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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] dem Perses den versprochenen Sold und die
Geissel erwartete. Perses eilte zwar von dem
Fluße Enipeus an den Strohm Axius biß zu
der von den Deutschen gebauten Stadt Ale-
mana dem Könige Clondich entgegen/ sendete
auch ihm und den Heerführern etliche Pferde
und Zierathen durch den Antigonus zum Ge-
schencke; mit Vertröstung einer mehrern Frey-
gebigkeit/ die Perses zu Bylazor bey ihrer
Zusammenkunfft würde spüren lassen. Allei-
ne Clondich wolte wegen bewuster Kargheit
des Perses für erlangter Zahl- und Versiche-
rung nicht weiter rücken; und der thörichte
Perses kriegte über einer so grossen deutschen
Macht selbst Argwohn; oder verhüllte auffs
wenigste seinen Geitz mit einer eben so schlim-
men Furcht; ließ also dem Clondich melden:
daß er mehr nicht als fünff tausend Hülffs-
Völcker brauchte. Wie nun auch auff Clon-
dichs Nachforschung für so viel kein Geld ver-
handen war/ kehrete er mit seiner Macht/ wel-
che die Römer aus Griechenland zu vertrei-
ben mächtig gewest wäre/ wieder an den J-
ster. Nichts bessers spielte er es dem Gentius
mit; indem er ihm dreyhundert Talent zurü-
cke hielt; weil er ihn durch Anhaltung der Rö-
mischen Gesandten schon tieff genung in Krieg
eingewickelt zu seyn vermeinte. Der Asiati-
schen Deutschen Beystand büste er auch vol-
lends durch diese Grausamkeit ein. Evme-
nes schickte um nicht gar von den Römern ab-
zusetzen tausend deutsche Reuter auff fünff und
dreißig unbewehrten Schiffen dem Attalus
zu. Diese geriethen zwischen dem Eylande
Chios und Erythra unversehens unter der Ma-
cedonischen Schiffs-Flotte/ welche die schlech-
ten Plätten theils zur Ubergabe zwangen;
theils an Strand trieben/ und die dem Was-
ser entkommenden auff dem Lande vollends er-
schlugen. Diese an ihren Bluts-Freunden
verübte Blut-Begierde machte: daß Hertzog
Götzonor mit seinen Deutschen wieder in Asi-
[Spaltenumbruch] en kehrte; und Perses an dem Flusse Eni-
peus vom Emilius Paulus auffs Haupt er-
legt/ zwantzig tausend Macedonier erschlagen/
fünff tausend flüchtige unter Weges/ und sechs
tausend nach Pydna entkommene gefangen
wurden. Perses kam kaum mit drey Gefer-
then in die Haupt-Stadt Pella. Allein ein
Verzagter schätzt sich auch nicht in der Schoß
des Jupiters/ weniger in einer Festung si-
cher. Daher spielte sich Perses noch selbige
Nacht aus Pella/ und flohe nach Amphipo-
lis/ von dar mit zwey tausend nur für die Fein-
de ersparten Talenten in das Eyland Samo-
thracien. Denn des Perses schändliche Flucht
war dem Emilius ein Schlüssel zu den Städ-
ten Beroe/ Thessalonich/ Pella/ Pydna/
Melibo[e]/ Amphipolis und gantz Macedo-
nien. Zu Pella fand er noch die dem Gen-
tius hinterhaltene dreyhundert Talent. Cne-
us Octavius segelte auch gerade nach Samo-
thracien/ und begehrte des Perses und seines
Sohnes Ausfolgung. Beyde aber umarm-
ten die vom Cephissodor gefertigte und alldar
hochheilig verehrte Bilder der Venus und des
Phaetons. Weil nun dieser Ort die unver-
sehrlichste Frey-Stadt war; hielt Attilius dem
Samothracischen Fürsten Theondas ein: daß
Perses wegen seines an dem Könige Eumenes
in dem Delphischen Heiligthume fürgehabten
Meuchel-Mordes keiner Göttlichen Beschir-
mung fähig wäre. Theondas versprach hier-
über Recht zu hegen; und Perses muste sei-
nen gebrauchten Werckzeug Evandern ho-
len lassen. Evander gestand sein Fürhaben;
und weil Perses von ihm als Anstiffter ver-
rathen zu werden besorgte/ ließ er ihn tödten.
Also entweyhte Perses zum andern mahl das
Heiligthum mit Blute. Wiewohl er nun den
Theondas bestach: daß er sagte: Evander hät-
te sich selbst getödtet; so verdammte doch den
Perses schon sein Gewissen. Daher redete
er mit einem Cretischen Kauffmanne Oroandes

ab:

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] dem Perſes den verſprochenen Sold und die
Geiſſel erwartete. Perſes eilte zwar von dem
Fluße Enipeus an den Strohm Axius biß zu
der von den Deutſchen gebauten Stadt Ale-
mana dem Koͤnige Clondich entgegen/ ſendete
auch ihm und den Heerfuͤhrern etliche Pferde
und Zierathen durch den Antigonus zum Ge-
ſchencke; mit Vertroͤſtung einer mehrern Frey-
gebigkeit/ die Perſes zu Bylazor bey ihrer
Zuſammenkunfft wuͤrde ſpuͤren laſſen. Allei-
ne Clondich wolte wegen bewuſter Kargheit
des Perſes fuͤr erlangter Zahl- und Verſiche-
rung nicht weiter ruͤcken; und der thoͤrichte
Perſes kriegte uͤber einer ſo groſſen deutſchen
Macht ſelbſt Argwohn; oder verhuͤllte auffs
wenigſte ſeinen Geitz mit einer eben ſo ſchlim-
men Furcht; ließ alſo dem Clondich melden:
daß er mehr nicht als fuͤnff tauſend Huͤlffs-
Voͤlcker brauchte. Wie nun auch auff Clon-
dichs Nachforſchung fuͤr ſo viel kein Geld ver-
handen war/ kehrete er mit ſeiner Macht/ wel-
che die Roͤmer aus Griechenland zu vertrei-
ben maͤchtig geweſt waͤre/ wieder an den J-
ſter. Nichts beſſers ſpielte er es dem Gentius
mit; indem er ihm dreyhundert Talent zuruͤ-
cke hielt; weil er ihn durch Anhaltung der Roͤ-
miſchen Geſandten ſchon tieff genung in Krieg
eingewickelt zu ſeyn vermeinte. Der Aſiati-
ſchen Deutſchen Beyſtand buͤſte er auch vol-
lends durch dieſe Grauſamkeit ein. Evme-
nes ſchickte um nicht gar von den Roͤmern ab-
zuſetzen tauſend deutſche Reuter auff fuͤnff und
dreißig unbewehrten Schiffen dem Attalus
zu. Dieſe geriethen zwiſchen dem Eylande
Chios und Erythra unverſehens unter der Ma-
cedoniſchen Schiffs-Flotte/ welche die ſchlech-
ten Plaͤtten theils zur Ubergabe zwangen;
theils an Strand trieben/ und die dem Waſ-
ſer entkommenden auff dem Lande vollends er-
ſchlugen. Dieſe an ihren Bluts-Freunden
veruͤbte Blut-Begierde machte: daß Hertzog
Goͤtzonor mit ſeinen Deutſchen wieder in Aſi-
[Spaltenumbruch] en kehrte; und Perſes an dem Fluſſe Eni-
peus vom Emilius Paulus auffs Haupt er-
legt/ zwantzig tauſend Macedonier erſchlagen/
fuͤnff tauſend fluͤchtige unter Weges/ und ſechs
tauſend nach Pydna entkommene gefangen
wurden. Perſes kam kaum mit drey Gefer-
then in die Haupt-Stadt Pella. Allein ein
Verzagter ſchaͤtzt ſich auch nicht in der Schoß
des Jupiters/ weniger in einer Feſtung ſi-
cher. Daher ſpielte ſich Perſes noch ſelbige
Nacht aus Pella/ und flohe nach Amphipo-
lis/ von dar mit zwey tauſend nur fuͤr die Fein-
de erſparten Talenten in das Eyland Samo-
thracien. Denn des Perſes ſchaͤndliche Flucht
war dem Emilius ein Schluͤſſel zu den Staͤd-
ten Beroe/ Theſſalonich/ Pella/ Pydna/
Melibo[e]/ Amphipolis und gantz Macedo-
nien. Zu Pella fand er noch die dem Gen-
tius hinterhaltene dreyhundert Talent. Cne-
us Octavius ſegelte auch gerade nach Samo-
thracien/ und begehrte des Perſes und ſeines
Sohnes Ausfolgung. Beyde aber umarm-
ten die vom Cephiſſodor gefertigte und alldar
hochheilig verehrte Bilder der Venus und des
Phaetons. Weil nun dieſer Ort die unver-
ſehrlichſte Frey-Stadt war; hielt Attilius dem
Samothraciſchen Fuͤrſten Theondas ein: daß
Perſes wegen ſeines an dem Koͤnige Eumenes
in dem Delphiſchen Heiligthume fuͤrgehabten
Meuchel-Mordes keiner Goͤttlichen Beſchir-
mung faͤhig waͤre. Theondas verſprach hier-
uͤber Recht zu hegen; und Perſes muſte ſei-
nen gebrauchten Werckzeug Evandern ho-
len laſſen. Evander geſtand ſein Fuͤrhaben;
und weil Perſes von ihm als Anſtiffter ver-
rathen zu werden beſorgte/ ließ er ihn toͤdten.
Alſo entweyhte Perſes zum andern mahl das
Heiligthum mit Blute. Wiewohl er nun den
Theondas beſtach: daß er ſagte: Evander haͤt-
te ſich ſelbſt getoͤdtet; ſo verdammte doch den
Perſes ſchon ſein Gewiſſen. Daher redete
er mit einem Cretiſchen Kauffmanne Oroandes

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 878[880]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/940>, abgerufen am 24.11.2024.