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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Flotte in Peloponnesus/ durchstreiffte und ver-
wüstete der Eleer und Messenier Landschafft/
rückte hierauf in aller Eil für die Stadt Phönice
in Epirus/ und nahm selbte durch Hülffe der
darinnen liegenden 800. Gallier/ mit welchen
sie heimliches Verständnüß hatte/ mit stürmen-
der Hand ein. Zu der Uberwundenen Erin-
nerung/ daß/ wer Verräther zu seinen Gehülf-
fen würdigt/ von selbten billich betrogen werde.
Denn diese von ihnen höchst unvernünftig zur
Besatzung eingenommene Gallier waren we-
gen Untreu aus ihrem eigenen Vaterlande/ und
wegen Beraubung des Erycinischen Tem-
pels aus den Römischen Diensten verstossen
worden.

Ob nun wohl hierüber gantz Epirus die Waf-
fen ergrieff/ und an dem bey Phönice flüssenden
Strome ein Läger gegen der Königin aufschlug/
so musten sie doch ihre mächtige Heeres-Krafft
theilen/ und gegen der Enge bey Antigonia ein
Theil abfertigen/ weil der Jllyrische Feldhaupt-
mann Seerdilaidas mit 5000. frischen Jllyri-
ern daselbst einzubrechen im Anzuge war. Als
Teuta dessen/ und daß die sichern Feinde im
Schlaf und Schwelgerey vertiefft wären/ ver-
nahm/ machte sie des Nachts eine Brücke über
den Fluß/ gieng mit ihrem Volcke in höchster
Stille über/ überfiel mit dem Tage die Epirer/
und schlug sie durch eine grosse Niederlage aus
dem Felde. Diese rufften mit grossem Weh-
klagen und Fürstellung eigener Gefahr die Eto-
lier und Achäer zu Hülffe; als nun aber die Kö-
nigin Teuta mit dem Scerdilaidas im Wercke
war/ ihre Feinde anzugreiffen/ kriegte sie von
Hause Nachricht/ daß die Jnsel Jssa/ die Stadt
Epidamnus und ein Theil Jllyriens sich den
Dardanern unterworffen hätte. Dieses nö-
thigte die Königin mit den Griechen einen ehr-
lichen Frieden zu schlüssen/ welche denn mit un-
säglicher Beute an Silber/ Vieh und Sclaven
in Jllyris zurück kehrete/ nachdem für ihren
Waffen gantz Gricchenland erzittert war. Nach
[Spaltenumbruch] ihrer Heimkunfft brachte sie die meisten Aufrüh-
rer alsofort in die Flucht/ und alles/ ausser Epida-
mnus und Jssa/ zum Gehorsam. Sie schickte
auch nach Rom eine Bothschafft/ umb sich über
den ihren aufrührischen Unterthanen geleisteten
Beystand zu beschweren; welche aber schlechtes
Gehör/ und alleine diß zum Bescheide kriegte/
daß die Jllyrier durch Antastung etlicher Brun-
dusischer Schiffe zum Kriege Anlaß gegeben hät-
ten. Hierentgegen als Teute wider ihre Abtrün-
nigen zum Gehorsam zu bringen bemüht war/
kamen Coruncanius von Rom/ und Calempo-
rus von dem Eylande Jssa als Gesandten bey
ihr an/ welche beyde sie bey der Verhör mit ziem-
lich harten Worten antasteten. Daher sie den
Gesandten der Jnsel Jssa/ die sie für Aufrührer
und keiner Gesandschafft fähig zu seyn hielt/ aus
Eifer mit eigener Faust durchstach; den Römi-
schen zwar fortreisen/ auf dem Wege aber gleich-
falls hinrichten ließ. Alldieweil auch die Stadt
Dyrrachium mit dem Demetrius unter
der Decke lag/ segelte sie mit hundert Schif-
fen dahin ab/ welche unter dem Schein
frisch Wasser zu holen/ mit ihren in den Kan-
nen versteckten Degen sich zweyer Stadt-Tho-
re bemächtigten/ endlich aber/ als sie wider die
allzu grosse Macht sie nicht länger behaupten
konten/ zurücke zohen/ und umb das Ceruanische
Vorgebürge auf das Eyland Corcyra zusegel-
ten. Nach ihrem Aussteigen/ und fürgenom-
mener Belägerung der Stadt/ schickten die Eto-
ler/ Achäer/ die Städte Appollonia und Dyr-
rachium eine ansehliche Kriegs-Flotte nach Cor-
cyra; welcher aber die Königin Teuta mit ihrer
und der Acarnaner ihrer Bundsgenossen Schif-
fen begegnete/ unterschiedene feindliche und dar-
auf den berühmten Acheer Marcus von Cary-
na versenckte/ viel eroberte/ und nach dem alle
übrige die Flucht nahmen/ das Eyland und die
feste Stadt Corcyra zum Siegs-Preiße bekam.
Wie sie nun hierauf Jssa und Dyrrachium
aufs neue belägerte/ lendete der Römische Bur-

ger-
Erster Theil. Y y y

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Flotte in Peloponneſus/ durchſtreiffte und ver-
wuͤſtete der Eleer und Meſſenier Landſchafft/
ruͤckte hierauf in aller Eil fuͤr die Stadt Phoͤnice
in Epirus/ und nahm ſelbte durch Huͤlffe der
darinnen liegenden 800. Gallier/ mit welchen
ſie heimliches Verſtaͤndnuͤß hatte/ mit ſtuͤrmen-
der Hand ein. Zu der Uberwundenen Erin-
nerung/ daß/ wer Verraͤther zu ſeinen Gehuͤlf-
fen wuͤrdigt/ von ſelbten billich betrogen werde.
Denn dieſe von ihnen hoͤchſt unvernuͤnftig zur
Beſatzung eingenommene Gallier waren we-
gen Untreu aus ihrem eigenen Vaterlande/ und
wegen Beraubung des Eryciniſchen Tem-
pels aus den Roͤmiſchen Dienſten verſtoſſen
worden.

Ob nun wohl hieruͤber gantz Epirus die Waf-
fen ergrieff/ und an dem bey Phoͤnice fluͤſſenden
Strome ein Laͤger gegen der Koͤnigin aufſchlug/
ſo muſten ſie doch ihre maͤchtige Heeres-Krafft
theilen/ und gegen der Enge bey Antigonia ein
Theil abfertigen/ weil der Jllyriſche Feldhaupt-
mann Seerdilaidas mit 5000. friſchen Jllyri-
ern daſelbſt einzubrechen im Anzuge war. Als
Teuta deſſen/ und daß die ſichern Feinde im
Schlaf und Schwelgerey vertiefft waͤren/ ver-
nahm/ machte ſie des Nachts eine Bruͤcke uͤber
den Fluß/ gieng mit ihrem Volcke in hoͤchſter
Stille uͤber/ uͤberfiel mit dem Tage die Epirer/
und ſchlug ſie durch eine groſſe Niederlage aus
dem Felde. Dieſe rufften mit groſſem Weh-
klagen und Fuͤrſtellung eigener Gefahr die Eto-
lier und Achaͤer zu Huͤlffe; als nun aber die Koͤ-
nigin Teuta mit dem Scerdilaidas im Wercke
war/ ihre Feinde anzugreiffen/ kriegte ſie von
Hauſe Nachricht/ daß die Jnſel Jſſa/ die Stadt
Epidamnus und ein Theil Jllyriens ſich den
Dardanern unterworffen haͤtte. Dieſes noͤ-
thigte die Koͤnigin mit den Griechen einen ehr-
lichen Frieden zu ſchluͤſſen/ welche denn mit un-
ſaͤglicher Beute an Silber/ Vieh und Sclaven
in Jllyris zuruͤck kehrete/ nachdem fuͤr ihren
Waffen gantz Gricchenland erzittert war. Nach
[Spaltenumbruch] ihrer Heimkunfft brachte ſie die meiſten Aufruͤh-
rer alſofort in die Flucht/ und alles/ auſſer Epida-
mnus und Jſſa/ zum Gehorſam. Sie ſchickte
auch nach Rom eine Bothſchafft/ umb ſich uͤber
den ihren aufruͤhriſchen Unterthanen geleiſteten
Beyſtand zu beſchweren; welche aber ſchlechtes
Gehoͤr/ und alleine diß zum Beſcheide kriegte/
daß die Jllyrier durch Antaſtung etlicher Brun-
duſiſcher Schiffe zum Kriege Anlaß gegeben haͤt-
ten. Hierentgegen als Teute wider ihre Abtruͤn-
nigen zum Gehorſam zu bringen bemuͤht war/
kamen Coruncanius von Rom/ und Calempo-
rus von dem Eylande Jſſa als Geſandten bey
ihr an/ welche beyde ſie bey der Verhoͤr mit ziem-
lich harten Worten antaſteten. Daher ſie den
Geſandten der Jnſel Jſſa/ die ſie fuͤr Aufruͤhrer
und keiner Geſandſchafft faͤhig zu ſeyn hielt/ aus
Eifer mit eigener Fauſt durchſtach; den Roͤmi-
ſchen zwar fortreiſen/ auf dem Wege aber gleich-
falls hinrichten ließ. Alldieweil auch die Stadt
Dyrrachium mit dem Demetrius unter
der Decke lag/ ſegelte ſie mit hundert Schif-
fen dahin ab/ welche unter dem Schein
friſch Waſſer zu holen/ mit ihren in den Kan-
nen verſteckten Degen ſich zweyer Stadt-Tho-
re bemaͤchtigten/ endlich aber/ als ſie wider die
allzu groſſe Macht ſie nicht laͤnger behaupten
konten/ zuruͤcke zohen/ und umb das Ceruaniſche
Vorgebuͤrge auf das Eyland Corcyra zuſegel-
ten. Nach ihrem Ausſteigen/ und fuͤrgenom-
mener Belaͤgerung der Stadt/ ſchickten die Eto-
ler/ Achaͤer/ die Staͤdte Appollonia und Dyr-
rachium eine anſehliche Kriegs-Flotte nach Cor-
cyra; welcher aber die Koͤnigin Teuta mit ihrer
und der Acarnaner ihrer Bundsgenoſſen Schif-
fen begegnete/ unterſchiedene feindliche und dar-
auf den beruͤhmten Acheer Marcus von Cary-
na verſenckte/ viel eroberte/ und nach dem alle
uͤbrige die Flucht nahmen/ das Eyland und die
feſte Stadt Corcyra zum Siegs-Preiße bekam.
Wie ſie nun hierauf Jſſa und Dyrrachium
aufs neue belaͤgerte/ lendete der Roͤmiſche Bur-

ger-
Erſter Theil. Y y y
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[537/0593] Arminius und Thußnelda. Flotte in Peloponneſus/ durchſtreiffte und ver- wuͤſtete der Eleer und Meſſenier Landſchafft/ ruͤckte hierauf in aller Eil fuͤr die Stadt Phoͤnice in Epirus/ und nahm ſelbte durch Huͤlffe der darinnen liegenden 800. Gallier/ mit welchen ſie heimliches Verſtaͤndnuͤß hatte/ mit ſtuͤrmen- der Hand ein. Zu der Uberwundenen Erin- nerung/ daß/ wer Verraͤther zu ſeinen Gehuͤlf- fen wuͤrdigt/ von ſelbten billich betrogen werde. Denn dieſe von ihnen hoͤchſt unvernuͤnftig zur Beſatzung eingenommene Gallier waren we- gen Untreu aus ihrem eigenen Vaterlande/ und wegen Beraubung des Eryciniſchen Tem- pels aus den Roͤmiſchen Dienſten verſtoſſen worden. Ob nun wohl hieruͤber gantz Epirus die Waf- fen ergrieff/ und an dem bey Phoͤnice fluͤſſenden Strome ein Laͤger gegen der Koͤnigin aufſchlug/ ſo muſten ſie doch ihre maͤchtige Heeres-Krafft theilen/ und gegen der Enge bey Antigonia ein Theil abfertigen/ weil der Jllyriſche Feldhaupt- mann Seerdilaidas mit 5000. friſchen Jllyri- ern daſelbſt einzubrechen im Anzuge war. Als Teuta deſſen/ und daß die ſichern Feinde im Schlaf und Schwelgerey vertiefft waͤren/ ver- nahm/ machte ſie des Nachts eine Bruͤcke uͤber den Fluß/ gieng mit ihrem Volcke in hoͤchſter Stille uͤber/ uͤberfiel mit dem Tage die Epirer/ und ſchlug ſie durch eine groſſe Niederlage aus dem Felde. Dieſe rufften mit groſſem Weh- klagen und Fuͤrſtellung eigener Gefahr die Eto- lier und Achaͤer zu Huͤlffe; als nun aber die Koͤ- nigin Teuta mit dem Scerdilaidas im Wercke war/ ihre Feinde anzugreiffen/ kriegte ſie von Hauſe Nachricht/ daß die Jnſel Jſſa/ die Stadt Epidamnus und ein Theil Jllyriens ſich den Dardanern unterworffen haͤtte. Dieſes noͤ- thigte die Koͤnigin mit den Griechen einen ehr- lichen Frieden zu ſchluͤſſen/ welche denn mit un- ſaͤglicher Beute an Silber/ Vieh und Sclaven in Jllyris zuruͤck kehrete/ nachdem fuͤr ihren Waffen gantz Gricchenland erzittert war. Nach ihrer Heimkunfft brachte ſie die meiſten Aufruͤh- rer alſofort in die Flucht/ und alles/ auſſer Epida- mnus und Jſſa/ zum Gehorſam. Sie ſchickte auch nach Rom eine Bothſchafft/ umb ſich uͤber den ihren aufruͤhriſchen Unterthanen geleiſteten Beyſtand zu beſchweren; welche aber ſchlechtes Gehoͤr/ und alleine diß zum Beſcheide kriegte/ daß die Jllyrier durch Antaſtung etlicher Brun- duſiſcher Schiffe zum Kriege Anlaß gegeben haͤt- ten. Hierentgegen als Teute wider ihre Abtruͤn- nigen zum Gehorſam zu bringen bemuͤht war/ kamen Coruncanius von Rom/ und Calempo- rus von dem Eylande Jſſa als Geſandten bey ihr an/ welche beyde ſie bey der Verhoͤr mit ziem- lich harten Worten antaſteten. Daher ſie den Geſandten der Jnſel Jſſa/ die ſie fuͤr Aufruͤhrer und keiner Geſandſchafft faͤhig zu ſeyn hielt/ aus Eifer mit eigener Fauſt durchſtach; den Roͤmi- ſchen zwar fortreiſen/ auf dem Wege aber gleich- falls hinrichten ließ. Alldieweil auch die Stadt Dyrrachium mit dem Demetrius unter der Decke lag/ ſegelte ſie mit hundert Schif- fen dahin ab/ welche unter dem Schein friſch Waſſer zu holen/ mit ihren in den Kan- nen verſteckten Degen ſich zweyer Stadt-Tho- re bemaͤchtigten/ endlich aber/ als ſie wider die allzu groſſe Macht ſie nicht laͤnger behaupten konten/ zuruͤcke zohen/ und umb das Ceruaniſche Vorgebuͤrge auf das Eyland Corcyra zuſegel- ten. Nach ihrem Ausſteigen/ und fuͤrgenom- mener Belaͤgerung der Stadt/ ſchickten die Eto- ler/ Achaͤer/ die Staͤdte Appollonia und Dyr- rachium eine anſehliche Kriegs-Flotte nach Cor- cyra; welcher aber die Koͤnigin Teuta mit ihrer und der Acarnaner ihrer Bundsgenoſſen Schif- fen begegnete/ unterſchiedene feindliche und dar- auf den beruͤhmten Acheer Marcus von Cary- na verſenckte/ viel eroberte/ und nach dem alle uͤbrige die Flucht nahmen/ das Eyland und die feſte Stadt Corcyra zum Siegs-Preiße bekam. Wie ſie nun hierauf Jſſa und Dyrrachium aufs neue belaͤgerte/ lendete der Roͤmiſche Bur- ger- Erſter Theil. Y y y

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/593>, abgerufen am 25.11.2024.