Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
kam mit zwey und dreißig tausend alten Kriegs-leuten in Celtiberien/ und erregte daselbst so grosses Schrecken: daß die zwey mächtigen Städte Numantia und Termes an dem Flus- se Durius schon auff dem Sprunge gestan- densich den Römern zu unterwerffen. A- ber der als ein Blitz dahin eilende Vi- riath verdrehete das schon bey nahe verlohrne Spiel; in dem er die ihnen anbefohlne Aus- folgung der Waffen für ein ärger Brandmahl auslegte; als wenn ihnen die Hände abgehackt würden. Eines hertzhafften Helden Geist ist so wohl fähig hundert tausend Menschen zu be- seelen/ als ein Funcken gantze Länder anzuzün- den. Daher machte Viriaths Auffmunterung: daß Pompejus beyde Belägerungen der Städ- te Numantia und Termes nach eingebüstem vie- lem Volcke schimpfflich auffheben/ in Seditani- en zurücke weichen/ und seine Rache an dem Räuber Tangin/ und an den furchtsamen Lan- cinern ausüben muste. Fabius Servilian be- lägerte inzwischen die Stadt Erisane; Viriath aber spielte sich des Nachts hinein/ thät früh auf die Römer einen glücklichen Ausfall und schlug nicht allein sie dar weg/ sondern brachte sie auch im Gebürge derogestalt ins Gedränge: daß Fabi- us mit dem Fürsten Viriath einen Frieden schlüs- sen/ und alles gewonnene Land ihm lassen muste. Durch diß Mittel entrann Fabius und das umzüngelte Römische Heer aus Viriaths Hän- den; aber der Römische Rath/ dessen Ehrsucht nunmehr weder Eyde noch Bündnisse weiter zu halten gewohnt war/ als sie ihm Nutzen brachten; erklärte insgeheim diesen schimpffli- chen Frieden für ungültig; und schickte den Bürgermeister Cöpio in das Betische Hispa- nien; welcher den sich ehe des Himmel-Falls als eines Frieden-Bruchs sich versehenden Vi- riath in der Stadt Arsa zu überfallen ver- meinte. Aber Viriath entwischte ihnen unter den Händen in Carpetanien; und weil er da so geschwinde sein Kriegs-Volck nicht zusammen [Spaltenumbruch] ziehen konte/ über den Fluß Tajus. Weil nun Cöpio ihm auff dem Fuße folgte/ und so wohl den Vettonern als Galliern grossen Brand- schaden zufügte/ machte Viriath mit dem Cö- pio einen neuen Frieden/ trat ihm etliche Plä- tze ab/ und händigte ihm viel Uberläuffer aus. Als diß geschehen/ brachte Cöpio ein unerträg- liches Friedens-Gesetze auffs neue auff die Bahn; nehmlich: die Lusitanier solten alle ihre Waffen aushändigen. Viriath verlachte diese kaum Weibern anmuthliche Bedingung; ver- fluchte der Römer Betrug und seine Leichtgläu- bigkeit/ rüstete also sich auffs neue wider den Cö- pio zum Kriege/ und fügte durch Abzwackung der nach Holtz und Lebensmitteln ausgeschick- ten Reuterey grossen Abbruch zu; worüber die Römer so erbittert wurden: daß sie den fried- brüchigen Bürgermeister selbst in seinem Zelte verbrennt hätten; wenn er nicht durch die Flucht sich aus dem Staube gemacht hätte. Diese Ge- fahr und das Mißtrauen am Viriath zum Rit- ter zu werden/ verleitete den Cöpio zu neuer Arglist/ und einem Friedens-Vorschlage. Un- ter denen Gesandten des Fürsten Viriaths wa- ren zwey Lusitanier Ditalco und Minurus. Die- se gewann er durch Versprechung der Lusitani- schen Ober-Herrschafft und anderer güldenen Berge: daß sie ihren Fürsten zu tödten gelob- ten; welches sie auch die dritte Nacht/ als der den Tag vorher in einem glücklichen Treffen er- müdete Viriath in voller Rüstung in seinem Zelte sich auff die Erde gestreckt hatte; Meu- chelmörderisch ausübten/ und diesem unver- gleichlichen Helden die Kehle abstachen/ welcher so wohl wegen seiner Aufferziehung und Tapf- ferkeit selbst von den Römern mit Rechte der Hi- spanier Romulus genennt/ und von den Nach- kommen für eine Säule des Vaterlandes vereh- ret war/ mit welchem Hispanien gestanden und gefallen ist. Massen denn der ihm nachfolgen- de Fürst Tautan Sagunt vergebens belägerte/ an dem Flusse Betis vom Cöpio so sehr geänsti- get U u u u u 3
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
kam mit zwey und dreißig tauſend alten Kriegs-leuten in Celtiberien/ und erregte daſelbſt ſo groſſes Schrecken: daß die zwey maͤchtigen Staͤdte Numantia und Termes an dem Fluſ- ſe Durius ſchon auff dem Sprunge geſtan- denſich den Roͤmern zu unterwerffen. A- ber der als ein Blitz dahin eilende Vi- riath verdrehete das ſchon bey nahe verlohrne Spiel; in dem er die ihnen anbefohlne Aus- folgung der Waffen fuͤr ein aͤrger Brandmahl auslegte; als wenn ihnen die Haͤnde abgehackt wuͤrden. Eines hertzhafften Helden Geiſt iſt ſo wohl faͤhig hundert tauſend Menſchen zu be- ſeelen/ als ein Funcken gantze Laͤnder anzuzuͤn- den. Daher machte Viriaths Auffmunterung: daß Pompejus beyde Belaͤgerungen der Staͤd- te Numantia und Termes nach eingebuͤſtem vie- lem Volcke ſchimpfflich auffheben/ in Seditani- en zuruͤcke weichen/ und ſeine Rache an dem Raͤuber Tangin/ und an den furchtſamen Lan- cinern ausuͤben muſte. Fabius Servilian be- laͤgerte inzwiſchen die Stadt Eriſane; Viriath aber ſpielte ſich des Nachts hinein/ thaͤt fruͤh auf die Roͤmer einen gluͤcklichen Ausfall und ſchlug nicht allein ſie dar weg/ ſondern brachte ſie auch im Gebuͤrge derogeſtalt ins Gedraͤnge: daß Fabi- us mit dem Fuͤꝛſten Viriath einen Frieden ſchluͤſ- ſen/ und alles gewonnene Land ihm laſſen muſte. Durch diß Mittel entrann Fabius und das umzuͤngelte Roͤmiſche Heer aus Viriaths Haͤn- den; aber der Roͤmiſche Rath/ deſſen Ehrſucht nunmehr weder Eyde noch Buͤndniſſe weiter zu halten gewohnt war/ als ſie ihm Nutzen brachten; erklaͤrte insgeheim dieſen ſchimpffli- chen Frieden fuͤr unguͤltig; und ſchickte den Buͤrgermeiſter Coͤpio in das Betiſche Hiſpa- nien; welcher den ſich ehe des Himmel-Falls als eines Frieden-Bruchs ſich verſehenden Vi- riath in der Stadt Arſa zu uͤberfallen ver- meinte. Aber Viriath entwiſchte ihnen unter den Haͤnden in Carpetanien; und weil er da ſo geſchwinde ſein Kriegs-Volck nicht zuſammen [Spaltenumbruch] ziehen konte/ uͤber den Fluß Tajus. Weil nun Coͤpio ihm auff dem Fuße folgte/ und ſo wohl den Vettonern als Galliern groſſen Brand- ſchaden zufuͤgte/ machte Viriath mit dem Coͤ- pio einen neuen Frieden/ trat ihm etliche Plaͤ- tze ab/ und haͤndigte ihm viel Uberlaͤuffer aus. Als diß geſchehen/ brachte Coͤpio ein unertraͤg- liches Friedens-Geſetze auffs neue auff die Bahn; nehmlich: die Luſitanier ſolten alle ihre Waffen aushaͤndigen. Viriath verlachte dieſe kaum Weibern anmuthliche Bedingung; ver- fluchte der Roͤmer Betrug und ſeine Leichtglaͤu- bigkeit/ ruͤſtete alſo ſich auffs neue wider den Coͤ- pio zum Kriege/ und fuͤgte durch Abzwackung der nach Holtz und Lebensmitteln ausgeſchick- ten Reuterey groſſen Abbruch zu; woruͤber die Roͤmer ſo erbittert wurden: daß ſie den fried- bruͤchigen Buͤrgermeiſter ſelbſt in ſeinem Zelte verbrennt haͤtten; weñ er nicht durch die Flucht ſich aus dem Staube gemacht haͤtte. Dieſe Ge- fahr und das Mißtrauen am Viriath zum Rit- ter zu werden/ verleitete den Coͤpio zu neuer Argliſt/ und einem Friedens-Vorſchlage. Un- ter denen Geſandten des Fuͤrſten Viriaths wa- ren zwey Luſitanier Ditalco und Minurus. Die- ſe gewann er durch Verſprechung der Luſitani- ſchen Ober-Herrſchafft und anderer guͤldenen Berge: daß ſie ihren Fuͤrſten zu toͤdten gelob- ten; welches ſie auch die dritte Nacht/ als der den Tag vorher in einem gluͤcklichen Treffen er- muͤdete Viriath in voller Ruͤſtung in ſeinem Zelte ſich auff die Erde geſtreckt hatte; Meu- chelmoͤrderiſch ausuͤbten/ und dieſem unver- gleichlichen Helden die Kehle abſtachen/ welcher ſo wohl wegen ſeiner Aufferziehung und Tapf- ferkeit ſelbſt von den Roͤmern mit Rechte der Hi- ſpanier Romulus genennt/ und von den Nach- kommen fuͤr eine Saͤule des Vaterlandes vereh- ret war/ mit welchem Hiſpanien geſtanden und gefallen iſt. Maſſen denn der ihm nachfolgen- de Fuͤrſt Tautan Sagunt vergebens belaͤgerte/ an dem Fluſſe Betis vom Coͤpio ſo ſehr geaͤnſti- get U u u u u 3
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Arminius und Thußnelda.
kam mit zwey und dreißig tauſend alten Kriegs-
leuten in Celtiberien/ und erregte daſelbſt ſo
groſſes Schrecken: daß die zwey maͤchtigen
Staͤdte Numantia und Termes an dem Fluſ-
ſe Durius ſchon auff dem Sprunge geſtan-
denſich den Roͤmern zu unterwerffen. A-
ber der als ein Blitz dahin eilende Vi-
riath verdrehete das ſchon bey nahe verlohrne
Spiel; in dem er die ihnen anbefohlne Aus-
folgung der Waffen fuͤr ein aͤrger Brandmahl
auslegte; als wenn ihnen die Haͤnde abgehackt
wuͤrden. Eines hertzhafften Helden Geiſt iſt
ſo wohl faͤhig hundert tauſend Menſchen zu be-
ſeelen/ als ein Funcken gantze Laͤnder anzuzuͤn-
den. Daher machte Viriaths Auffmunterung:
daß Pompejus beyde Belaͤgerungen der Staͤd-
te Numantia und Termes nach eingebuͤſtem vie-
lem Volcke ſchimpfflich auffheben/ in Seditani-
en zuruͤcke weichen/ und ſeine Rache an dem
Raͤuber Tangin/ und an den furchtſamen Lan-
cinern ausuͤben muſte. Fabius Servilian be-
laͤgerte inzwiſchen die Stadt Eriſane; Viriath
aber ſpielte ſich des Nachts hinein/ thaͤt fruͤh auf
die Roͤmer einen gluͤcklichen Ausfall und ſchlug
nicht allein ſie dar weg/ ſondern brachte ſie auch
im Gebuͤrge derogeſtalt ins Gedraͤnge: daß Fabi-
us mit dem Fuͤꝛſten Viriath einen Frieden ſchluͤſ-
ſen/ und alles gewonnene Land ihm laſſen muſte.
Durch diß Mittel entrann Fabius und das
umzuͤngelte Roͤmiſche Heer aus Viriaths Haͤn-
den; aber der Roͤmiſche Rath/ deſſen Ehrſucht
nunmehr weder Eyde noch Buͤndniſſe weiter
zu halten gewohnt war/ als ſie ihm Nutzen
brachten; erklaͤrte insgeheim dieſen ſchimpffli-
chen Frieden fuͤr unguͤltig; und ſchickte den
Buͤrgermeiſter Coͤpio in das Betiſche Hiſpa-
nien; welcher den ſich ehe des Himmel-Falls
als eines Frieden-Bruchs ſich verſehenden Vi-
riath in der Stadt Arſa zu uͤberfallen ver-
meinte. Aber Viriath entwiſchte ihnen unter
den Haͤnden in Carpetanien; und weil er da ſo
geſchwinde ſein Kriegs-Volck nicht zuſammen
ziehen konte/ uͤber den Fluß Tajus. Weil nun
Coͤpio ihm auff dem Fuße folgte/ und ſo wohl
den Vettonern als Galliern groſſen Brand-
ſchaden zufuͤgte/ machte Viriath mit dem Coͤ-
pio einen neuen Frieden/ trat ihm etliche Plaͤ-
tze ab/ und haͤndigte ihm viel Uberlaͤuffer aus.
Als diß geſchehen/ brachte Coͤpio ein unertraͤg-
liches Friedens-Geſetze auffs neue auff die
Bahn; nehmlich: die Luſitanier ſolten alle ihre
Waffen aushaͤndigen. Viriath verlachte dieſe
kaum Weibern anmuthliche Bedingung; ver-
fluchte der Roͤmer Betrug und ſeine Leichtglaͤu-
bigkeit/ ruͤſtete alſo ſich auffs neue wider den Coͤ-
pio zum Kriege/ und fuͤgte durch Abzwackung
der nach Holtz und Lebensmitteln ausgeſchick-
ten Reuterey groſſen Abbruch zu; woruͤber die
Roͤmer ſo erbittert wurden: daß ſie den fried-
bruͤchigen Buͤrgermeiſter ſelbſt in ſeinem Zelte
verbrennt haͤtten; weñ er nicht durch die Flucht
ſich aus dem Staube gemacht haͤtte. Dieſe Ge-
fahr und das Mißtrauen am Viriath zum Rit-
ter zu werden/ verleitete den Coͤpio zu neuer
Argliſt/ und einem Friedens-Vorſchlage. Un-
ter denen Geſandten des Fuͤrſten Viriaths wa-
ren zwey Luſitanier Ditalco und Minurus. Die-
ſe gewann er durch Verſprechung der Luſitani-
ſchen Ober-Herrſchafft und anderer guͤldenen
Berge: daß ſie ihren Fuͤrſten zu toͤdten gelob-
ten; welches ſie auch die dritte Nacht/ als der den
Tag vorher in einem gluͤcklichen Treffen er-
muͤdete Viriath in voller Ruͤſtung in ſeinem
Zelte ſich auff die Erde geſtreckt hatte; Meu-
chelmoͤrderiſch ausuͤbten/ und dieſem unver-
gleichlichen Helden die Kehle abſtachen/ welcher
ſo wohl wegen ſeiner Aufferziehung und Tapf-
ferkeit ſelbſt von den Roͤmern mit Rechte der Hi-
ſpanier Romulus genennt/ und von den Nach-
kommen fuͤr eine Saͤule des Vaterlandes vereh-
ret war/ mit welchem Hiſpanien geſtanden und
gefallen iſt. Maſſen denn der ihm nachfolgen-
de Fuͤrſt Tautan Sagunt vergebens belaͤgerte/
an dem Fluſſe Betis vom Coͤpio ſo ſehr geaͤnſti-
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 893[895]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/955>, abgerufen am 01.07.2024. |