Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
der/ solche mit euch befestigen/ euch zu Liebe nochheute des Syrmus Gebiete räumen/ und zwi- schen uns den Jster das Gräntzmahl bleiben las- sen. Hierdurch erhielt er: daß nicht allein die vo- rigen Deutschen unter seinem Heere blieben/ und denen Jllyrischen Königen Clitus und Glauci- as wider ihn keinen Beystand leisteten/ sondern auch etliche tausend sich unter ihm in den Per- sischen Krieg bestellen liessen/ welche ein nicht ge- ringer Werzeug seiner unglaublichen Siege waren. Wie nun Alexander als ein Blitz gantz Persien unter seine Füsse gelegt hatte/ kützelte die Ehrsucht auch seinen in Pontus und in Thra- eien hinterlassenen Stadthalter Zapyrion: daß er mit dreißig tausend Macedoniern und Thra- ciern/ nebst einer grossen Menge Mösischer Hülffs-Völcker über den Jster setzte/ und also auch gegen Nord das Macedonische Reich zu erweitern trachtete. Aber Zapyrion erfuhr zeit- lich wie wahr der Epirische König Alexander ge- urtheilet: daß in Europa Männer/ in Asien Wei- ber wohnten. Sintemal die Geten und Deut- schen ihn mit seinem Heere umringten und er- schlugen: daß nicht einer davon die Zeitung über den Jster brachte. Nachdem aber Alexander die Welt biß an den Ganges bemeistert hatte/ und alle Völcker entweder aus Furcht oder aus Heucheley ihn mit Gesandschafften ehrten/ hielten auch die Deutschen/ mit welchen der Landvogt in Macedonien Antipater inzwischen Friede ge- macht hatte/ es ihnen anständig zu seyn/ durch ei- ne Botschafft ihr altes Bündnis zu verneuern. Die deutschen Gesandten/ nehmlich der Ritter Rosenberg und Sternberg zohen biß nach Ba- bylon/ allwo der aus Jndien siegprangend zu- rückkommende Alexander aller Völcker Both- schaffter seiner zu warten befohlen hatte. Unge- achtet nun die Chaldeer ihn die Stadt Babylon/ wie andere Wahrsager dem Epirischen Alexan- der den Fluß Acheron/ als das Ziel seines Lebens zu meiden/ beweglich warnigten/ hielte er doch das einige grosse Babylon seiner Grösse und dem [Spaltenumbruch] Gepränge so viel Bothschaffter zu empfangen ge- mäß zu seyn/ zohe also/ ungeachtet er schon über den Phrat kommen war/ auf des weisen Anachar- chus Einrathen nach Babylon zurücke. Jn die- ser Stadt oder vielmehr kleinen Welt waren von mehr als fünff hundert gekrönten Häuptern Botschaffter verhanden; welche bey verlauteter Ankunfft des grossen Alexanders sich mit unbe- schreiblichem Pracht/ insonderheit die Jndiani- schen und Africanischen mit unschätzbaren Per- len und Edelgesteinen sich ausgeputzt/ und mit Beyführung unzehlbarer Elephanten/ Nasen- horn-Thiere/ Kamelen und Mauleseln ausge- rüstet hatten. Sie eilten meist für der Zeit aus Babylon/ und wolte ein ieder den Vorzug ha- ben. Der Deutschen Auffzug war mehr männ- lich/ als wollüstig/ iedoch auch nicht heßlich. Die fast alle andere überragende Länge/ die wohl ab- getheilten Glieder/ die weissen Antlitzer/ und Haarlocken der zweyen deutschen Bothschaff- ter und ihrer hundert Edelleute aber nahm al- len andern gefirnsten Zierrathen bey weitem den Preiß weg/ also: daß sie aller Zuschauer Augen an sich zohen/ welche gleichsam wie Mauern die Strassen der Stadt und der Felder besetzten. Es ist wahr/ fing die Königin Erato an: die weisse ist die vollkommenste unter den Farben/ und daher die Deutschen auch die schönsten unter allen Völckern. Daher würde ich mich zu Babylon nicht sehr nach den schwartzen Jndianern und Africanern/ noch auch nach den gelben Asiatern umgesehen haben. Die Fürstin Jsmene versetz- te: Sie sehe wol: daß die Königin noch nicht mit ihnen zu schertzen/ und ihnen den Ruhm der schwartzen Farbe abzunöthigen vergessen kön- te. Die Natur antwortete Erato/ wäre die Rednerin für sie/ welche nur weiße Perlen/ lich- te Sternen/ ja nichts merckwürdiges schwartzes geschaffen hätte. Je mehr auch ein Leib lichtes an sich hätte/ ie mehr wäre sein Wesen von Un- sauberkeit gereiniget/ welche der Anfang der Finsterniß/ diese aber eine Vertilgung der Schön- Erster Theil. D d d d d
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
der/ ſolche mit euch befeſtigen/ euch zu Liebe nochheute des Syrmus Gebiete raͤumen/ und zwi- ſchen uns den Jſter das Graͤntzmahl bleiben laſ- ſen. Hierdurch erhielt er: daß nicht allein die vo- rigen Deutſchen unter ſeinem Heere blieben/ uñ denen Jllyriſchen Koͤnigen Clitus und Glauci- as wider ihn keinen Beyſtand leiſteten/ ſondern auch etliche tauſend ſich unter ihm in den Per- ſiſchen Krieg beſtellen lieſſen/ welche ein nicht ge- ringer Werzeug ſeiner unglaublichen Siege waren. Wie nun Alexander als ein Blitz gantz Perſien unter ſeine Fuͤſſe gelegt hatte/ kuͤtzelte die Ehꝛſucht auch ſeinen in Pontus und in Thra- eien hinterlaſſenen Stadthalter Zapyrion: daß er mit dreißig tauſend Macedoniern und Thra- ciern/ nebſt einer groſſen Menge Moͤſiſcher Huͤlffs-Voͤlcker uͤber den Jſter ſetzte/ und alſo auch gegen Nord das Macedoniſche Reich zu erweitern trachtete. Aber Zapyrion erfuhr zeit- lich wie wahr der Epiriſche Koͤnig Alexander ge- urtheilet: daß in Europa Maͤñer/ in Aſien Wei- ber wohnten. Sintemal die Geten und Deut- ſchen ihn mit ſeinem Heere umringten und er- ſchlugen: daß nicht einer davon die Zeitung uͤber den Jſter brachte. Nachdem aber Alexander die Welt biß an den Ganges bemeiſtert hatte/ und alle Voͤlcker entweder aus Furcht oder aus Heucheley ihn mit Geſandſchafften ehrten/ hieltẽ auch die Deutſchen/ mit welchen der Landvogt in Macedonien Antipater inzwiſchen Friede ge- macht hatte/ es ihnen anſtaͤndig zu ſeyn/ durch ei- ne Botſchafft ihr altes Buͤndnis zu verneuern. Die deutſchen Geſandten/ nehmlich der Ritter Roſenberg und Sternberg zohen biß nach Ba- bylon/ allwo der aus Jndien ſiegprangend zu- ruͤckkommende Alexander aller Voͤlcker Both- ſchaffter ſeiner zu warten befohlen hatte. Unge- achtet nun die Chaldeer ihn die Stadt Babylon/ wie andere Wahrſager dem Epiriſchen Alexan- der den Fluß Acheron/ als das Ziel ſeines Lebens zu meiden/ beweglich warnigten/ hielte er doch das einige groſſe Babylon ſeiner Groͤſſe uñ dem [Spaltenumbruch] Gepraͤnge ſo viel Bothſchaffter zu empfangẽ ge- maͤß zu ſeyn/ zohe alſo/ ungeachtet er ſchon uͤber den Phrat kom̃en war/ auf des weiſen Anachar- chus Einrathen nach Babylon zuruͤcke. Jn die- ſer Stadt oder vielmehr kleinen Welt waren von mehr als fuͤnff hundert gekroͤnten Haͤuptern Botſchaffter verhanden; welche bey verlauteter Ankunfft des groſſen Alexanders ſich mit unbe- ſchreiblichem Pracht/ inſonderheit die Jndiani- ſchen und Africaniſchen mit unſchaͤtzbaren Per- len und Edelgeſteinen ſich ausgeputzt/ und mit Beyfuͤhrung unzehlbarer Elephanten/ Naſen- horn-Thiere/ Kamelen und Mauleſeln ausge- ruͤſtet hatten. Sie eilten meiſt fuͤr der Zeit aus Babylon/ und wolte ein ieder den Vorzug ha- ben. Der Deutſchen Auffzug war mehr maͤnn- lich/ als wolluͤſtig/ iedoch auch nicht heßlich. Die faſt alle andere uͤberragende Laͤnge/ die wohl ab- getheilten Glieder/ die weiſſen Antlitzer/ und Haarlocken der zweyen deutſchen Bothſchaff- ter und ihrer hundert Edelleute aber nahm al- len andern gefirnſten Zierꝛathen bey weitem den Preiß weg/ alſo: daß ſie aller Zuſchauer Augen an ſich zohen/ welche gleichſam wie Mauern die Straſſen der Stadt und der Felder beſetzten. Es iſt wahr/ fing die Koͤnigin Erato an: die weiſſe iſt die vollkom̃enſte unter den Farben/ und daher die Deutſchen auch die ſchoͤnſten unter allẽ Voͤlckern. Daher wuͤrde ich mich zu Babylon nicht ſehr nach den ſchwartzen Jndianern und Africanern/ noch auch nach den gelben Aſiatern umgeſehen haben. Die Fuͤrſtin Jſmene verſetz- te: Sie ſehe wol: daß die Koͤnigin noch nicht mit ihnen zu ſchertzen/ und ihnen den Ruhm der ſchwartzen Farbe abzunoͤthigen vergeſſen koͤn- te. Die Natur antwortete Erato/ waͤre die Rednerin fuͤr ſie/ welche nur weiße Perlen/ lich- te Sternen/ ja nichts merckwuͤrdiges ſchwartzes geſchaffen haͤtte. Je mehr auch ein Leib lichtes an ſich haͤtte/ ie mehr waͤre ſein Weſen von Un- ſauberkeit gereiniget/ welche der Anfang der Finſterniß/ dieſe aber eine Vertilgung der Schoͤn- Erſter Theil. D d d d d
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Arminius und Thußnelda.
der/ ſolche mit euch befeſtigen/ euch zu Liebe noch
heute des Syrmus Gebiete raͤumen/ und zwi-
ſchen uns den Jſter das Graͤntzmahl bleiben laſ-
ſen. Hierdurch erhielt er: daß nicht allein die vo-
rigen Deutſchen unter ſeinem Heere blieben/ uñ
denen Jllyriſchen Koͤnigen Clitus und Glauci-
as wider ihn keinen Beyſtand leiſteten/ ſondern
auch etliche tauſend ſich unter ihm in den Per-
ſiſchen Krieg beſtellen lieſſen/ welche ein nicht ge-
ringer Werzeug ſeiner unglaublichen Siege
waren. Wie nun Alexander als ein Blitz gantz
Perſien unter ſeine Fuͤſſe gelegt hatte/ kuͤtzelte
die Ehꝛſucht auch ſeinen in Pontus und in Thra-
eien hinterlaſſenen Stadthalter Zapyrion: daß
er mit dreißig tauſend Macedoniern und Thra-
ciern/ nebſt einer groſſen Menge Moͤſiſcher
Huͤlffs-Voͤlcker uͤber den Jſter ſetzte/ und alſo
auch gegen Nord das Macedoniſche Reich zu
erweitern trachtete. Aber Zapyrion erfuhr zeit-
lich wie wahr der Epiriſche Koͤnig Alexander ge-
urtheilet: daß in Europa Maͤñer/ in Aſien Wei-
ber wohnten. Sintemal die Geten und Deut-
ſchen ihn mit ſeinem Heere umringten und er-
ſchlugen: daß nicht einer davon die Zeitung uͤber
den Jſter brachte. Nachdem aber Alexander
die Welt biß an den Ganges bemeiſtert hatte/
und alle Voͤlcker entweder aus Furcht oder aus
Heucheley ihn mit Geſandſchafften ehrten/ hieltẽ
auch die Deutſchen/ mit welchen der Landvogt in
Macedonien Antipater inzwiſchen Friede ge-
macht hatte/ es ihnen anſtaͤndig zu ſeyn/ durch ei-
ne Botſchafft ihr altes Buͤndnis zu verneuern.
Die deutſchen Geſandten/ nehmlich der Ritter
Roſenberg und Sternberg zohen biß nach Ba-
bylon/ allwo der aus Jndien ſiegprangend zu-
ruͤckkommende Alexander aller Voͤlcker Both-
ſchaffter ſeiner zu warten befohlen hatte. Unge-
achtet nun die Chaldeer ihn die Stadt Babylon/
wie andere Wahrſager dem Epiriſchen Alexan-
der den Fluß Acheron/ als das Ziel ſeines Lebens
zu meiden/ beweglich warnigten/ hielte er doch
das einige groſſe Babylon ſeiner Groͤſſe uñ dem
Gepraͤnge ſo viel Bothſchaffter zu empfangẽ ge-
maͤß zu ſeyn/ zohe alſo/ ungeachtet er ſchon uͤber
den Phrat kom̃en war/ auf des weiſen Anachar-
chus Einrathen nach Babylon zuruͤcke. Jn die-
ſer Stadt oder vielmehr kleinen Welt waren
von mehr als fuͤnff hundert gekroͤnten Haͤuptern
Botſchaffter verhanden; welche bey verlauteter
Ankunfft des groſſen Alexanders ſich mit unbe-
ſchreiblichem Pracht/ inſonderheit die Jndiani-
ſchen und Africaniſchen mit unſchaͤtzbaren Per-
len und Edelgeſteinen ſich ausgeputzt/ und mit
Beyfuͤhrung unzehlbarer Elephanten/ Naſen-
horn-Thiere/ Kamelen und Mauleſeln ausge-
ruͤſtet hatten. Sie eilten meiſt fuͤr der Zeit aus
Babylon/ und wolte ein ieder den Vorzug ha-
ben. Der Deutſchen Auffzug war mehr maͤnn-
lich/ als wolluͤſtig/ iedoch auch nicht heßlich. Die
faſt alle andere uͤberragende Laͤnge/ die wohl ab-
getheilten Glieder/ die weiſſen Antlitzer/ und
Haarlocken der zweyen deutſchen Bothſchaff-
ter und ihrer hundert Edelleute aber nahm al-
len andern gefirnſten Zierꝛathen bey weitem den
Preiß weg/ alſo: daß ſie aller Zuſchauer Augen
an ſich zohen/ welche gleichſam wie Mauern die
Straſſen der Stadt und der Felder beſetzten.
Es iſt wahr/ fing die Koͤnigin Erato an: die
weiſſe iſt die vollkom̃enſte unter den Farben/ und
daher die Deutſchen auch die ſchoͤnſten unter allẽ
Voͤlckern. Daher wuͤrde ich mich zu Babylon
nicht ſehr nach den ſchwartzen Jndianern und
Africanern/ noch auch nach den gelben Aſiatern
umgeſehen haben. Die Fuͤrſtin Jſmene verſetz-
te: Sie ſehe wol: daß die Koͤnigin noch nicht mit
ihnen zu ſchertzen/ und ihnen den Ruhm der
ſchwartzen Farbe abzunoͤthigen vergeſſen koͤn-
te. Die Natur antwortete Erato/ waͤre die
Rednerin fuͤr ſie/ welche nur weiße Perlen/ lich-
te Sternen/ ja nichts merckwuͤrdiges ſchwartzes
geſchaffen haͤtte. Je mehr auch ein Leib lichtes
an ſich haͤtte/ ie mehr waͤre ſein Weſen von Un-
ſauberkeit gereiniget/ welche der Anfang der
Finſterniß/ dieſe aber eine Vertilgung der
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