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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Erstes Buch
[Spaltenumbruch] Feind so hurtig als vor immermehr loß giengen.
Die Numidischen Schleuderer und die Arme-
nische Reiterey/ welche ihre Pantzer/ umb ihren
Feind zu vielen vergebenen Streichen zu ver-
anlassen/ mit baumwöllenen Röcken verdeckt
hatte/ thäte mit ihren Pfeilen und Wurffspiessen
ziemlichen Schaden/ weil doch der Catten aus
hanfenen Fadenen gestrickte und in Essig gehär-
tete/ oder hörnerne aus Pferdehuf Schuppen-
weise mit Drate zusammen gemachte Brust-
Harnische und höltzerne Schilde/ nicht wie jener
aus stählernen Ringen gemachte Pantzer und
lederne Schilde den Stich halten wolten/ und
Hertzog Segimer ward von dem Armenischen
Fürsten mit einem durch die lincke Achsel so hef-
tig verwundet/ daß er aus dem Gefechte sich zu-
rücke ziehen und seinem Sohne Sesitach seine
Stelle zu vertreten anvertrauen muste. Hin-
gegen zertrennete die deutsche Reiterey mit ih-
ren langen Spiessen die Römischen Glieder/
zernichteten mit ihren schweren Streit-Ham-
mern die dickesten Schilde und die aufs beste ge-
härteten Harnische. Jhre mit Wiederhacken ge-
spitzte Wurff-Spiesse machten auch die/ welche
gleich an keinem gefährlichen Orte ver wundet
waren/ zum Fechten unfähig/ weil sie musten aus
dem verletzten Gliede geschnidten werden. Wenn
sie selbte nun in Verwirrung gebracht hatten/
sprangen sie von ihren Pferden/ die inzwischen
auf ihrer Stelle stock stille zu stehen gewohnt wa-
ren/ stachen ihre kurtze Degen theils den Pser-
den/ theils den Feinden in ihre Bäuche/ schwun-
gen sich hiermit wieder auf die Pferde/ und bra-
chen an einem andern Orte ein; also daß/ wenn
Fürst Zeno mit seinen geschwinden Armeniern
nicht mehrmals in die Lücken gerückt/ und den
Römern sich zu erholen Lufft gemacht hätte/ das
Fußvolck bey zeiten würde bloß gestanden seyn.
Dieser Held fiel nicht anders als der Blitz bald
dar bald dort ein/ und wie sehr sich Fürst Sesi-
tach bemühete mit ihm anzubinden/ diente doch
seine ungewöhnliche Landes-Art zu fechten/
[Spaltenumbruch] ihm gegen dem schweren Reisigen Zeuge zu ei-
nem besondern Vortheil. Endlich hieng sich
einer aus denen Cheruskischen Edelleuten an
ihn/ welcher eine leichte mit güldenen Blumen
bestreuete Rüstung führte; also/ daß Zeno ihm
endlich stand halten muste/ oder sich vielmehr
freywillig wider ihn setzte/ als er sahe/ daß ein ei-
niger Ritter ihm so auf den Hals gieng; umb zu
bezeugen/ daß seine vorige geschwinde Abwech-
selungen nicht eine verzagte Flucht/ sondern eine
vortheilhaftige Krieges-Art gewesen. Diese
zwey rennten mit ihren Lantzen so heftig anein-
ander/ daß die Stücke davon in die Luft flogen/
und fingen mit ihren Degen so einen hitzigen
Kampf gegeneinander an/ daß die umb sie her-
umb fochten/ und auf die Streiche ihres eigenen
Feindes genungsam Achtung zu geben hatten/
dennoch ein vorwitziges Auge auf diese zwey Käm-
pfer warffen; gleich als wenn an ihrem Siege
und Verlust auch eines oder des andern Theils
Verderben oder Wolfarth hienge. Als nach
langem Gefechte der Armenische Printz wahr-
nahm/ daß wegen des Deutschen Hurtigkeit und
Vorsicht mit dem Degen nichts auszurichten
wäre/ warff er sein Pferd herumb/ rieß einem
Armenier einen Wurff-Spieß aus/ und nach
dem der Deutsche einem andern/ der ihn auf der
Seite anfiel/ einen Streich versetzen muste/ warf
Zeno selbten so glücklich/ daß er dem Deutschen
den Schenckel verwundete/ und in den Bauch
des Pserdes so tief hinein drang/ worüber Mann
und Pferd zu Boden stürtzten. Hierüber wur-
den die Armenier so hochmüthig/ als wenn durch
diesen glücklichen Streich der völlige Sieg er-
langet wäre/ die Deutschen aber so erbittert/ als
wenn Zeno den Feld-Herrn selbst erleget hätte.
Und hiermit gieng das Schlagen aufs neue mit
zweyfachem Eifer an. Der Gefallene konte
wegen empfangener Wunde von der Erde nicht
empor kommen. Sesitach thät zwar das äuserste
ihm aufzuhelffen; das Gedränge aber war umb
ihn so groß/ und Zeno traf mit einem andern

Wurff-

Erſtes Buch
[Spaltenumbruch] Feind ſo hurtig als vor immermehr loß giengen.
Die Numidiſchen Schleuderer und die Arme-
niſche Reiterey/ welche ihre Pantzer/ umb ihren
Feind zu vielen vergebenen Streichen zu ver-
anlaſſen/ mit baumwoͤllenen Roͤcken verdeckt
hatte/ thaͤte mit ihren Pfeilen und Wurffſpieſſen
ziemlichen Schaden/ weil doch der Catten aus
hanfenen Fadenen geſtrickte und in Eſſig gehaͤr-
tete/ oder hoͤrnerne aus Pferdehuf Schuppen-
weiſe mit Drate zuſammen gemachte Bruſt-
Harniſche und hoͤltzerne Schilde/ nicht wie jener
aus ſtaͤhlernen Ringen gemachte Pantzer und
lederne Schilde den Stich halten wolten/ und
Hertzog Segimer ward von dem Armeniſchen
Fuͤrſten mit einem durch die lincke Achſel ſo hef-
tig verwundet/ daß er aus dem Gefechte ſich zu-
ruͤcke ziehen und ſeinem Sohne Seſitach ſeine
Stelle zu vertreten anvertrauen muſte. Hin-
gegen zertrennete die deutſche Reiterey mit ih-
ren langen Spieſſen die Roͤmiſchen Glieder/
zernichteten mit ihren ſchweren Streit-Ham-
mern die dickeſten Schilde und die aufs beſte ge-
haͤrteten Harniſche. Jhre mit Wiederhacken ge-
ſpitzte Wurff-Spieſſe machten auch die/ welche
gleich an keinem gefaͤhrlichen Orte ver wundet
waren/ zum Fechten unfaͤhig/ weil ſie muſten aus
dem verletzten Gliede geſchnidten werden. Weñ
ſie ſelbte nun in Verwirrung gebracht hatten/
ſprangen ſie von ihren Pferden/ die inzwiſchen
auf ihrer Stelle ſtock ſtille zu ſtehen gewohnt wa-
ren/ ſtachen ihre kurtze Degen theils den Pſer-
den/ theils den Feinden in ihre Baͤuche/ ſchwun-
gen ſich hiermit wieder auf die Pferde/ und bra-
chen an einem andern Orte ein; alſo daß/ wenn
Fuͤrſt Zeno mit ſeinen geſchwinden Armeniern
nicht mehrmals in die Luͤcken geruͤckt/ und den
Roͤmern ſich zu erholen Lufft gemacht haͤtte/ das
Fußvolck bey zeiten wuͤrde bloß geſtanden ſeyn.
Dieſer Held fiel nicht anders als der Blitz bald
dar bald dort ein/ und wie ſehr ſich Fuͤrſt Seſi-
tach bemuͤhete mit ihm anzubinden/ diente doch
ſeine ungewoͤhnliche Landes-Art zu fechten/
[Spaltenumbruch] ihm gegen dem ſchweren Reiſigen Zeuge zu ei-
nem beſondern Vortheil. Endlich hieng ſich
einer aus denen Cheruskiſchen Edelleuten an
ihn/ welcher eine leichte mit guͤldenen Blumen
beſtreuete Ruͤſtung fuͤhrte; alſo/ daß Zeno ihm
endlich ſtand halten muſte/ oder ſich vielmehr
freywillig wider ihn ſetzte/ als er ſahe/ daß ein ei-
niger Ritter ihm ſo auf den Hals gieng; umb zu
bezeugen/ daß ſeine vorige geſchwinde Abwech-
ſelungen nicht eine verzagte Flucht/ ſondern eine
vortheilhaftige Krieges-Art geweſen. Dieſe
zwey rennten mit ihren Lantzen ſo heftig anein-
ander/ daß die Stuͤcke davon in die Luft flogen/
und fingen mit ihren Degen ſo einen hitzigen
Kampf gegeneinander an/ daß die umb ſie her-
umb fochten/ und auf die Streiche ihres eigenen
Feindes genungſam Achtung zu geben hatten/
deñoch ein vorwitziges Auge auf dieſe zwey Kaͤm-
pfer warffen; gleich als wenn an ihrem Siege
und Verluſt auch eines oder des andern Theils
Verderben oder Wolfarth hienge. Als nach
langem Gefechte der Armeniſche Printz wahr-
nahm/ daß wegen des Deutſchen Hurtigkeit und
Vorſicht mit dem Degen nichts auszurichten
waͤre/ warff er ſein Pferd herumb/ rieß einem
Armenier einen Wurff-Spieß aus/ und nach
dem der Deutſche einem andern/ der ihn auf der
Seite anfiel/ einen Streich verſetzen muſte/ warf
Zeno ſelbten ſo gluͤcklich/ daß er dem Deutſchen
den Schenckel verwundete/ und in den Bauch
des Pſerdes ſo tief hinein drang/ woruͤber Mann
und Pferd zu Boden ſtuͤrtzten. Hieruͤber wur-
den die Armenier ſo hochmuͤthig/ als wenn durch
dieſen gluͤcklichen Streich der voͤllige Sieg er-
langet waͤre/ die Deutſchen aber ſo erbittert/ als
wenn Zeno den Feld-Herrn ſelbſt erleget haͤtte.
Und hiermit gieng das Schlagen aufs neue mit
zweyfachem Eifer an. Der Gefallene konte
wegen empfangener Wunde von der Erde nicht
empor kommen. Seſitach thaͤt zwar das aͤuſerſte
ihm aufzuhelffen; das Gedraͤnge aber war umb
ihn ſo groß/ und Zeno traf mit einem andern

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[38/0086] Erſtes Buch Feind ſo hurtig als vor immermehr loß giengen. Die Numidiſchen Schleuderer und die Arme- niſche Reiterey/ welche ihre Pantzer/ umb ihren Feind zu vielen vergebenen Streichen zu ver- anlaſſen/ mit baumwoͤllenen Roͤcken verdeckt hatte/ thaͤte mit ihren Pfeilen und Wurffſpieſſen ziemlichen Schaden/ weil doch der Catten aus hanfenen Fadenen geſtrickte und in Eſſig gehaͤr- tete/ oder hoͤrnerne aus Pferdehuf Schuppen- weiſe mit Drate zuſammen gemachte Bruſt- Harniſche und hoͤltzerne Schilde/ nicht wie jener aus ſtaͤhlernen Ringen gemachte Pantzer und lederne Schilde den Stich halten wolten/ und Hertzog Segimer ward von dem Armeniſchen Fuͤrſten mit einem durch die lincke Achſel ſo hef- tig verwundet/ daß er aus dem Gefechte ſich zu- ruͤcke ziehen und ſeinem Sohne Seſitach ſeine Stelle zu vertreten anvertrauen muſte. Hin- gegen zertrennete die deutſche Reiterey mit ih- ren langen Spieſſen die Roͤmiſchen Glieder/ zernichteten mit ihren ſchweren Streit-Ham- mern die dickeſten Schilde und die aufs beſte ge- haͤrteten Harniſche. Jhre mit Wiederhacken ge- ſpitzte Wurff-Spieſſe machten auch die/ welche gleich an keinem gefaͤhrlichen Orte ver wundet waren/ zum Fechten unfaͤhig/ weil ſie muſten aus dem verletzten Gliede geſchnidten werden. Weñ ſie ſelbte nun in Verwirrung gebracht hatten/ ſprangen ſie von ihren Pferden/ die inzwiſchen auf ihrer Stelle ſtock ſtille zu ſtehen gewohnt wa- ren/ ſtachen ihre kurtze Degen theils den Pſer- den/ theils den Feinden in ihre Baͤuche/ ſchwun- gen ſich hiermit wieder auf die Pferde/ und bra- chen an einem andern Orte ein; alſo daß/ wenn Fuͤrſt Zeno mit ſeinen geſchwinden Armeniern nicht mehrmals in die Luͤcken geruͤckt/ und den Roͤmern ſich zu erholen Lufft gemacht haͤtte/ das Fußvolck bey zeiten wuͤrde bloß geſtanden ſeyn. Dieſer Held fiel nicht anders als der Blitz bald dar bald dort ein/ und wie ſehr ſich Fuͤrſt Seſi- tach bemuͤhete mit ihm anzubinden/ diente doch ſeine ungewoͤhnliche Landes-Art zu fechten/ ihm gegen dem ſchweren Reiſigen Zeuge zu ei- nem beſondern Vortheil. Endlich hieng ſich einer aus denen Cheruskiſchen Edelleuten an ihn/ welcher eine leichte mit guͤldenen Blumen beſtreuete Ruͤſtung fuͤhrte; alſo/ daß Zeno ihm endlich ſtand halten muſte/ oder ſich vielmehr freywillig wider ihn ſetzte/ als er ſahe/ daß ein ei- niger Ritter ihm ſo auf den Hals gieng; umb zu bezeugen/ daß ſeine vorige geſchwinde Abwech- ſelungen nicht eine verzagte Flucht/ ſondern eine vortheilhaftige Krieges-Art geweſen. Dieſe zwey rennten mit ihren Lantzen ſo heftig anein- ander/ daß die Stuͤcke davon in die Luft flogen/ und fingen mit ihren Degen ſo einen hitzigen Kampf gegeneinander an/ daß die umb ſie her- umb fochten/ und auf die Streiche ihres eigenen Feindes genungſam Achtung zu geben hatten/ deñoch ein vorwitziges Auge auf dieſe zwey Kaͤm- pfer warffen; gleich als wenn an ihrem Siege und Verluſt auch eines oder des andern Theils Verderben oder Wolfarth hienge. Als nach langem Gefechte der Armeniſche Printz wahr- nahm/ daß wegen des Deutſchen Hurtigkeit und Vorſicht mit dem Degen nichts auszurichten waͤre/ warff er ſein Pferd herumb/ rieß einem Armenier einen Wurff-Spieß aus/ und nach dem der Deutſche einem andern/ der ihn auf der Seite anfiel/ einen Streich verſetzen muſte/ warf Zeno ſelbten ſo gluͤcklich/ daß er dem Deutſchen den Schenckel verwundete/ und in den Bauch des Pſerdes ſo tief hinein drang/ woruͤber Mann und Pferd zu Boden ſtuͤrtzten. Hieruͤber wur- den die Armenier ſo hochmuͤthig/ als wenn durch dieſen gluͤcklichen Streich der voͤllige Sieg er- langet waͤre/ die Deutſchen aber ſo erbittert/ als wenn Zeno den Feld-Herrn ſelbſt erleget haͤtte. Und hiermit gieng das Schlagen aufs neue mit zweyfachem Eifer an. Der Gefallene konte wegen empfangener Wunde von der Erde nicht empor kommen. Seſitach thaͤt zwar das aͤuſerſte ihm aufzuhelffen; das Gedraͤnge aber war umb ihn ſo groß/ und Zeno traf mit einem andern Wurff-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/86>, abgerufen am 21.11.2024.