Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] geringen Anstoß umbgefället werden konten/
absägen/ und selbte mit verborgenen Seilen um-
schlingen. Posthumius/ dem noch kein ge-
waffneter Mann begegnet/ alles mit Schre-
cken erfüllet hatte/ ließ ihm von einigem Fein-
de nichts träumen/ rückte also mit allen fünf
und zwantzig tausend Mann in den Litanni-
schen Wald. Der Nachzug aber war kaum
tausend Schritte hinein kommen/ als hinter ih-
nen die von den Deütschen gezogenen Bäu-
me/ nicht anders/ als wenn selbte der Blitz oder
ein Sturm-Wind niederschlüge/ niederfielen/
und also ihnen den Weg zur Rückkehr abschnit-
ten. Nicht anders wurden auch für dem Rö-
mischen Vortrab die Bäume gefället; also:
daß selbter nicht wissend/ durch was für Zau-
berey solches geschehe/ anhalten musten. Aber
als die Römer hierüber einander erstaunet an-
sahen/ kam das Gewitter in der Mitten über
sie selbst; indem die niedergerissenen Bäume
ihrer wohl zwey tausend erbärmlich zerschmet-
terten/ ehe sie gewahr wurden: daß die Bäu-
me abgesägt/ und von so nahen Feinden über
sie gefället würden. Es war schrecklch anzu-
schauen; indem/ wo sie auf der Seite auf die
Feinde loß gehen wolten/ sie nur selbst in ihren
Tod renneten/ und in wenigen Stunden das
gantze Römische Heer biß auf etwan zwölf hun-
dert/ die sich theils in Wald noch verlieffen/
oder unter die bereit verfallenen Bäume ver-
krochen/ erschlagen und zerquetscht wurden.
Die halblebenden aber/ welchen nur etwan
Arm oder Bein zerbrochen waren/ den wieder-
schallendeu Wald mit ängstigem Klag-die
Deutschen aber mit gewohntem Kriegs-
Geschrey erfüllten. Alleine auch die/ derer
die unempfindlichen Bäume verschont hatten/
wurden von denen rings umb den Wald auf
die Wache gestellten Bojen erlegt/ und die noch
lebenden unter den Bäumen herfür gesucht;
und weil die Deutschen auch am Rücken die
Brücke über den Fluß Gabellus eingenom-
[Spaltenumbruch] men und besetzt hatten/ den Römern allenthal-
ben die Flucht abgeschnitten; also: daß nicht
zehn Mann entrunnen/ von denen Deutschen
aber mehr nicht als zehn todt blieben/ welche
aber nicht die Römer/ sondern weil sie allzu-
begierig in die Bäume gerissen/ ebenfalls die
Bäume erschlagen hatten. Unter den Todten
suchten die Bojen mit Fleiß den Posthumius
herfür; diesem schnitten sie den Kopf ab/ lösten
das Fleisch darvon ab; und nach dem sie den
Hirnschädel aufs sauberste ausgekocht hatten/
faßten sie selbten in Gold/ und schickten selbten
als ein grosses Heiligthum in Deutschland in
der Bojen heiligsten Tempel; welchen König
Sigovesus auf dem Sudetischen Gebürge/
welches der Bojen alten Landsitz von Marsin-
gern unterscheidet/ an dem Neiß-Strome auf
einen Berg gebauet hatte/ und dahin auch die
in Jtalien wohnenden Bojen aus Andacht offt
ihre Wallfarthen verrichteten. Diesen Kopf
brauchten die Priester hernach nicht alleine zu
einem Trinck-Geschirre/ sondern auch zu einem
Opfer-Gefässe. Die Deutschen aber erlang-
ten hierdurch eine über aus reiche Beute; da hin-
gegen dieser Unfal bey dem nun fast gar verzwei-
felnden Rom ein neuer Donner-Schlag war.

Wiewohl nun Annibal darinnen sehr an-
stieß: daß er das Hauptwerck/ nemlich die Zer-
störung der nunmehr ohnmächtigen und un-
bewaffneten Stadt Rom/ allwo aus Noth wi-
der das alte Herkommen acht tausend furcht-
same Knechte zu Besetzung der Mauern ge-
waffnet wurden/ unterließ; so zohe doch sein
Sieg die freywillige Untergebung des grossen
Griechenlandes/ Campaniens/ und fast gantz
Jtaliens nach sich. Der mächtige König
Philippus in Macedonien schickte seinen Ge-
sandten Xenophanes zu Hannibaln in Jtalien/
schloß mit ihm ein Bündnüß; krafft dessen er mit
200. Kriegs-Schiffen/ und einem Heere zu Lan-
de ihm Rom und Jtalien/ Annibal hingegen
dem Philippus Griechenland übermeistern

helffen
N n n n n 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] geringen Anſtoß umbgefaͤllet werden konten/
abſaͤgen/ und ſelbte mit verborgenen Seilen um-
ſchlingen. Poſthumius/ dem noch kein ge-
waffneter Mann begegnet/ alles mit Schre-
cken erfuͤllet hatte/ ließ ihm von einigem Fein-
de nichts traͤumen/ ruͤckte alſo mit allen fuͤnf
und zwantzig tauſend Mann in den Litanni-
ſchen Wald. Der Nachzug aber war kaum
tauſend Schritte hinein kommen/ als hinter ih-
nen die von den Deuͤtſchen gezogenen Baͤu-
me/ nicht anders/ als wenn ſelbte der Blitz oder
ein Sturm-Wind niederſchluͤge/ niederfielen/
und alſo ihnen den Weg zur Ruͤckkehr abſchnit-
ten. Nicht anders wurden auch fuͤr dem Roͤ-
miſchen Vortrab die Baͤume gefaͤllet; alſo:
daß ſelbter nicht wiſſend/ durch was fuͤr Zau-
berey ſolches geſchehe/ anhalten muſten. Aber
als die Roͤmer hieruͤber einander erſtaunet an-
ſahen/ kam das Gewitter in der Mitten uͤber
ſie ſelbſt; indem die niedergeriſſenen Baͤume
ihrer wohl zwey tauſend erbaͤrmlich zerſchmet-
terten/ ehe ſie gewahr wurden: daß die Baͤu-
me abgeſaͤgt/ und von ſo nahen Feinden uͤber
ſie gefaͤllet wuͤrden. Es war ſchrecklch anzu-
ſchauen; indem/ wo ſie auf der Seite auf die
Feinde loß gehen wolten/ ſie nur ſelbſt in ihren
Tod renneten/ und in wenigen Stunden das
gantze Roͤmiſche Heer biß auf etwan zwoͤlf hun-
dert/ die ſich theils in Wald noch verlieffen/
oder unter die bereit verfallenen Baͤume ver-
krochen/ erſchlagen und zerquetſcht wurden.
Die halblebenden aber/ welchen nur etwan
Arm oder Bein zerbrochen waren/ den wieder-
ſchallendeu Wald mit aͤngſtigem Klag-die
Deutſchen aber mit gewohntem Kriegs-
Geſchrey erfuͤllten. Alleine auch die/ derer
die unempfindlichen Baͤume verſchont hatten/
wurden von denen rings umb den Wald auf
die Wache geſtellten Bojen erlegt/ und die noch
lebenden unter den Baͤumen herfuͤr geſucht;
und weil die Deutſchen auch am Ruͤcken die
Bruͤcke uͤber den Fluß Gabellus eingenom-
[Spaltenumbruch] men und beſetzt hatten/ den Roͤmern allenthal-
ben die Flucht abgeſchnitten; alſo: daß nicht
zehn Mann entrunnen/ von denen Deutſchen
aber mehr nicht als zehn todt blieben/ welche
aber nicht die Roͤmer/ ſondern weil ſie allzu-
begierig in die Baͤume geriſſen/ ebenfalls die
Baͤume erſchlagen hatten. Unter den Todten
ſuchten die Bojen mit Fleiß den Poſthumius
herfuͤr; dieſem ſchnitten ſie den Kopf ab/ loͤſten
das Fleiſch darvon ab; und nach dem ſie den
Hirnſchaͤdel aufs ſauberſte ausgekocht hatten/
faßten ſie ſelbten in Gold/ und ſchickten ſelbten
als ein groſſes Heiligthum in Deutſchland in
der Bojen heiligſten Tempel; welchen Koͤnig
Sigoveſus auf dem Sudetiſchen Gebuͤrge/
welches der Bojen alten Landſitz von Marſin-
gern unterſcheidet/ an dem Neiß-Strome auf
einen Berg gebauet hatte/ und dahin auch die
in Jtalien wohnenden Bojen aus Andacht offt
ihre Wallfarthen verrichteten. Dieſen Kopf
brauchten die Prieſter hernach nicht alleine zu
einem Trinck-Geſchirre/ ſondern auch zu einem
Opfer-Gefaͤſſe. Die Deutſchen aber erlang-
ten hierdurch eine uͤber aus reiche Beute; da hin-
gegen dieſer Unfal bey dem nun faſt gar verzwei-
felnden Rom ein neuer Donner-Schlag war.

Wiewohl nun Annibal darinnen ſehr an-
ſtieß: daß er das Hauptwerck/ nemlich die Zer-
ſtoͤrung der nunmehr ohnmaͤchtigen und un-
bewaffneten Stadt Rom/ allwo aus Noth wi-
der das alte Herkommen acht tauſend furcht-
ſame Knechte zu Beſetzung der Mauern ge-
waffnet wurden/ unterließ; ſo zohe doch ſein
Sieg die freywillige Untergebung des groſſen
Griechenlandes/ Campaniens/ und faſt gantz
Jtaliens nach ſich. Der maͤchtige Koͤnig
Philippus in Macedonien ſchickte ſeinen Ge-
ſandten Xenophanes zu Hannibaln in Jtalien/
ſchloß mit ihm ein Buͤndnuͤß; krafft deſſen er mit
200. Kriegs-Schiffen/ und einem Heere zu Lan-
de ihm Rom und Jtalien/ Annibal hingegen
dem Philippus Griechenland uͤbermeiſtern

helffen
N n n n n 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0897" n="835[837]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
geringen An&#x017F;toß umbgefa&#x0364;llet werden konten/<lb/>
ab&#x017F;a&#x0364;gen/ und &#x017F;elbte mit verborgenen Seilen um-<lb/>
&#x017F;chlingen. Po&#x017F;thumius/ dem noch kein ge-<lb/>
waffneter Mann begegnet/ alles mit Schre-<lb/>
cken erfu&#x0364;llet hatte/ ließ ihm von einigem Fein-<lb/>
de nichts tra&#x0364;umen/ ru&#x0364;ckte al&#x017F;o mit allen fu&#x0364;nf<lb/>
und zwantzig tau&#x017F;end Mann in den Litanni-<lb/>
&#x017F;chen Wald. Der Nachzug aber war kaum<lb/>
tau&#x017F;end Schritte hinein kommen/ als hinter ih-<lb/>
nen die von den Deu&#x0364;t&#x017F;chen gezogenen Ba&#x0364;u-<lb/>
me/ nicht anders/ als wenn &#x017F;elbte der Blitz oder<lb/>
ein Sturm-Wind nieder&#x017F;chlu&#x0364;ge/ niederfielen/<lb/>
und al&#x017F;o ihnen den Weg zur Ru&#x0364;ckkehr ab&#x017F;chnit-<lb/>
ten. Nicht anders wurden auch fu&#x0364;r dem Ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;chen Vortrab die Ba&#x0364;ume gefa&#x0364;llet; al&#x017F;o:<lb/>
daß &#x017F;elbter nicht wi&#x017F;&#x017F;end/ durch was fu&#x0364;r Zau-<lb/>
berey &#x017F;olches ge&#x017F;chehe/ anhalten mu&#x017F;ten. Aber<lb/>
als die Ro&#x0364;mer hieru&#x0364;ber einander er&#x017F;taunet an-<lb/>
&#x017F;ahen/ kam das Gewitter in der Mitten u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t; indem die niedergeri&#x017F;&#x017F;enen Ba&#x0364;ume<lb/>
ihrer wohl zwey tau&#x017F;end erba&#x0364;rmlich zer&#x017F;chmet-<lb/>
terten/ ehe &#x017F;ie gewahr wurden: daß die Ba&#x0364;u-<lb/>
me abge&#x017F;a&#x0364;gt/ und von &#x017F;o nahen Feinden u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;ie gefa&#x0364;llet wu&#x0364;rden. Es war &#x017F;chrecklch anzu-<lb/>
&#x017F;chauen; indem/ wo &#x017F;ie auf der Seite auf die<lb/>
Feinde loß gehen wolten/ &#x017F;ie nur &#x017F;elb&#x017F;t in ihren<lb/>
Tod renneten/ und in wenigen Stunden das<lb/>
gantze Ro&#x0364;mi&#x017F;che Heer biß auf etwan zwo&#x0364;lf hun-<lb/>
dert/ die &#x017F;ich theils in Wald noch verlieffen/<lb/>
oder unter die bereit verfallenen Ba&#x0364;ume ver-<lb/>
krochen/ er&#x017F;chlagen und zerquet&#x017F;cht wurden.<lb/>
Die halblebenden aber/ welchen nur etwan<lb/>
Arm oder Bein zerbrochen waren/ den wieder-<lb/>
&#x017F;challendeu Wald mit a&#x0364;ng&#x017F;tigem Klag-die<lb/>
Deut&#x017F;chen aber mit gewohntem Kriegs-<lb/>
Ge&#x017F;chrey erfu&#x0364;llten. Alleine auch die/ derer<lb/>
die unempfindlichen Ba&#x0364;ume ver&#x017F;chont hatten/<lb/>
wurden von denen rings umb den Wald auf<lb/>
die Wache ge&#x017F;tellten Bojen erlegt/ und die noch<lb/>
lebenden unter den Ba&#x0364;umen herfu&#x0364;r ge&#x017F;ucht;<lb/>
und weil die Deut&#x017F;chen auch am Ru&#x0364;cken die<lb/>
Bru&#x0364;cke u&#x0364;ber den Fluß Gabellus eingenom-<lb/><cb/>
men und be&#x017F;etzt hatten/ den Ro&#x0364;mern allenthal-<lb/>
ben die Flucht abge&#x017F;chnitten; al&#x017F;o: daß nicht<lb/>
zehn Mann entrunnen/ von denen Deut&#x017F;chen<lb/>
aber mehr nicht als zehn todt blieben/ welche<lb/>
aber nicht die Ro&#x0364;mer/ &#x017F;ondern weil &#x017F;ie allzu-<lb/>
begierig in die Ba&#x0364;ume geri&#x017F;&#x017F;en/ ebenfalls die<lb/>
Ba&#x0364;ume er&#x017F;chlagen hatten. Unter den Todten<lb/>
&#x017F;uchten die Bojen mit Fleiß den Po&#x017F;thumius<lb/>
herfu&#x0364;r; die&#x017F;em &#x017F;chnitten &#x017F;ie den Kopf ab/ lo&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
das Flei&#x017F;ch darvon ab; und nach dem &#x017F;ie den<lb/>
Hirn&#x017F;cha&#x0364;del aufs &#x017F;auber&#x017F;te ausgekocht hatten/<lb/>
faßten &#x017F;ie &#x017F;elbten in Gold/ und &#x017F;chickten &#x017F;elbten<lb/>
als ein gro&#x017F;&#x017F;es Heiligthum in Deut&#x017F;chland in<lb/>
der Bojen heilig&#x017F;ten Tempel; welchen Ko&#x0364;nig<lb/>
Sigove&#x017F;us auf dem Sudeti&#x017F;chen Gebu&#x0364;rge/<lb/>
welches der Bojen alten Land&#x017F;itz von Mar&#x017F;in-<lb/>
gern unter&#x017F;cheidet/ an dem Neiß-Strome auf<lb/>
einen Berg gebauet hatte/ und dahin auch die<lb/>
in Jtalien wohnenden Bojen aus Andacht offt<lb/>
ihre Wallfarthen verrichteten. Die&#x017F;en Kopf<lb/>
brauchten die Prie&#x017F;ter hernach nicht alleine zu<lb/>
einem Trinck-Ge&#x017F;chirre/ &#x017F;ondern auch zu einem<lb/>
Opfer-Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Die Deut&#x017F;chen aber erlang-<lb/>
ten hierdurch eine u&#x0364;ber aus reiche Beute; da hin-<lb/>
gegen die&#x017F;er Unfal bey dem nun fa&#x017F;t gar verzwei-<lb/>
felnden Rom ein neuer Donner-Schlag war.</p><lb/>
          <p>Wiewohl nun Annibal darinnen &#x017F;ehr an-<lb/>
&#x017F;tieß: daß er das Hauptwerck/ nemlich die Zer-<lb/>
&#x017F;to&#x0364;rung der nunmehr ohnma&#x0364;chtigen und un-<lb/>
bewaffneten Stadt Rom/ allwo aus Noth wi-<lb/>
der das alte Herkommen acht tau&#x017F;end furcht-<lb/>
&#x017F;ame Knechte zu Be&#x017F;etzung der Mauern ge-<lb/>
waffnet wurden/ unterließ; &#x017F;o zohe doch &#x017F;ein<lb/>
Sieg die freywillige Untergebung des gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Griechenlandes/ Campaniens/ und fa&#x017F;t gantz<lb/>
Jtaliens nach &#x017F;ich. Der ma&#x0364;chtige Ko&#x0364;nig<lb/>
Philippus in Macedonien &#x017F;chickte &#x017F;einen Ge-<lb/>
&#x017F;andten Xenophanes zu Hannibaln in Jtalien/<lb/>
&#x017F;chloß mit ihm ein Bu&#x0364;ndnu&#x0364;ß; krafft de&#x017F;&#x017F;en er mit<lb/>
200. Kriegs-Schiffen/ und einem Heere zu Lan-<lb/>
de ihm Rom und Jtalien/ Annibal hingegen<lb/>
dem Philippus Griechenland u&#x0364;bermei&#x017F;tern<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n n n n 2</fw><fw place="bottom" type="catch">helffen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[835[837]/0897] Arminius und Thußnelda. geringen Anſtoß umbgefaͤllet werden konten/ abſaͤgen/ und ſelbte mit verborgenen Seilen um- ſchlingen. Poſthumius/ dem noch kein ge- waffneter Mann begegnet/ alles mit Schre- cken erfuͤllet hatte/ ließ ihm von einigem Fein- de nichts traͤumen/ ruͤckte alſo mit allen fuͤnf und zwantzig tauſend Mann in den Litanni- ſchen Wald. Der Nachzug aber war kaum tauſend Schritte hinein kommen/ als hinter ih- nen die von den Deuͤtſchen gezogenen Baͤu- me/ nicht anders/ als wenn ſelbte der Blitz oder ein Sturm-Wind niederſchluͤge/ niederfielen/ und alſo ihnen den Weg zur Ruͤckkehr abſchnit- ten. Nicht anders wurden auch fuͤr dem Roͤ- miſchen Vortrab die Baͤume gefaͤllet; alſo: daß ſelbter nicht wiſſend/ durch was fuͤr Zau- berey ſolches geſchehe/ anhalten muſten. Aber als die Roͤmer hieruͤber einander erſtaunet an- ſahen/ kam das Gewitter in der Mitten uͤber ſie ſelbſt; indem die niedergeriſſenen Baͤume ihrer wohl zwey tauſend erbaͤrmlich zerſchmet- terten/ ehe ſie gewahr wurden: daß die Baͤu- me abgeſaͤgt/ und von ſo nahen Feinden uͤber ſie gefaͤllet wuͤrden. Es war ſchrecklch anzu- ſchauen; indem/ wo ſie auf der Seite auf die Feinde loß gehen wolten/ ſie nur ſelbſt in ihren Tod renneten/ und in wenigen Stunden das gantze Roͤmiſche Heer biß auf etwan zwoͤlf hun- dert/ die ſich theils in Wald noch verlieffen/ oder unter die bereit verfallenen Baͤume ver- krochen/ erſchlagen und zerquetſcht wurden. Die halblebenden aber/ welchen nur etwan Arm oder Bein zerbrochen waren/ den wieder- ſchallendeu Wald mit aͤngſtigem Klag-die Deutſchen aber mit gewohntem Kriegs- Geſchrey erfuͤllten. Alleine auch die/ derer die unempfindlichen Baͤume verſchont hatten/ wurden von denen rings umb den Wald auf die Wache geſtellten Bojen erlegt/ und die noch lebenden unter den Baͤumen herfuͤr geſucht; und weil die Deutſchen auch am Ruͤcken die Bruͤcke uͤber den Fluß Gabellus eingenom- men und beſetzt hatten/ den Roͤmern allenthal- ben die Flucht abgeſchnitten; alſo: daß nicht zehn Mann entrunnen/ von denen Deutſchen aber mehr nicht als zehn todt blieben/ welche aber nicht die Roͤmer/ ſondern weil ſie allzu- begierig in die Baͤume geriſſen/ ebenfalls die Baͤume erſchlagen hatten. Unter den Todten ſuchten die Bojen mit Fleiß den Poſthumius herfuͤr; dieſem ſchnitten ſie den Kopf ab/ loͤſten das Fleiſch darvon ab; und nach dem ſie den Hirnſchaͤdel aufs ſauberſte ausgekocht hatten/ faßten ſie ſelbten in Gold/ und ſchickten ſelbten als ein groſſes Heiligthum in Deutſchland in der Bojen heiligſten Tempel; welchen Koͤnig Sigoveſus auf dem Sudetiſchen Gebuͤrge/ welches der Bojen alten Landſitz von Marſin- gern unterſcheidet/ an dem Neiß-Strome auf einen Berg gebauet hatte/ und dahin auch die in Jtalien wohnenden Bojen aus Andacht offt ihre Wallfarthen verrichteten. Dieſen Kopf brauchten die Prieſter hernach nicht alleine zu einem Trinck-Geſchirre/ ſondern auch zu einem Opfer-Gefaͤſſe. Die Deutſchen aber erlang- ten hierdurch eine uͤber aus reiche Beute; da hin- gegen dieſer Unfal bey dem nun faſt gar verzwei- felnden Rom ein neuer Donner-Schlag war. Wiewohl nun Annibal darinnen ſehr an- ſtieß: daß er das Hauptwerck/ nemlich die Zer- ſtoͤrung der nunmehr ohnmaͤchtigen und un- bewaffneten Stadt Rom/ allwo aus Noth wi- der das alte Herkommen acht tauſend furcht- ſame Knechte zu Beſetzung der Mauern ge- waffnet wurden/ unterließ; ſo zohe doch ſein Sieg die freywillige Untergebung des groſſen Griechenlandes/ Campaniens/ und faſt gantz Jtaliens nach ſich. Der maͤchtige Koͤnig Philippus in Macedonien ſchickte ſeinen Ge- ſandten Xenophanes zu Hannibaln in Jtalien/ ſchloß mit ihm ein Buͤndnuͤß; krafft deſſen er mit 200. Kriegs-Schiffen/ und einem Heere zu Lan- de ihm Rom und Jtalien/ Annibal hingegen dem Philippus Griechenland uͤbermeiſtern helffen N n n n n 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/897
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 835[837]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/897>, abgerufen am 22.11.2024.