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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] wiewol dieser seinen Nach-Sitz zu Hause mit
dem Kopffe gelten muste. Hierauff aber krieg-
ten die Römer in Jtalien genung zu schaffen;
und Nicomedes starb mit Verlassung zweyer
Söhne. Der ältere Nicomedes maste sich mit
Belieben der Römer des Reichs an; der jüng-
ste Socrates Chrestus aber flohe zum Mithri-
dates um Hülffe; weil sein ältester nur von der
Tänzerin Nysa gebohrner Bruder zu herrschen
nicht fähig wäre. Mithridates ergriff diese
erwünschte Gelegenheit mit beyden Händen/
fiel unter dem Nahmen des Socrates/ welcher
die Deutschen mit vielen Geschencken ihm zu
helffen/ oder zum wenigsten stille zu setzen an-
gieng/ in Bithynien/ und ward dessen unter ei-
nem so scheinbaren Vorwandte zeitlich Mei-
ster; weil die meisten Festungen dem Sohne
der Laodice Socrates die Schlüssel entgegen
brachte. Weil nun Mithridates sich der Zeit
zu bedienen/ und das Eisen/ weil es noch glüet/
zu schmieden für rath sam hielt/ brach er auf ei-
ner/ und Tigranes auff der andern Seite in
Cappadocien/ und vertrieben mit eben so leich-
ter Müh den Ariobarzanes zum andern mahl
daraus. Der Römische Rath schickte den Aqvi-
lius hierauff in Asien zum Mithridates; wel-
cher aber sich über viel von den Römern ange-
thanes Unrecht und ausgesogenes Geld be-
schwerte; iedoch endlich auff keinem Theile zu
stehen sich erklärte. Hierauff rückte Caßius
mit wenigen Römern und Phrygiern/ der Ga-
latier König Amyntas aber mit einer ansehnli-
chen deutschen Macht in Bithynien/ und hier-
auff in Cappadocien/ setzten dort den Nicome-
des/ hier Ariobarzanen wieder auff den Stul.
Mithridates und Tigranes richteten aus Ver-
druß über der Römer Beginnen ein Bündniß
wieder sie auff/ mit der Abrede: daß jener alles
Land/ dieser alles bewegliche zur Beute haben
solten. Mithridates setzte auch eine grosse Men-
ge Volckes aus seinem volckreichen Scythien
und Sarmatien über; nahm viel Phönicische
[Spaltenumbruch] und Egyptische Schiffer und Schiff-Zimmer-
Leute in Bestallung/ schickte Bothschafften zu
den Bastarnen/ Thraciern/ Geten/ Daciern/
Sarmaten/ Deutschen/ ja gar biß zu den Cim-
bern/ und frischte selbte mit reichen Geschen-
cken/ und Versprechung noch herrlicher Beute
wider die Römer als die allgemeinen Feinde des
menschlichen Geschlechtes/ und die unersättli-
chen Räuber der Welt auff. Am allermeisten
lag er den Deutschen in Galatien in Ohren;
welche ohne diß auff die Römer und den Nico-
medes unwillig waren; weil sie für die Erobe-
rung Bithyniens und Cappadociens ihnen mit
Versprechung güldener Berge das Maul auf-
gesperret/ aber nichts als Wind gelieffert hat-
ten; brachte sie auch durch alle nur ersinnliche
Mittel/ insonderheit aber durch die aus Jtalien
an ihn geschickte Gesandtschafft der Marsen/
Samniter und Lateiner/ welche der Römer La-
ster auffs schwärtzeste abmahlten/ so wol als die
an Colchis stossende Jberier auff seine Seite/
und Tigranes die Meden in ihr gemeines
Bündniß. Zumahl diese augenscheinlich war-
nahmen: daß die Römischen Befehlhaber in A-
sien aus Begierde zum Kriege/ und Hoffnung
reicher Beute sich an Mithridates mit Gewalt
rieben/ ja der Römische Rath ihn/ ungeachtet er
stille saß/ durch eine Bothschafft schimpflich be-
dreute/ ihn mit Strumpff und Stiel auszurot-
ten/ da er mehr einem Nachbar zu nahe kommen
würde. Der junge Nicomedes ward auch durch
der Römer Verhetzung so kühn: daß er in das
Pontische Reich einfiel/ und biß an die Stadt
Amastris mit Raub und Mord streiffte; welches
der Mithridates ungeachtet der bey der Hand
habenden Waffen mit Fleiß vertrug/ und zu
Rom durch den Pelopidas sich darüber be-
schwerte/ um seinem vor haben den Kriege so viel
mehr Farbe der Gerechtigkeit anzustreichen.
Nicomedes hingegen rechtfertigte seinen Ein-
fall mit dem Nahmen einer billichen Rache für
angethanes Unrecht; gab für einen Frieden-

bruch
B b b b b b 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] wiewol dieſer ſeinen Nach-Sitz zu Hauſe mit
dem Kopffe gelten muſte. Hierauff aber krieg-
ten die Roͤmer in Jtalien genung zu ſchaffen;
und Nicomedes ſtarb mit Verlaſſung zweyer
Soͤhne. Der aͤltere Nicomedes maſte ſich mit
Belieben der Roͤmer des Reichs an; der juͤng-
ſte Socrates Chreſtus aber flohe zum Mithri-
dates um Huͤlffe; weil ſein aͤlteſter nur von der
Taͤnzerin Nyſa gebohrner Bruder zu herrſchen
nicht faͤhig waͤre. Mithridates ergriff dieſe
erwuͤnſchte Gelegenheit mit beyden Haͤnden/
fiel unter dem Nahmen des Socrates/ welcher
die Deutſchen mit vielen Geſchencken ihm zu
helffen/ oder zum wenigſten ſtille zu ſetzen an-
gieng/ in Bithynien/ und ward deſſen unter ei-
nem ſo ſcheinbaren Vorwandte zeitlich Mei-
ſter; weil die meiſten Feſtungen dem Sohne
der Laodice Socrates die Schluͤſſel entgegen
brachte. Weil nun Mithridates ſich der Zeit
zu bedienen/ und das Eiſen/ weil es noch gluͤet/
zu ſchmieden fuͤr rath ſam hielt/ brach er auf ei-
ner/ und Tigranes auff der andern Seite in
Cappadocien/ und vertrieben mit eben ſo leich-
ter Muͤh den Ariobarzanes zum andern mahl
daraus. Der Roͤmiſche Rath ſchickte den Aqvi-
lius hierauff in Aſien zum Mithridates; wel-
cher aber ſich uͤber viel von den Roͤmern ange-
thanes Unrecht und ausgeſogenes Geld be-
ſchwerte; iedoch endlich auff keinem Theile zu
ſtehen ſich erklaͤrte. Hierauff ruͤckte Caßius
mit wenigen Roͤmern und Phrygiern/ der Ga-
latier Koͤnig Amyntas aber mit einer anſehnli-
chen deutſchen Macht in Bithynien/ und hier-
auff in Cappadocien/ ſetzten dort den Nicome-
des/ hier Ariobarzanen wieder auff den Stul.
Mithridates und Tigranes richteten aus Ver-
druß uͤber der Roͤmer Beginnen ein Buͤndniß
wieder ſie auff/ mit der Abrede: daß jener alles
Land/ dieſer alles bewegliche zur Beute haben
ſolten. Mithridates ſetzte auch eine groſſe Men-
ge Volckes aus ſeinem volckreichen Scythien
und Sarmatien uͤber; nahm viel Phoͤniciſche
[Spaltenumbruch] und Egyptiſche Schiffer und Schiff-Zimmer-
Leute in Beſtallung/ ſchickte Bothſchafften zu
den Baſtarnen/ Thraciern/ Geten/ Daciern/
Sarmaten/ Deutſchen/ ja gar biß zu den Cim-
bern/ und friſchte ſelbte mit reichen Geſchen-
cken/ und Verſprechung noch herrlicher Beute
wider die Roͤmer als die allgemeinen Feinde des
menſchlichen Geſchlechtes/ und die unerſaͤttli-
chen Raͤuber der Welt auff. Am allermeiſten
lag er den Deutſchen in Galatien in Ohren;
welche ohne diß auff die Roͤmer und den Nico-
medes unwillig waren; weil ſie fuͤr die Erobe-
rung Bithyniens und Cappadociens ihnen mit
Verſprechung guͤldener Berge das Maul auf-
geſperret/ aber nichts als Wind gelieffert hat-
ten; brachte ſie auch durch alle nur erſinnliche
Mittel/ inſonderheit aber durch die aus Jtalien
an ihn geſchickte Geſandtſchafft der Marſen/
Samniter und Lateiner/ welche der Roͤmer La-
ſter auffs ſchwaͤrtzeſte abmahlten/ ſo wol als die
an Colchis ſtoſſende Jberier auff ſeine Seite/
und Tigranes die Meden in ihr gemeines
Buͤndniß. Zumahl dieſe augenſcheinlich war-
nahmen: daß die Roͤmiſchen Befehlhaber in A-
ſien aus Begierde zum Kriege/ und Hoffnung
reicher Beute ſich an Mithridates mit Gewalt
rieben/ ja der Roͤmiſche Rath ihn/ ungeachtet er
ſtille ſaß/ durch eine Bothſchafft ſchimpflich be-
dreute/ ihn mit Strumpff und Stiel auszurot-
ten/ da er mehr einem Nachbar zu nahe kommen
wuͤrde. Der junge Nicomedes ward auch durch
der Roͤmer Verhetzung ſo kuͤhn: daß er in das
Pontiſche Reich einfiel/ und biß an die Stadt
Amaſtris mit Raub und Mord ſtreiffte; welches
der Mithridates ungeachtet der bey der Hand
habenden Waffen mit Fleiß vertrug/ und zu
Rom durch den Pelopidas ſich daruͤber be-
ſchwerte/ um ſeinem vor haben den Kriege ſo viel
mehr Farbe der Gerechtigkeit anzuſtreichen.
Nicomedes hingegen rechtfertigte ſeinen Ein-
fall mit dem Nahmen einer billichen Rache fuͤr
angethanes Unrecht; gab fuͤr einen Frieden-

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[931[933]/0993] Arminius und Thußnelda. wiewol dieſer ſeinen Nach-Sitz zu Hauſe mit dem Kopffe gelten muſte. Hierauff aber krieg- ten die Roͤmer in Jtalien genung zu ſchaffen; und Nicomedes ſtarb mit Verlaſſung zweyer Soͤhne. Der aͤltere Nicomedes maſte ſich mit Belieben der Roͤmer des Reichs an; der juͤng- ſte Socrates Chreſtus aber flohe zum Mithri- dates um Huͤlffe; weil ſein aͤlteſter nur von der Taͤnzerin Nyſa gebohrner Bruder zu herrſchen nicht faͤhig waͤre. Mithridates ergriff dieſe erwuͤnſchte Gelegenheit mit beyden Haͤnden/ fiel unter dem Nahmen des Socrates/ welcher die Deutſchen mit vielen Geſchencken ihm zu helffen/ oder zum wenigſten ſtille zu ſetzen an- gieng/ in Bithynien/ und ward deſſen unter ei- nem ſo ſcheinbaren Vorwandte zeitlich Mei- ſter; weil die meiſten Feſtungen dem Sohne der Laodice Socrates die Schluͤſſel entgegen brachte. Weil nun Mithridates ſich der Zeit zu bedienen/ und das Eiſen/ weil es noch gluͤet/ zu ſchmieden fuͤr rath ſam hielt/ brach er auf ei- ner/ und Tigranes auff der andern Seite in Cappadocien/ und vertrieben mit eben ſo leich- ter Muͤh den Ariobarzanes zum andern mahl daraus. Der Roͤmiſche Rath ſchickte den Aqvi- lius hierauff in Aſien zum Mithridates; wel- cher aber ſich uͤber viel von den Roͤmern ange- thanes Unrecht und ausgeſogenes Geld be- ſchwerte; iedoch endlich auff keinem Theile zu ſtehen ſich erklaͤrte. Hierauff ruͤckte Caßius mit wenigen Roͤmern und Phrygiern/ der Ga- latier Koͤnig Amyntas aber mit einer anſehnli- chen deutſchen Macht in Bithynien/ und hier- auff in Cappadocien/ ſetzten dort den Nicome- des/ hier Ariobarzanen wieder auff den Stul. Mithridates und Tigranes richteten aus Ver- druß uͤber der Roͤmer Beginnen ein Buͤndniß wieder ſie auff/ mit der Abrede: daß jener alles Land/ dieſer alles bewegliche zur Beute haben ſolten. Mithridates ſetzte auch eine groſſe Men- ge Volckes aus ſeinem volckreichen Scythien und Sarmatien uͤber; nahm viel Phoͤniciſche und Egyptiſche Schiffer und Schiff-Zimmer- Leute in Beſtallung/ ſchickte Bothſchafften zu den Baſtarnen/ Thraciern/ Geten/ Daciern/ Sarmaten/ Deutſchen/ ja gar biß zu den Cim- bern/ und friſchte ſelbte mit reichen Geſchen- cken/ und Verſprechung noch herrlicher Beute wider die Roͤmer als die allgemeinen Feinde des menſchlichen Geſchlechtes/ und die unerſaͤttli- chen Raͤuber der Welt auff. Am allermeiſten lag er den Deutſchen in Galatien in Ohren; welche ohne diß auff die Roͤmer und den Nico- medes unwillig waren; weil ſie fuͤr die Erobe- rung Bithyniens und Cappadociens ihnen mit Verſprechung guͤldener Berge das Maul auf- geſperret/ aber nichts als Wind gelieffert hat- ten; brachte ſie auch durch alle nur erſinnliche Mittel/ inſonderheit aber durch die aus Jtalien an ihn geſchickte Geſandtſchafft der Marſen/ Samniter und Lateiner/ welche der Roͤmer La- ſter auffs ſchwaͤrtzeſte abmahlten/ ſo wol als die an Colchis ſtoſſende Jberier auff ſeine Seite/ und Tigranes die Meden in ihr gemeines Buͤndniß. Zumahl dieſe augenſcheinlich war- nahmen: daß die Roͤmiſchen Befehlhaber in A- ſien aus Begierde zum Kriege/ und Hoffnung reicher Beute ſich an Mithridates mit Gewalt rieben/ ja der Roͤmiſche Rath ihn/ ungeachtet er ſtille ſaß/ durch eine Bothſchafft ſchimpflich be- dreute/ ihn mit Strumpff und Stiel auszurot- ten/ da er mehr einem Nachbar zu nahe kommen wuͤrde. Der junge Nicomedes ward auch durch der Roͤmer Verhetzung ſo kuͤhn: daß er in das Pontiſche Reich einfiel/ und biß an die Stadt Amaſtris mit Raub und Mord ſtreiffte; welches der Mithridates ungeachtet der bey der Hand habenden Waffen mit Fleiß vertrug/ und zu Rom durch den Pelopidas ſich daruͤber be- ſchwerte/ um ſeinem vor haben den Kriege ſo viel mehr Farbe der Gerechtigkeit anzuſtreichen. Nicomedes hingegen rechtfertigte ſeinen Ein- fall mit dem Nahmen einer billichen Rache fuͤr angethanes Unrecht; gab fuͤr einen Frieden- bruch B b b b b b 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 931[933]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/993>, abgerufen am 26.11.2024.