Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Sechstes Buch [Spaltenumbruch]
Denn dieser floß nicht allein mit grossem Unge-stümme vom Berge Pindus herab/ und hatte allenthalben hohe felsichte Ufer; sondern war noch darzu vom Regen sehr angelauffen/ und von den Griechen besetzt. Der nichts minder schlaue als kühne Brennus laß darum zehn tau- send der längsten Deutschen aus seinem gantzen Heere aus/ und schickte sie unter dem den Nah- men mit der That habenden Ritter Unverzagt in aller Stille biß unterhalb Thebe den Strom hinab/ welcher daselbst wegen seiner Ausbrei- tung einem stehenden See ähnlicher als einem Flusse ist. Unverzagt muste um nicht entdeckt zu werden bey finsterer Nacht/ und zwar entwe- der biß in den Hals watende/ oder schwimmende übersetzen; worzu ihm denn ein treuer Hund/ welchen er hernach auch auf seinen Schild mah- len ließ/ zu einem guten Wegweiser/ und vielen Deutschen ihre Schilde zu Kahnen dienen. Cephissodor der Beotier Heerführer hatte in sel- biger Gegend seinen Stand; Erkonte aber der Deutschen Antlitzer/ weniger ihre Schwerdter vertragen; flüchtete sich also auf den Berg Oe- pta/ wiewol fünf hundert übereilte Beotier im Stiche blieben. Critobul der Phocenser/ Mi- dias der Locrer/ und Polyarchus der Etolier Feld-Hauptleute giengen ebenfals durch/ und setzten sich an die Thermopylische Berg-Enge an den Maliakischen See-Busem. So bald die Phtiotier die Brücke über den Fluß Sper- chius wieder gelegt hatten/ gieng Brennus mit seinem gantzen Heere über/ und wormit er den Griechen so viel eher ans Hertz käme/ wolte er sich mit Belägerung der wolbesetzten Stadt Heraclea nicht aushalten. Ungeachtet nun die Eroberung der Thermopylen mehr als ein menschliches Werck zu seyn schien; und die Deutschen selbst selbige Unmögligkeit wieder- riethen; sagte doch Brennus: hätten die Grie- chen das Meer und die Felsen/ so hätten die Deutschen ihr kühnes Hertz zur Mauer; ließ al- so folgenden Tag mit aufgehender Sonne da- [Spaltenumbruch] selbst zu Sturme lauffen. Keine Reuterey war in diesen felsichten und noch darzu wegen vieler Qvelle schlüpfrichten Orte zu brauchen. Den ersten Angrief thät Ritter Sultz mit unglaubli- cher Tapfferkeit/ eroberte auch gegen den Ober- sten der Megarensen Megareus die erste Höhe des Gebürges. Jhn entsetzte der Ritter Schlick/ und bekam den Felsen ein/ auff welchem eine Ertztene Säule des Hercules stand; die er auch hernach in seinem Schilde führte. Auff der dritten Höhe bemeisterte Ritter Schwartzen- berg zwey feste Thürme/ und trieb den Lysander mit seinen Beotiern daraus. Die oberste Spi- tze dieses Berges behauptete zwar der Ritter Ho- henlohe; er ward aber in die Brust tödtlich ver- wundet; gleichwol aber rieß er den Pfeil grim- mig aus seiner Wunde/ und erschoß mit selbtem noch der Beotier Obersten Thearidas. Die den Berg hinab gehenden Versetzungen verlief- fen die Griechen ohne Gegenwehr/ und wur- den die Deutschen des an dem Meere liegenden engen Thales Meister. Wie nun Fürst Aci- chor den andern Berg zu bestürmen anfing/ wel- chen der Griechische Feldherr Callippus selbst nebst dem Midias/ Diogenes/ Lacrates/ und dem tapfferen Cydias vertheidigten/ dieser letzte auch vom Acichor eigenhändig erlegt ward; kam der Athenienser Schif-Flotte herfür/ und überschüt- tete von der Seite die Deutschen mit ihren Pfei- len wie mit einem Hagel; also: daß nach dem sie diesen Sturm zwey Stunden ausgestanden/ und gleichwol dem Callippus genung zu schaf- fen gemacht/ sie nur auf den ersten Berg zurü- cke weichen musten. Brennus wütete für Un- muth: daß er daselbst nicht durchbrechen konte; daher ließ er den Fürsten Acichor alldar die Griechen unaufhörlich mit blinden Lermen be- unruhigen; Er selbst aber zohe mit dem grösten Theile seines Heeres sich unter dem Berge Oe- ta westwerts hin; und versuchte durch die Tru- chinische Berg-Enge; wo nur zwey Menschen neben einander gehen können/ durchzukommen. Er
Sechſtes Buch [Spaltenumbruch]
Denn dieſer floß nicht allein mit groſſem Unge-ſtuͤmme vom Berge Pindus herab/ und hatte allenthalben hohe felſichte Ufer; ſondern war noch darzu vom Regen ſehr angelauffen/ und von den Griechen beſetzt. Der nichts minder ſchlaue als kuͤhne Brennus laß darum zehn tau- ſend der laͤngſten Deutſchen aus ſeinem gantzen Heere aus/ und ſchickte ſie unter dem den Nah- men mit der That habenden Ritteꝛ Unverzagt in aller Stille biß unterhalb Thebe den Strom hinab/ welcher daſelbſt wegen ſeiner Ausbrei- tung einem ſtehenden See aͤhnlicher als einem Fluſſe iſt. Unverzagt muſte um nicht entdeckt zu werden bey finſterer Nacht/ und zwar entwe- der biß in den Hals watende/ oder ſchwimmende uͤberſetzen; worzu ihm denn ein treuer Hund/ welchen er hernach auch auf ſeinen Schild mah- len ließ/ zu einem guten Wegweiſer/ und vielen Deutſchen ihre Schilde zu Kahnen dienen. Cephiſſodor der Beotier Heerfuͤhrer hatte in ſel- biger Gegend ſeinen Stand; Erkonte aber der Deutſchen Antlitzer/ weniger ihre Schwerdter vertragen; fluͤchtete ſich alſo auf den Berg Oe- pta/ wiewol fuͤnf hundert uͤbereilte Beotier im Stiche blieben. Critobul der Phocenſer/ Mi- dias der Locrer/ und Polyarchus der Etolier Feld-Hauptleute giengen ebenfals durch/ und ſetzten ſich an die Thermopyliſche Berg-Enge an den Maliakiſchen See-Buſem. So bald die Phtiotier die Bruͤcke uͤber den Fluß Sper- chius wieder gelegt hatten/ gieng Brennus mit ſeinem gantzen Heere uͤber/ und wormit er den Griechen ſo viel eher ans Hertz kaͤme/ wolte er ſich mit Belaͤgerung der wolbeſetzten Stadt Heraclea nicht auſhalten. Ungeachtet nun die Eroberung der Thermopylen mehr als ein menſchliches Werck zu ſeyn ſchien; und die Deutſchen ſelbſt ſelbige Unmoͤgligkeit wieder- riethen; ſagte doch Brennus: haͤtten die Grie- chen das Meer und die Felſen/ ſo haͤtten die Deutſchen ihr kuͤhnes Hertz zur Mauer; ließ al- ſo folgenden Tag mit aufgehender Sonne da- [Spaltenumbruch] ſelbſt zu Sturme lauffen. Keine Reuterey war in dieſen felſichten und noch darzu wegen vieler Qvelle ſchluͤpfrichten Orte zu brauchen. Den erſten Angrief thaͤt Ritter Sultz mit unglaubli- cher Tapfferkeit/ eroberte auch gegen den Ober- ſten der Megarenſen Megareus die erſte Hoͤhe des Gebuͤrges. Jhn entſetzte der Ritter Schlick/ und bekam den Felſen ein/ auff welchem eine Ertztene Saͤule des Hercules ſtand; die er auch hernach in ſeinem Schilde fuͤhrte. Auff der dritten Hoͤhe bemeiſterte Ritter Schwartzen- berg zwey feſte Thuͤrme/ und trieb den Lyſander mit ſeinen Beotiern daraus. Die oberſte Spi- tze dieſes Berges behauptete zwar der Ritter Ho- henlohe; er ward aber in die Bruſt toͤdtlich ver- wundet; gleichwol aber rieß er den Pfeil grim- mig aus ſeiner Wunde/ und erſchoß mit ſelbtem noch der Beotier Oberſten Thearidas. Die den Berg hinab gehenden Verſetzungen verlief- fen die Griechen ohne Gegenwehr/ und wur- den die Deutſchen des an dem Meere liegenden engen Thales Meiſter. Wie nun Fuͤrſt Aci- chor den andern Berg zu beſtuͤrmen anfing/ wel- chen der Griechiſche Feldherr Callippus ſelbſt nebſt dem Midias/ Diogenes/ Lacrates/ und dem tapfferen Cydias vertheidigten/ dieſer letzte auch vom Acichor eigenhaͤndig erlegt ward; kam der Athenienſeꝛ Schif-Flotte herfuͤr/ und uͤberſchuͤt- tete von der Seite die Deutſchen mit ihren Pfei- len wie mit einem Hagel; alſo: daß nach dem ſie dieſen Sturm zwey Stunden ausgeſtanden/ und gleichwol dem Callippus genung zu ſchaf- fen gemacht/ ſie nur auf den erſten Berg zuruͤ- cke weichen muſten. Brennus wuͤtete fuͤr Un- muth: daß er daſelbſt nicht durchbrechen konte; daher ließ er den Fuͤrſten Acichor alldar die Griechen unaufhoͤrlich mit blinden Lermen be- unruhigen; Er ſelbſt aber zohe mit dem groͤſten Theile ſeines Heeres ſich unter dem Berge Oe- ta weſtwerts hin; und verſuchte durch die Tru- chiniſche Berg-Enge; wo nur zwey Menſchen neben einander gehen koͤnnen/ durchzukommen. Er
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Sechſtes Buch
Denn dieſer floß nicht allein mit groſſem Unge-
ſtuͤmme vom Berge Pindus herab/ und hatte
allenthalben hohe felſichte Ufer; ſondern war
noch darzu vom Regen ſehr angelauffen/ und
von den Griechen beſetzt. Der nichts minder
ſchlaue als kuͤhne Brennus laß darum zehn tau-
ſend der laͤngſten Deutſchen aus ſeinem gantzen
Heere aus/ und ſchickte ſie unter dem den Nah-
men mit der That habenden Ritteꝛ Unverzagt in
aller Stille biß unterhalb Thebe den Strom
hinab/ welcher daſelbſt wegen ſeiner Ausbrei-
tung einem ſtehenden See aͤhnlicher als einem
Fluſſe iſt. Unverzagt muſte um nicht entdeckt
zu werden bey finſterer Nacht/ und zwar entwe-
der biß in den Hals watende/ oder ſchwimmende
uͤberſetzen; worzu ihm denn ein treuer Hund/
welchen er hernach auch auf ſeinen Schild mah-
len ließ/ zu einem guten Wegweiſer/ und vielen
Deutſchen ihre Schilde zu Kahnen dienen.
Cephiſſodor der Beotier Heerfuͤhrer hatte in ſel-
biger Gegend ſeinen Stand; Erkonte aber der
Deutſchen Antlitzer/ weniger ihre Schwerdter
vertragen; fluͤchtete ſich alſo auf den Berg Oe-
pta/ wiewol fuͤnf hundert uͤbereilte Beotier im
Stiche blieben. Critobul der Phocenſer/ Mi-
dias der Locrer/ und Polyarchus der Etolier
Feld-Hauptleute giengen ebenfals durch/ und
ſetzten ſich an die Thermopyliſche Berg-Enge
an den Maliakiſchen See-Buſem. So bald
die Phtiotier die Bruͤcke uͤber den Fluß Sper-
chius wieder gelegt hatten/ gieng Brennus mit
ſeinem gantzen Heere uͤber/ und wormit er den
Griechen ſo viel eher ans Hertz kaͤme/ wolte er
ſich mit Belaͤgerung der wolbeſetzten Stadt
Heraclea nicht auſhalten. Ungeachtet nun die
Eroberung der Thermopylen mehr als ein
menſchliches Werck zu ſeyn ſchien; und die
Deutſchen ſelbſt ſelbige Unmoͤgligkeit wieder-
riethen; ſagte doch Brennus: haͤtten die Grie-
chen das Meer und die Felſen/ ſo haͤtten die
Deutſchen ihr kuͤhnes Hertz zur Mauer; ließ al-
ſo folgenden Tag mit aufgehender Sonne da-
ſelbſt zu Sturme lauffen. Keine Reuterey war
in dieſen felſichten und noch darzu wegen vieler
Qvelle ſchluͤpfrichten Orte zu brauchen. Den
erſten Angrief thaͤt Ritter Sultz mit unglaubli-
cher Tapfferkeit/ eroberte auch gegen den Ober-
ſten der Megarenſen Megareus die erſte Hoͤhe
des Gebuͤrges. Jhn entſetzte der Ritter Schlick/
und bekam den Felſen ein/ auff welchem eine
Ertztene Saͤule des Hercules ſtand; die er auch
hernach in ſeinem Schilde fuͤhrte. Auff der
dritten Hoͤhe bemeiſterte Ritter Schwartzen-
berg zwey feſte Thuͤrme/ und trieb den Lyſander
mit ſeinen Beotiern daraus. Die oberſte Spi-
tze dieſes Berges behauptete zwar der Ritter Ho-
henlohe; er ward aber in die Bruſt toͤdtlich ver-
wundet; gleichwol aber rieß er den Pfeil grim-
mig aus ſeiner Wunde/ und erſchoß mit ſelbtem
noch der Beotier Oberſten Thearidas. Die
den Berg hinab gehenden Verſetzungen verlief-
fen die Griechen ohne Gegenwehr/ und wur-
den die Deutſchen des an dem Meere liegenden
engen Thales Meiſter. Wie nun Fuͤrſt Aci-
chor den andern Berg zu beſtuͤrmen anfing/ wel-
chen der Griechiſche Feldherr Callippus ſelbſt
nebſt dem Midias/ Diogenes/ Lacrates/ und dem
tapfferen Cydias vertheidigten/ dieſer letzte auch
vom Acichor eigenhaͤndig erlegt ward; kam der
Athenienſeꝛ Schif-Flotte herfuͤr/ und uͤberſchuͤt-
tete von der Seite die Deutſchen mit ihren Pfei-
len wie mit einem Hagel; alſo: daß nach dem ſie
dieſen Sturm zwey Stunden ausgeſtanden/
und gleichwol dem Callippus genung zu ſchaf-
fen gemacht/ ſie nur auf den erſten Berg zuruͤ-
cke weichen muſten. Brennus wuͤtete fuͤr Un-
muth: daß er daſelbſt nicht durchbrechen konte;
daher ließ er den Fuͤrſten Acichor alldar die
Griechen unaufhoͤrlich mit blinden Lermen be-
unruhigen; Er ſelbſt aber zohe mit dem groͤſten
Theile ſeines Heeres ſich unter dem Berge Oe-
ta weſtwerts hin; und verſuchte durch die Tru-
chiniſche Berg-Enge; wo nur zwey Menſchen
neben einander gehen koͤnnen/ durchzukommen.
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