hätten/ setzten also unbedacht-
sam über den Fluß Cyrus/ allwo die Königin
Tamyris mit ihren Amazonen sie aus allen
Ecken des Gebürges überfiel/ und zweymahl
hundert tausend Persen niedersebelte/ also/ daß
nicht einer darvon kam/ der die Nachricht von
dieser Niederlage in Persen zu bringen ver-
mocht hätte. Cyrus selbst ward gefangen/
und an ein Creutz genagelt/ hernach ihm der
Kopff abgeschlagen/ welches Tamyris in einen
Kessel voll Blutes warf/ mit den Worten: Sät-
tige nun allhier du unersättlicher Wüterich dei-
nen Blutdurst. König Amorges/ welcher mit
seinen Sacken den Persen zu spät Hülffe leisten
wolte/ ward gleichfals aufs Haupt geschlagen/
daß er mit Noth entran. Wie nun deroge-
stalt die Amazonen mit ihrem Ruhm und Tha-
ten die gantze Welt/ mit ihrem Geblüte die grö-
sten Reichs-Stüle erfülleten/ daß sie nicht leicht
von Feinden mehr angetastet wurden/ sondern
auch andere Völcker sie zu ihrer Herrschafft er-
kieseten; massen denn die Königin Semira-
mis in Assyrien/ Cleosis in Jndien des Amazo-
[Spaltenumbruch] nischen Uhrsprungs sind; Also haben unsere
Königinnen genau beobachtet/ daß sie keinen/
der nicht ein König/ oder aus Königlichem Ge-
blüte ist/ ihrer Liebe genüssen lassen/ wormit
kein unedles Blut auff den Amazonischen Stul
komme. Nach der Zeit trug sichs zu/ daß die
Königin Thalestris auff bewegliches Flehen des
Persischen Königs Arses/ dessen Vater Arta-
xerxes Ochus von seinem verschnittenen Ba-
goas ermordet/ sein Fleisch den Mäusen zu fres-
sen gegeben/ die Beine zu Degen und Mes-
sergriffen verbrauchet worden waren/ wider
diesen Fürsten-Mörder und den auffgeworffe-
nen König Darius Codomann/ selbtem tausend
Amazonen zu Hülffe schickte. Diese führte
des Gothischen Königs Sitalces hertzhaffte
Tochter Syeda/ welche aus Begierde der Tu-
gend zu den Amazonen kommen war. Alldie-
weil aber die furchtsamen oder meineidischen
Persen den Arses und die Amazonen im Stiche
liessen/ wurden sie von den Feinden umringt;
Bagoas/ und die fast tödtlich verwundete Für-
stin Syeda mit noch hundert Amazonen vom
Medischen Unter-Könige Atropates gefan-
gen/ von diesem aber kurtz hernach dem den
Darius überwindenden grossen Alexander ver-
ehret. Dieser großmüthige Fürst nahm sie
mit grosser Höfligkeit an/ und versetzte sie noch
selbigen Tag in die Freyheit; wiewohl sie selbst
Lust hatten eine Zeit unter seinen Fahnen zu
kriegen. Weil nun die Macedonischen Für-
sten sie täglich bedienten/ und über ihrer Tapf-
ferkeit sich verwunderten/ ward die wieder ge-
nesene Fürstin Syeda mit einem Deutschen
Fürsten Anthyr bekandt/ dessen Vater noch
über die Heruler herrschte/ die Mutter aber
aus dem Königlichen Amazonischen Stamme
herrührte/ und mit der Königin Thalestris
Geschwister Kind war. Dieser junge Fürst
war mit der Deutschen Gesandschafft zum Ale-
xander kommen/ welche zwischen ihm und dem

Geti-

Fuͤnfftes Buch
[Spaltenumbruch] zu locken. Rhadabates folgte im erſten/ als a-
der Cyrus nach zweyen Tagereiſen aus ange-
nommener Furcht ſein mit Wein und koͤſtli-
chen Speiſen angefuͤlletes Lager verließ/ be-
maͤchtigte ſich dieſer junge hitzige Fuͤrſt deſſelb-
ten/ darinnen ſein gantzes Heer in Wein und
Schlaff alle Tapfferkeit vergrub/ des Nachts
von den Perſen uͤberfallen/ und biß auff den letz-
ten Mann nieder gemetzget ward. Die Koͤni-
gin Tamyris ſuchte den Troſt uͤber den Ver-
luſt ihres einigen Sohnes nicht in weibiſchen
Thraͤnen/ ſondern in Rache; wiech daher mit
ihrem Heere biß uͤber den Fluß/ welcher nicht
weit von dem Caſpiſchen Meere in Araxes faͤllt/
und von des Cyrus erfolgter Niederlage her-
nach ſeinen Nahmen bekommen. Die uͤber-
muͤthigen Perſen nahmen ihnen fuͤr nicht zu ru-
hen/ biß ſie ihr Reich biß an den Jaxartes oder
Tanais erſtreckt haͤtten/ ſetzten alſo unbedacht-
ſam uͤber den Fluß Cyrus/ allwo die Koͤnigin
Tamyris mit ihren Amazonen ſie aus allen
Ecken des Gebuͤrges uͤberfiel/ und zweymahl
hundert tauſend Perſen niederſebelte/ alſo/ daß
nicht einer darvon kam/ der die Nachricht von
dieſer Niederlage in Perſen zu bringen ver-
mocht haͤtte. Cyrus ſelbſt ward gefangen/
und an ein Creutz genagelt/ hernach ihm der
Kopff abgeſchlagen/ welches Tamyris in einen
Keſſel voll Blutes warf/ mit den Worten: Saͤt-
tige nun allhier du unerſaͤttlicher Wuͤterich dei-
nen Blutdurſt. Koͤnig Amorges/ welcher mit
ſeinen Sacken den Perſen zu ſpaͤt Huͤlffe leiſten
wolte/ ward gleichfals aufs Haupt geſchlagen/
daß er mit Noth entran. Wie nun deroge-
ſtalt die Amazonen mit ihrem Ruhm und Tha-
ten die gantze Welt/ mit ihrem Gebluͤte die groͤ-
ſten Reichs-Stuͤle erfuͤlleten/ daß ſie nicht leicht
von Feinden mehr angetaſtet wurden/ ſondern
auch andere Voͤlcker ſie zu ihrer Herrſchafft er-
kieſeten; maſſen denn die Koͤnigin Semira-
mis in Aſſyrien/ Cleoſis in Jndien des Amazo-
[Spaltenumbruch] niſchen Uhrſprungs ſind; Alſo haben unſere
Koͤniginnen genau beobachtet/ daß ſie keinen/
der nicht ein Koͤnig/ oder aus Koͤniglichem Ge-
bluͤte iſt/ ihrer Liebe genuͤſſen laſſen/ wormit
kein unedles Blut auff den Amazoniſchen Stul
komme. Nach der Zeit trug ſichs zu/ daß die
Koͤnigin Thaleſtris auff bewegliches Flehen des
Perſiſchen Koͤnigs Arſes/ deſſen Vater Arta-
xerxes Ochus von ſeinem verſchnittenen Ba-
goas ermordet/ ſein Fleiſch den Maͤuſen zu freſ-
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ſergriffen verbrauchet worden waren/ wider
dieſen Fuͤrſten-Moͤrder und den auffgeworffe-
nen Koͤnig Darius Codomann/ ſelbtem tauſend
Amazonen zu Huͤlffe ſchickte. Dieſe fuͤhrte
des Gothiſchen Koͤnigs Sitalces hertzhaffte
Tochter Syeda/ welche aus Begierde der Tu-
gend zu den Amazonen kommen war. Alldie-
weil aber die furchtſamen oder meineidiſchen
Perſen den Arſes und die Amazonen im Stiche
lieſſen/ wurden ſie von den Feinden umringt;
Bagoas/ und die faſt toͤdtlich verwundete Fuͤr-
ſtin Syeda mit noch hundert Amazonen vom
Mediſchen Unter-Koͤnige Atropates gefan-
gen/ von dieſem aber kurtz hernach dem den
Darius uͤberwindenden groſſen Alexander ver-
ehret. Dieſer großmuͤthige Fuͤrſt nahm ſie
mit groſſer Hoͤfligkeit an/ und verſetzte ſie noch
ſelbigen Tag in die Freyheit; wiewohl ſie ſelbſt
Luſt hatten eine Zeit unter ſeinen Fahnen zu
kriegen. Weil nun die Macedoniſchen Fuͤr-
ſten ſie taͤglich bedienten/ und uͤber ihrer Tapf-
ferkeit ſich verwunderten/ ward die wieder ge-
neſene Fuͤrſtin Syeda mit einem Deutſchen
Fuͤrſten Anthyr bekandt/ deſſen Vater noch
uͤber die Heruler herrſchte/ die Mutter aber
aus dem Koͤniglichen Amazoniſchen Stamme
herruͤhrte/ und mit der Koͤnigin Thaleſtris
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war mit der Deutſchen Geſandſchafft zum Ale-
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[530/0586] Fuͤnfftes Buch zu locken. Rhadabates folgte im erſten/ als a- der Cyrus nach zweyen Tagereiſen aus ange- nommener Furcht ſein mit Wein und koͤſtli- chen Speiſen angefuͤlletes Lager verließ/ be- maͤchtigte ſich dieſer junge hitzige Fuͤrſt deſſelb- ten/ darinnen ſein gantzes Heer in Wein und Schlaff alle Tapfferkeit vergrub/ des Nachts von den Perſen uͤberfallen/ und biß auff den letz- ten Mann nieder gemetzget ward. Die Koͤni- gin Tamyris ſuchte den Troſt uͤber den Ver- luſt ihres einigen Sohnes nicht in weibiſchen Thraͤnen/ ſondern in Rache; wiech daher mit ihrem Heere biß uͤber den Fluß/ welcher nicht weit von dem Caſpiſchen Meere in Araxes faͤllt/ und von des Cyrus erfolgter Niederlage her- nach ſeinen Nahmen bekommen. Die uͤber- muͤthigen Perſen nahmen ihnen fuͤr nicht zu ru- hen/ biß ſie ihr Reich biß an den Jaxartes oder Tanais erſtreckt haͤtten/ ſetzten alſo unbedacht- ſam uͤber den Fluß Cyrus/ allwo die Koͤnigin Tamyris mit ihren Amazonen ſie aus allen Ecken des Gebuͤrges uͤberfiel/ und zweymahl hundert tauſend Perſen niederſebelte/ alſo/ daß nicht einer darvon kam/ der die Nachricht von dieſer Niederlage in Perſen zu bringen ver- mocht haͤtte. Cyrus ſelbſt ward gefangen/ und an ein Creutz genagelt/ hernach ihm der Kopff abgeſchlagen/ welches Tamyris in einen Keſſel voll Blutes warf/ mit den Worten: Saͤt- tige nun allhier du unerſaͤttlicher Wuͤterich dei- nen Blutdurſt. Koͤnig Amorges/ welcher mit ſeinen Sacken den Perſen zu ſpaͤt Huͤlffe leiſten wolte/ ward gleichfals aufs Haupt geſchlagen/ daß er mit Noth entran. Wie nun deroge- ſtalt die Amazonen mit ihrem Ruhm und Tha- ten die gantze Welt/ mit ihrem Gebluͤte die groͤ- ſten Reichs-Stuͤle erfuͤlleten/ daß ſie nicht leicht von Feinden mehr angetaſtet wurden/ ſondern auch andere Voͤlcker ſie zu ihrer Herrſchafft er- kieſeten; maſſen denn die Koͤnigin Semira- mis in Aſſyrien/ Cleoſis in Jndien des Amazo- niſchen Uhrſprungs ſind; Alſo haben unſere Koͤniginnen genau beobachtet/ daß ſie keinen/ der nicht ein Koͤnig/ oder aus Koͤniglichem Ge- bluͤte iſt/ ihrer Liebe genuͤſſen laſſen/ wormit kein unedles Blut auff den Amazoniſchen Stul komme. Nach der Zeit trug ſichs zu/ daß die Koͤnigin Thaleſtris auff bewegliches Flehen des Perſiſchen Koͤnigs Arſes/ deſſen Vater Arta- xerxes Ochus von ſeinem verſchnittenen Ba- goas ermordet/ ſein Fleiſch den Maͤuſen zu freſ- ſen gegeben/ die Beine zu Degen und Meſ- ſergriffen verbrauchet worden waren/ wider dieſen Fuͤrſten-Moͤrder und den auffgeworffe- nen Koͤnig Darius Codomann/ ſelbtem tauſend Amazonen zu Huͤlffe ſchickte. Dieſe fuͤhrte des Gothiſchen Koͤnigs Sitalces hertzhaffte Tochter Syeda/ welche aus Begierde der Tu- gend zu den Amazonen kommen war. Alldie- weil aber die furchtſamen oder meineidiſchen Perſen den Arſes und die Amazonen im Stiche lieſſen/ wurden ſie von den Feinden umringt; Bagoas/ und die faſt toͤdtlich verwundete Fuͤr- ſtin Syeda mit noch hundert Amazonen vom Mediſchen Unter-Koͤnige Atropates gefan- gen/ von dieſem aber kurtz hernach dem den Darius uͤberwindenden groſſen Alexander ver- ehret. Dieſer großmuͤthige Fuͤrſt nahm ſie mit groſſer Hoͤfligkeit an/ und verſetzte ſie noch ſelbigen Tag in die Freyheit; wiewohl ſie ſelbſt Luſt hatten eine Zeit unter ſeinen Fahnen zu kriegen. Weil nun die Macedoniſchen Fuͤr- ſten ſie taͤglich bedienten/ und uͤber ihrer Tapf- ferkeit ſich verwunderten/ ward die wieder ge- neſene Fuͤrſtin Syeda mit einem Deutſchen Fuͤrſten Anthyr bekandt/ deſſen Vater noch uͤber die Heruler herrſchte/ die Mutter aber aus dem Koͤniglichen Amazoniſchen Stamme herruͤhrte/ und mit der Koͤnigin Thaleſtris Geſchwiſter Kind war. Dieſer junge Fuͤrſt war mit der Deutſchen Geſandſchafft zum Ale- xander kommen/ welche zwiſchen ihm und dem Geti-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/586>, abgerufen am 25.11.2024.