Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] get ward: daß er sich und sein Heer den Römern
ergab; aus welchem aber Viriaths Gemahlin
Algarbe mit fünffhundert Celten nach Numan-
tia entran; und mit ihr gleichsam des entleibten
Viriaths Geist zum Schutz-Gotte dahin brach-
te. Sintemal diese Stadt den Pompejus zum
andern mahl von der Belägerung abtrieb/ und
ihn zu einen Frieden zwang; welchen die Römer
aber wieder brachen; Jedoch als Popilius Nu-
mantia zum dritten mahl belägerte/ mit Einbüs-
sung ihres gantzen Heeres den Fiedens-Bruch
büsseten. Cajus Mancinius belägerte bernach
Numantia zum vierdten mahl; die Numanti-
er aber/ und insonderheit die dahin geflüchteten
streitbaren Weiber der Celten/ wit welchen die
Fürstin Algarbe aber/ welche kurtz vorher dem
Bürgermeister Decius Brutus an dem Fluße
Durius lange unglaublichen Widerstand ge-
than hatten/ thaten in Ausfällen so grossen Scha-
den/ und jagten den Römern solche Furcht ein:
daß sie mehr weder das schreckliche Geschrey/
noch die feurige Augen der Numantier vertra-
gen konten/ sondern Mantius des Nachts stille
abziehen und das Läger verlassen muste. Die
Fürstin Algarbe zohe durch ihre Tapferkeit
zweyer Numantischen Fürsten Augen auf sich:
daß sie beyde um ihre Liebe in Zwist geriethen.
Sie aber entscheidete sie derogestalt: daß der/
welcher ihr die erste rechte Hand eines edlen
Römers zur Morgengabe lieffern würde/ ihr
Bräutigam seyn solte. Beyde liessen sich noch
selbige Nacht über den Wall/ funden aber die
Lauffgraben/ das Feld und endlich das gantze
Römische Läger leer. Die von ihnen zurück
gebrachte Nachricht munterte alsbald vier tau-
send Numantier/ und darunter viel männliche
Weiber auff/ den Römern zu folgen. Die
Nacht/ die Geschwindigkeit/ und die Kundschafft
der Oerter halff den Numantiern: daß sie das
gantze Römische Heer in den Engen des Cauni-
schen Gebürges umsetzten/ und zwantzig tau-
send Römische Bürger/ und zehn tausend an-
[Spaltenumbruch] dere Kriegs-Leute für dem fünfften Theile der
Numantier die Waffen nieder zu legen. Als a-
ber Mancinus/ Tiberius Gracchus und die an-
dern Römischen Häupter einen Frieden und
darinnen der Stadt Numantia ewige Freyheit
beschworen hatten/ gaben sie ihnen die Waffen/
und ein Theil der im Läger eroberten Beute
wieder. Als Numantia derogestalt in Ruhe war/
Brutus aber in Lusitanien biß an das grosse
Meer kam/ über den Fluß der Vergessenheit und
den Strom Minius sätzte/ eilte die großmüthige
Fürstin Algarbe denen Bracarischen Völckern
zu Hülffe; aus denen streitbaren Weibern sie ein
absonderlich Heer zusammen zoh/ und des Bru-
tus Waffen behertzt/ ja verzweiffelt die Spitze
bot. Sintemahl die gefangenen Weiber/ um
der Diestbarkeit zu entkommen/ sich und ihre
Kinder selbst hinrichteten/ und den Tod für die
edelste Art der Freylassung rühmten. Wie a-
ber Brutus in einer Schlacht funfftig tausend
Lusitanier durch eine besondere List erlegte/ ward
sie gezwungen mit ihren Weibern in die Stadt
Pallantia zu weichen/ daraus sie bey der vom
Marcus Emilius vorgenommenen Beläge-
rung ihre Anwesenheit durch unzehlbare Hel-
den-Thaten bekand machte/ und bey des Emi-
lius Abzuge eins der fürnehmsten Werckzeuge
war/ welche den Römern einen nicht geringern
Streich als die Numantiner versetzten. Dessen
ungeachtet erklärte der Römische Rath den Nu-
mantischen Frieden für nichtig/ schickten den
Mancius nach Numantia; welche Stadt ihn
aber als eines betrügerischen Friedens allzuun-
würdiges Opffer anzunehmen verschmeheten.
Wie nun Qvintus Piso in Hispanien ebenfals
nichts ausrichtete/ ward endlich Publius Sci-
pio zum Bürgermeister und Hispanischen Feld-
herrn erkieset; gleich als wenn er und sein Ge-
schlechte nur zu Zerstörung mächtiger Städte
vom Verhängniße gewürdigt wäre. Er kam
in Hispanien/ ergäntzte die verfallne Kriegs-
Zucht/ vertrieb die Warsager/ schaffte alle da-

hin

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] get ward: daß er ſich und ſein Heer den Roͤmern
ergab; aus welchem aber Viriaths Gemahlin
Algarbe mit fuͤnffhundert Celten nach Numan-
tia entran; und mit ihr gleichſam des entleibten
Viriaths Geiſt zum Schutz-Gotte dahin bꝛach-
te. Sintemal dieſe Stadt den Pompejus zum
andern mahl von der Belaͤgerung abtrieb/ und
ihn zu einen Frieden zwang; welchen die Roͤmer
aber wieder brachen; Jedoch als Popilius Nu-
mantia zum dritten mahl belaͤgerte/ mit Einbuͤſ-
ſung ihres gantzen Heeres den Fiedens-Bruch
buͤſſeten. Cajus Mancinius belaͤgerte bernach
Numantia zum vierdten mahl; die Numanti-
er aber/ und inſonderheit die dahin gefluͤchteten
ſtreitbaren Weiber der Celten/ wit welchen die
Fuͤrſtin Algarbe aber/ welche kurtz vorher dem
Buͤrgermeiſter Decius Brutus an dem Fluße
Durius lange unglaublichen Widerſtand ge-
than hatten/ thaten in Ausfaͤllen ſo gꝛoſſen Scha-
den/ und jagten den Roͤmern ſolche Furcht ein:
daß ſie mehr weder das ſchreckliche Geſchrey/
noch die feurige Augen der Numantier vertra-
gen konten/ ſondern Mantius des Nachts ſtille
abziehen und das Laͤger verlaſſen muſte. Die
Fuͤrſtin Algarbe zohe durch ihre Tapferkeit
zweyer Numantiſchen Fuͤrſten Augen auf ſich:
daß ſie beyde um ihre Liebe in Zwiſt geriethen.
Sie aber entſcheidete ſie derogeſtalt: daß der/
welcher ihr die erſte rechte Hand eines edlen
Roͤmers zur Morgengabe lieffern wuͤrde/ ihr
Braͤutigam ſeyn ſolte. Beyde lieſſen ſich noch
ſelbige Nacht uͤber den Wall/ funden aber die
Lauffgraben/ das Feld und endlich das gantze
Roͤmiſche Laͤger leer. Die von ihnen zuruͤck
gebrachte Nachricht munterte alsbald vier tau-
ſend Numantier/ und darunter viel maͤnnliche
Weiber auff/ den Roͤmern zu folgen. Die
Nacht/ die Geſchwindigkeit/ und die Kundſchafft
der Oerter halff den Numantiern: daß ſie das
gantze Roͤmiſche Heer in den Engen des Cauni-
ſchen Gebuͤrges umſetzten/ und zwantzig tau-
ſend Roͤmiſche Buͤrger/ und zehn tauſend an-
[Spaltenumbruch] dere Kriegs-Leute fuͤr dem fuͤnfften Theile der
Numantier die Waffen nieder zu legen. Als a-
ber Mancinus/ Tiberius Gracchus und die an-
dern Roͤmiſchen Haͤupter einen Frieden und
darinnen der Stadt Numantia ewige Freyheit
beſchworen hatten/ gaben ſie ihnen die Waffen/
und ein Theil der im Laͤger eroberten Beute
wieder. Als Numantia derogeſtalt in Ruhe war/
Brutus aber in Luſitanien biß an das groſſe
Meer kam/ uͤber den Fluß der Vergeſſenheit uñ
den Strom Minius ſaͤtzte/ eilte die großmuͤthige
Fuͤrſtin Algarbe denen Bracariſchen Voͤlckern
zu Huͤlffe; aus denen ſtreitbaren Weibern ſie ein
abſonderlich Heer zuſammen zoh/ und des Bru-
tus Waffen behertzt/ ja verzweiffelt die Spitze
bot. Sintemahl die gefangenen Weiber/ um
der Dieſtbarkeit zu entkommen/ ſich und ihre
Kinder ſelbſt hinrichteten/ und den Tod fuͤr die
edelſte Art der Freylaſſung ruͤhmten. Wie a-
ber Brutus in einer Schlacht funfftig tauſend
Luſitanier durch eine beſondere Liſt erlegte/ ward
ſie gezwungen mit ihren Weibern in die Stadt
Pallantia zu weichen/ daraus ſie bey der vom
Marcus Emilius vorgenommenen Belaͤge-
rung ihre Anweſenheit durch unzehlbare Hel-
den-Thaten bekand machte/ und bey des Emi-
lius Abzuge eins der fuͤrnehmſten Werckzeuge
war/ welche den Roͤmern einen nicht geringern
Streich als die Numantiner verſetzten. Deſſen
ungeachtet erklaͤrte der Roͤmiſche Rath den Nu-
mantiſchen Frieden fuͤr nichtig/ ſchickten den
Mancius nach Numantia; welche Stadt ihn
aber als eines betruͤgeriſchen Friedens allzuun-
wuͤrdiges Opffer anzunehmen verſchmeheten.
Wie nun Qvintus Piſo in Hiſpanien ebenfals
nichts ausrichtete/ ward endlich Publius Sci-
pio zum Buͤrgermeiſter und Hiſpaniſchen Feld-
herrn erkieſet; gleich als wenn er und ſein Ge-
ſchlechte nur zu Zerſtoͤrung maͤchtiger Staͤdte
vom Verhaͤngniße gewuͤrdigt waͤre. Er kam
in Hiſpanien/ ergaͤntzte die verfallne Kriegs-
Zucht/ vertrieb die Warſager/ ſchaffte alle da-

hin
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0956" n="894[896]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
get ward: daß er &#x017F;ich und &#x017F;ein Heer den Ro&#x0364;mern<lb/>
ergab; aus welchem aber Viriaths Gemahlin<lb/>
Algarbe mit fu&#x0364;nffhundert Celten nach Numan-<lb/>
tia entran; und mit ihr gleich&#x017F;am des entleibten<lb/>
Viriaths Gei&#x017F;t zum Schutz-Gotte dahin b&#xA75B;ach-<lb/>
te. Sintemal die&#x017F;e Stadt den Pompejus zum<lb/>
andern mahl von der Bela&#x0364;gerung abtrieb/ und<lb/>
ihn zu einen Frieden zwang; welchen die Ro&#x0364;mer<lb/>
aber wieder brachen; Jedoch als Popilius Nu-<lb/>
mantia zum dritten mahl bela&#x0364;gerte/ mit Einbu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung ihres gantzen Heeres den Fiedens-Bruch<lb/>
bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eten. Cajus Mancinius bela&#x0364;gerte bernach<lb/>
Numantia zum vierdten mahl; die Numanti-<lb/>
er aber/ und in&#x017F;onderheit die dahin geflu&#x0364;chteten<lb/>
&#x017F;treitbaren Weiber der Celten/ wit welchen die<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tin Algarbe aber/ welche kurtz vorher dem<lb/>
Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter Decius Brutus an dem Fluße<lb/>
Durius lange unglaublichen Wider&#x017F;tand ge-<lb/>
than hatten/ thaten in Ausfa&#x0364;llen &#x017F;o g&#xA75B;o&#x017F;&#x017F;en Scha-<lb/>
den/ und jagten den Ro&#x0364;mern &#x017F;olche Furcht ein:<lb/>
daß &#x017F;ie mehr weder das &#x017F;chreckliche Ge&#x017F;chrey/<lb/>
noch die feurige Augen der Numantier vertra-<lb/>
gen konten/ &#x017F;ondern Mantius des Nachts &#x017F;tille<lb/>
abziehen und das La&#x0364;ger verla&#x017F;&#x017F;en mu&#x017F;te. Die<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tin Algarbe zohe durch ihre Tapferkeit<lb/>
zweyer Numanti&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten Augen auf &#x017F;ich:<lb/>
daß &#x017F;ie beyde um ihre Liebe in Zwi&#x017F;t geriethen.<lb/>
Sie aber ent&#x017F;cheidete &#x017F;ie deroge&#x017F;talt: daß der/<lb/>
welcher ihr die er&#x017F;te rechte Hand eines edlen<lb/>
Ro&#x0364;mers zur Morgengabe lieffern wu&#x0364;rde/ ihr<lb/>
Bra&#x0364;utigam &#x017F;eyn &#x017F;olte. Beyde lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich noch<lb/>
&#x017F;elbige Nacht u&#x0364;ber den Wall/ funden aber die<lb/>
Lauffgraben/ das Feld und endlich das gantze<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;che La&#x0364;ger leer. Die von ihnen zuru&#x0364;ck<lb/>
gebrachte Nachricht munterte alsbald vier tau-<lb/>
&#x017F;end Numantier/ und darunter viel ma&#x0364;nnliche<lb/>
Weiber auff/ den Ro&#x0364;mern zu folgen. Die<lb/>
Nacht/ die Ge&#x017F;chwindigkeit/ und die Kund&#x017F;chafft<lb/>
der Oerter halff den Numantiern: daß &#x017F;ie das<lb/>
gantze Ro&#x0364;mi&#x017F;che Heer in den Engen des Cauni-<lb/>
&#x017F;chen Gebu&#x0364;rges um&#x017F;etzten/ und zwantzig tau-<lb/>
&#x017F;end Ro&#x0364;mi&#x017F;che Bu&#x0364;rger/ und zehn tau&#x017F;end an-<lb/><cb/>
dere Kriegs-Leute fu&#x0364;r dem fu&#x0364;nfften Theile der<lb/>
Numantier die Waffen nieder zu legen. Als a-<lb/>
ber Mancinus/ Tiberius Gracchus und die an-<lb/>
dern Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ha&#x0364;upter einen Frieden und<lb/>
darinnen der Stadt Numantia ewige Freyheit<lb/>
be&#x017F;chworen hatten/ gaben &#x017F;ie ihnen die Waffen/<lb/>
und ein Theil der im La&#x0364;ger eroberten Beute<lb/>
wieder. Als Numantia deroge&#x017F;talt in Ruhe war/<lb/>
Brutus aber in Lu&#x017F;itanien biß an das gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Meer kam/ u&#x0364;ber den Fluß der Verge&#x017F;&#x017F;enheit un&#x0303;<lb/>
den Strom Minius &#x017F;a&#x0364;tzte/ eilte die großmu&#x0364;thige<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tin Algarbe denen Bracari&#x017F;chen Vo&#x0364;lckern<lb/>
zu Hu&#x0364;lffe; aus denen &#x017F;treitbaren Weibern &#x017F;ie ein<lb/>
ab&#x017F;onderlich Heer zu&#x017F;ammen zoh/ und des Bru-<lb/>
tus Waffen behertzt/ ja verzweiffelt die Spitze<lb/>
bot. Sintemahl die gefangenen Weiber/ um<lb/>
der Die&#x017F;tbarkeit zu entkommen/ &#x017F;ich und ihre<lb/>
Kinder &#x017F;elb&#x017F;t hinrichteten/ und den Tod fu&#x0364;r die<lb/>
edel&#x017F;te Art der Freyla&#x017F;&#x017F;ung ru&#x0364;hmten. Wie a-<lb/>
ber Brutus in einer Schlacht funfftig tau&#x017F;end<lb/>
Lu&#x017F;itanier durch eine be&#x017F;ondere Li&#x017F;t erlegte/ ward<lb/>
&#x017F;ie gezwungen mit ihren Weibern in die Stadt<lb/>
Pallantia zu weichen/ daraus &#x017F;ie bey der vom<lb/>
Marcus Emilius vorgenommenen Bela&#x0364;ge-<lb/>
rung ihre Anwe&#x017F;enheit durch unzehlbare Hel-<lb/>
den-Thaten bekand machte/ und bey des Emi-<lb/>
lius Abzuge eins der fu&#x0364;rnehm&#x017F;ten Werckzeuge<lb/>
war/ welche den Ro&#x0364;mern einen nicht geringern<lb/>
Streich als die Numantiner ver&#x017F;etzten. De&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ungeachtet erkla&#x0364;rte der Ro&#x0364;mi&#x017F;che Rath den Nu-<lb/>
manti&#x017F;chen Frieden fu&#x0364;r nichtig/ &#x017F;chickten den<lb/>
Mancius nach Numantia; welche Stadt ihn<lb/>
aber als eines betru&#x0364;geri&#x017F;chen Friedens allzuun-<lb/>
wu&#x0364;rdiges Opffer anzunehmen ver&#x017F;chmeheten.<lb/>
Wie nun Qvintus Pi&#x017F;o in Hi&#x017F;panien ebenfals<lb/>
nichts ausrichtete/ ward endlich Publius Sci-<lb/>
pio zum Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter und Hi&#x017F;pani&#x017F;chen Feld-<lb/>
herrn erkie&#x017F;et; gleich als wenn er und &#x017F;ein Ge-<lb/>
&#x017F;chlechte nur zu Zer&#x017F;to&#x0364;rung ma&#x0364;chtiger Sta&#x0364;dte<lb/>
vom Verha&#x0364;ngniße gewu&#x0364;rdigt wa&#x0364;re. Er kam<lb/>
in Hi&#x017F;panien/ erga&#x0364;ntzte die verfallne Kriegs-<lb/>
Zucht/ vertrieb die War&#x017F;ager/ &#x017F;chaffte alle da-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hin</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[894[896]/0956] Sechſtes Buch get ward: daß er ſich und ſein Heer den Roͤmern ergab; aus welchem aber Viriaths Gemahlin Algarbe mit fuͤnffhundert Celten nach Numan- tia entran; und mit ihr gleichſam des entleibten Viriaths Geiſt zum Schutz-Gotte dahin bꝛach- te. Sintemal dieſe Stadt den Pompejus zum andern mahl von der Belaͤgerung abtrieb/ und ihn zu einen Frieden zwang; welchen die Roͤmer aber wieder brachen; Jedoch als Popilius Nu- mantia zum dritten mahl belaͤgerte/ mit Einbuͤſ- ſung ihres gantzen Heeres den Fiedens-Bruch buͤſſeten. Cajus Mancinius belaͤgerte bernach Numantia zum vierdten mahl; die Numanti- er aber/ und inſonderheit die dahin gefluͤchteten ſtreitbaren Weiber der Celten/ wit welchen die Fuͤrſtin Algarbe aber/ welche kurtz vorher dem Buͤrgermeiſter Decius Brutus an dem Fluße Durius lange unglaublichen Widerſtand ge- than hatten/ thaten in Ausfaͤllen ſo gꝛoſſen Scha- den/ und jagten den Roͤmern ſolche Furcht ein: daß ſie mehr weder das ſchreckliche Geſchrey/ noch die feurige Augen der Numantier vertra- gen konten/ ſondern Mantius des Nachts ſtille abziehen und das Laͤger verlaſſen muſte. Die Fuͤrſtin Algarbe zohe durch ihre Tapferkeit zweyer Numantiſchen Fuͤrſten Augen auf ſich: daß ſie beyde um ihre Liebe in Zwiſt geriethen. Sie aber entſcheidete ſie derogeſtalt: daß der/ welcher ihr die erſte rechte Hand eines edlen Roͤmers zur Morgengabe lieffern wuͤrde/ ihr Braͤutigam ſeyn ſolte. Beyde lieſſen ſich noch ſelbige Nacht uͤber den Wall/ funden aber die Lauffgraben/ das Feld und endlich das gantze Roͤmiſche Laͤger leer. Die von ihnen zuruͤck gebrachte Nachricht munterte alsbald vier tau- ſend Numantier/ und darunter viel maͤnnliche Weiber auff/ den Roͤmern zu folgen. Die Nacht/ die Geſchwindigkeit/ und die Kundſchafft der Oerter halff den Numantiern: daß ſie das gantze Roͤmiſche Heer in den Engen des Cauni- ſchen Gebuͤrges umſetzten/ und zwantzig tau- ſend Roͤmiſche Buͤrger/ und zehn tauſend an- dere Kriegs-Leute fuͤr dem fuͤnfften Theile der Numantier die Waffen nieder zu legen. Als a- ber Mancinus/ Tiberius Gracchus und die an- dern Roͤmiſchen Haͤupter einen Frieden und darinnen der Stadt Numantia ewige Freyheit beſchworen hatten/ gaben ſie ihnen die Waffen/ und ein Theil der im Laͤger eroberten Beute wieder. Als Numantia derogeſtalt in Ruhe war/ Brutus aber in Luſitanien biß an das groſſe Meer kam/ uͤber den Fluß der Vergeſſenheit uñ den Strom Minius ſaͤtzte/ eilte die großmuͤthige Fuͤrſtin Algarbe denen Bracariſchen Voͤlckern zu Huͤlffe; aus denen ſtreitbaren Weibern ſie ein abſonderlich Heer zuſammen zoh/ und des Bru- tus Waffen behertzt/ ja verzweiffelt die Spitze bot. Sintemahl die gefangenen Weiber/ um der Dieſtbarkeit zu entkommen/ ſich und ihre Kinder ſelbſt hinrichteten/ und den Tod fuͤr die edelſte Art der Freylaſſung ruͤhmten. Wie a- ber Brutus in einer Schlacht funfftig tauſend Luſitanier durch eine beſondere Liſt erlegte/ ward ſie gezwungen mit ihren Weibern in die Stadt Pallantia zu weichen/ daraus ſie bey der vom Marcus Emilius vorgenommenen Belaͤge- rung ihre Anweſenheit durch unzehlbare Hel- den-Thaten bekand machte/ und bey des Emi- lius Abzuge eins der fuͤrnehmſten Werckzeuge war/ welche den Roͤmern einen nicht geringern Streich als die Numantiner verſetzten. Deſſen ungeachtet erklaͤrte der Roͤmiſche Rath den Nu- mantiſchen Frieden fuͤr nichtig/ ſchickten den Mancius nach Numantia; welche Stadt ihn aber als eines betruͤgeriſchen Friedens allzuun- wuͤrdiges Opffer anzunehmen verſchmeheten. Wie nun Qvintus Piſo in Hiſpanien ebenfals nichts ausrichtete/ ward endlich Publius Sci- pio zum Buͤrgermeiſter und Hiſpaniſchen Feld- herrn erkieſet; gleich als wenn er und ſein Ge- ſchlechte nur zu Zerſtoͤrung maͤchtiger Staͤdte vom Verhaͤngniße gewuͤrdigt waͤre. Er kam in Hiſpanien/ ergaͤntzte die verfallne Kriegs- Zucht/ vertrieb die Warſager/ ſchaffte alle da- hin

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/956
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 894[896]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/956>, abgerufen am 22.11.2024.