Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfftes Buch
[Spaltenumbruch] vermehren sie die Wärmde/ im Niedergan-
ge die Feuchtigkeit; Jm Sommer mäßigen
sie die Hitze/ im Winter den Frost; ja weil die
Tieffen dieses Gestirns mit eitel Ambragriß an-
gefüllet sind/ bestehen seine Ausdampffungen
in eitel wohlrüchendem Balsam/ welche in der
Erden alle kräfftige Gewürtze/ Oele und Hartz-
te zeugen/ und alle der Jndier Stauden ein-
biesamen. Daher er nicht unbillich der gros-
se Glücks-Stern/ und das Horn des Uber-
flusses geheissen wird. Dieses Bild trug über
seinem Haupte einen absonderlichen Himmel
mit vier unterschiedenen Zirckeln. Jn der
Mitte stand eine hellgläntzende/ auch die Erde
wohl vierzehn mahl an der Grösse übertreffen-
de/ um den eussersten Rand etwas höckrichte
Kugel/ welche gegen der Sonnen mit ihrem
Liechte dem Abends-Sterne nichts nachgiebt.
Auff der abgewendeten Seite war sie gleich-
wohl auch ziemlich lichte/ weil dieser Jrrstern
nicht nur von der Sonnen/ sondern auch von
seinem eigenen Liechte erleuchtet wird. Umb
diese Kugel von Ost gegen West gingen un-
terschiedene etwas tunckele theils gerade theils
gebogene Gürtel; Weil dieses Gestirne von
solchen dem Taurus verglichenen Gebürgen in
gewisse Striche abgetheilet/ zwischen diesen das
darinnen mehr gläntzende/ und sich unauffhörlich
bewegende Silber-Meer bewahret/ auch nur
an etlichen Orten von etlichen See-Engen
durchschnitten wird. Diese Stern-Berge/
welche schmal/ bald breit/ bald weit/ bald nahe
beysammen/ bald schnurgleiche/ bald gekrümt
scheinen/ nach dem diese sich von Nord gegen
Sud sich umweltzende Kugel uns im Gesichte
stehet/ halten in sich allen Saamen der herrli-
chen Tugenden/ welche allen andern Elemen-
ten desselbten mitgetheilet/ und gleichsam von
eitel lieblichen West-Winden ausgehauchet
werden. Diese schöne Kugel krieget ferner
noch einen absonderlichen Glantz von ihren
[Spaltenumbruch] vier in denen vier Zirckeln um sie herum ste-
henden Stern-Geferthen/ welche sämtlich von
West gegen Ost/ und zwar die innersten und
nechsten immer geschwinder als die eussersten
herum lauffen/ und ihrem Haupt-Gestirne ihr
theils eigenes/ theils von der Sonne geborg-
tes Licht mittheilen; sonderlich der erste und drit-
te/ welche überaus helle schimmern/ und gleich-
sam gegen den andern zweyen Monden zwey
kleine Sonnen sind. Ja weil die Sonne die-
ses grosse und hohe Gestirne nicht völlig er-
leuchten kan/ zum theil ihre Stelle verderben/
und aus der Tieffe desselbten alle Kräfften em-
por ziehen: wiewohl der erste und nächste an
Grösse den rechten Monden/ der andere dem
Mercur/ der dritte der Venus/ der vierdte
der Erde gleich kommt; iedoch nachdem sie
ihrem und dieses grossen Gestirnes Lauffe
nach zu stehen kommen/ bald nahe beysammen/
bald weit von einander/ gegen Nord groß/ und
als wenn sie unten/ gegen Sud viel kleiner/
und als wenn sie über dem Jupiter stünden/
auch nach dem Stande der Sonnen bald wie
volle/ bald wie wachsend- oder abnehmende
Monden aussehen/ auch zuweilen vom Schat-
ten des Jupiters verdeckt; hingegen/ weil aus
dieser Gestirne hellen Dünsten sich auch auff
eine zeitlang neue Hartzt-Sternen zeigen/ zu-
weilen an ihrer Zahl vermehret werden.

Das sechste Bild/ war ein aus Bley gegos-
sener alter Greiß; seine Stirne voller Run-
tzeln/ die Wangen eingefallen/ alle Glieder
schwach und sonder Lebhafftigkeit; Die Augen
hatte er unter sich geschlagen/ und die Beine
schienen zur Bewegung gantz ungeschickt. Denn
der hiermit fürgebildete höchste und langsam-
ste Jrr-Stern hat an sich alle Schwachheiten
des langsamen Alters/ daher auch 29. Jahr/
162. Tage/ 7. und 36. sechzigtheil Stunden ver-
streichen/ ehe er einmal um seinen Zirckel herum
kommt. Diß Bild stand auff einem Drachen und

Bä-

Fuͤnfftes Buch
[Spaltenumbruch] vermehren ſie die Waͤrmde/ im Niedergan-
ge die Feuchtigkeit; Jm Sommer maͤßigen
ſie die Hitze/ im Winter den Froſt; ja weil die
Tieffen dieſes Geſtirns mit eitel Ambragriß an-
gefuͤllet ſind/ beſtehen ſeine Ausdampffungen
in eitel wohlruͤchendem Balſam/ welche in der
Erden alle kraͤfftige Gewuͤrtze/ Oele und Hartz-
te zeugen/ und alle der Jndier Stauden ein-
bieſamen. Daher er nicht unbillich der groſ-
ſe Gluͤcks-Stern/ und das Horn des Uber-
fluſſes geheiſſen wird. Dieſes Bild trug uͤber
ſeinem Haupte einen abſonderlichen Himmel
mit vier unterſchiedenen Zirckeln. Jn der
Mitte ſtand eine hellglaͤntzende/ auch die Erde
wohl vierzehn mahl an der Groͤſſe uͤbertreffen-
de/ um den euſſerſten Rand etwas hoͤckrichte
Kugel/ welche gegen der Sonnen mit ihrem
Liechte dem Abends-Sterne nichts nachgiebt.
Auff der abgewendeten Seite war ſie gleich-
wohl auch ziemlich lichte/ weil dieſer Jrrſtern
nicht nur von der Sonnen/ ſondern auch von
ſeinem eigenen Liechte erleuchtet wird. Umb
dieſe Kugel von Oſt gegen Weſt gingen un-
terſchiedene etwas tunckele theils gerade theils
gebogene Guͤrtel; Weil dieſes Geſtirne von
ſolchen dem Taurus verglichenen Gebuͤrgen in
gewiſſe Striche abgetheilet/ zwiſchen dieſen das
dariñen mehr glaͤntzende/ und ſich unauffhoͤrlich
bewegende Silber-Meer bewahret/ auch nur
an etlichen Orten von etlichen See-Engen
durchſchnitten wird. Dieſe Stern-Berge/
welche ſchmal/ bald breit/ bald weit/ bald nahe
beyſammen/ bald ſchnurgleiche/ bald gekruͤmt
ſcheinen/ nach dem dieſe ſich von Nord gegen
Sud ſich umweltzende Kugel uns im Geſichte
ſtehet/ halten in ſich allen Saamen der herrli-
chen Tugenden/ welche allen andern Elemen-
ten deſſelbten mitgetheilet/ und gleichſam von
eitel lieblichen Weſt-Winden ausgehauchet
werden. Dieſe ſchoͤne Kugel krieget ferner
noch einen abſonderlichen Glantz von ihren
[Spaltenumbruch] vier in denen vier Zirckeln um ſie herum ſte-
henden Stern-Geferthen/ welche ſaͤmtlich von
Weſt gegen Oſt/ und zwar die innerſten und
nechſten immer geſchwinder als die euſſerſten
herum lauffen/ und ihrem Haupt-Geſtirne ihr
theils eigenes/ theils von der Sonne geborg-
tes Licht mittheilen; ſonderlich der erſte und drit-
te/ welche uͤberaus helle ſchimmern/ und gleich-
ſam gegen den andern zweyen Monden zwey
kleine Sonnen ſind. Ja weil die Sonne die-
ſes groſſe und hohe Geſtirne nicht voͤllig er-
leuchten kan/ zum theil ihre Stelle verderben/
und aus der Tieffe deſſelbten alle Kraͤfften em-
por ziehen: wiewohl der erſte und naͤchſte an
Groͤſſe den rechten Monden/ der andere dem
Mercur/ der dritte der Venus/ der vierdte
der Erde gleich kommt; iedoch nachdem ſie
ihrem und dieſes groſſen Geſtirnes Lauffe
nach zu ſtehen kommen/ bald nahe beyſammen/
bald weit von einander/ gegen Nord groß/ und
als wenn ſie unten/ gegen Sud viel kleiner/
und als wenn ſie uͤber dem Jupiter ſtuͤnden/
auch nach dem Stande der Sonnen bald wie
volle/ bald wie wachſend- oder abnehmende
Monden ausſehen/ auch zuweilen vom Schat-
ten des Jupiters verdeckt; hingegen/ weil aus
dieſer Geſtirne hellen Duͤnſten ſich auch auff
eine zeitlang neue Hartzt-Sternen zeigen/ zu-
weilen an ihrer Zahl vermehret werden.

Das ſechſte Bild/ war ein aus Bley gegoſ-
ſener alter Greiß; ſeine Stirne voller Run-
tzeln/ die Wangen eingefallen/ alle Glieder
ſchwach und ſonder Lebhafftigkeit; Die Augen
hatte er unter ſich geſchlagen/ und die Beine
ſchienen zur Bewegung gantz ungeſchickt. Deñ
der hiermit fuͤrgebildete hoͤchſte und langſam-
ſte Jrr-Stern hat an ſich alle Schwachheiten
des langſamen Alters/ daher auch 29. Jahr/
162. Tage/ 7. und 36. ſechzigtheil Stunden ver-
ſtreichen/ ehe er einmal um ſeinen Zirckel herum
kom̃t. Diß Bild ſtand auff einem Drachen und

Baͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0628" n="572"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfftes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
vermehren &#x017F;ie die Wa&#x0364;rmde/ im Niedergan-<lb/>
ge die Feuchtigkeit; Jm Sommer ma&#x0364;ßigen<lb/>
&#x017F;ie die Hitze/ im Winter den Fro&#x017F;t; ja weil die<lb/>
Tieffen die&#x017F;es Ge&#x017F;tirns mit eitel Ambragriß an-<lb/>
gefu&#x0364;llet &#x017F;ind/ be&#x017F;tehen &#x017F;eine Ausdampffungen<lb/>
in eitel wohlru&#x0364;chendem Bal&#x017F;am/ welche in der<lb/>
Erden alle kra&#x0364;fftige Gewu&#x0364;rtze/ Oele und Hartz-<lb/>
te zeugen/ und alle der Jndier Stauden ein-<lb/>
bie&#x017F;amen. Daher er nicht unbillich der gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Glu&#x0364;cks-Stern/ und das Horn des Uber-<lb/>
flu&#x017F;&#x017F;es gehei&#x017F;&#x017F;en wird. Die&#x017F;es Bild trug u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;einem Haupte einen ab&#x017F;onderlichen Himmel<lb/>
mit vier unter&#x017F;chiedenen Zirckeln. Jn der<lb/>
Mitte &#x017F;tand eine hellgla&#x0364;ntzende/ auch die Erde<lb/>
wohl vierzehn mahl an der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e u&#x0364;bertreffen-<lb/>
de/ um den eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Rand etwas ho&#x0364;ckrichte<lb/>
Kugel/ welche gegen der Sonnen mit ihrem<lb/>
Liechte dem Abends-Sterne nichts nachgiebt.<lb/>
Auff der abgewendeten Seite war &#x017F;ie gleich-<lb/>
wohl auch ziemlich lichte/ weil die&#x017F;er Jrr&#x017F;tern<lb/>
nicht nur von der Sonnen/ &#x017F;ondern auch von<lb/>
&#x017F;einem eigenen Liechte erleuchtet wird. Umb<lb/>
die&#x017F;e Kugel von O&#x017F;t gegen We&#x017F;t gingen un-<lb/>
ter&#x017F;chiedene etwas tunckele theils gerade theils<lb/>
gebogene Gu&#x0364;rtel; Weil die&#x017F;es Ge&#x017F;tirne von<lb/>
&#x017F;olchen dem Taurus verglichenen Gebu&#x0364;rgen in<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Striche abgetheilet/ zwi&#x017F;chen die&#x017F;en das<lb/>
darin&#x0303;en mehr gla&#x0364;ntzende/ und &#x017F;ich unauffho&#x0364;rlich<lb/>
bewegende Silber-Meer bewahret/ auch nur<lb/>
an etlichen Orten von etlichen See-Engen<lb/>
durch&#x017F;chnitten wird. Die&#x017F;e Stern-Berge/<lb/>
welche &#x017F;chmal/ bald breit/ bald weit/ bald nahe<lb/>
bey&#x017F;ammen/ bald &#x017F;chnurgleiche/ bald gekru&#x0364;mt<lb/>
&#x017F;cheinen/ nach dem die&#x017F;e &#x017F;ich von Nord gegen<lb/>
Sud &#x017F;ich umweltzende Kugel uns im Ge&#x017F;ichte<lb/>
&#x017F;tehet/ halten in &#x017F;ich allen Saamen der herrli-<lb/>
chen Tugenden/ welche allen andern Elemen-<lb/>
ten de&#x017F;&#x017F;elbten mitgetheilet/ und gleich&#x017F;am von<lb/>
eitel lieblichen We&#x017F;t-Winden ausgehauchet<lb/>
werden. Die&#x017F;e &#x017F;cho&#x0364;ne Kugel krieget ferner<lb/>
noch einen ab&#x017F;onderlichen Glantz von ihren<lb/><cb/>
vier in denen vier Zirckeln um &#x017F;ie herum &#x017F;te-<lb/>
henden Stern-Geferthen/ welche &#x017F;a&#x0364;mtlich von<lb/>
We&#x017F;t gegen O&#x017F;t/ und zwar die inner&#x017F;ten und<lb/>
nech&#x017F;ten immer ge&#x017F;chwinder als die eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten<lb/>
herum lauffen/ und ihrem Haupt-Ge&#x017F;tirne ihr<lb/>
theils eigenes/ theils von der Sonne geborg-<lb/>
tes Licht mittheilen; &#x017F;onderlich der er&#x017F;te und drit-<lb/>
te/ welche u&#x0364;beraus helle &#x017F;chimmern/ und gleich-<lb/>
&#x017F;am gegen den andern zweyen Monden zwey<lb/>
kleine Sonnen &#x017F;ind. Ja weil die Sonne die-<lb/>
&#x017F;es gro&#x017F;&#x017F;e und hohe Ge&#x017F;tirne nicht vo&#x0364;llig er-<lb/>
leuchten kan/ zum theil ihre Stelle verderben/<lb/>
und aus der Tieffe de&#x017F;&#x017F;elbten alle Kra&#x0364;fften em-<lb/>
por ziehen: wiewohl der er&#x017F;te und na&#x0364;ch&#x017F;te an<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e den rechten Monden/ der andere dem<lb/>
Mercur/ der dritte der Venus/ der vierdte<lb/>
der Erde gleich kommt; iedoch nachdem &#x017F;ie<lb/>
ihrem und die&#x017F;es gro&#x017F;&#x017F;en Ge&#x017F;tirnes Lauffe<lb/>
nach zu &#x017F;tehen kommen/ bald nahe bey&#x017F;ammen/<lb/>
bald weit von einander/ gegen Nord groß/ und<lb/>
als wenn &#x017F;ie unten/ gegen Sud viel kleiner/<lb/>
und als wenn &#x017F;ie u&#x0364;ber dem Jupiter &#x017F;tu&#x0364;nden/<lb/>
auch nach dem Stande der Sonnen bald wie<lb/>
volle/ bald wie wach&#x017F;end- oder abnehmende<lb/>
Monden aus&#x017F;ehen/ auch zuweilen vom Schat-<lb/>
ten des Jupiters verdeckt; hingegen/ weil aus<lb/>
die&#x017F;er Ge&#x017F;tirne hellen Du&#x0364;n&#x017F;ten &#x017F;ich auch auff<lb/>
eine zeitlang neue Hartzt-Sternen zeigen/ zu-<lb/>
weilen an ihrer Zahl vermehret werden.</p><lb/>
          <p>Das &#x017F;ech&#x017F;te Bild/ war ein aus Bley gego&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ener alter Greiß; &#x017F;eine Stirne voller Run-<lb/>
tzeln/ die Wangen eingefallen/ alle Glieder<lb/>
&#x017F;chwach und &#x017F;onder Lebhafftigkeit; Die Augen<lb/>
hatte er unter &#x017F;ich ge&#x017F;chlagen/ und die Beine<lb/>
&#x017F;chienen zur Bewegung gantz unge&#x017F;chickt. Den&#x0303;<lb/>
der hiermit fu&#x0364;rgebildete ho&#x0364;ch&#x017F;te und lang&#x017F;am-<lb/>
&#x017F;te Jrr-Stern hat an &#x017F;ich alle Schwachheiten<lb/>
des lang&#x017F;amen Alters/ daher auch 29. Jahr/<lb/>
162. Tage/ 7. und 36. &#x017F;echzigtheil Stunden ver-<lb/>
&#x017F;treichen/ ehe er einmal um &#x017F;einen Zirckel herum<lb/>
kom&#x0303;t. Diß Bild &#x017F;tand auff einem Drachen und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ba&#x0364;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[572/0628] Fuͤnfftes Buch vermehren ſie die Waͤrmde/ im Niedergan- ge die Feuchtigkeit; Jm Sommer maͤßigen ſie die Hitze/ im Winter den Froſt; ja weil die Tieffen dieſes Geſtirns mit eitel Ambragriß an- gefuͤllet ſind/ beſtehen ſeine Ausdampffungen in eitel wohlruͤchendem Balſam/ welche in der Erden alle kraͤfftige Gewuͤrtze/ Oele und Hartz- te zeugen/ und alle der Jndier Stauden ein- bieſamen. Daher er nicht unbillich der groſ- ſe Gluͤcks-Stern/ und das Horn des Uber- fluſſes geheiſſen wird. Dieſes Bild trug uͤber ſeinem Haupte einen abſonderlichen Himmel mit vier unterſchiedenen Zirckeln. Jn der Mitte ſtand eine hellglaͤntzende/ auch die Erde wohl vierzehn mahl an der Groͤſſe uͤbertreffen- de/ um den euſſerſten Rand etwas hoͤckrichte Kugel/ welche gegen der Sonnen mit ihrem Liechte dem Abends-Sterne nichts nachgiebt. Auff der abgewendeten Seite war ſie gleich- wohl auch ziemlich lichte/ weil dieſer Jrrſtern nicht nur von der Sonnen/ ſondern auch von ſeinem eigenen Liechte erleuchtet wird. Umb dieſe Kugel von Oſt gegen Weſt gingen un- terſchiedene etwas tunckele theils gerade theils gebogene Guͤrtel; Weil dieſes Geſtirne von ſolchen dem Taurus verglichenen Gebuͤrgen in gewiſſe Striche abgetheilet/ zwiſchen dieſen das dariñen mehr glaͤntzende/ und ſich unauffhoͤrlich bewegende Silber-Meer bewahret/ auch nur an etlichen Orten von etlichen See-Engen durchſchnitten wird. Dieſe Stern-Berge/ welche ſchmal/ bald breit/ bald weit/ bald nahe beyſammen/ bald ſchnurgleiche/ bald gekruͤmt ſcheinen/ nach dem dieſe ſich von Nord gegen Sud ſich umweltzende Kugel uns im Geſichte ſtehet/ halten in ſich allen Saamen der herrli- chen Tugenden/ welche allen andern Elemen- ten deſſelbten mitgetheilet/ und gleichſam von eitel lieblichen Weſt-Winden ausgehauchet werden. Dieſe ſchoͤne Kugel krieget ferner noch einen abſonderlichen Glantz von ihren vier in denen vier Zirckeln um ſie herum ſte- henden Stern-Geferthen/ welche ſaͤmtlich von Weſt gegen Oſt/ und zwar die innerſten und nechſten immer geſchwinder als die euſſerſten herum lauffen/ und ihrem Haupt-Geſtirne ihr theils eigenes/ theils von der Sonne geborg- tes Licht mittheilen; ſonderlich der erſte und drit- te/ welche uͤberaus helle ſchimmern/ und gleich- ſam gegen den andern zweyen Monden zwey kleine Sonnen ſind. Ja weil die Sonne die- ſes groſſe und hohe Geſtirne nicht voͤllig er- leuchten kan/ zum theil ihre Stelle verderben/ und aus der Tieffe deſſelbten alle Kraͤfften em- por ziehen: wiewohl der erſte und naͤchſte an Groͤſſe den rechten Monden/ der andere dem Mercur/ der dritte der Venus/ der vierdte der Erde gleich kommt; iedoch nachdem ſie ihrem und dieſes groſſen Geſtirnes Lauffe nach zu ſtehen kommen/ bald nahe beyſammen/ bald weit von einander/ gegen Nord groß/ und als wenn ſie unten/ gegen Sud viel kleiner/ und als wenn ſie uͤber dem Jupiter ſtuͤnden/ auch nach dem Stande der Sonnen bald wie volle/ bald wie wachſend- oder abnehmende Monden ausſehen/ auch zuweilen vom Schat- ten des Jupiters verdeckt; hingegen/ weil aus dieſer Geſtirne hellen Duͤnſten ſich auch auff eine zeitlang neue Hartzt-Sternen zeigen/ zu- weilen an ihrer Zahl vermehret werden. Das ſechſte Bild/ war ein aus Bley gegoſ- ſener alter Greiß; ſeine Stirne voller Run- tzeln/ die Wangen eingefallen/ alle Glieder ſchwach und ſonder Lebhafftigkeit; Die Augen hatte er unter ſich geſchlagen/ und die Beine ſchienen zur Bewegung gantz ungeſchickt. Deñ der hiermit fuͤrgebildete hoͤchſte und langſam- ſte Jrr-Stern hat an ſich alle Schwachheiten des langſamen Alters/ daher auch 29. Jahr/ 162. Tage/ 7. und 36. ſechzigtheil Stunden ver- ſtreichen/ ehe er einmal um ſeinen Zirckel herum kom̃t. Diß Bild ſtand auff einem Drachen und Baͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/628
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/628>, abgerufen am 22.11.2024.