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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] sind/ dem Kriegs-Gotte so/ wie sie es dem Jhri-
gen gelobt hatten/ ein Kriegs-Zeichen auf.

Zeno fing an: So sind die Deutschen in Jta-
lien von denen disseits der Alpen mercklich zu
unterscheiden gewest; in dem meine Augen und
Glieder erfahren: daß diese mehr auf scharffe/
als gläntzende Waffen bedacht sind. Jnsonder-
heit habe ich unter dem Hertzoge Jubil etliche
Geschwader Reiter gesehen; welche nicht nur
an Gestalt/ sondern auch in Grimme den kohl-
schwartzen höllischen Geistern ähnlich waren.
Adgandester antwortete lächelnde: Es wären
diß die starcken Arier/ ein Theil derer zwischen
der Oder und Warte angesessenen Lygier; wel-
che ihre Schilde und Glieder schwärtzten; die fin-
stersten Nächte auch am liebsten zu ihrem
Kampfe erkieseten/ und gleichsam mit ihrem
Schatten die Feinde jagten. Die übrigen Deut-
schen/ bey welchen zumal ausländische Zierrathen
noch nicht so gemein worden wären/ wären freylich
wohl auch gewohnt in Luchs-Wolff- und Bä-
ren-Häuten mit Püffel-Hörnern mehr grau-
sam/ als prächtig auf den Kampf-Platz zu er-
scheinen; iedoch verwürffen die Fürsten und
der Adel nicht eben alle Kriegrische Auf-
putzung. Sintemal sie umb dem andern Vol-
cke ein gutes Beyspiel zu geben lieber wolten
durch ihren Glantz kentlich und in Gefahr/ als
verborgen und sicher seyn. Rhemetalces hob
an: Es ist diß ein rühmliches Absehn; welches
mir mein sonst deshalben habendes Bedencken
benimmt: daß viel Fürsten an ihren mit güldenen
Blumen bestreuten Waffen; an ihren aufge-
thürmten Feder-Püschen erkennt/ und vom
Feinde für andern getroffen; etliche auch durch
dieses eitelen Uberflusses Beschwerde ander Ge-
genwehre gehindert/ und in Noth versetzt wor-
den. Zeno fiel ihm bey; und lobte darumb
nichts minder den Deutschen Feldherrn Herr-
mann/ welcher in der Schlacht an seinen Waf-
fen stets auch in die Ferne wäre zu erkennen ge-
west; als den Griechischen Heerführer Philo-
[Spaltenumbruch] pömen/ und den Käyser Julius; die ihre Kriegs-
leute zur Schlacht/ wie zum Tantz-Bodem und
Hochzeit Feyer aufgeputzt hätten. Adgandester
setzte bey: Der berühmte Hertzog Viridomar/
mit dem die Jnsubrier gestanden und gefallen
wären/ hätte auch durch den Glantz seiner Waf-
fen zwar seinen Tod beschleunigt; aber auch sei-
ne Helden - Thaten sichtbar gemacht. Denn
als die Römer denen abgemergelten Jnsu-
briern so gar Gesätze des Friedens fürzuschrei-
ben/ und sie ohne Uberwindung in Gehorsam zu
nehmen weigerten; berufften sie erwähnten Vi-
ridomar einen jungen Fürsten der Hermundu-
rer zu ihrem Hertzoge/ und überkamen mit ihm
eine ergebige Hülffe. Dieser empfing die Rö-
mer an dem Flusse Addua/ durch welchen sie se-
tzen wolten; derogestalt: daß sie das dritte Theil
ihres Heeres mit allem Kriegs-Geräthe im Sti-
che lassen musten. Ob sie nun zwar über Hals und
Kopf gegen der Cenomänner Gräntze absackten/
so überfiel sie doch bey Schlagung ihres Lägers
der wachsame Viridomar noch einmal; erlegte sie
biß aufs Haupt; also: daß die zwey Bürger-
meister mit Noth über den Bach Clusius entra-
nen; und weil sie besorgten: daß die Deutschen
wiederumb biß an das hierüber zitternde Rom
fortrücken würden; machten sie mit Virido-
marn einen Frieden/ krafft dessen denen Jnsu-
briern auf beyden Seiten des Po biß an die
Stadt Acerre alles eigenthümlich verbleiben
solte. Der hochmüthige Marcus Marcellus
aber brachte durch seinen Anhang zuwege: daß
Manlius und Flaminius auf Angeben der von
ihm bestochener Wahrsager/ wie auch bald dar-
auf Scipio Nasica und Cajus Martius des
Bürgermeister-Amptes/ wie nichts minder Cor-
nelius Cethegus und Quintus Sulpitius/ weil
sie hierzu nicht allerdings stimmten/ der Priester-
Würde/ unter dem Schein: jener hätte die
Opfer nicht recht dargereicht/ dieser aber die
Jnfel vom Haupte fallen lassen/ entsetzt ward;
sondern er brach auch/ als er Bürgermeister war/

den

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] ſind/ dem Kriegs-Gotte ſo/ wie ſie es dem Jhri-
gen gelobt hatten/ ein Kriegs-Zeichen auf.

Zeno fing an: So ſind die Deutſchen in Jta-
lien von denen diſſeits der Alpen mercklich zu
unterſcheiden geweſt; in dem meine Augen und
Glieder erfahren: daß dieſe mehr auf ſcharffe/
als glaͤntzende Waffen bedacht ſind. Jnſonder-
heit habe ich unter dem Hertzoge Jubil etliche
Geſchwader Reiter geſehen; welche nicht nur
an Geſtalt/ ſondern auch in Grimme den kohl-
ſchwartzen hoͤlliſchen Geiſtern aͤhnlich waren.
Adgandeſter antwortete laͤchelnde: Es waͤren
diß die ſtarcken Arier/ ein Theil derer zwiſchen
der Oder und Warte angeſeſſenen Lygier; wel-
che ihre Schilde und Glieder ſchwaͤrtzten; die fin-
ſterſten Naͤchte auch am liebſten zu ihrem
Kampfe erkieſeten/ und gleichſam mit ihrem
Schatten die Feinde jagten. Die uͤbrigen Deut-
ſchen/ bey welchen zumal auslaͤndiſche Zierrathẽ
noch nicht ſo gemein wordẽ waͤrẽ/ waͤren freylich
wohl auch gewohnt in Luchs-Wolff- und Baͤ-
ren-Haͤuten mit Puͤffel-Hoͤrnern mehr grau-
ſam/ als praͤchtig auf den Kampf-Platz zu er-
ſcheinen; iedoch verwuͤrffen die Fuͤrſten und
der Adel nicht eben alle Kriegriſche Auf-
putzung. Sintemal ſie umb dem andern Vol-
cke ein gutes Beyſpiel zu geben lieber wolten
durch ihren Glantz kentlich und in Gefahr/ als
verborgen und ſicher ſeyn. Rhemetalces hob
an: Es iſt diß ein ruͤhmliches Abſehn; welches
mir mein ſonſt deshalben habendes Bedencken
benim̃t: daß viel Fuͤrſten an ihren mit guͤldenen
Blumen beſtreuten Waffen; an ihren aufge-
thuͤrmten Feder-Puͤſchen erkennt/ und vom
Feinde fuͤr andern getroffen; etliche auch durch
dieſes eitelen Uberfluſſes Beſchwerde ander Ge-
genwehre gehindert/ und in Noth verſetzt wor-
den. Zeno fiel ihm bey; und lobte darumb
nichts minder den Deutſchen Feldherrn Herr-
mann/ welcher in der Schlacht an ſeinen Waf-
fen ſtets auch in die Ferne waͤre zu erkennen ge-
weſt; als den Griechiſchen Heerfuͤhrer Philo-
[Spaltenumbruch] poͤmen/ und den Kaͤyſer Julius; die ihre Kriegs-
leute zur Schlacht/ wie zum Tantz-Bodem und
Hochzeit Feyer aufgeputzt haͤtten. Adgandeſter
ſetzte bey: Der beruͤhmte Hertzog Viridomar/
mit dem die Jnſubrier geſtanden und gefallen
waͤren/ haͤtte auch durch den Glantz ſeiner Waf-
fen zwar ſeinen Tod beſchleunigt; aber auch ſei-
ne Helden - Thaten ſichtbar gemacht. Denn
als die Roͤmer denen abgemergelten Jnſu-
briern ſo gar Geſaͤtze des Friedens fuͤrzuſchrei-
ben/ und ſie ohne Uberwindung in Gehorſam zu
nehmen weigerten; berufften ſie erwaͤhnten Vi-
ridomar einen jungen Fuͤrſten der Hermundu-
rer zu ihrem Hertzoge/ und uͤberkamen mit ihm
eine ergebige Huͤlffe. Dieſer empfing die Roͤ-
mer an dem Fluſſe Addua/ durch welchen ſie ſe-
tzen wolten; derogeſtalt: daß ſie das dritte Theil
ihres Heeres mit allem Kriegs-Geraͤthe im Sti-
che laſſen muſtẽ. Ob ſie nun zwar uͤber Hals und
Kopf gegen der Cenomaͤnner Graͤntze abſacktẽ/
ſo uͤberfiel ſie doch bey Schlagung ihres Laͤgers
der wachſame Viridomar noch einmal; erlegte ſie
biß aufs Haupt; alſo: daß die zwey Buͤrger-
meiſter mit Noth uͤber den Bach Cluſius entra-
nen; und weil ſie beſorgten: daß die Deutſchen
wiederumb biß an das hieruͤber zitternde Rom
fortruͤcken wuͤrden; machten ſie mit Virido-
marn einen Frieden/ krafft deſſen denen Jnſu-
briern auf beyden Seiten des Po biß an die
Stadt Acerre alles eigenthuͤmlich verbleiben
ſolte. Der hochmuͤthige Marcus Marcellus
aber brachte durch ſeinen Anhang zuwege: daß
Manlius und Flaminius auf Angeben der von
ihm beſtochener Wahrſager/ wie auch bald dar-
auf Scipio Naſica und Cajus Martius des
Buͤrgermeiſter-Amptes/ wie nichts minder Cor-
nelius Cethegus und Quintus Sulpitius/ weil
ſie hierzu nicht allerdings ſtim̃ten/ der Prieſter-
Wuͤrde/ unter dem Schein: jener haͤtte die
Opfer nicht recht dargereicht/ dieſer aber die
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ſondern er brach auch/ als er Buͤrgermeiſter war/

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[814[816]/0876] Sechſtes Buch ſind/ dem Kriegs-Gotte ſo/ wie ſie es dem Jhri- gen gelobt hatten/ ein Kriegs-Zeichen auf. Zeno fing an: So ſind die Deutſchen in Jta- lien von denen diſſeits der Alpen mercklich zu unterſcheiden geweſt; in dem meine Augen und Glieder erfahren: daß dieſe mehr auf ſcharffe/ als glaͤntzende Waffen bedacht ſind. Jnſonder- heit habe ich unter dem Hertzoge Jubil etliche Geſchwader Reiter geſehen; welche nicht nur an Geſtalt/ ſondern auch in Grimme den kohl- ſchwartzen hoͤlliſchen Geiſtern aͤhnlich waren. Adgandeſter antwortete laͤchelnde: Es waͤren diß die ſtarcken Arier/ ein Theil derer zwiſchen der Oder und Warte angeſeſſenen Lygier; wel- che ihre Schilde und Glieder ſchwaͤrtzten; die fin- ſterſten Naͤchte auch am liebſten zu ihrem Kampfe erkieſeten/ und gleichſam mit ihrem Schatten die Feinde jagten. Die uͤbrigen Deut- ſchen/ bey welchen zumal auslaͤndiſche Zierrathẽ noch nicht ſo gemein wordẽ waͤrẽ/ waͤren freylich wohl auch gewohnt in Luchs-Wolff- und Baͤ- ren-Haͤuten mit Puͤffel-Hoͤrnern mehr grau- ſam/ als praͤchtig auf den Kampf-Platz zu er- ſcheinen; iedoch verwuͤrffen die Fuͤrſten und der Adel nicht eben alle Kriegriſche Auf- putzung. Sintemal ſie umb dem andern Vol- cke ein gutes Beyſpiel zu geben lieber wolten durch ihren Glantz kentlich und in Gefahr/ als verborgen und ſicher ſeyn. Rhemetalces hob an: Es iſt diß ein ruͤhmliches Abſehn; welches mir mein ſonſt deshalben habendes Bedencken benim̃t: daß viel Fuͤrſten an ihren mit guͤldenen Blumen beſtreuten Waffen; an ihren aufge- thuͤrmten Feder-Puͤſchen erkennt/ und vom Feinde fuͤr andern getroffen; etliche auch durch dieſes eitelen Uberfluſſes Beſchwerde ander Ge- genwehre gehindert/ und in Noth verſetzt wor- den. Zeno fiel ihm bey; und lobte darumb nichts minder den Deutſchen Feldherrn Herr- mann/ welcher in der Schlacht an ſeinen Waf- fen ſtets auch in die Ferne waͤre zu erkennen ge- weſt; als den Griechiſchen Heerfuͤhrer Philo- poͤmen/ und den Kaͤyſer Julius; die ihre Kriegs- leute zur Schlacht/ wie zum Tantz-Bodem und Hochzeit Feyer aufgeputzt haͤtten. Adgandeſter ſetzte bey: Der beruͤhmte Hertzog Viridomar/ mit dem die Jnſubrier geſtanden und gefallen waͤren/ haͤtte auch durch den Glantz ſeiner Waf- fen zwar ſeinen Tod beſchleunigt; aber auch ſei- ne Helden - Thaten ſichtbar gemacht. Denn als die Roͤmer denen abgemergelten Jnſu- briern ſo gar Geſaͤtze des Friedens fuͤrzuſchrei- ben/ und ſie ohne Uberwindung in Gehorſam zu nehmen weigerten; berufften ſie erwaͤhnten Vi- ridomar einen jungen Fuͤrſten der Hermundu- rer zu ihrem Hertzoge/ und uͤberkamen mit ihm eine ergebige Huͤlffe. Dieſer empfing die Roͤ- mer an dem Fluſſe Addua/ durch welchen ſie ſe- tzen wolten; derogeſtalt: daß ſie das dritte Theil ihres Heeres mit allem Kriegs-Geraͤthe im Sti- che laſſen muſtẽ. Ob ſie nun zwar uͤber Hals und Kopf gegen der Cenomaͤnner Graͤntze abſacktẽ/ ſo uͤberfiel ſie doch bey Schlagung ihres Laͤgers der wachſame Viridomar noch einmal; erlegte ſie biß aufs Haupt; alſo: daß die zwey Buͤrger- meiſter mit Noth uͤber den Bach Cluſius entra- nen; und weil ſie beſorgten: daß die Deutſchen wiederumb biß an das hieruͤber zitternde Rom fortruͤcken wuͤrden; machten ſie mit Virido- marn einen Frieden/ krafft deſſen denen Jnſu- briern auf beyden Seiten des Po biß an die Stadt Acerre alles eigenthuͤmlich verbleiben ſolte. Der hochmuͤthige Marcus Marcellus aber brachte durch ſeinen Anhang zuwege: daß Manlius und Flaminius auf Angeben der von ihm beſtochener Wahrſager/ wie auch bald dar- auf Scipio Naſica und Cajus Martius des Buͤrgermeiſter-Amptes/ wie nichts minder Cor- nelius Cethegus und Quintus Sulpitius/ weil ſie hierzu nicht allerdings ſtim̃ten/ der Prieſter- Wuͤrde/ unter dem Schein: jener haͤtte die Opfer nicht recht dargereicht/ dieſer aber die Jnfel vom Haupte fallen laſſen/ entſetzt ward; ſondern er brach auch/ als er Buͤrgermeiſter war/ den

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 814[816]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/876>, abgerufen am 22.11.2024.