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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gius viel Städte/ und erschütterte gantz Grie-
chenland. Die zwey Macedonischen Fürsten
Meleager und Antipater unterstunden sich
zwar die Macedonier vom Wehklagen und
Verfluchung des lasterhafften Ptolomeus zur
Gegenwehr anzuleiten/ aber jener verlohr nach
sechzig/ dieser nach fünf und vierzig Tagen mit
seiner zerstreueten Macht die Königliche Wür-
de; welche hingegen der junge Ptolomeus durch
der Deutschen Hülffe/ und der Thracier Auff-
stand gegen die Macedonischen Landvögte wie-
der erlangte. Endlich brachte der unedle
Sosthenes/ welcher eines Ackermannes Sohn/
und durch seine Tapfferkeit ein Oberster über
zweytausend Kriegsknechte worden war/ das
Macedonische Wesen ein wenig in Stand/ sin-
temal die von dem Marsingischen Fürsten Ce-
rethrius vorher gedemüthigten Geten und Tri-
ballen den Deutschen nach seinem frühzeitigen
Absterben hinterrücks eingefallen waren/ und
also König Belgius seine Macht zurücke ziehen
muste. Sosthenes ward derogestalt zwar für
den König in Macedonien ausgeruffen/ wie-
wol er nach dem Beyspiele des grossen Philip-
pus nur den Nahmen eines Feldherren an-
nahm; Alleine es kam Brennus der von dem
Necker aus dem Schwartzwalde in Pannonien
gezogener Tectosager Hertzog/ welcher sich in-
zwischen zum Meister in Jllyris biß an den
Fluß Drilon gemacht hatte/ auff bewegliches
zuschreiben des König Belgius mit einem fri-
schen Heere in Macedonien/ zu welchem Bel-
gius noch dreißig tausend an der Ost-See um
die Weichsel/ um die Agstein-Jnseln wohnende
Herulier und Skirer unter dem Fürsten Aci-
chor stossen. Sosthenes begegnete zwar dem
Brennus bey Heraclea an dem Flusse Erich-
ton/ und versuchte alles/ was einem tapfferen
Heerführer möglich war; insonderheit sprengte
er aus: daß Brennus von ihm erlegt wäre/ wor-
mit er denen Macedoniern einen Muth/ viel
Deutschen auch irre machte; alleine der feurige
[Spaltenumbruch] Brennus ließ sich um diesen schädlichen Jrr-
thum zu wiederlegen/ bald als ein Blitz an der
Spitze sehen/ und band mit dem auch unerschre-
ckenen/ und für ein gantzes Königreich fechten-
den Sosthenes tapffer an. Dieser aber hatte
mehr Hertze denn Glücke. Denn er ward vom
Brennus aus dem Sattel gehoben/ von Pfer-
den ertreten/ das durch Verlust seines Hauptes
verstimmelte Heer in die Flucht/ und nicht al-
lein das von den Deutschen überschwemmte Ma-
cedonien grossen Theils erobert/ sondern auch
des Brennus Siegs-Fahnen biß an den Berg
Cytheron/ und die Corinthische Land-Enge
ausgebreitet. Denn weil die Griechen dem
Sosthenes Hülfsvölcker zugeschickt/ die Deut-
schen aber schon gute Zeit die berühmten Herr-
ligkeiten Griechenlands im Kopffe hatten/ be-
schloß Brennus mit dem Fürsten Acichor Grie-
chenland zu bekriegen. Das Geschrey hiervon
erschütterte diß mehr/ als für Zeiten Xerxes mit
seinen unzehlbaren Persen; daher auch der
Griechen Zurüstung nunmehr zwey mal so groß
war. Ja alle benachbarte Könige schickten ih-
nen Hülfsvölcker/ insonderheit Antiochus aus
Asien den Telesarchus/ und der inzwischen nach
dem Sosthenes in Macedonien auffkommende
König Antigonus den Aristodemus. Der o-
berste Feldherr war der Stadt Athen Kriegs-
Hauptmann Callippus. Gleichwol aber hiel-
ten sich alle Kräfften Griechenlands zu schwach
den Deutschen in freyem Felde zu begognen.
Anfangs setzten sich zwar die Griechen an den
Fluß Peneus in Thessalien; als aber ein schwa-
cher Vortrab von tausend leichte berittenen Ly-
giern unter dem Berge Olympus bey Larissa
durchschwemmte/ hoben die Griechen über Hals
und Kopff ihr Läger auf/ giengen über den Fluß
Sperchius und warffen hinter sich alle Brücken
ab. Also eroberte Brennus die Länder Magnesia/
Thessalien und Phtiothis ohne einigen Schwerd-
streich. An dem Strome Sperchius aber hemm-
te sich etlicher massen der Lauf seines Sieges.

Denn
F f f f f 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gius viel Staͤdte/ und erſchuͤtterte gantz Grie-
chenland. Die zwey Macedoniſchen Fuͤrſten
Meleager und Antipater unterſtunden ſich
zwar die Macedonier vom Wehklagen und
Verfluchung des laſterhafften Ptolomeus zur
Gegenwehr anzuleiten/ aber jener verlohr nach
ſechzig/ dieſer nach fuͤnf und vierzig Tagen mit
ſeiner zerſtreueten Macht die Koͤnigliche Wuͤr-
de; welche hingegen der junge Ptolomeus durch
der Deutſchen Huͤlffe/ und der Thracier Auff-
ſtand gegen die Macedoniſchen Landvoͤgte wie-
der erlangte. Endlich brachte der unedle
Soſthenes/ welcher eines Ackermannes Sohn/
und durch ſeine Tapfferkeit ein Oberſter uͤber
zweytauſend Kriegsknechte worden war/ das
Macedoniſche Weſen ein wenig in Stand/ ſin-
temal die von dem Marſingiſchen Fuͤrſten Ce-
rethrius vorher gedemuͤthigten Geten und Tri-
ballen den Deutſchen nach ſeinem fruͤhzeitigen
Abſterben hinterruͤcks eingefallen waren/ und
alſo Koͤnig Belgius ſeine Macht zuruͤcke ziehen
muſte. Soſthenes ward derogeſtalt zwar fuͤr
den Koͤnig in Macedonien ausgeruffen/ wie-
wol er nach dem Beyſpiele des groſſen Philip-
pus nur den Nahmen eines Feldherren an-
nahm; Alleine es kam Brennus der von dem
Necker aus dem Schwartzwalde in Pannonien
gezogener Tectoſager Hertzog/ welcher ſich in-
zwiſchen zum Meiſter in Jllyris biß an den
Fluß Drilon gemacht hatte/ auff bewegliches
zuſchreiben des Koͤnig Belgius mit einem fri-
ſchen Heere in Macedonien/ zu welchem Bel-
gius noch dreißig tauſend an der Oſt-See um
die Weichſel/ um die Agſtein-Jnſeln wohnende
Herulier und Skirer unter dem Fuͤrſten Aci-
chor ſtoſſen. Soſthenes begegnete zwar dem
Brennus bey Heraclea an dem Fluſſe Erich-
ton/ und verſuchte alles/ was einem tapfferen
Heerfuͤhrer moͤglich war; inſonderheit ſprengte
er aus: daß Brennus von ihm erlegt waͤre/ wor-
mit er denen Macedoniern einen Muth/ viel
Deutſchen auch irre machte; alleine der feurige
[Spaltenumbruch] Brennus ließ ſich um dieſen ſchaͤdlichen Jrr-
thum zu wiederlegen/ bald als ein Blitz an der
Spitze ſehen/ und band mit dem auch unerſchre-
ckenen/ und fuͤr ein gantzes Koͤnigreich fechten-
den Soſthenes tapffer an. Dieſer aber hatte
mehr Hertze denn Gluͤcke. Denn er ward vom
Brennus aus dem Sattel gehoben/ von Pfer-
den ertreten/ das durch Verluſt ſeines Hauptes
verſtimmelte Heer in die Flucht/ und nicht al-
lein das von den Deutſchen uͤberſchwem̃te Ma-
cedonien groſſen Theils erobert/ ſondern auch
des Brennus Siegs-Fahnen biß an den Berg
Cytheron/ und die Corinthiſche Land-Enge
ausgebreitet. Denn weil die Griechen dem
Soſthenes Huͤlfsvoͤlcker zugeſchickt/ die Deut-
ſchen aber ſchon gute Zeit die beruͤhmten Herr-
ligkeiten Griechenlands im Kopffe hatten/ be-
ſchloß Brennus mit dem Fuͤrſten Acichor Grie-
chenland zu bekriegen. Das Geſchrey hiervon
erſchuͤtterte diß mehr/ als fuͤr Zeiten Xerxes mit
ſeinen unzehlbaren Perſen; daher auch der
Griechen Zuruͤſtung nunmehr zwey mal ſo groß
war. Ja alle benachbarte Koͤnige ſchickten ih-
nen Huͤlfsvoͤlcker/ inſonderheit Antiochus aus
Aſien den Teleſarchus/ und der inzwiſchen nach
dem Soſthenes in Macedonien auffkommende
Koͤnig Antigonus den Ariſtodemus. Der o-
berſte Feldherr war der Stadt Athen Kriegs-
Hauptmann Callippus. Gleichwol aber hiel-
ten ſich alle Kraͤfften Griechenlands zu ſchwach
den Deutſchen in freyem Felde zu begognen.
Anfangs ſetzten ſich zwar die Griechen an den
Fluß Peneus in Theſſalien; als aber ein ſchwa-
cher Vortrab von tauſend leichte berittenen Ly-
giern unter dem Berge Olympus bey Lariſſa
durchſchwem̃te/ hoben die Griechen uͤber Hals
und Kopff ihr Laͤger auf/ giengen uͤber den Fluß
Sperchius und warffen hinter ſich alle Bruͤcken
ab. Alſo erobeꝛte Brennus die Laͤndeꝛ Magneſia/
Theſſalien und Phtiothis ohne einigẽ Schwerd-
ſtreich. An dem Strome Sperchius aber hemm-
te ſich etlicher maſſen der Lauf ſeines Sieges.

Denn
F f f f f 2
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[779[781]/0841] Arminius und Thußnelda. gius viel Staͤdte/ und erſchuͤtterte gantz Grie- chenland. Die zwey Macedoniſchen Fuͤrſten Meleager und Antipater unterſtunden ſich zwar die Macedonier vom Wehklagen und Verfluchung des laſterhafften Ptolomeus zur Gegenwehr anzuleiten/ aber jener verlohr nach ſechzig/ dieſer nach fuͤnf und vierzig Tagen mit ſeiner zerſtreueten Macht die Koͤnigliche Wuͤr- de; welche hingegen der junge Ptolomeus durch der Deutſchen Huͤlffe/ und der Thracier Auff- ſtand gegen die Macedoniſchen Landvoͤgte wie- der erlangte. Endlich brachte der unedle Soſthenes/ welcher eines Ackermannes Sohn/ und durch ſeine Tapfferkeit ein Oberſter uͤber zweytauſend Kriegsknechte worden war/ das Macedoniſche Weſen ein wenig in Stand/ ſin- temal die von dem Marſingiſchen Fuͤrſten Ce- rethrius vorher gedemuͤthigten Geten und Tri- ballen den Deutſchen nach ſeinem fruͤhzeitigen Abſterben hinterruͤcks eingefallen waren/ und alſo Koͤnig Belgius ſeine Macht zuruͤcke ziehen muſte. Soſthenes ward derogeſtalt zwar fuͤr den Koͤnig in Macedonien ausgeruffen/ wie- wol er nach dem Beyſpiele des groſſen Philip- pus nur den Nahmen eines Feldherren an- nahm; Alleine es kam Brennus der von dem Necker aus dem Schwartzwalde in Pannonien gezogener Tectoſager Hertzog/ welcher ſich in- zwiſchen zum Meiſter in Jllyris biß an den Fluß Drilon gemacht hatte/ auff bewegliches zuſchreiben des Koͤnig Belgius mit einem fri- ſchen Heere in Macedonien/ zu welchem Bel- gius noch dreißig tauſend an der Oſt-See um die Weichſel/ um die Agſtein-Jnſeln wohnende Herulier und Skirer unter dem Fuͤrſten Aci- chor ſtoſſen. Soſthenes begegnete zwar dem Brennus bey Heraclea an dem Fluſſe Erich- ton/ und verſuchte alles/ was einem tapfferen Heerfuͤhrer moͤglich war; inſonderheit ſprengte er aus: daß Brennus von ihm erlegt waͤre/ wor- mit er denen Macedoniern einen Muth/ viel Deutſchen auch irre machte; alleine der feurige Brennus ließ ſich um dieſen ſchaͤdlichen Jrr- thum zu wiederlegen/ bald als ein Blitz an der Spitze ſehen/ und band mit dem auch unerſchre- ckenen/ und fuͤr ein gantzes Koͤnigreich fechten- den Soſthenes tapffer an. Dieſer aber hatte mehr Hertze denn Gluͤcke. Denn er ward vom Brennus aus dem Sattel gehoben/ von Pfer- den ertreten/ das durch Verluſt ſeines Hauptes verſtimmelte Heer in die Flucht/ und nicht al- lein das von den Deutſchen uͤberſchwem̃te Ma- cedonien groſſen Theils erobert/ ſondern auch des Brennus Siegs-Fahnen biß an den Berg Cytheron/ und die Corinthiſche Land-Enge ausgebreitet. Denn weil die Griechen dem Soſthenes Huͤlfsvoͤlcker zugeſchickt/ die Deut- ſchen aber ſchon gute Zeit die beruͤhmten Herr- ligkeiten Griechenlands im Kopffe hatten/ be- ſchloß Brennus mit dem Fuͤrſten Acichor Grie- chenland zu bekriegen. Das Geſchrey hiervon erſchuͤtterte diß mehr/ als fuͤr Zeiten Xerxes mit ſeinen unzehlbaren Perſen; daher auch der Griechen Zuruͤſtung nunmehr zwey mal ſo groß war. Ja alle benachbarte Koͤnige ſchickten ih- nen Huͤlfsvoͤlcker/ inſonderheit Antiochus aus Aſien den Teleſarchus/ und der inzwiſchen nach dem Soſthenes in Macedonien auffkommende Koͤnig Antigonus den Ariſtodemus. Der o- berſte Feldherr war der Stadt Athen Kriegs- Hauptmann Callippus. Gleichwol aber hiel- ten ſich alle Kraͤfften Griechenlands zu ſchwach den Deutſchen in freyem Felde zu begognen. Anfangs ſetzten ſich zwar die Griechen an den Fluß Peneus in Theſſalien; als aber ein ſchwa- cher Vortrab von tauſend leichte berittenen Ly- giern unter dem Berge Olympus bey Lariſſa durchſchwem̃te/ hoben die Griechen uͤber Hals und Kopff ihr Laͤger auf/ giengen uͤber den Fluß Sperchius und warffen hinter ſich alle Bruͤcken ab. Alſo erobeꝛte Brennus die Laͤndeꝛ Magneſia/ Theſſalien und Phtiothis ohne einigẽ Schwerd- ſtreich. An dem Strome Sperchius aber hemm- te ſich etlicher maſſen der Lauf ſeines Sieges. Denn F f f f f 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 779[781]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/841>, abgerufen am 22.11.2024.