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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Fünfftes Buch
[Spaltenumbruch] te; hernach aber dem Schiffer nur einen Stie-
ber zu geben einrieth. Hanno und Apsephas
haben beyde allerley Vögel abgerichtet/ daß sie
geruffen: Hanno ist ein Gott/ Apsephas ist ein
Gott. Jn Griechenland habe ich redende Krä-
hen gesehen/ zu Rom Droßeln/ und in unserm
Deutschlande sind die sprechenden Stahre nicht
ungemein. Ja auch das Weinen und Lachen/ die
dem Menschen alleine als was sonderbares zu-
geschriebene Eigenschafften/ sind etlichen Thie-
ren gemein. Nicht nur die Papagoyen/ son-
dern auch gewisse gelbe Vögel in Jndien lachen
so artlich/ daß es kaum vom Menschlichen zu
entscheiden ist. Die Africanischen Esel vergies-
sen so wohl Thränen für Müdigkeit/ als die
Crocodile aus Heucheley. Die Pferde haben
nicht nur für Wehmuth ihren todten Achilles/
sondern auch den ermordeten Käyser Julius be-
weinet. Auch die Augen der Elephanten trief-
fen von diesen Mitleidungs-Zehren/ welchem
Thiere für allen andern Vernunfft und Ver-
stand zugeeignet werden müste/ wenn man sie
schon allen andern absprechen könte. Es ist
wahr/ sagte Zeno; Jch selbst habe von Elephan-
ten Dinge gesehen/ welche ich schwerlich glaubte/
wenn mich dessen nicht meine Augen über-
redet hätten. Daß sie ihre Muttersprache ver-
stehen/ und sich darinnen zu allem anweisen las-
sen/ ist das geringste. Jch habe in Jndien sie
etliche Worte/ dardurch sie ihren Willen eröff-
net/ reden gehöret; ja auch in den Staub mit der
Schnautze schreiben sehen. Daher ich nun
ausser Zweiffel setze/ daß einer zu Rom Grie-
chisch geschrieben: Jch habe den Celtischen
Raub zur Einweihung getragen.
Sie
lassen sich zum Kriege und allen andern Künsten
abrichten/ und einen Knaben mit einen kleinen
Eisen nach Belieben leiten. Sie halten um die
Jndischen Könige die Leibwache; fallen zu be-
qvemern Auff- und Absteigen auff die Knie/ bü-
cken sich für ihren Herren mit grosser Ehrerbie-
[Spaltenumbruch] tung; und wie hertzhafft sie kämpffen/ habe ich so
wol/ als der wider den Porus streitende Alexan-
der erfahren. Ja auch die Wilden machen unter
sich Schlachtordnungen gegen Thiere und Jä-
ger/ nehmen die Schwachen in die Mitte/ ver-
lassen keinmahl die Matten/ und ziehen die Pfei-
le aus den Wunden vorsichtiger/ als die erfah-
rensten Aertzte. Sie lernen die Fechter- und
Schwimmens-Kunst/ spielen mit dem Balle/
schießen nach dem Ziele/ tantzen nicht nur nach
den Kreißen und fürgemahlten Wendungen/
sondern auch auff dem Seile/ und thun in den
Schauspielen den Gaucklern alle Künste nach/
oder zuvor. Sie vergessen in zehn und mehr Jah-
ren nicht angethane Beleidigungen/ und sparen
ihre Rache biß zu beqvemer Gelegenheit/ betrü-
ben sich hingegen zuweilen über ihrer Leiter Ab-
sterben so sehr/ daß sie sich selbst durch Enthaltung
vom Essen tödten. Sie wissen derer auff sie be-
stellten Knechte Betrügereyen artlich zu entde-
cken; und wie keusch sie sonst nicht allein unter
sich selbst sind/ sondern auch denen Ehebrechern
alles Leid anthun/ verlieben sie sich doch in die
Menschen auffs hefftigste. Sie sind so Ruhm-
begierig/ daß ich einen sich auff des Königs An-
leitung in den Strudel des Ganges/ also in den
augenscheinlichen Tod stürtzen sehen. Welcher
derogestalt so merckwürdig zu achten/ als jener
Elephant Ajax des Königs Antiochus/ der aus
Scham mit Fleiß erhungerte/ weil er es ihm den
andern Elephanten in Uberschwimmen eines
Flusses zuvor thun ließ/ und ihn hernach mit sil-
bernem Zeuge ausputzen sahe. Sie beerdigen ih-
re Todten/ und wormit gleichsam den Menschen
weder Weißheit noch Andacht zum Vorrecht
bleibe/ so gläuben die Jndianer feste/ daß die Ele-
phanten auch von dem/ was im Himmel geschehe/
Wissenschafft hätten; Jch aber habe mit Augen
gesehen/ daß sie die auffgehende Sonne und den
neuen Monden anbeten. Wer wolte nun nicht
nachgeben/ daß etliche Thiere nicht einen der
menschlichen Vernunfft zwar nicht gleichkom-

menden-

Fuͤnfftes Buch
[Spaltenumbruch] te; hernach aber dem Schiffer nur einen Stie-
ber zu geben einrieth. Hanno und Apſephas
haben beyde allerley Voͤgel abgerichtet/ daß ſie
geruffen: Hanno iſt ein Gott/ Apſephas iſt ein
Gott. Jn Griechenland habe ich redende Kraͤ-
hen geſehen/ zu Rom Droßeln/ und in unſerm
Deutſchlande ſind die ſprechenden Stahre nicht
ungemein. Ja auch das Weinen und Lachen/ die
dem Menſchen alleine als was ſonderbares zu-
geſchriebene Eigenſchafften/ ſind etlichen Thie-
ren gemein. Nicht nur die Papagoyen/ ſon-
dern auch gewiſſe gelbe Voͤgel in Jndien lachen
ſo artlich/ daß es kaum vom Menſchlichen zu
entſcheiden iſt. Die Africaniſchen Eſel vergieſ-
ſen ſo wohl Thraͤnen fuͤr Muͤdigkeit/ als die
Crocodile aus Heucheley. Die Pferde haben
nicht nur fuͤr Wehmuth ihren todten Achilles/
ſondern auch den ermordeten Kaͤyſer Julius be-
weinet. Auch die Augen der Elephanten trief-
fen von dieſen Mitleidungs-Zehren/ welchem
Thiere fuͤr allen andern Vernunfft und Ver-
ſtand zugeeignet werden muͤſte/ wenn man ſie
ſchon allen andern abſprechen koͤnte. Es iſt
wahr/ ſagte Zeno; Jch ſelbſt habe von Elephan-
ten Dinge geſehen/ welche ich ſchwerlich glaubte/
wenn mich deſſen nicht meine Augen uͤber-
redet haͤtten. Daß ſie ihre Mutterſprache ver-
ſtehen/ und ſich darinnen zu allem anweiſen laſ-
ſen/ iſt das geringſte. Jch habe in Jndien ſie
etliche Worte/ dardurch ſie ihren Willen eroͤff-
net/ reden gehoͤret; ja auch in den Staub mit der
Schnautze ſchreiben ſehen. Daher ich nun
auſſer Zweiffel ſetze/ daß einer zu Rom Grie-
chiſch geſchrieben: Jch habe den Celtiſchen
Raub zur Einweihung getragen.
Sie
laſſen ſich zum Kriege und allen andern Kuͤnſten
abrichten/ und einen Knaben mit einen kleinen
Eiſen nach Belieben leiten. Sie halten um die
Jndiſchen Koͤnige die Leibwache; fallen zu be-
qvemern Auff- und Abſteigen auff die Knie/ buͤ-
cken ſich fuͤr ihren Herren mit groſſer Ehrerbie-
[Spaltenumbruch] tung; und wie hertzhafft ſie kaͤmpffen/ habe ich ſo
wol/ als der wider den Porus ſtreitende Alexan-
der erfahren. Ja auch die Wilden machen unter
ſich Schlachtordnungen gegen Thiere und Jaͤ-
ger/ nehmen die Schwachen in die Mitte/ ver-
laſſen keinmahl die Matten/ und ziehen die Pfei-
le aus den Wunden vorſichtiger/ als die erfah-
renſten Aertzte. Sie lernen die Fechter- und
Schwimmens-Kunſt/ ſpielen mit dem Balle/
ſchießen nach dem Ziele/ tantzen nicht nur nach
den Kreißen und fuͤrgemahlten Wendungen/
ſondern auch auff dem Seile/ und thun in den
Schauſpielen den Gaucklern alle Kuͤnſte nach/
oder zuvor. Sie vergeſſen in zehn und mehꝛ Jah-
ren nicht angethane Beleidigungen/ und ſparen
ihre Rache biß zu beqvemer Gelegenheit/ betruͤ-
ben ſich hingegen zuweilen uͤber ihrer Leiter Ab-
ſterben ſo ſehꝛ/ daß ſie ſich ſelbſt durch Enthaltung
vom Eſſen toͤdten. Sie wiſſen derer auff ſie be-
ſtellten Knechte Betruͤgereyen artlich zu entde-
cken; und wie keuſch ſie ſonſt nicht allein unter
ſich ſelbſt ſind/ ſondern auch denen Ehebrechern
alles Leid anthun/ verlieben ſie ſich doch in die
Menſchen auffs hefftigſte. Sie ſind ſo Ruhm-
begierig/ daß ich einen ſich auff des Koͤnigs An-
leitung in den Strudel des Ganges/ alſo in den
augenſcheinlichen Tod ſtuͤrtzen ſehen. Welcher
derogeſtalt ſo merckwuͤrdig zu achten/ als jener
Elephant Ajax des Koͤnigs Antiochus/ der aus
Scham mit Fleiß erhungerte/ weil er es ihm den
andern Elephanten in Uberſchwimmen eines
Fluſſes zuvor thun ließ/ und ihn hernach mit ſil-
bernem Zeuge ausputzen ſahe. Sie beerdigen ih-
re Todten/ und wormit gleichſam den Menſchen
weder Weißheit noch Andacht zum Vorrecht
bleibe/ ſo glaͤuben die Jndianer feſte/ daß die Ele-
phanten auch von dem/ was im Him̃el geſchehe/
Wiſſenſchafft haͤtten; Jch aber habe mit Augen
geſehen/ daß ſie die auffgehende Sonne und den
neuen Monden anbeten. Wer wolte nun nicht
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menden-
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/666>, abgerufen am 22.11.2024.