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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] und zu Babylon den Frühling hingebracht.
Die Jndianischen Könige aber trincken bestän-
dig das Ganges-Wasser/ dessen ieder Becher ei-
ne Untze leichter seyn solte als alle andere Wasser
der Welt. Allein ich habe doch hernach bey den
Serern/ (welche meines Erachtens die dinn-
schälichsten Zungen Wasser zu kosten haben/ und
nicht leicht aus einem Brunnen trincken/ ehe sie
das Wasser auff einer künstlichen Wage abge-
wogen/) in der Landschafft Xensi zwey Flüsse
Jo und Kiemo angetroffen/ welche wegen Leich-
tigkeit keine Spreu oder Holtz/ weniger einiges
Schiff tragen. Welche Umstände mich bere-
den/ daß in selbten das leichste Wasser der Welt
sey. Jch möchte wissen/ sagte der Feldherr: Ob
diß schwerer oder leichter sey/ welches unsere
Friesen in dem Mittags-Theile der Atlanti-
schen Jnsel über dem Andischen Gebürge an-
getroffen/ und auff der Wage viel leichter/ im
Geschmacke viel köstlicher/ und zweiffelsfrey
viel gesünder/ als das Nil/ das Choraspes/ und
Ganges-Wasser befunden haben.

Jch will/ sagte Zeno/ weder mit den Friesen/
noch mit sonst iemanden wegen ihres Ge-
schmacks einen Rechts-Streit anfangen/ wor-
mit wir nicht jenen Philoxenus/ der ihm zu die-
ser Prüfung eines Geyers Kehle/ und eines
Kranchens Hals wünschte/ oder die wegen ihrer
scharffen/ und zum Theil drey gespitzten Zun-
ge alle andere Thiere am Geschmack übertref-
fende Schlangen zu unserm Schieds-Richter
zu erkiesen gezwungen werden. Dem Jupi-
ter aber kan schwerlich sein Nectar besser schme-
cken/ als mir das Wasser des Caucasus/ dessen
Süßigkeit mich wieder zu dem Fürsten Oropa-
stes/ und der Syrmanis zu kehren reitzet; unge-
achtet wir hier hundert mahl köstlicher/ als auff
dem Caucasus/ oder auch Apicius bey seinen Ka-
mel-Füssen/ Hüner-Kämmen/ Pfauen- und
Nachtigal-Zungen gessen haben/ und dieser ed-
le Wein mit allen in der Welt um den Vorzug
kämpffen kan; Hingegen uns dort die von dem
[Spaltenumbruch] Priester genossene Kost bald ziemlich versaltzen
ward. Der Feldherr danckte für die Willfä-
rigkeit des Fürsten Zeno/ entschuldigte/ daß ihr
Wasser-Gespräche Ursache gewest wäre/ daß sie
weder satt gessen/ noch auch getruncken hätten.
Weil aber die allermäßigsten Griechen bey ih-
ren Mahlzeiten ein Glaß voll Wein den Gra-
tien/ das andere der Venus/ das dritte dem Dio-
nysius/ und zum Beschlusse noch wohl das vierd-
te dem Mercur zu ehren; Die Asiater aber das
erste zur Gesundheit/ das zweyte zur Wollust/
und endlich eins zum Schlaffe/ oder den sie ver-
sor genden Göttern zuzutrincken pflegten; möch-
ten sie doch ihnen ein wenig wohl seyn lassen/ und
durch allzu strenge Mäßigkeit seiner Sparsam-
keit keinen Vorruck thun. Alle anwesende/ aus-
ser der seiner Wunden halber für sich selbst ent-
schuldigte Zeno/ trancken ein Glaß auff gutes
Glücke des Feldherrn aus; welcher hiermit die
Taffel auffheben hieß. Erato aber verwun-
derte sich über dem entdeckten Tischblate/ welches
von wellichtem Flaser-Holtze war/ und mit sei-
nen Augen zugleich einen Pfauen-Schwantz
fürbildete. Daher rieff sie: wie die seltzame Pan-
ther-Taffel in Deutschland kommen wäre? Der
Feldherr antwortete ihr lächlende: Aus dem
nächsten von Orlen-Bäumen gar reichen Wal-
de/ aus derer Stämmen oder Wurtzeln dero-
gleichen Flasern Brete häuffig geschnitten wür-
den. Rhemetalces fing an: Jch selbst hätte diß
für außerlesenes Zeder- oder Zitronen-Holtz an-
gesehen; ja ich muß auffrichtig gestehen/ daß die-
ses Blat die zwey zu Rom für unschätzbar gehal-
tene Taffeln beschämet/ derer iede König Juba
für 15000. Sestertier verkaufft. Noch weniger
reichen ihm die zwey kostbaren Taffeln des Käy-
sers/ die er aus des Cicero Erbschafft/ und vom
Asinius Gallus bekommen/ das Wasser. Es ist
wahr/ sagte Zeno: auch die Heilffenbeinern Taf-
feln der Jndianer wären hier der Zierde halber
in keine Gleichheit zu ziehen. Thußnelda warff
ein: Aber jene sind nicht/ wie unsere/ der Fäulniß

unter-
Erster Theil. E e e e

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] und zu Babylon den Fruͤhling hingebracht.
Die Jndianiſchen Koͤnige aber trincken beſtaͤn-
dig das Ganges-Waſſer/ deſſen ieder Becher ei-
ne Untze leichter ſeyn ſolte als alle andere Waſſer
der Welt. Allein ich habe doch hernach bey den
Serern/ (welche meines Erachtens die dinn-
ſchaͤlichſten Zungen Waſſer zu koſten haben/ und
nicht leicht aus einem Brunnen trincken/ ehe ſie
das Waſſer auff einer kuͤnſtlichen Wage abge-
wogen/) in der Landſchafft Xenſi zwey Fluͤſſe
Jo und Kiemo angetroffen/ welche wegen Leich-
tigkeit keine Spreu oder Holtz/ weniger einiges
Schiff tragen. Welche Umſtaͤnde mich bere-
den/ daß in ſelbten das leichſte Waſſer der Welt
ſey. Jch moͤchte wiſſen/ ſagte der Feldherr: Ob
diß ſchwerer oder leichter ſey/ welches unſere
Frieſen in dem Mittags-Theile der Atlanti-
ſchen Jnſel uͤber dem Andiſchen Gebuͤrge an-
getroffen/ und auff der Wage viel leichter/ im
Geſchmacke viel koͤſtlicher/ und zweiffelsfrey
viel geſuͤnder/ als das Nil/ das Choraſpes/ und
Ganges-Waſſer befunden haben.

Jch will/ ſagte Zeno/ weder mit den Frieſen/
noch mit ſonſt iemanden wegen ihres Ge-
ſchmacks einen Rechts-Streit anfangen/ wor-
mit wir nicht jenen Philoxenus/ der ihm zu die-
ſer Pruͤfung eines Geyers Kehle/ und eines
Kranchens Hals wuͤnſchte/ oder die wegen ihrer
ſcharffen/ und zum Theil drey geſpitzten Zun-
ge alle andere Thiere am Geſchmack uͤbertref-
fende Schlangen zu unſerm Schieds-Richter
zu erkieſen gezwungen werden. Dem Jupi-
ter aber kan ſchwerlich ſein Nectar beſſer ſchme-
cken/ als mir das Waſſer des Caucaſus/ deſſen
Suͤßigkeit mich wieder zu dem Fuͤrſten Oropa-
ſtes/ und der Syrmanis zu kehren reitzet; unge-
achtet wir hier hundert mahl koͤſtlicher/ als auff
dem Caucaſus/ oder auch Apicius bey ſeinen Ka-
mel-Fuͤſſen/ Huͤner-Kaͤmmen/ Pfauen- und
Nachtigal-Zungen geſſen haben/ und dieſer ed-
le Wein mit allen in der Welt um den Vorzug
kaͤmpffen kan; Hingegen uns dort die von dem
[Spaltenumbruch] Prieſter genoſſene Koſt bald ziemlich verſaltzen
ward. Der Feldherr danckte fuͤr die Willfaͤ-
rigkeit des Fuͤrſten Zeno/ entſchuldigte/ daß ihr
Waſſer-Geſpraͤche Urſache geweſt waͤre/ daß ſie
weder ſatt geſſen/ noch auch getruncken haͤtten.
Weil aber die allermaͤßigſten Griechen bey ih-
ren Mahlzeiten ein Glaß voll Wein den Gra-
tien/ das andere der Venus/ das dritte dem Dio-
nyſius/ und zum Beſchluſſe noch wohl das vierd-
te dem Mercur zu ehren; Die Aſiater aber das
erſte zur Geſundheit/ das zweyte zur Wolluſt/
und endlich eins zum Schlaffe/ oder den ſie ver-
ſor genden Goͤttern zuzutrincken pflegten; moͤch-
ten ſie doch ihnen ein wenig wohl ſeyn laſſen/ und
durch allzu ſtrenge Maͤßigkeit ſeiner Sparſam-
keit keinen Vorruck thun. Alle anweſende/ auſ-
ſer der ſeiner Wunden halber fuͤr ſich ſelbſt ent-
ſchuldigte Zeno/ trancken ein Glaß auff gutes
Gluͤcke des Feldherrn aus; welcher hiermit die
Taffel auffheben hieß. Erato aber verwun-
derte ſich uͤbeꝛ dem entdeckten Tiſchblate/ welches
von wellichtem Flaſer-Holtze war/ und mit ſei-
nen Augen zugleich einen Pfauen-Schwantz
fuͤrbildete. Daher rieff ſie: wie die ſeltzame Pan-
ther-Taffel in Deutſchland kommen waͤre? Der
Feldherr antwortete ihr laͤchlende: Aus dem
naͤchſten von Orlen-Baͤumen gar reichen Wal-
de/ aus derer Staͤmmen oder Wurtzeln dero-
gleichen Flaſern Brete haͤuffig geſchnitten wuͤr-
den. Rhemetalces fing an: Jch ſelbſt haͤtte diß
fuͤr außerleſenes Zeder- oder Zitronen-Holtz an-
geſehen; ja ich muß auffrichtig geſtehen/ daß die-
ſes Blat die zwey zu Rom fuͤr unſchaͤtzbar gehal-
tene Taffeln beſchaͤmet/ derer iede Koͤnig Juba
fuͤr 15000. Seſtertier verkaufft. Noch weniger
reichen ihm die zwey koſtbaren Taffeln des Kaͤy-
ſers/ die er aus des Cicero Erbſchafft/ und vom
Aſinius Gallus bekommen/ das Waſſer. Es iſt
wahr/ ſagte Zeno: auch die Heilffenbeinern Taf-
feln der Jndianer waͤren hier der Zierde halber
in keine Gleichheit zu ziehen. Thußnelda warff
ein: Aber jene ſind nicht/ wie unſere/ der Faͤulniß

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Erſter Theil. E e e e
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/641>, abgerufen am 26.06.2024.