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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] menden-iedoch einen ihr nicht gantz unähnlichen
Verstand haben? Sintemahl diß/ wormit der
Mensch alle andere Thiere übertrifft/ mehr was
göttliches/ als menschliches ist. Der Papegoy
unserer Gethischen Fürstin Syrmanis redet
mir hierinnen noch ferner das Wort/ von dem
ich schier zu erzehlen vergessen hätte/ daß/ als er ü-
ber die Gräntze des Serischen Reichs geführet
ward/ zu reden anfing: Jch bin ein Serischer
Vogel/ und schätze ausser meinem Vaterlande
keines würdig/ daß sie meine Stimme hören solle.
Worauff er alsofort im Kesichte sich erstieß. Der
Feldherr fing an: dieser Papegoy hat besser als
Alexanders Pferd und sein Hund Peritas/ wel-
chen er zu Ehren 2. Städte in Jndien gebaut/
ein Ehrenmahl/ und ein köstlicher Begräbniß/
als nechsthin ein Rabe zu Rom/ verdienet. Die-
sem Papegoyen muß ich einen von den Friesen
aus der Atlantischen Jnsel gebrachten/ und mei-
nem Vater Segimer verehrten Vogel an die
Seite setzen/ welcher/ wo nicht der verständigste/
doch gewiß der schönste Vogel in der Welt ist/
und daher besser als der Pfau ein außer wehlter
Vogel der Juno/ und des Königs der Mohren/
zwischen dem See Zaire/ und dem Meere zu
seyn verdienet/ in dessen Gebiete niemand ausser
ihm bey Verlust des Lebens und der Güter eini-
gen Pfauen halten darff. Er war aber auff dem
Bauche und der Helffte der Flügel morgenroth/
der Rücken und das übrige der Flügel himmel-
blau/ der lange Schwantz fleischfarbicht/ mit
bleich-grün und gläntzender Schwärtze unter-
mengt. Der Kopff hatte wellicht und rückwärts
gekräuselte Federn von Rosenfarbe/ und von ei-
nem gelb-rothen Feder-Pusche eine Krone/ die
wie glüende Kolen schimmerte/ die Augen brenn-
ten wie Rubinen unter schneeweissen Augenlie-
dern. Was aber das wunderwürdigste war/ ver-
stand und redete er in 3. Sprachen die Worte ver-
ständlicher/ als die abgerichtesten Papegoyen aus.

Nach aller Anwesenden hierüber geschöpfften
Verwunderung und Urthel: daß dieser Pape-
[Spaltenumbruch] goy ihm sein Grabelied gewisser/ als die Schwa-
nen zu singen gewust/ erzehlte Zeno ferner: Als
König Huhansien zu Siucheu alles in gute Ord-
nung gestellt hatte/ wäre er wegen der im Stre-
me Kiang befindlicher Strudel und Steinklip-
pen auff der lincken Seiten des Flusses zu Lan-
de/ gegen der Haupt-Stadt Chunking fortge-
rückt. Nachdem das Heer den ersten und andern
Tag durch eine überausfruchtbare Gegend biß
an den Fluß Chung kommen/ hätten sie den drit-
ten Tag das Läger unter dem hohen Berge
Thunghuen auffgeschlagen/ an dem er sich da-
mals nicht satt sehen/ noch itzo ohne höchste Ver-
wunderung zurücke gedencken könte. Denn ob
wohl die Serer insgemein auff den Gebürgen
ihren Abgöttern und Helden zu Ehren köstliche
Bilder aufsetzten/ und insonderheit die aus Stein
gehauene Seule des Abgotts Fe/ ein Elefant/
ein Löw/ eine Glocke und Drommel auff dem
Berge Xepao in der Landschafft Junnan be-
rühmt und würdig zu schauen wären; Ob auch
wohl des berühmten Baumeisters Dinostratus
Erbieten/ daß er aus dem Berge Athos des gros-
sen Alexanders Bild/ welches mit einer Hand ei-
ne grosse Stadt/ mit der andern einen Fluß oder
See fassen wolte/ dessen Wasser den Einwoh-
nern zu täglichem Gebrauch auskommentlich
seyn solte/ insgemein für eine großsprecherische
Unmögligkeit gehalten würde; so hätte doch aus
dem viel grössern Berg Tunghuen ein alter Kö-
nig den Götzen Fe mit geschränckten Beinen/
und in die Schooß gelegten Händen gefertiget/
dessen Höhe und Grösse daraus zu ermessen wä-
re/ daß man Augen/ Ohren/ Naßlöcher und den
Mund daran über 2. deutscher Meilen davon
erkiesen könte; also/ daß ihm weder der aus einem
Steine gehauene Egyptische Sphynx/ dessen
Kopff 122. Füsse dick/ 143. lang/ und 162. hoch
seyn soll/ noch auch der Fuß in der andern Spitz-
Seule oder dem Begräbnisse des Königs Ama-
sis aus zweyen Steinen/ deren ieder 30. Füsse
dick/ und 1400. lang ist/ und darein die Woh-

nungen
H h h h 2.

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] menden-iedoch einen ihr nicht gantz unaͤhnlichen
Verſtand haben? Sintemahl diß/ wormit der
Menſch alle andere Thiere uͤbertrifft/ mehr was
goͤttliches/ als menſchliches iſt. Der Papegoy
unſerer Gethiſchen Fuͤrſtin Syrmanis redet
mir hierinnen noch ferner das Wort/ von dem
ich ſchier zu erzehlen vergeſſen haͤtte/ daß/ als er uͤ-
ber die Graͤntze des Seriſchen Reichs gefuͤhret
ward/ zu reden anfing: Jch bin ein Seriſcher
Vogel/ und ſchaͤtze auſſer meinem Vaterlande
keines wuͤrdig/ daß ſie meine Stim̃e hoͤren ſolle.
Woꝛauff er alſofort im Keſichte ſich erſtieß. Der
Feldherr fing an: dieſer Papegoy hat beſſer als
Alexanders Pferd und ſein Hund Peritas/ wel-
chen er zu Ehren 2. Staͤdte in Jndien gebaut/
ein Ehrenmahl/ und ein koͤſtlicher Begraͤbniß/
als nechſthin ein Rabe zu Rom/ verdienet. Die-
ſem Papegoyen muß ich einen von den Frieſen
aus der Atlantiſchen Jnſel gebrachten/ und mei-
nem Vater Segimer verehrten Vogel an die
Seite ſetzen/ welcher/ wo nicht der verſtaͤndigſte/
doch gewiß der ſchoͤnſte Vogel in der Welt iſt/
und daher beſſer als der Pfau ein außer wehlter
Vogel der Juno/ und des Koͤnigs der Mohren/
zwiſchen dem See Zaire/ und dem Meere zu
ſeyn verdienet/ in deſſen Gebiete niemand auſſer
ihm bey Verluſt des Lebens und der Guͤter eini-
gen Pfauen halten darff. Er war aber auff dem
Bauche und der Helffte der Fluͤgel morgenroth/
der Ruͤcken und das uͤbrige der Fluͤgel himmel-
blau/ der lange Schwantz fleiſchfarbicht/ mit
bleich-gruͤn und glaͤntzender Schwaͤrtze unter-
mengt. Der Kopff hatte wellicht und ruͤckwaͤrts
gekraͤuſelte Federn von Roſenfarbe/ und von ei-
nem gelb-rothen Feder-Puſche eine Krone/ die
wie gluͤende Kolen ſchimmerte/ die Augen breñ-
ten wie Rubinen unter ſchneeweiſſen Augenlie-
dern. Was aber das wunderwuͤrdigſte war/ ver-
ſtand uñ redete er in 3. Sprachen die Worte ver-
ſtaͤndlicher/ als die abgerichteſtẽ Papegoyen aus.

Nach aller Anweſenden hieruͤber geſchoͤpfften
Verwunderung und Urthel: daß dieſer Pape-
[Spaltenumbruch] goy ihm ſein Grabelied gewiſſer/ als die Schwa-
nen zu ſingen gewuſt/ erzehlte Zeno ferner: Als
Koͤnig Huhanſien zu Siucheu alles in gute Ord-
nung geſtellt hatte/ waͤre er wegen der im Stre-
me Kiang befindlicher Strudel und Steinklip-
pen auff der lincken Seiten des Fluſſes zu Lan-
de/ gegen der Haupt-Stadt Chunking fortge-
ruͤckt. Nachdem das Heer den erſten und andern
Tag durch eine uͤberausfruchtbare Gegend biß
an den Fluß Chung kommen/ haͤtten ſie den drit-
ten Tag das Laͤger unter dem hohen Berge
Thunghuen auffgeſchlagen/ an dem er ſich da-
mals nicht ſatt ſehen/ noch itzo ohne hoͤchſte Ver-
wunderung zuruͤcke gedencken koͤnte. Denn ob
wohl die Serer insgemein auff den Gebuͤrgen
ihren Abgoͤttern und Helden zu Ehren koͤſtliche
Bilder aufſetzten/ uñ inſonderheit die aus Stein
gehauene Seule des Abgotts Fe/ ein Elefant/
ein Loͤw/ eine Glocke und Drommel auff dem
Berge Xepao in der Landſchafft Junnan be-
ruͤhmt und wuͤrdig zu ſchauen waͤren; Ob auch
wohl des beruͤhmten Baumeiſters Dinoſtratus
Erbieten/ daß er aus dem Berge Athos des groſ-
ſen Alexanders Bild/ welches mit einer Hand ei-
ne groſſe Stadt/ mit der andern einen Fluß oder
See faſſen wolte/ deſſen Waſſer den Einwoh-
nern zu taͤglichem Gebrauch auskommentlich
ſeyn ſolte/ insgemein fuͤr eine großſprecheriſche
Unmoͤgligkeit gehalten wuͤrde; ſo haͤtte doch aus
dem viel groͤſſern Berg Tunghuen ein alter Koͤ-
nig den Goͤtzen Fe mit geſchraͤnckten Beinen/
und in die Schooß gelegten Haͤnden gefertiget/
deſſen Hoͤhe und Groͤſſe daraus zu ermeſſen waͤ-
re/ daß man Augen/ Ohren/ Naßloͤcher und den
Mund daran uͤber 2. deutſcher Meilen davon
erkieſen koͤnte; alſo/ daß ihm weder der aus einem
Steine gehauene Egyptiſche Sphynx/ deſſen
Kopff 122. Fuͤſſe dick/ 143. lang/ und 162. hoch
ſeyn ſoll/ noch auch der Fuß in der andern Spitz-
Seule oder dem Begraͤbniſſe des Koͤnigs Ama-
ſis aus zweyen Steinen/ deren ieder 30. Fuͤſſe
dick/ und 1400. lang iſt/ und darein die Woh-

nungen
H h h h 2.
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/667>, abgerufen am 29.06.2024.