Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] Ludwig der friedliebende Alarich folgte/ welcher
mehr mit guten Gesetzen seine Herrschafft zu
befestigen/ als sie mit dem Degen zu erweitern
trachtete. Also endern auch die Völcker/ wie
die Gewächse unter einem andern Himmel ihre
erste Eigenschafften.

Unterdessen bewegte sich ein neuer Schwarm
der um den Berg Abnoba und den Brunnen
der Donau wohnenden Allemänner unter dem
Hertzoge Arnolff; gieng nach dem Beyspiele der
Marsinger und Osier in Pannonien/ und brei-
teten sich von dar biß an den innersten Seebu-
sem des Adriatischen und Jllyrischen Meeres/
die Marsinger und Osier aber biß über den Fluß
Marisus aus; also: daß der um den Strom Ty-
ras wohnende Sarmatische König Athea wi-
der sie den Macedonischen König Philip zu
Hülffe beruffte. Die Deutschen erinnerten sich
ihrer alten mit den Sarmatern gepflogenen
Freundschafft und Bündnüsse. Sintemahl
schon zur Zeit des zu Troja herschenden Jlus
der Deutsche König Galathes und Gothard
mit der Sarmater Könige Lauthim wider den
Darius Histaspides zusammen gekrieget/ und
diesen/ weil er sich die überschickte Mauß/
Frosch und Pfeile nicht zurücke halten ließ/ mit
Verlust 90000. streitbarer Männer wieder ü-
ber den Jster getrieben/ hernach aber nach ge-
troffenem Frieden dem Xerxes unter seinem
Bruder Ariomard wider die Griechen gedienet
hatten. Daher sie denn auch dißmal den Sar-
matern wider den herrschsüchtigen Philip bey-
zuspringen für recht und rühmlich hielten; wel-
cher nach aufgehobener Belägerung der Stadt
Byzanz von dem Könige Athea unter dem hei-
ligen Scheine: daß er an dem Jster dem Hercu-
les eine gelobte Säule aufrichten wolte/ über die-
sen Strom zu setzen/ Erlaubnüß bekam/ die ein-
fältigen Sarmater aber überfiel/ und grosse
Beute machte. Bey Ankunfft der Deutschen
aber muste Philip nur weichen/ und seiner vor-
angeschickten Beute nach ziemlichem Verluste
[Spaltenumbruch] folgen; ja als die Deutschen sich mit denen Tri-
ballen vereinbarten/ ihnen die Beute gar im
Stiche lassen/ und nach empfangener gefährli-
chen Wunde die Flucht ergreiffen. Weil nun
dieser der Deutschen Tapfferkeit genungsam ge-
prüfet hatte/ hielt er für rathsamer sie zu Ge-
hülffen in sein Schiff zu nehmen/ als es an die-
sen Klippen zu zerstossen. Daher er denn ihrer
sich in dem Kriege wider Athen fruchtbarlich be-
diente/ und derer insonderheit damals/ als er zu
Corinth von gantz Griechenland zum Feldherrn
wider die Persen erkieset ward/ 10000. in Be-
stallung nahm. Nach dem aber Philip hierü-
ber getödtet war/ und sein Sohn der grosse Ale-
xander nicht nur die Thracier/ Jllyrier/ Tri-
baller und Peonier überwand; sondern auch ü-
ber den Jster setzte/ und wider den Syrmus den
König der Geten/ welche vorzeiten Hertzog
Berich und Philomar aus dem mitternächtigen
Deutschlande an den Jster und Tibiscus gefüh-
ret haben sollen/ zohen die Deutschen die Hand
ab/ und sperrten die Augen gegen diesen Sie-
gen weit auf; schickten also die Allemänner/
Marsinger und Osier Gesandten an Alexan-
der/ welche ihn von Bekriegung ihrer Ver-
wandten und Bunds genossen der Geten ab-
mahnten/ ihm auch rund heraus andeuteten:
daß sie seine Herrschafft sich über den Jster und
die Sau zu erweitern gar nicht enträumen kön-
ten. Alexander verwunderte sich nichts min-
der über ihrer Freyheit der Gemüther/ als über
den Kräfften ihrer Leiber; fragte daher die Ge-
sandten: für was sich die Deutschen am meisten
fürchteten? An statt der verhofften Erklärung:
daß sie die Macedonische Macht anziehen wür-
den/ kriegte er von ihnen zur Antwort: Jn den
Hertzen der Deutschen hätte keine Furcht raum.
Solten sie aber ja für etwas Sorge tragen/ kön-
te es nichts anders seyn/ als daß der Himmel ih-
nen auf den Hals fiele. Sonst aber unterhiel-
ten sie mit hertzhafften Leuten gerne Freund-
schafft. So wil denn auch ich/ versetzte Alexan-

der/

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] Ludwig der friedliebende Alarich folgte/ welcher
mehr mit guten Geſetzen ſeine Herrſchafft zu
befeſtigen/ als ſie mit dem Degen zu erweitern
trachtete. Alſo endern auch die Voͤlcker/ wie
die Gewaͤchſe unter einem andern Himmel ihre
erſte Eigenſchafften.

Unterdeſſen bewegte ſich ein neuer Schwarm
der um den Berg Abnoba und den Brunnen
der Donau wohnenden Allemaͤnner unter dem
Hertzoge Arnolff; gieng nach dem Beyſpiele der
Marſinger und Oſier in Pannonien/ und brei-
teten ſich von dar biß an den innerſten Seebu-
ſem des Adriatiſchen und Jllyriſchen Meeres/
die Marſinger und Oſier aber biß uͤber den Fluß
Mariſus aus; alſo: daß der um den Strom Ty-
ras wohnende Sarmatiſche Koͤnig Athea wi-
der ſie den Macedoniſchen Koͤnig Philip zu
Huͤlffe beruffte. Die Deutſchen erinnerten ſich
ihrer alten mit den Sarmatern gepflogenen
Freundſchafft und Buͤndnuͤſſe. Sintemahl
ſchon zur Zeit des zu Troja herſchenden Jlus
der Deutſche Koͤnig Galathes und Gothard
mit der Sarmater Koͤnige Lauthim wider den
Darius Hiſtaſpides zuſammen gekrieget/ und
dieſen/ weil er ſich die uͤberſchickte Mauß/
Froſch und Pfeile nicht zuruͤcke halten ließ/ mit
Verluſt 90000. ſtreitbarer Maͤnner wieder uͤ-
ber den Jſter getrieben/ hernach aber nach ge-
troffenem Frieden dem Xerxes unter ſeinem
Bruder Ariomard wider die Griechen gedienet
hatten. Daher ſie denn auch dißmal den Sar-
matern wider den herrſchſuͤchtigen Philip bey-
zuſpringen fuͤr recht und ruͤhmlich hielten; wel-
cher nach aufgehobener Belaͤgerung der Stadt
Byzanz von dem Koͤnige Athea unter dem hei-
ligen Scheine: daß er an dem Jſter dem Hercu-
les eine gelobte Saͤule aufrichten wolte/ uͤber die-
ſen Strom zu ſetzen/ Erlaubnuͤß bekam/ die ein-
faͤltigen Sarmater aber uͤberfiel/ und groſſe
Beute machte. Bey Ankunfft der Deutſchen
aber muſte Philip nur weichen/ und ſeiner vor-
angeſchickten Beute nach ziemlichem Verluſte
[Spaltenumbruch] folgen; ja als die Deutſchen ſich mit denen Tri-
ballen vereinbarten/ ihnen die Beute gar im
Stiche laſſen/ und nach empfangener gefaͤhrli-
chen Wunde die Flucht ergreiffen. Weil nun
dieſer der Deutſchen Tapfferkeit genungſam ge-
pruͤfet hatte/ hielt er fuͤr rathſamer ſie zu Ge-
huͤlffen in ſein Schiff zu nehmen/ als es an die-
ſen Klippen zu zerſtoſſen. Daher er denn ihrer
ſich in dem Kriege wider Athen fruchtbarlich be-
diente/ und derer inſonderheit damals/ als er zu
Corinth von gantz Griechenland zum Feldherrn
wider die Perſen erkieſet ward/ 10000. in Be-
ſtallung nahm. Nach dem aber Philip hieruͤ-
ber getoͤdtet war/ und ſein Sohn der groſſe Ale-
xander nicht nur die Thracier/ Jllyrier/ Tri-
baller und Peonier uͤberwand; ſondern auch uͤ-
ber den Jſter ſetzte/ und wider den Syrmus den
Koͤnig der Geten/ welche vorzeiten Hertzog
Berich und Philomar aus dem mitternaͤchtigen
Deutſchlande an den Jſter und Tibiſcus gefuͤh-
ret haben ſollen/ zohen die Deutſchen die Hand
ab/ und ſperrten die Augen gegen dieſen Sie-
gen weit auf; ſchickten alſo die Allemaͤnner/
Marſinger und Oſier Geſandten an Alexan-
der/ welche ihn von Bekriegung ihrer Ver-
wandten und Bunds genoſſen der Geten ab-
mahnten/ ihm auch rund heraus andeuteten:
daß ſie ſeine Herrſchafft ſich uͤber den Jſter und
die Sau zu erweitern gar nicht entraͤumen koͤn-
ten. Alexander verwunderte ſich nichts min-
der uͤber ihrer Freyheit der Gemuͤther/ als uͤber
den Kraͤfften ihrer Leiber; fragte daher die Ge-
ſandten: fuͤr was ſich die Deutſchen am meiſten
fuͤrchteten? An ſtatt der verhofften Erklaͤrung:
daß ſie die Macedoniſche Macht anziehen wuͤr-
den/ kriegte er von ihnen zur Antwort: Jn den
Hertzen der Deutſchen haͤtte keine Furcht raum.
Solten ſie aber ja fuͤr etwas Sorge tragen/ koͤn-
te es nichts anders ſeyn/ als daß der Himmel ih-
nen auf den Hals fiele. Sonſt aber unterhiel-
ten ſie mit hertzhafften Leuten gerne Freund-
ſchafft. So wil denn auch ich/ verſetzte Alexan-

der/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0822" n="760[762]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
Ludwig der friedliebende Alarich folgte/ welcher<lb/>
mehr mit guten Ge&#x017F;etzen &#x017F;eine Herr&#x017F;chafft zu<lb/>
befe&#x017F;tigen/ als &#x017F;ie mit dem Degen zu erweitern<lb/>
trachtete. Al&#x017F;o endern auch die Vo&#x0364;lcker/ wie<lb/>
die Gewa&#x0364;ch&#x017F;e unter einem andern Himmel ihre<lb/>
er&#x017F;te Eigen&#x017F;chafften.</p><lb/>
          <p>Unterde&#x017F;&#x017F;en bewegte &#x017F;ich ein neuer Schwarm<lb/>
der um den Berg Abnoba und den Brunnen<lb/>
der Donau wohnenden Allema&#x0364;nner unter dem<lb/>
Hertzoge Arnolff; gieng nach dem Bey&#x017F;piele der<lb/>
Mar&#x017F;inger und O&#x017F;ier in Pannonien/ und brei-<lb/>
teten &#x017F;ich von dar biß an den inner&#x017F;ten Seebu-<lb/>
&#x017F;em des Adriati&#x017F;chen und Jllyri&#x017F;chen Meeres/<lb/>
die Mar&#x017F;inger und O&#x017F;ier aber biß u&#x0364;ber den Fluß<lb/>
Mari&#x017F;us aus; al&#x017F;o: daß der um den Strom Ty-<lb/>
ras wohnende Sarmati&#x017F;che Ko&#x0364;nig Athea wi-<lb/>
der &#x017F;ie den Macedoni&#x017F;chen Ko&#x0364;nig Philip zu<lb/>
Hu&#x0364;lffe beruffte. Die Deut&#x017F;chen erinnerten &#x017F;ich<lb/>
ihrer alten mit den Sarmatern gepflogenen<lb/>
Freund&#x017F;chafft und Bu&#x0364;ndnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Sintemahl<lb/>
&#x017F;chon zur Zeit des zu Troja her&#x017F;chenden Jlus<lb/>
der Deut&#x017F;che Ko&#x0364;nig Galathes und Gothard<lb/>
mit der Sarmater Ko&#x0364;nige Lauthim wider den<lb/>
Darius Hi&#x017F;ta&#x017F;pides zu&#x017F;ammen gekrieget/ und<lb/>
die&#x017F;en/ weil er &#x017F;ich die u&#x0364;ber&#x017F;chickte Mauß/<lb/>
Fro&#x017F;ch und Pfeile nicht zuru&#x0364;cke halten ließ/ mit<lb/>
Verlu&#x017F;t 90000. &#x017F;treitbarer Ma&#x0364;nner wieder u&#x0364;-<lb/>
ber den J&#x017F;ter getrieben/ hernach aber nach ge-<lb/>
troffenem Frieden dem Xerxes unter &#x017F;einem<lb/>
Bruder Ariomard wider die Griechen gedienet<lb/>
hatten. Daher &#x017F;ie denn auch dißmal den Sar-<lb/>
matern wider den herr&#x017F;ch&#x017F;u&#x0364;chtigen Philip bey-<lb/>
zu&#x017F;pringen fu&#x0364;r recht und ru&#x0364;hmlich hielten; wel-<lb/>
cher nach aufgehobener Bela&#x0364;gerung der Stadt<lb/>
Byzanz von dem Ko&#x0364;nige Athea unter dem hei-<lb/>
ligen Scheine: daß er an dem J&#x017F;ter dem Hercu-<lb/>
les eine gelobte Sa&#x0364;ule aufrichten wolte/ u&#x0364;ber die-<lb/>
&#x017F;en Strom zu &#x017F;etzen/ Erlaubnu&#x0364;ß bekam/ die ein-<lb/>
fa&#x0364;ltigen Sarmater aber u&#x0364;berfiel/ und gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Beute machte. Bey Ankunfft der Deut&#x017F;chen<lb/>
aber mu&#x017F;te Philip nur weichen/ und &#x017F;einer vor-<lb/>
ange&#x017F;chickten Beute nach ziemlichem Verlu&#x017F;te<lb/><cb/>
folgen; ja als die Deut&#x017F;chen &#x017F;ich mit denen Tri-<lb/>
ballen vereinbarten/ ihnen die Beute gar im<lb/>
Stiche la&#x017F;&#x017F;en/ und nach empfangener gefa&#x0364;hrli-<lb/>
chen Wunde die Flucht ergreiffen. Weil nun<lb/>
die&#x017F;er der Deut&#x017F;chen Tapfferkeit genung&#x017F;am ge-<lb/>
pru&#x0364;fet hatte/ hielt er fu&#x0364;r rath&#x017F;amer &#x017F;ie zu Ge-<lb/>
hu&#x0364;lffen in &#x017F;ein Schiff zu nehmen/ als es an die-<lb/>
&#x017F;en Klippen zu zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. Daher er denn ihrer<lb/>
&#x017F;ich in dem Kriege wider Athen fruchtbarlich be-<lb/>
diente/ und derer in&#x017F;onderheit damals/ als er zu<lb/>
Corinth von gantz Griechenland zum Feldherrn<lb/>
wider die Per&#x017F;en erkie&#x017F;et ward/ 10000. in Be-<lb/>
&#x017F;tallung nahm. Nach dem aber Philip hieru&#x0364;-<lb/>
ber geto&#x0364;dtet war/ und &#x017F;ein Sohn der gro&#x017F;&#x017F;e Ale-<lb/>
xander nicht nur die Thracier/ Jllyrier/ Tri-<lb/>
baller und Peonier u&#x0364;berwand; &#x017F;ondern auch u&#x0364;-<lb/>
ber den J&#x017F;ter &#x017F;etzte/ und wider den Syrmus den<lb/>
Ko&#x0364;nig der Geten/ welche vorzeiten Hertzog<lb/>
Berich und Philomar aus dem mitterna&#x0364;chtigen<lb/>
Deut&#x017F;chlande an den J&#x017F;ter und Tibi&#x017F;cus gefu&#x0364;h-<lb/>
ret haben &#x017F;ollen/ zohen die Deut&#x017F;chen die Hand<lb/>
ab/ und &#x017F;perrten die Augen gegen die&#x017F;en Sie-<lb/>
gen weit auf; &#x017F;chickten al&#x017F;o die Allema&#x0364;nner/<lb/>
Mar&#x017F;inger und O&#x017F;ier Ge&#x017F;andten an Alexan-<lb/>
der/ welche ihn von Bekriegung ihrer Ver-<lb/>
wandten und Bunds geno&#x017F;&#x017F;en der Geten ab-<lb/>
mahnten/ ihm auch rund heraus andeuteten:<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;eine Herr&#x017F;chafft &#x017F;ich u&#x0364;ber den J&#x017F;ter und<lb/>
die Sau zu erweitern gar nicht entra&#x0364;umen ko&#x0364;n-<lb/>
ten. Alexander verwunderte &#x017F;ich nichts min-<lb/>
der u&#x0364;ber ihrer Freyheit der Gemu&#x0364;ther/ als u&#x0364;ber<lb/>
den Kra&#x0364;fften ihrer Leiber; fragte daher die Ge-<lb/>
&#x017F;andten: fu&#x0364;r was &#x017F;ich die Deut&#x017F;chen am mei&#x017F;ten<lb/>
fu&#x0364;rchteten? An &#x017F;tatt der verhofften Erkla&#x0364;rung:<lb/>
daß &#x017F;ie die Macedoni&#x017F;che Macht anziehen wu&#x0364;r-<lb/>
den/ kriegte er von ihnen zur Antwort: Jn den<lb/>
Hertzen der Deut&#x017F;chen ha&#x0364;tte keine Furcht raum.<lb/>
Solten &#x017F;ie aber ja fu&#x0364;r etwas Sorge tragen/ ko&#x0364;n-<lb/>
te es nichts anders &#x017F;eyn/ als daß der Himmel ih-<lb/>
nen auf den Hals fiele. Son&#x017F;t aber unterhiel-<lb/>
ten &#x017F;ie mit hertzhafften Leuten gerne Freund-<lb/>
&#x017F;chafft. So wil denn auch ich/ ver&#x017F;etzte Alexan-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[760[762]/0822] Sechſtes Buch Ludwig der friedliebende Alarich folgte/ welcher mehr mit guten Geſetzen ſeine Herrſchafft zu befeſtigen/ als ſie mit dem Degen zu erweitern trachtete. Alſo endern auch die Voͤlcker/ wie die Gewaͤchſe unter einem andern Himmel ihre erſte Eigenſchafften. Unterdeſſen bewegte ſich ein neuer Schwarm der um den Berg Abnoba und den Brunnen der Donau wohnenden Allemaͤnner unter dem Hertzoge Arnolff; gieng nach dem Beyſpiele der Marſinger und Oſier in Pannonien/ und brei- teten ſich von dar biß an den innerſten Seebu- ſem des Adriatiſchen und Jllyriſchen Meeres/ die Marſinger und Oſier aber biß uͤber den Fluß Mariſus aus; alſo: daß der um den Strom Ty- ras wohnende Sarmatiſche Koͤnig Athea wi- der ſie den Macedoniſchen Koͤnig Philip zu Huͤlffe beruffte. Die Deutſchen erinnerten ſich ihrer alten mit den Sarmatern gepflogenen Freundſchafft und Buͤndnuͤſſe. Sintemahl ſchon zur Zeit des zu Troja herſchenden Jlus der Deutſche Koͤnig Galathes und Gothard mit der Sarmater Koͤnige Lauthim wider den Darius Hiſtaſpides zuſammen gekrieget/ und dieſen/ weil er ſich die uͤberſchickte Mauß/ Froſch und Pfeile nicht zuruͤcke halten ließ/ mit Verluſt 90000. ſtreitbarer Maͤnner wieder uͤ- ber den Jſter getrieben/ hernach aber nach ge- troffenem Frieden dem Xerxes unter ſeinem Bruder Ariomard wider die Griechen gedienet hatten. Daher ſie denn auch dißmal den Sar- matern wider den herrſchſuͤchtigen Philip bey- zuſpringen fuͤr recht und ruͤhmlich hielten; wel- cher nach aufgehobener Belaͤgerung der Stadt Byzanz von dem Koͤnige Athea unter dem hei- ligen Scheine: daß er an dem Jſter dem Hercu- les eine gelobte Saͤule aufrichten wolte/ uͤber die- ſen Strom zu ſetzen/ Erlaubnuͤß bekam/ die ein- faͤltigen Sarmater aber uͤberfiel/ und groſſe Beute machte. Bey Ankunfft der Deutſchen aber muſte Philip nur weichen/ und ſeiner vor- angeſchickten Beute nach ziemlichem Verluſte folgen; ja als die Deutſchen ſich mit denen Tri- ballen vereinbarten/ ihnen die Beute gar im Stiche laſſen/ und nach empfangener gefaͤhrli- chen Wunde die Flucht ergreiffen. Weil nun dieſer der Deutſchen Tapfferkeit genungſam ge- pruͤfet hatte/ hielt er fuͤr rathſamer ſie zu Ge- huͤlffen in ſein Schiff zu nehmen/ als es an die- ſen Klippen zu zerſtoſſen. Daher er denn ihrer ſich in dem Kriege wider Athen fruchtbarlich be- diente/ und derer inſonderheit damals/ als er zu Corinth von gantz Griechenland zum Feldherrn wider die Perſen erkieſet ward/ 10000. in Be- ſtallung nahm. Nach dem aber Philip hieruͤ- ber getoͤdtet war/ und ſein Sohn der groſſe Ale- xander nicht nur die Thracier/ Jllyrier/ Tri- baller und Peonier uͤberwand; ſondern auch uͤ- ber den Jſter ſetzte/ und wider den Syrmus den Koͤnig der Geten/ welche vorzeiten Hertzog Berich und Philomar aus dem mitternaͤchtigen Deutſchlande an den Jſter und Tibiſcus gefuͤh- ret haben ſollen/ zohen die Deutſchen die Hand ab/ und ſperrten die Augen gegen dieſen Sie- gen weit auf; ſchickten alſo die Allemaͤnner/ Marſinger und Oſier Geſandten an Alexan- der/ welche ihn von Bekriegung ihrer Ver- wandten und Bunds genoſſen der Geten ab- mahnten/ ihm auch rund heraus andeuteten: daß ſie ſeine Herrſchafft ſich uͤber den Jſter und die Sau zu erweitern gar nicht entraͤumen koͤn- ten. Alexander verwunderte ſich nichts min- der uͤber ihrer Freyheit der Gemuͤther/ als uͤber den Kraͤfften ihrer Leiber; fragte daher die Ge- ſandten: fuͤr was ſich die Deutſchen am meiſten fuͤrchteten? An ſtatt der verhofften Erklaͤrung: daß ſie die Macedoniſche Macht anziehen wuͤr- den/ kriegte er von ihnen zur Antwort: Jn den Hertzen der Deutſchen haͤtte keine Furcht raum. Solten ſie aber ja fuͤr etwas Sorge tragen/ koͤn- te es nichts anders ſeyn/ als daß der Himmel ih- nen auf den Hals fiele. Sonſt aber unterhiel- ten ſie mit hertzhafften Leuten gerne Freund- ſchafft. So wil denn auch ich/ verſetzte Alexan- der/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/822
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 760[762]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/822>, abgerufen am 29.06.2024.