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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch]

Um dieses herrliche Sonnen-Bild sind um
den rundten Tempel herum in einer wohl ab-
getheilten Entfernung sechs andere zu sehen.
Das erste Bild war silbern/ stand auf zwey weis-
sen Ochsen/ hatte auff dem einen Fuße 29. Ta-
ge/ 12. Stunden/ und 44. sechzigtheil; Auff
dem andern 27. Tage/ 7. Stunden/ 42. sech-
zig theil zum Merckmahle seines Lauffs. So
hoch ist der Vorwitz des Menschen gestiegen/
daß er den Himmel auff einen Finger/ die Er-
de auff ein Haar/ und die Zeit gleichsam auff ei-
nem Augenblick abzumessen vermist! Seine
gläserne Kugel über dem Haupte war kaum
das zwey und vierzigste Theil so groß als die
Erd-Kugel; denn so viel kleiner soll der Mon-
de seyn; Wiewohl ihm ihrer viel auch das neun
und dreißigste Theil der Erde zueignen. Die-
se hatte in sich so wol ein irrdisches als ein wässe-
richtes Wesen; welches letztere gegen dem Sud-
lichen Rande sich als ein grosser Brunn in
viel Bäche zertheilete/ und gleichsam unter-
schiedene helleuchtende Spiegel abbildete.
Sie ware auch voll Meere/ Flüße/ Jnseln/
Berge/ Wälder und Thäle/ und daher ent-
springender unzehlbarer Flecken/ welche theils
daraus/ daß die Strahlen von der Sonnen-
Kugel in solche Tieffe nicht fallen können/ theils
aus dem Monden-Meere entspringen; auch/
weil dieses sich nichts minder als das irrdische
Meer aus seiner eigenen Natur/ und von der
Krafft der Sonnen-Strahlen/ bald hin bald
her beweget; ja der Monde sich von Ost gegen
West/ und wieder zurücke weltzet/ nicht einmal
wie das andere aussehen/ sondern/ nachdem
die Monden-Kugel gegen den Sonnen-Strah-
len/ oder dem Auge des Menschen stehet/ sich
verändern. Gleichwohl war sein silberfarbe-
ner Schein/ nicht nur wenn er voll/ sondern
auch/ wenn er nur wie eine Sichel aussah/
der schönste und dem Augenmasse nach/ grös-
seste nach der Sonnen für allen andern Stern-
Kugeln. Zu den Füssen dieses Bildes stand
[Spaltenumbruch] das himmlische Zeichen des wäßrichten Kreb-
ses; Jn der rechten Hand hatte es eine weis-
se Wachs-Fackel/ in der lincken einen Wasser-
Krug oder Thau-Horn. Sintemal der Mon-
de nicht nur die Nacht erleuchtet; sondern auch
die gantze Erd-Kugel/ welche sonst von der Hitze
der Sonne bald zu Staube werden würde/ an-
feuchtet; und zwar alsdenn/ wenn die Sonne
das Monden-Meer im Neu- und Voll-Mon-
den am hefftigsten bewegt/ am meisten bethauet;
also/ daß aus der Monden-Kugel nichts min-
der als aus der Erde viel/ iedoch weit dünnere
Dünste auffsteigen/ das Meer sich bey Epp und
Flut höher auffschwellet/ Flüsse anlauffen/ die
Pflantzen mehr Safft kriegen/ Krebse und Mu-
scheln völler werden/ das Gehirne feuchter wird/
und insonderheit die Blutlosen Dinge den Geist
des Monden empfinden.

Das andere Bild des Mercurs war von
einem aus getödtetem Qvecksilber zusammen
gefügten Talcke bereitet; welches mit einem
Fusse auff einem steinernen Hahn/ mit dem
andern auff eine Ertztene Schlange trat. Sei-
ne über dem Haupte schwebende Kugel war
neunzehn mahl kleiner als die Erd-Kugel/ und
kriegte auch nur zuweilen/ wenn die Sonnen-
Kugel am aller dunckelsten leuchtete/ einen
Ascherfarbenen Gegenschein. Auff einer Sei-
ten standen die gestirnten Zwillinge/ auff der
andern die Jungfrau. Diß Bild hatte in
der lincken Hand einen Zirckel/ in dessen Mit-
te das Bild der Sonnen stand; weil dieser Jrr-
Stern seinen Lauff um die Sonne verrichtet/
und von selbter sich keinmahl über acht und
zwanzig Staffeln entfernet/ wird also er gleich-
sam in ihre und der Venus Stralen stets ein-
gehüllet; daher auch seine Kugel meist auff bey-
den Seiten lichte ist/ wenn die Venus nicht zu-
weilen zwischen ihn und die Sonne tritt. Jn
der rechten Hand trug diß Bild einen Herolds-
Stab/ mit zwey gegeneinander gekehrten
Schlangen/ weil dieses Gestirne/ sonderlich

wenn
Erster Theil. C c c c
Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch]

Um dieſes herrliche Sonnen-Bild ſind um
den rundten Tempel herum in einer wohl ab-
getheilten Entfernung ſechs andere zu ſehen.
Das erſte Bild war ſilbern/ ſtand auf zwey weiſ-
ſen Ochſen/ hatte auff dem einen Fuße 29. Ta-
ge/ 12. Stunden/ und 44. ſechzigtheil; Auff
dem andern 27. Tage/ 7. Stunden/ 42. ſech-
zig theil zum Merckmahle ſeines Lauffs. So
hoch iſt der Vorwitz des Menſchen geſtiegen/
daß er den Himmel auff einen Finger/ die Er-
de auff ein Haar/ und die Zeit gleichſam auff ei-
nem Augenblick abzumeſſen vermiſt! Seine
glaͤſerne Kugel uͤber dem Haupte war kaum
das zwey und vierzigſte Theil ſo groß als die
Erd-Kugel; denn ſo viel kleiner ſoll der Mon-
de ſeyn; Wiewohl ihm ihrer viel auch das neun
und dreißigſte Theil der Erde zueignen. Die-
ſe hatte in ſich ſo wol ein irrdiſches als ein waͤſſe-
richtes Weſen; welches letztere gegen dem Sud-
lichen Rande ſich als ein groſſer Brunn in
viel Baͤche zertheilete/ und gleichſam unter-
ſchiedene helleuchtende Spiegel abbildete.
Sie ware auch voll Meere/ Fluͤße/ Jnſeln/
Berge/ Waͤlder und Thaͤle/ und daher ent-
ſpringender unzehlbarer Flecken/ welche theils
daraus/ daß die Strahlen von der Sonnen-
Kugel in ſolche Tieffe nicht fallen koͤnnen/ theils
aus dem Monden-Meere entſpringen; auch/
weil dieſes ſich nichts minder als das irrdiſche
Meer aus ſeiner eigenen Natur/ und von der
Krafft der Sonnen-Strahlen/ bald hin bald
her beweget; ja der Monde ſich von Oſt gegen
Weſt/ und wieder zuruͤcke weltzet/ nicht einmal
wie das andere ausſehen/ ſondern/ nachdem
die Monden-Kugel gegen den Sonnen-Strah-
len/ oder dem Auge des Menſchen ſtehet/ ſich
veraͤndern. Gleichwohl war ſein ſilberfarbe-
ner Schein/ nicht nur wenn er voll/ ſondern
auch/ wenn er nur wie eine Sichel ausſah/
der ſchoͤnſte und dem Augenmaſſe nach/ groͤſ-
ſeſte nach der Sonnen fuͤr allen andern Stern-
Kugeln. Zu den Fuͤſſen dieſes Bildes ſtand
[Spaltenumbruch] das himmliſche Zeichen des waͤßrichten Kreb-
ſes; Jn der rechten Hand hatte es eine weiſ-
ſe Wachs-Fackel/ in der lincken einen Waſſer-
Krug oder Thau-Horn. Sintemal der Mon-
de nicht nur die Nacht erleuchtet; ſondern auch
die gantze Erd-Kugel/ welche ſonſt von der Hitze
der Sonne bald zu Staube werden wuͤrde/ an-
feuchtet; und zwar alsdenn/ wenn die Sonne
das Monden-Meer im Neu- und Voll-Mon-
den am hefftigſten bewegt/ am meiſten bethauet;
alſo/ daß aus der Monden-Kugel nichts min-
der als aus der Erde viel/ iedoch weit duͤnnere
Duͤnſte auffſteigen/ das Meer ſich bey Epp und
Flut hoͤher auffſchwellet/ Fluͤſſe anlauffen/ die
Pflantzen mehr Safft kriegen/ Krebſe und Mu-
ſcheln voͤller werden/ das Gehirne feuchter wird/
und inſonderheit die Blutloſen Dinge den Geiſt
des Monden empfinden.

Das andere Bild des Mercurs war von
einem aus getoͤdtetem Qveckſilber zuſammen
gefuͤgten Talcke bereitet; welches mit einem
Fuſſe auff einem ſteinernen Hahn/ mit dem
andern auff eine Ertztene Schlange trat. Sei-
ne uͤber dem Haupte ſchwebende Kugel war
neunzehn mahl kleiner als die Erd-Kugel/ und
kriegte auch nur zuweilen/ wenn die Sonnen-
Kugel am aller dunckelſten leuchtete/ einen
Aſcherfarbenen Gegenſchein. Auff einer Sei-
ten ſtanden die geſtirnten Zwillinge/ auff der
andern die Jungfrau. Diß Bild hatte in
der lincken Hand einen Zirckel/ in deſſen Mit-
te das Bild der Sonnen ſtand; weil dieſer Jrr-
Stern ſeinen Lauff um die Sonne verrichtet/
und von ſelbter ſich keinmahl uͤber acht und
zwanzig Staffeln entfernet/ wird alſo er gleich-
ſam in ihre und der Venus Stralen ſtets ein-
gehuͤllet; daher auch ſeine Kugel meiſt auff bey-
den Seiten lichte iſt/ wenn die Venus nicht zu-
weilen zwiſchen ihn und die Sonne tritt. Jn
der rechten Hand trug diß Bild einen Herolds-
Stab/ mit zwey gegeneinander gekehrten
Schlangen/ weil dieſes Geſtirne/ ſonderlich

wenn
Erſter Theil. C c c c
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[569/0625] Arminius und Thußnelda. Um dieſes herrliche Sonnen-Bild ſind um den rundten Tempel herum in einer wohl ab- getheilten Entfernung ſechs andere zu ſehen. Das erſte Bild war ſilbern/ ſtand auf zwey weiſ- ſen Ochſen/ hatte auff dem einen Fuße 29. Ta- ge/ 12. Stunden/ und 44. ſechzigtheil; Auff dem andern 27. Tage/ 7. Stunden/ 42. ſech- zig theil zum Merckmahle ſeines Lauffs. So hoch iſt der Vorwitz des Menſchen geſtiegen/ daß er den Himmel auff einen Finger/ die Er- de auff ein Haar/ und die Zeit gleichſam auff ei- nem Augenblick abzumeſſen vermiſt! Seine glaͤſerne Kugel uͤber dem Haupte war kaum das zwey und vierzigſte Theil ſo groß als die Erd-Kugel; denn ſo viel kleiner ſoll der Mon- de ſeyn; Wiewohl ihm ihrer viel auch das neun und dreißigſte Theil der Erde zueignen. Die- ſe hatte in ſich ſo wol ein irrdiſches als ein waͤſſe- richtes Weſen; welches letztere gegen dem Sud- lichen Rande ſich als ein groſſer Brunn in viel Baͤche zertheilete/ und gleichſam unter- ſchiedene helleuchtende Spiegel abbildete. Sie ware auch voll Meere/ Fluͤße/ Jnſeln/ Berge/ Waͤlder und Thaͤle/ und daher ent- ſpringender unzehlbarer Flecken/ welche theils daraus/ daß die Strahlen von der Sonnen- Kugel in ſolche Tieffe nicht fallen koͤnnen/ theils aus dem Monden-Meere entſpringen; auch/ weil dieſes ſich nichts minder als das irrdiſche Meer aus ſeiner eigenen Natur/ und von der Krafft der Sonnen-Strahlen/ bald hin bald her beweget; ja der Monde ſich von Oſt gegen Weſt/ und wieder zuruͤcke weltzet/ nicht einmal wie das andere ausſehen/ ſondern/ nachdem die Monden-Kugel gegen den Sonnen-Strah- len/ oder dem Auge des Menſchen ſtehet/ ſich veraͤndern. Gleichwohl war ſein ſilberfarbe- ner Schein/ nicht nur wenn er voll/ ſondern auch/ wenn er nur wie eine Sichel ausſah/ der ſchoͤnſte und dem Augenmaſſe nach/ groͤſ- ſeſte nach der Sonnen fuͤr allen andern Stern- Kugeln. Zu den Fuͤſſen dieſes Bildes ſtand das himmliſche Zeichen des waͤßrichten Kreb- ſes; Jn der rechten Hand hatte es eine weiſ- ſe Wachs-Fackel/ in der lincken einen Waſſer- Krug oder Thau-Horn. Sintemal der Mon- de nicht nur die Nacht erleuchtet; ſondern auch die gantze Erd-Kugel/ welche ſonſt von der Hitze der Sonne bald zu Staube werden wuͤrde/ an- feuchtet; und zwar alsdenn/ wenn die Sonne das Monden-Meer im Neu- und Voll-Mon- den am hefftigſten bewegt/ am meiſten bethauet; alſo/ daß aus der Monden-Kugel nichts min- der als aus der Erde viel/ iedoch weit duͤnnere Duͤnſte auffſteigen/ das Meer ſich bey Epp und Flut hoͤher auffſchwellet/ Fluͤſſe anlauffen/ die Pflantzen mehr Safft kriegen/ Krebſe und Mu- ſcheln voͤller werden/ das Gehirne feuchter wird/ und inſonderheit die Blutloſen Dinge den Geiſt des Monden empfinden. Das andere Bild des Mercurs war von einem aus getoͤdtetem Qveckſilber zuſammen gefuͤgten Talcke bereitet; welches mit einem Fuſſe auff einem ſteinernen Hahn/ mit dem andern auff eine Ertztene Schlange trat. Sei- ne uͤber dem Haupte ſchwebende Kugel war neunzehn mahl kleiner als die Erd-Kugel/ und kriegte auch nur zuweilen/ wenn die Sonnen- Kugel am aller dunckelſten leuchtete/ einen Aſcherfarbenen Gegenſchein. Auff einer Sei- ten ſtanden die geſtirnten Zwillinge/ auff der andern die Jungfrau. Diß Bild hatte in der lincken Hand einen Zirckel/ in deſſen Mit- te das Bild der Sonnen ſtand; weil dieſer Jrr- Stern ſeinen Lauff um die Sonne verrichtet/ und von ſelbter ſich keinmahl uͤber acht und zwanzig Staffeln entfernet/ wird alſo er gleich- ſam in ihre und der Venus Stralen ſtets ein- gehuͤllet; daher auch ſeine Kugel meiſt auff bey- den Seiten lichte iſt/ wenn die Venus nicht zu- weilen zwiſchen ihn und die Sonne tritt. Jn der rechten Hand trug diß Bild einen Herolds- Stab/ mit zwey gegeneinander gekehrten Schlangen/ weil dieſes Geſtirne/ ſonderlich wenn Erſter Theil. C c c c

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/625>, abgerufen am 26.06.2024.