Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
derheit dem mit seiner Reuterey ihm begegnen-den Attalus nach vernommener Niederlage des lincken Flügels nach Sardes zu weichen ge- zwungen; Von dar er sich nach Apamea/ dahin auch sein Sohn Selevcus durch Hülffe seiner Deutschen Leibwache entronnen war/ und end- lich in Syrien flüchtete/ einen schimpflichen Frieden um 2000. Talent kauffte/ gantz Asien biß an das Calycadnische und Sarpedonische Vorgebürge den Römern abtrat/ seine Bunds- genossen aber die Deutschen und den Cappado- cier König Ariarathes liederlich im Stiche ließ. Dahingegen der Bürgermeister Domitius den Rhodiern/ Lycien und Carien/ dem Evmenes fast alles eroberte in Asien abtraten. Ariara- thes kaufte ihm noch mit Gelde Ruh; den Deut- schen aber kündigte Cneus Manlius alsbald mit thätlicher Feindseligkeit einen unversöhnli- chen Krieg an. Die wahrhaffte Ursache war: daß die Römer keine sichere Besitzung des ero- berten Asiens ihnen einbildeten; so lange dieses streitbare Volck nicht auch gezämet wäre; und der Bithynischen Könige eingewurtzelter Haß wider diese Ausländer trieb den Eumenes: daß er die Römer gegen sie auffs eifrigste verhetzte. Hierzu kam noch die Zwytracht des Deutschen Königes Orgiagon/ und Epossognat; welcher allezeit auf Eumenes Seite gehincket/ auch bey erster Ankunfft der Römer in Asien/ mit ihnen ein Bündnüß aufgerichtet hatte/ durch dessen Wegweis- und Anleitung Manlius denen Deutschen so viel leichter einen glücklichen Streich anzubringen hoffte. Also zohe Man- lius mit dem gantzen Römischen Heere/ zu wel- chem noch des Eumenes Attalus und Atheneus mit etlichen tausenden stiessen/ durch Asien; un- terwarf ihm die Alabander/ Gorditicher/ den geitzigen Fürsten Moageten/ ja gantz Pamphi- lien und Carien. Endlich kam er in die Grän- tzen der Tolistobogier/ welche nebst den Tectosa- gern und Trocmiern die drey fürnehmsten Völ- cker der Deutschen und Semnoner sind. E- [Spaltenumbruch] possognat bereuete zwar nunmehr/ aber zu spät: daß er seinen Landesleuten und Bluts-Freun- den solche Gefahr auf den Hals ziehen helffen; und also bemühte er sich auch auf einer Seite die Römer zu besänfftigen: weil der Deutschen ei- nem alten Bundsgenossen aus Pflicht geleistete Beystand keine solche Feindschafft verdiente/ zumal wenn man sich mit dem/ welchem man Hülffe geschickt/ schon verglichen hätte; Andern Theils wolte er die Deutschen bereden/ sich un- ter den Schirm der Römer zu begeben/ oder wenigstens eine jährliche Schatzung zu willi- gen. Aber jenes Absehen verrückte die Ehr- sucht des Manlius/ dieses die Großmüthigkeit der Deutschen; welche Schatzung zu nehmen/ niemanden aber zu geben/ weniger ihrer Frey- heit ein solch Brandmal einzubrennen gewohnt waren. Daher fielen die Tolistobogier dem Manlius bey der Festung Kuball zum ersten ein; erlegten alle Vorwachen/ und zohen sich über den fischreichen Fluß Sangar zurücke. Wie nun aber die Römer über eine Schiffbrü- cke mitaller Macht folgten/ die drey Könige der Deutschen/ nehmlich Orgiago/ Combolomar und Gaulot wegen der Beschirmungs-Art sich nicht mit einander vergleichen kunten; Nahm Orgiago mit den Tolistobo giern den Berg O- lympus/ Combolomar mit denen Tectosagern den Berg Magana ein; Gaulot aber blieb mit den geschwinden Trocmiern zu Felde/ mit Ver- tröstung/ denen/ die die Römer auff den Ge- bürgen angreiffen würden/ beyzuspringen. Aber der Unstern der Deutschen gab diesem Rathschlusse einen betrübten Ausgang. Denn weil die Römer viel Cretensische und Triballi- sche Bogenschützen bey sich/ die Römer auch selbst vielerley Art Waffen hatten/ wormit sie die darmit nicht so wol versehenen und ohne diß meist nackend fechtende Deutschen verwunde- ten/ brachen sie an dem einen Orte mit Gewalt durch/ nach dem Attalus an zweyen andern Seiten durch etliche dieses Gebürges kundige Per- R r r r r 2
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
derheit dem mit ſeiner Reuterey ihm begegnen-den Attalus nach vernommener Niederlage des lincken Fluͤgels nach Sardes zu weichen ge- zwungen; Von dar er ſich nach Apamea/ dahin auch ſein Sohn Selevcus durch Huͤlffe ſeiner Deutſchen Leibwache entronnen war/ und end- lich in Syrien fluͤchtete/ einen ſchimpflichen Frieden um 2000. Talent kauffte/ gantz Aſien biß an das Calycadniſche und Sarpedoniſche Vorgebuͤrge den Roͤmern abtrat/ ſeine Bunds- genoſſen aber die Deutſchen und den Cappado- cier Koͤnig Ariarathes liederlich im Stiche ließ. Dahingegen der Buͤrgermeiſter Domitius den Rhodiern/ Lycien und Carien/ dem Evmenes faſt alles eroberte in Aſien abtraten. Ariara- thes kaufte ihm noch mit Gelde Ruh; den Deut- ſchen aber kuͤndigte Cneus Manlius alsbald mit thaͤtlicher Feindſeligkeit einen unverſoͤhnli- chen Krieg an. Die wahrhaffte Urſache war: daß die Roͤmer keine ſichere Beſitzung des ero- berten Aſiens ihnen einbildeten; ſo lange dieſes ſtreitbare Volck nicht auch gezaͤmet waͤre; und der Bithyniſchen Koͤnige eingewurtzelter Haß wider dieſe Auslaͤnder trieb den Eumenes: daß er die Roͤmer gegen ſie auffs eifrigſte verhetzte. Hierzu kam noch die Zwytracht des Deutſchen Koͤniges Orgiagon/ und Epoſſognat; welcher allezeit auf Eumenes Seite gehincket/ auch bey erſter Ankunfft der Roͤmer in Aſien/ mit ihnen ein Buͤndnuͤß aufgerichtet hatte/ durch deſſen Wegweiſ- und Anleitung Manlius denen Deutſchen ſo viel leichter einen gluͤcklichen Streich anzubringen hoffte. Alſo zohe Man- lius mit dem gantzen Roͤmiſchen Heere/ zu wel- chem noch des Eumenes Attalus und Atheneus mit etlichen tauſenden ſtieſſen/ durch Aſien; un- terwarf ihm die Alabander/ Gorditicher/ den geitzigen Fuͤrſten Moageten/ ja gantz Pamphi- lien und Carien. Endlich kam er in die Graͤn- tzen der Toliſtobogier/ welche nebſt den Tectoſa- gern und Trocmiern die drey fuͤrnehmſten Voͤl- cker der Deutſchen und Semnoner ſind. E- [Spaltenumbruch] poſſognat bereuete zwar nunmehr/ aber zu ſpaͤt: daß er ſeinen Landesleuten und Bluts-Freun- den ſolche Gefahr auf den Hals ziehen helffen; und alſo bemuͤhte er ſich auch auf einer Seite die Roͤmer zu beſaͤnfftigen: weil der Deutſchen ei- nem alten Bundsgenoſſen aus Pflicht geleiſtete Beyſtand keine ſolche Feindſchafft verdiente/ zumal wenn man ſich mit dem/ welchem man Huͤlffe geſchickt/ ſchon verglichen haͤtte; Andern Theils wolte er die Deutſchen bereden/ ſich un- ter den Schirm der Roͤmer zu begeben/ oder wenigſtens eine jaͤhrliche Schatzung zu willi- gen. Aber jenes Abſehen verruͤckte die Ehr- ſucht des Manlius/ dieſes die Großmuͤthigkeit der Deutſchen; welche Schatzung zu nehmen/ niemanden aber zu geben/ weniger ihrer Frey- heit ein ſolch Brandmal einzubrennen gewohnt waren. Daher fielen die Toliſtobogier dem Manlius bey der Feſtung Kuball zum erſten ein; erlegten alle Vorwachen/ und zohen ſich uͤber den fiſchreichen Fluß Sangar zuruͤcke. Wie nun aber die Roͤmer uͤber eine Schiffbruͤ- cke mitaller Macht folgten/ die drey Koͤnige der Deutſchen/ nehmlich Orgiago/ Combolomar und Gaulot wegen der Beſchirmungs-Art ſich nicht mit einander vergleichen kunten; Nahm Orgiago mit den Toliſtobo giern den Berg O- lympus/ Combolomar mit denen Tectoſagern den Berg Magana ein; Gaulot aber blieb mit den geſchwinden Trocmiern zu Felde/ mit Ver- troͤſtung/ denen/ die die Roͤmer auff den Ge- buͤrgen angreiffen wuͤrden/ beyzuſpringen. Aber der Unſtern der Deutſchen gab dieſem Rathſchluſſe einen betruͤbten Ausgang. Denn weil die Roͤmer viel Cretenſiſche und Triballi- ſche Bogenſchuͤtzen bey ſich/ die Roͤmer auch ſelbſt vielerley Art Waffen hatten/ wormit ſie die darmit nicht ſo wol verſehenen und ohne diß meiſt nackend fechtende Deutſchen verwunde- ten/ brachen ſie an dem einen Orte mit Gewalt durch/ nach dem Attalus an zweyen andern Seiten durch etliche dieſes Gebuͤrges kundige Per- R r r r r 2
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Arminius und Thußnelda.
derheit dem mit ſeiner Reuterey ihm begegnen-
den Attalus nach vernommener Niederlage des
lincken Fluͤgels nach Sardes zu weichen ge-
zwungen; Von dar er ſich nach Apamea/ dahin
auch ſein Sohn Selevcus durch Huͤlffe ſeiner
Deutſchen Leibwache entronnen war/ und end-
lich in Syrien fluͤchtete/ einen ſchimpflichen
Frieden um 2000. Talent kauffte/ gantz Aſien
biß an das Calycadniſche und Sarpedoniſche
Vorgebuͤrge den Roͤmern abtrat/ ſeine Bunds-
genoſſen aber die Deutſchen und den Cappado-
cier Koͤnig Ariarathes liederlich im Stiche ließ.
Dahingegen der Buͤrgermeiſter Domitius den
Rhodiern/ Lycien und Carien/ dem Evmenes
faſt alles eroberte in Aſien abtraten. Ariara-
thes kaufte ihm noch mit Gelde Ruh; den Deut-
ſchen aber kuͤndigte Cneus Manlius alsbald
mit thaͤtlicher Feindſeligkeit einen unverſoͤhnli-
chen Krieg an. Die wahrhaffte Urſache war:
daß die Roͤmer keine ſichere Beſitzung des ero-
berten Aſiens ihnen einbildeten; ſo lange dieſes
ſtreitbare Volck nicht auch gezaͤmet waͤre; und
der Bithyniſchen Koͤnige eingewurtzelter Haß
wider dieſe Auslaͤnder trieb den Eumenes: daß
er die Roͤmer gegen ſie auffs eifrigſte verhetzte.
Hierzu kam noch die Zwytracht des Deutſchen
Koͤniges Orgiagon/ und Epoſſognat; welcher
allezeit auf Eumenes Seite gehincket/ auch bey
erſter Ankunfft der Roͤmer in Aſien/ mit ihnen
ein Buͤndnuͤß aufgerichtet hatte/ durch deſſen
Wegweiſ- und Anleitung Manlius denen
Deutſchen ſo viel leichter einen gluͤcklichen
Streich anzubringen hoffte. Alſo zohe Man-
lius mit dem gantzen Roͤmiſchen Heere/ zu wel-
chem noch des Eumenes Attalus und Atheneus
mit etlichen tauſenden ſtieſſen/ durch Aſien; un-
terwarf ihm die Alabander/ Gorditicher/ den
geitzigen Fuͤrſten Moageten/ ja gantz Pamphi-
lien und Carien. Endlich kam er in die Graͤn-
tzen der Toliſtobogier/ welche nebſt den Tectoſa-
gern und Trocmiern die drey fuͤrnehmſten Voͤl-
cker der Deutſchen und Semnoner ſind. E-
poſſognat bereuete zwar nunmehr/ aber zu ſpaͤt:
daß er ſeinen Landesleuten und Bluts-Freun-
den ſolche Gefahr auf den Hals ziehen helffen;
und alſo bemuͤhte er ſich auch auf einer Seite die
Roͤmer zu beſaͤnfftigen: weil der Deutſchen ei-
nem alten Bundsgenoſſen aus Pflicht geleiſtete
Beyſtand keine ſolche Feindſchafft verdiente/
zumal wenn man ſich mit dem/ welchem man
Huͤlffe geſchickt/ ſchon verglichen haͤtte; Andern
Theils wolte er die Deutſchen bereden/ ſich un-
ter den Schirm der Roͤmer zu begeben/ oder
wenigſtens eine jaͤhrliche Schatzung zu willi-
gen. Aber jenes Abſehen verruͤckte die Ehr-
ſucht des Manlius/ dieſes die Großmuͤthigkeit
der Deutſchen; welche Schatzung zu nehmen/
niemanden aber zu geben/ weniger ihrer Frey-
heit ein ſolch Brandmal einzubrennen gewohnt
waren. Daher fielen die Toliſtobogier dem
Manlius bey der Feſtung Kuball zum erſten
ein; erlegten alle Vorwachen/ und zohen ſich
uͤber den fiſchreichen Fluß Sangar zuruͤcke.
Wie nun aber die Roͤmer uͤber eine Schiffbruͤ-
cke mitaller Macht folgten/ die drey Koͤnige der
Deutſchen/ nehmlich Orgiago/ Combolomar
und Gaulot wegen der Beſchirmungs-Art ſich
nicht mit einander vergleichen kunten; Nahm
Orgiago mit den Toliſtobo giern den Berg O-
lympus/ Combolomar mit denen Tectoſagern
den Berg Magana ein; Gaulot aber blieb mit
den geſchwinden Trocmiern zu Felde/ mit Ver-
troͤſtung/ denen/ die die Roͤmer auff den Ge-
buͤrgen angreiffen wuͤrden/ beyzuſpringen.
Aber der Unſtern der Deutſchen gab dieſem
Rathſchluſſe einen betruͤbten Ausgang. Denn
weil die Roͤmer viel Cretenſiſche und Triballi-
ſche Bogenſchuͤtzen bey ſich/ die Roͤmer auch
ſelbſt vielerley Art Waffen hatten/ wormit ſie
die darmit nicht ſo wol verſehenen und ohne diß
meiſt nackend fechtende Deutſchen verwunde-
ten/ brachen ſie an dem einen Orte mit Gewalt
durch/ nach dem Attalus an zweyen andern
Seiten durch etliche dieſes Gebuͤrges kundige
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 867[869]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/929>, abgerufen am 01.07.2024. |