Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
sehr es ihnen gleich darum zu thun war/ nicht zu-brechen/ sondern vergnügten sich mit dem Vor- trage: daß die Carthaginenser nicht über den Fluß Jber schreiten/ und Sagunt in Frey- heit lassen solten. Unterdessen verlautete in Rom: Es stünde in den Sibyllinischen Bü- chern: daß um selbige Zeit die Deutschen und Griechen Rom einnehmen würden; worvon all- dar ein solches Schrecken entstand: daß der Rath in Griechenland zu den Etoliern/ Acheern/ nach Corinth und Athen Both schafften schickten/ und mit ihnen Freundschafft machten; dem Pöfels Aberglauben aber abzuhelffen zwey Deutsche und zwey Grichen zu Rom auff dem Ochsen- Marckte lebendig vergraben ließ; gleich als wenn hierdurch die Sibyllinische Wahrsagung erfüllt wäre. Nach dem aber der streitbaren Deutschen so nahe Macht der schon in fremde Länder ausgestreckten und nach Eigenschafft des Feuers stets nach mehrerm Zunder dür- stenden Herrschsucht der Römer allein im We- ge stand/ beschlossen sie ihr eusserstes zu thun/ um diesen beschwerlichen Dorn aus dem Fus- se zu ziehen. Dieses zu vollziehen machten sie einen Uberschlag ihrer Kriegs-Macht/ und be- fanden: daß sie mit ihren in Waffen stehen- den Hülffs-Völckern über 700000. streibare Fußknechte/ und 70000. Reuter auff den Bei- nen hatten. Sie richteten überdiß mit den Vene- tern und Cenomannen ein Bündniß auff/ wel- che den Römern zu Liebe 20000. Mann auff den Fuß stellten/ und auff erfolgten Friedens- Bruch den Bojen einzuhalten fertig stunden. alles dessen unbeschadet/ rüsteten die Deutschen sich zum Kriege. Wie nun auff ihr bewegli- ches Ansuchen der Alemänner König Aneroest/ der Catten Hertzog Concoletan mit grosser Macht über die Alpen kamen/ und der Jnsu- brer Fürst Brito mar mit den Bojen sich ver- einbarte/ hielten die Deutschen es nunmehr rathsam zu seyn/ der Römer nicht zu erwarten/ sondern ihre Pferde an einem fremden Zaum [Spaltenumbruch] zu binden. Die Bojen blieben unter ihrem Fürsten Gondomar gegen die Veneter und Cenomänner zu Beschirmung ihres Landes ste- hen; Aneroest/ Concoletan/ und Britomar a- ber drangen mit funffzig tausend Mann zu Fuße/ und zwantzig tausenden zu Rosse in He- trurien. Weil aber kein Römer Stand hielt/ rückten sie biß nach Clusium; all wo sie Nachricht bekamen: daß ein Römisches Heer ihnen auf dem Fuße folgte. Dahero dreheten die Deutschen also fort ihre Deichsel um/ und kriegten beyde Heere einander mit der Sonnen Untergange ins Gesichte. Des Nachts aber zündeten die Deutschen ihr Läger an/ und wiech Aneroest mit dem Fußvolcke mit Fleiß zurücke. Wie die Römer nun auff den Morgen nur die feind- liche Reuterey für sich/ und zwar gleicher Ge- stalt weichen sahen/ meinten sie: die Deutschen trauten sich nicht mit ihnen zu schlagen; also zo- hen sie ihnen über die neuen Seulen/ und Be- tur gia/ ja gar über den Fluß Arnus nach. Wie sie aber den Feind in völliger Flucht zu seyn ver- meinten/ trafen sie bey der Stadt Fesula gantz unvermuthet auff das vom Aneroest in völlige Schlacht-Ordnung gestellete Fußvolck/ und ein Theil der Reuterey/ welche der Sohn Ane- roests führte. Der Strom auff einer/ das Ge- bürge auff der andern/ und Aneroest auff der dritten Seite schnitten den Römern alle Aus- flucht ab/ und also wurden sie gezwungen sich aus dem Steigereiffen einer Schlacht zu ent- schlüssen. Allein das schreckliche Ansehen die- ser grimmigen Feinde/ welche kolschwartze Schil- de/ gemahlte Leiber hatten/ und mit ihrem blos- sen Schatten schon den Todt oder die Hölle vor- bildeten/ wie auch die schon anbrechende Nacht/ überwunden erstlich der Römer Augen; ihr er- ster Angriff trennte ihre Glieder/ und der von hinten zu mit der meisten Reuterey einfallen de König Concoletan brachte sie in höchste Ver- wirr- und Blutstürtzung. Denn der Flucht waren alle Wege verrennet. Sechs tausend Römi- Erster Theil. K k k k k
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
ſehr es ihnen gleich darum zu thun war/ nicht zu-brechen/ ſondern vergnuͤgten ſich mit dem Vor- trage: daß die Carthaginenſer nicht uͤber den Fluß Jber ſchreiten/ und Sagunt in Frey- heit laſſen ſolten. Unterdeſſen verlautete in Rom: Es ſtuͤnde in den Sibylliniſchen Buͤ- chern: daß um ſelbige Zeit die Deutſchen und Griechen Rom einnehmen wuͤrden; worvon all- dar ein ſolches Schrecken entſtand: daß der Rath in Griechenland zu den Etoliern/ Acheern/ nach Corinth und Athen Both ſchafften ſchickten/ und mit ihnen Freundſchafft machten; dem Poͤfels Aberglauben aber abzuhelffen zwey Deutſche und zwey Grichen zu Rom auff dem Ochſen- Marckte lebendig vergraben ließ; gleich als wenn hierdurch die Sibylliniſche Wahrſagung erfuͤllt waͤre. Nach dem aber der ſtreitbaren Deutſchen ſo nahe Macht der ſchon in fremde Laͤnder ausgeſtreckten und nach Eigenſchafft des Feuers ſtets nach mehrerm Zunder duͤr- ſtenden Herrſchſucht der Roͤmer allein im We- ge ſtand/ beſchloſſen ſie ihr euſſerſtes zu thun/ um dieſen beſchwerlichen Dorn aus dem Fuſ- ſe zu ziehen. Dieſes zu vollziehen machten ſie einen Uberſchlag ihrer Kriegs-Macht/ und be- fanden: daß ſie mit ihren in Waffen ſtehen- den Huͤlffs-Voͤlckern uͤber 700000. ſtreibare Fußknechte/ und 70000. Reuter auff den Bei- nen hatten. Sie richteten uͤberdiß mit den Vene- tern und Cenomannen ein Buͤndniß auff/ wel- che den Roͤmern zu Liebe 20000. Mann auff den Fuß ſtellten/ und auff erfolgten Friedens- Bruch den Bojen einzuhalten fertig ſtunden. alles deſſen unbeſchadet/ ruͤſteten die Deutſchen ſich zum Kriege. Wie nun auff ihr bewegli- ches Anſuchen der Alemaͤnner Koͤnig Aneroeſt/ der Catten Hertzog Concoletan mit groſſer Macht uͤber die Alpen kamen/ und der Jnſu- brer Fuͤrſt Brito mar mit den Bojen ſich ver- einbarte/ hielten die Deutſchen es nunmehr rathſam zu ſeyn/ der Roͤmer nicht zu erwarten/ ſondern ihre Pferde an einem fremden Zaum [Spaltenumbruch] zu binden. Die Bojen blieben unter ihrem Fuͤrſten Gondomar gegen die Veneter und Cenomaͤnner zu Beſchirmung ihres Landes ſte- hen; Aneroeſt/ Concoletan/ und Britomar a- ber drangen mit funffzig tauſend Mann zu Fuße/ und zwantzig tauſenden zu Roſſe in He- trurien. Weil aber kein Roͤmer Stand hielt/ ruͤckten ſie biß nach Cluſium; all wo ſie Nachricht bekamen: daß ein Roͤmiſches Heer ihnen auf dem Fuße folgte. Dahero dreheten die Deutſchen alſo fort ihre Deichſel um/ und kriegten beyde Heere einander mit der Sonnen Untergange ins Geſichte. Des Nachts aber zuͤndeten die Deutſchen ihr Laͤger an/ und wiech Aneroeſt mit dem Fußvolcke mit Fleiß zuruͤcke. Wie die Roͤmer nun auff den Morgen nur die feind- liche Reuterey fuͤr ſich/ und zwar gleicher Ge- ſtalt weichen ſahen/ meinten ſie: die Deutſchen trauten ſich nicht mit ihnen zu ſchlagen; alſo zo- hen ſie ihnen uͤber die neuen Seulen/ und Be- tur gia/ ja gar uͤber den Fluß Arnus nach. Wie ſie aber den Feind in voͤlliger Flucht zu ſeyn ver- meinten/ trafen ſie bey der Stadt Feſula gantz unvermuthet auff das vom Aneroeſt in voͤllige Schlacht-Ordnung geſtellete Fußvolck/ und ein Theil der Reuterey/ welche der Sohn Ane- roeſts fuͤhrte. Der Strom auff einer/ das Ge- buͤrge auff der andern/ und Aneroeſt auff der dritten Seite ſchnitten den Roͤmern alle Aus- flucht ab/ und alſo wurden ſie gezwungen ſich aus dem Steigereiffen einer Schlacht zu ent- ſchluͤſſen. Allein das ſchreckliche Anſehen die- ſer grim̃igen Feinde/ welche kolſchwartze Schil- de/ gemahlte Leiber hatten/ und mit ihrem bloſ- ſen Schatten ſchon den Todt oder die Hoͤlle vor- bildeten/ wie auch die ſchon anbrechende Nacht/ uͤberwunden erſtlich der Roͤmer Augen; ihr er- ſter Angriff trennte ihre Glieder/ und der von hinten zu mit der meiſten Reuterey einfallen de Koͤnig Concoletan brachte ſie in hoͤchſte Ver- wirr- und Blutſtuͤrtzung. Denn der Flucht waren alle Wege verrennet. Sechs tauſend Roͤmi- Erſter Theil. K k k k k
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0871" n="809[811]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/> ſehr es ihnen gleich darum zu thun war/ nicht zu-<lb/> brechen/ ſondern vergnuͤgten ſich mit dem Vor-<lb/> trage: daß die Carthaginenſer nicht uͤber den<lb/> Fluß Jber ſchreiten/ und Sagunt in Frey-<lb/> heit laſſen ſolten. Unterdeſſen verlautete in<lb/> Rom: Es ſtuͤnde in den Sibylliniſchen Buͤ-<lb/> chern: daß um ſelbige Zeit die Deutſchen und<lb/> Griechen Rom einnehmen wuͤrden; worvon all-<lb/> dar ein ſolches Schrecken entſtand: daß der Rath<lb/> in Griechenland zu den Etoliern/ Acheern/ nach<lb/> Corinth und Athen Both ſchafften ſchickten/ und<lb/> mit ihnen Freundſchafft machten; dem Poͤfels<lb/> Aberglauben aber abzuhelffen zwey Deutſche<lb/> und zwey Grichen zu Rom auff dem Ochſen-<lb/> Marckte lebendig vergraben ließ; gleich als<lb/> wenn hierdurch die Sibylliniſche Wahrſagung<lb/> erfuͤllt waͤre. Nach dem aber der ſtreitbaren<lb/> Deutſchen ſo nahe Macht der ſchon in fremde<lb/> Laͤnder ausgeſtreckten und nach Eigenſchafft<lb/> des Feuers ſtets nach mehrerm Zunder duͤr-<lb/> ſtenden Herrſchſucht der Roͤmer allein im We-<lb/> ge ſtand/ beſchloſſen ſie ihr euſſerſtes zu thun/<lb/> um dieſen beſchwerlichen Dorn aus dem Fuſ-<lb/> ſe zu ziehen. Dieſes zu vollziehen machten ſie<lb/> einen Uberſchlag ihrer Kriegs-Macht/ und be-<lb/> fanden: daß ſie mit ihren in Waffen ſtehen-<lb/> den Huͤlffs-Voͤlckern uͤber 700000. ſtreibare<lb/> Fußknechte/ und 70000. Reuter auff den Bei-<lb/> nen hatten. Sie richteten uͤberdiß mit den Vene-<lb/> tern und Cenomannen ein Buͤndniß auff/ wel-<lb/> che den Roͤmern zu Liebe 20000. Mann auff<lb/> den Fuß ſtellten/ und auff erfolgten Friedens-<lb/> Bruch den Bojen einzuhalten fertig ſtunden.<lb/> alles deſſen unbeſchadet/ ruͤſteten die Deutſchen<lb/> ſich zum Kriege. Wie nun auff ihr bewegli-<lb/> ches Anſuchen der Alemaͤnner Koͤnig Aneroeſt/<lb/> der Catten Hertzog Concoletan mit groſſer<lb/> Macht uͤber die Alpen kamen/ und der Jnſu-<lb/> brer Fuͤrſt Brito mar mit den Bojen ſich ver-<lb/> einbarte/ hielten die Deutſchen es nunmehr<lb/> rathſam zu ſeyn/ der Roͤmer nicht zu erwarten/<lb/> ſondern ihre Pferde an einem fremden Zaum<lb/><cb/> zu binden. Die Bojen blieben unter ihrem<lb/> Fuͤrſten Gondomar gegen die Veneter und<lb/> Cenomaͤnner zu Beſchirmung ihres Landes ſte-<lb/> hen; Aneroeſt/ Concoletan/ und Britomar a-<lb/> ber drangen mit funffzig tauſend Mann zu<lb/> Fuße/ und zwantzig tauſenden zu Roſſe in He-<lb/> trurien. Weil aber kein Roͤmer Stand hielt/<lb/> ruͤckten ſie biß nach Cluſium; all wo ſie Nachricht<lb/> bekamen: daß ein Roͤmiſches Heer ihnen auf<lb/> dem Fuße folgte. Dahero dreheten die Deutſchen<lb/> alſo fort ihre Deichſel um/ und kriegten beyde<lb/> Heere einander mit der Sonnen Untergange<lb/> ins Geſichte. Des Nachts aber zuͤndeten die<lb/> Deutſchen ihr Laͤger an/ und wiech Aneroeſt<lb/> mit dem Fußvolcke mit Fleiß zuruͤcke. Wie<lb/> die Roͤmer nun auff den Morgen nur die feind-<lb/> liche Reuterey fuͤr ſich/ und zwar gleicher Ge-<lb/> ſtalt weichen ſahen/ meinten ſie: die Deutſchen<lb/> trauten ſich nicht mit ihnen zu ſchlagen; alſo zo-<lb/> hen ſie ihnen uͤber die neuen Seulen/ und Be-<lb/> tur gia/ ja gar uͤber den Fluß Arnus nach. Wie<lb/> ſie aber den Feind in voͤlliger Flucht zu ſeyn ver-<lb/> meinten/ trafen ſie bey der Stadt Feſula gantz<lb/> unvermuthet auff das vom Aneroeſt in voͤllige<lb/> Schlacht-Ordnung geſtellete Fußvolck/ und<lb/> ein Theil der Reuterey/ welche der Sohn Ane-<lb/> roeſts fuͤhrte. Der Strom auff einer/ das Ge-<lb/> buͤrge auff der andern/ und Aneroeſt auff der<lb/> dritten Seite ſchnitten den Roͤmern alle Aus-<lb/> flucht ab/ und alſo wurden ſie gezwungen ſich<lb/> aus dem Steigereiffen einer Schlacht zu ent-<lb/> ſchluͤſſen. Allein das ſchreckliche Anſehen die-<lb/> ſer grim̃igen Feinde/ welche kolſchwartze Schil-<lb/> de/ gemahlte Leiber hatten/ und mit ihrem bloſ-<lb/> ſen Schatten ſchon den Todt oder die Hoͤlle vor-<lb/> bildeten/ wie auch die ſchon anbrechende Nacht/<lb/> uͤberwunden erſtlich der Roͤmer Augen; ihr er-<lb/> ſter Angriff trennte ihre Glieder/ und der von<lb/> hinten zu mit der meiſten Reuterey einfallen de<lb/> Koͤnig Concoletan brachte ſie in hoͤchſte Ver-<lb/> wirr- und Blutſtuͤrtzung. Denn der Flucht<lb/> waren alle Wege verrennet. Sechs tauſend<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Erſter Theil. K k k k k</fw><fw place="bottom" type="catch">Roͤmi-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [809[811]/0871]
Arminius und Thußnelda.
ſehr es ihnen gleich darum zu thun war/ nicht zu-
brechen/ ſondern vergnuͤgten ſich mit dem Vor-
trage: daß die Carthaginenſer nicht uͤber den
Fluß Jber ſchreiten/ und Sagunt in Frey-
heit laſſen ſolten. Unterdeſſen verlautete in
Rom: Es ſtuͤnde in den Sibylliniſchen Buͤ-
chern: daß um ſelbige Zeit die Deutſchen und
Griechen Rom einnehmen wuͤrden; worvon all-
dar ein ſolches Schrecken entſtand: daß der Rath
in Griechenland zu den Etoliern/ Acheern/ nach
Corinth und Athen Both ſchafften ſchickten/ und
mit ihnen Freundſchafft machten; dem Poͤfels
Aberglauben aber abzuhelffen zwey Deutſche
und zwey Grichen zu Rom auff dem Ochſen-
Marckte lebendig vergraben ließ; gleich als
wenn hierdurch die Sibylliniſche Wahrſagung
erfuͤllt waͤre. Nach dem aber der ſtreitbaren
Deutſchen ſo nahe Macht der ſchon in fremde
Laͤnder ausgeſtreckten und nach Eigenſchafft
des Feuers ſtets nach mehrerm Zunder duͤr-
ſtenden Herrſchſucht der Roͤmer allein im We-
ge ſtand/ beſchloſſen ſie ihr euſſerſtes zu thun/
um dieſen beſchwerlichen Dorn aus dem Fuſ-
ſe zu ziehen. Dieſes zu vollziehen machten ſie
einen Uberſchlag ihrer Kriegs-Macht/ und be-
fanden: daß ſie mit ihren in Waffen ſtehen-
den Huͤlffs-Voͤlckern uͤber 700000. ſtreibare
Fußknechte/ und 70000. Reuter auff den Bei-
nen hatten. Sie richteten uͤberdiß mit den Vene-
tern und Cenomannen ein Buͤndniß auff/ wel-
che den Roͤmern zu Liebe 20000. Mann auff
den Fuß ſtellten/ und auff erfolgten Friedens-
Bruch den Bojen einzuhalten fertig ſtunden.
alles deſſen unbeſchadet/ ruͤſteten die Deutſchen
ſich zum Kriege. Wie nun auff ihr bewegli-
ches Anſuchen der Alemaͤnner Koͤnig Aneroeſt/
der Catten Hertzog Concoletan mit groſſer
Macht uͤber die Alpen kamen/ und der Jnſu-
brer Fuͤrſt Brito mar mit den Bojen ſich ver-
einbarte/ hielten die Deutſchen es nunmehr
rathſam zu ſeyn/ der Roͤmer nicht zu erwarten/
ſondern ihre Pferde an einem fremden Zaum
zu binden. Die Bojen blieben unter ihrem
Fuͤrſten Gondomar gegen die Veneter und
Cenomaͤnner zu Beſchirmung ihres Landes ſte-
hen; Aneroeſt/ Concoletan/ und Britomar a-
ber drangen mit funffzig tauſend Mann zu
Fuße/ und zwantzig tauſenden zu Roſſe in He-
trurien. Weil aber kein Roͤmer Stand hielt/
ruͤckten ſie biß nach Cluſium; all wo ſie Nachricht
bekamen: daß ein Roͤmiſches Heer ihnen auf
dem Fuße folgte. Dahero dreheten die Deutſchen
alſo fort ihre Deichſel um/ und kriegten beyde
Heere einander mit der Sonnen Untergange
ins Geſichte. Des Nachts aber zuͤndeten die
Deutſchen ihr Laͤger an/ und wiech Aneroeſt
mit dem Fußvolcke mit Fleiß zuruͤcke. Wie
die Roͤmer nun auff den Morgen nur die feind-
liche Reuterey fuͤr ſich/ und zwar gleicher Ge-
ſtalt weichen ſahen/ meinten ſie: die Deutſchen
trauten ſich nicht mit ihnen zu ſchlagen; alſo zo-
hen ſie ihnen uͤber die neuen Seulen/ und Be-
tur gia/ ja gar uͤber den Fluß Arnus nach. Wie
ſie aber den Feind in voͤlliger Flucht zu ſeyn ver-
meinten/ trafen ſie bey der Stadt Feſula gantz
unvermuthet auff das vom Aneroeſt in voͤllige
Schlacht-Ordnung geſtellete Fußvolck/ und
ein Theil der Reuterey/ welche der Sohn Ane-
roeſts fuͤhrte. Der Strom auff einer/ das Ge-
buͤrge auff der andern/ und Aneroeſt auff der
dritten Seite ſchnitten den Roͤmern alle Aus-
flucht ab/ und alſo wurden ſie gezwungen ſich
aus dem Steigereiffen einer Schlacht zu ent-
ſchluͤſſen. Allein das ſchreckliche Anſehen die-
ſer grim̃igen Feinde/ welche kolſchwartze Schil-
de/ gemahlte Leiber hatten/ und mit ihrem bloſ-
ſen Schatten ſchon den Todt oder die Hoͤlle vor-
bildeten/ wie auch die ſchon anbrechende Nacht/
uͤberwunden erſtlich der Roͤmer Augen; ihr er-
ſter Angriff trennte ihre Glieder/ und der von
hinten zu mit der meiſten Reuterey einfallen de
Koͤnig Concoletan brachte ſie in hoͤchſte Ver-
wirr- und Blutſtuͤrtzung. Denn der Flucht
waren alle Wege verrennet. Sechs tauſend
Roͤmi-
Erſter Theil. K k k k k
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |