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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] geringen Anstoß umbgefället werden konten/
absägen/ und selbte mit verborgenen Seilen um-
schlingen. Posthumius/ dem noch kein ge-
waffneter Mann begegnet/ alles mit Schre-
cken erfüllet hatte/ ließ ihm von einigem Fein-
de nichts träumen/ rückte also mit allen fünf
und zwantzig tausend Mann in den Litanni-
schen Wald. Der Nachzug aber war kaum
tausend Schritte hinein kommen/ als hinter ih-
nen die von den Deütschen gezogenen Bäu-
me/ nicht anders/ als wenn selbte der Blitz oder
ein Sturm-Wind niederschlüge/ niederfielen/
und also ihnen den Weg zur Rückkehr abschnit-
ten. Nicht anders wurden auch für dem Rö-
mischen Vortrab die Bäume gefället; also:
daß selbter nicht wissend/ durch was für Zau-
berey solches geschehe/ anhalten musten. Aber
als die Römer hierüber einander erstaunet an-
sahen/ kam das Gewitter in der Mitten über
sie selbst; indem die niedergerissenen Bäume
ihrer wohl zwey tausend erbärmlich zerschmet-
terten/ ehe sie gewahr wurden: daß die Bäu-
me abgesägt/ und von so nahen Feinden über
sie gefället würden. Es war schrecklch anzu-
schauen; indem/ wo sie auf der Seite auf die
Feinde loß gehen wolten/ sie nur selbst in ihren
Tod renneten/ und in wenigen Stunden das
gantze Römische Heer biß auf etwan zwölf hun-
dert/ die sich theils in Wald noch verlieffen/
oder unter die bereit verfallenen Bäume ver-
krochen/ erschlagen und zerquetscht wurden.
Die halblebenden aber/ welchen nur etwan
Arm oder Bein zerbrochen waren/ den wieder-
schallendeu Wald mit ängstigem Klag-die
Deutschen aber mit gewohntem Kriegs-
Geschrey erfüllten. Alleine auch die/ derer
die unempfindlichen Bäume verschont hatten/
wurden von denen rings umb den Wald auf
die Wache gestellten Bojen erlegt/ und die noch
lebenden unter den Bäumen herfür gesucht;
und weil die Deutschen auch am Rücken die
Brücke über den Fluß Gabellus eingenom-
[Spaltenumbruch] men und besetzt hatten/ den Römern allenthal-
ben die Flucht abgeschnitten; also: daß nicht
zehn Mann entrunnen/ von denen Deutschen
aber mehr nicht als zehn todt blieben/ welche
aber nicht die Römer/ sondern weil sie allzu-
begierig in die Bäume gerissen/ ebenfalls die
Bäume erschlagen hatten. Unter den Todten
suchten die Bojen mit Fleiß den Posthumius
herfür; diesem schnitten sie den Kopf ab/ lösten
das Fleisch darvon ab; und nach dem sie den
Hirnschädel aufs sauberste ausgekocht hatten/
faßten sie selbten in Gold/ und schickten selbten
als ein grosses Heiligthum in Deutschland in
der Bojen heiligsten Tempel; welchen König
Sigovesus auf dem Sudetischen Gebürge/
welches der Bojen alten Landsitz von Marsin-
gern unterscheidet/ an dem Neiß-Strome auf
einen Berg gebauet hatte/ und dahin auch die
in Jtalien wohnenden Bojen aus Andacht offt
ihre Wallfarthen verrichteten. Diesen Kopf
brauchten die Priester hernach nicht alleine zu
einem Trinck-Geschirre/ sondern auch zu einem
Opfer-Gefässe. Die Deutschen aber erlang-
ten hierdurch eine über aus reiche Beute; da hin-
gegen dieser Unfal bey dem nun fast gar verzwei-
felnden Rom ein neuer Donner-Schlag war.

Wiewohl nun Annibal darinnen sehr an-
stieß: daß er das Hauptwerck/ nemlich die Zer-
störung der nunmehr ohnmächtigen und un-
bewaffneten Stadt Rom/ allwo aus Noth wi-
der das alte Herkommen acht tausend furcht-
same Knechte zu Besetzung der Mauern ge-
waffnet wurden/ unterließ; so zohe doch sein
Sieg die freywillige Untergebung des grossen
Griechenlandes/ Campaniens/ und fast gantz
Jtaliens nach sich. Der mächtige König
Philippus in Macedonien schickte seinen Ge-
sandten Xenophanes zu Hannibaln in Jtalien/
schloß mit ihm ein Bündnüß; krafft dessen er mit
200. Kriegs-Schiffen/ und einem Heere zu Lan-
de ihm Rom und Jtalien/ Annibal hingegen
dem Philippus Griechenland übermeistern

helffen
N n n n n 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] geringen Anſtoß umbgefaͤllet werden konten/
abſaͤgen/ und ſelbte mit verborgenen Seilen um-
ſchlingen. Poſthumius/ dem noch kein ge-
waffneter Mann begegnet/ alles mit Schre-
cken erfuͤllet hatte/ ließ ihm von einigem Fein-
de nichts traͤumen/ ruͤckte alſo mit allen fuͤnf
und zwantzig tauſend Mann in den Litanni-
ſchen Wald. Der Nachzug aber war kaum
tauſend Schritte hinein kommen/ als hinter ih-
nen die von den Deuͤtſchen gezogenen Baͤu-
me/ nicht anders/ als wenn ſelbte der Blitz oder
ein Sturm-Wind niederſchluͤge/ niederfielen/
und alſo ihnen den Weg zur Ruͤckkehr abſchnit-
ten. Nicht anders wurden auch fuͤr dem Roͤ-
miſchen Vortrab die Baͤume gefaͤllet; alſo:
daß ſelbter nicht wiſſend/ durch was fuͤr Zau-
berey ſolches geſchehe/ anhalten muſten. Aber
als die Roͤmer hieruͤber einander erſtaunet an-
ſahen/ kam das Gewitter in der Mitten uͤber
ſie ſelbſt; indem die niedergeriſſenen Baͤume
ihrer wohl zwey tauſend erbaͤrmlich zerſchmet-
terten/ ehe ſie gewahr wurden: daß die Baͤu-
me abgeſaͤgt/ und von ſo nahen Feinden uͤber
ſie gefaͤllet wuͤrden. Es war ſchrecklch anzu-
ſchauen; indem/ wo ſie auf der Seite auf die
Feinde loß gehen wolten/ ſie nur ſelbſt in ihren
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gantze Roͤmiſche Heer biß auf etwan zwoͤlf hun-
dert/ die ſich theils in Wald noch verlieffen/
oder unter die bereit verfallenen Baͤume ver-
krochen/ erſchlagen und zerquetſcht wurden.
Die halblebenden aber/ welchen nur etwan
Arm oder Bein zerbrochen waren/ den wieder-
ſchallendeu Wald mit aͤngſtigem Klag-die
Deutſchen aber mit gewohntem Kriegs-
Geſchrey erfuͤllten. Alleine auch die/ derer
die unempfindlichen Baͤume verſchont hatten/
wurden von denen rings umb den Wald auf
die Wache geſtellten Bojen erlegt/ und die noch
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und weil die Deutſchen auch am Ruͤcken die
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ben die Flucht abgeſchnitten; alſo: daß nicht
zehn Mann entrunnen/ von denen Deutſchen
aber mehr nicht als zehn todt blieben/ welche
aber nicht die Roͤmer/ ſondern weil ſie allzu-
begierig in die Baͤume geriſſen/ ebenfalls die
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der Bojen heiligſten Tempel; welchen Koͤnig
Sigoveſus auf dem Sudetiſchen Gebuͤrge/
welches der Bojen alten Landſitz von Marſin-
gern unterſcheidet/ an dem Neiß-Strome auf
einen Berg gebauet hatte/ und dahin auch die
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ihre Wallfarthen verrichteten. Dieſen Kopf
brauchten die Prieſter hernach nicht alleine zu
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Opfer-Gefaͤſſe. Die Deutſchen aber erlang-
ten hierdurch eine uͤber aus reiche Beute; da hin-
gegen dieſer Unfal bey dem nun faſt gar verzwei-
felnden Rom ein neuer Donner-Schlag war.

Wiewohl nun Annibal darinnen ſehr an-
ſtieß: daß er das Hauptwerck/ nemlich die Zer-
ſtoͤrung der nunmehr ohnmaͤchtigen und un-
bewaffneten Stadt Rom/ allwo aus Noth wi-
der das alte Herkommen acht tauſend furcht-
ſame Knechte zu Beſetzung der Mauern ge-
waffnet wurden/ unterließ; ſo zohe doch ſein
Sieg die freywillige Untergebung des groſſen
Griechenlandes/ Campaniens/ und faſt gantz
Jtaliens nach ſich. Der maͤchtige Koͤnig
Philippus in Macedonien ſchickte ſeinen Ge-
ſandten Xenophanes zu Hannibaln in Jtalien/
ſchloß mit ihm ein Buͤndnuͤß; krafft deſſen er mit
200. Kriegs-Schiffen/ und einem Heere zu Lan-
de ihm Rom und Jtalien/ Annibal hingegen
dem Philippus Griechenland uͤbermeiſtern

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 835[837]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/897>, abgerufen am 01.07.2024.