Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673.
705Daß diesen Löwen Rom als Schutz-stern sol verehr'n/ Ja Sonnen unterm Mohnd und in den Krebs gehör'n. Mufti. Gott woll ihm Segen/ Heil/ Verstand/ Sieg/ Erben gebne. Mehemet. Wil mit gewohnter Pracht der Sultan sich erheben Jn Hiobs Heiligthumb den Eyd zu legen ab. 710Daß er Gesetz und Recht/ das Mahumed uns gab/ Durch's Schwerdt beschirmen wil? Kiuperli. Laß't doch vorher uns küssen Des Rockes güld'nen Saum/ den Staub von seinen Füssen. Mufti. Reich't ihm zum Kuß auch hin den heil'gen Alcoran. 3. Cadilesch. Es werde Pers' und Christ des Sultans Unterthan! 715 Piali. Laß't die drey Printzen auch des Brudern Knie umbfassen: Daß sie durch Grimm und Strick nicht für der Zeit erblassen' Machmet. Wir nehmen danckbar an/ und uns hat hoch ergetz't: Daß uns das Reich so jung zum herrschen würdig schätz't. Wir werden ohne Blutt zu Herrschen uns bemühen. 720Was aber uns die Jahr an Klugheit noch entziehen/ Wird Mehemets Verstand der Witz der Sultanin So lange bringen ein. Jhr solt das Taraquin Und der vertagten Sold noch heute baar erheben. Alle. Daß Sultan Machmet muß unendlich blühn und leben! Der Schauplatz stellet für einen Kercker. Ibrahim. Der Ambre Geist. Vier Stummen. Sechs Geister ermordeter Bassen. 725 Ibrah. SO senck't Stamboldens Sonn hieher den stoltzen Lauf? Schleust niemand uns die Nacht des bangen Kerckers auf? Soll'n wir lebendig seyn in diesen Sarch vergraben/ Wo wir Gespenster nur zu Mitgefehrten haben? Wo Angst das Hertz uns frist; und ein stets wehrend Traum 730Den Kopf uns wüste mach't. Schau't: wie der Zeder-Baum/ Der Haupt und Gipfel hatt im Himmel/ dessen Füsse Jm Abgrund wurtzelten; von einem Schlage müsse Zermalm't in dieses Thal so einer Helle falt'n! Doch! Jbrahim ist's werth: daß er ein blindes Knall'n/ 735Ein falsches Dre nen ihm ließ Aug und Hertze bländen: Daß er die Knechte nicht mit Waffen in den Händen/ Mit Feuer im Gesicht/ als Löw und Beer fiel an! Weil Zagheit doch nur Schimpf und Elend hecken kan. Ach! daß wir Hosnung uns zum Aufsteh'n mögen fassen/ 740Der Mutter süsses Gist bezanbern haben lassen? Die der Verrätherey fürnehmstes Mitglied war. Die Mutter/ die darumb uns Kinder nur gebahr: Daß sie die Klauen könn' im Kinder-Blutte färben. Wie aber woll'n wir hier als Sclav als Knecht verderben? 745Ja unsern Sohn mit uns so schimpflich seh'n gebahr'n/ Wie leider Bajazeth von Selim hat erfahr'n? Der nach geraubtem Reich und Knechtschen Füsse-Küssen Doch durch des Sohnes Gift zu letzt erblassen müssen. Jedoch/ was bilden wir/ die wir gekerckert seyn. 750Vom Machmet uns nur diß/ was dort vom Selim ein? Ja Machmets Mutter wird uns selst erwürgen lassen. Denn sie ist ein frech Kind der grausamen Cireassen/ Die nur ein bluttig Tuch auß Blutt-Lust bethen an. Drumb stirb mit minder Pein/ weil man noch sterben kan! 755Auf! Jbrahim/ laß uns ergreiffen Strick und Messer! Ein selbst-erkiester Tod ist rühmlicher und besser/ Als der Tyrannen Spiel/ der Hencker Opffer seyn. Stoß einen scharffen Dolch/ großmüthig in dich ein! Doch es ist weder Strick noch Messer hier verhanden. 760Verdammte Raserey! die denen/ die in Banden Verschmachtend sterben/ nicht des Todes Wergzeug läß't/ Daß er stets sterbende doch nicht die Seel außbläßt. Allein umbsonst! der Tod läß't keinem sich verschlüssen. Die Kleider werden uns zum Stricke dienen müssen. 765Doch nein! laß uns die Nacht bepurpern durch diß Blutt. Die Pfosten sind hir schon zu Sterbens-Pforten gutt. Laß/
705Daß dieſen Loͤwen Rom als Schutz-ſtern ſol verehr’n/ Ja Sonnen unterm Mohnd und in den Krebs gehoͤr’n. Mufti. Gott woll ihm Segen/ Heil/ Verſtand/ Sieg/ Erben gebne. Mehemet. Wil mit gewohnter Pracht der Sultan ſich erheben Jn Hiobs Heiligthumb den Eyd zu legen ab. 710Daß er Geſetz und Recht/ das Mahumed uns gab/ Durch’s Schwerdt beſchirmen wil? Kiuperli. Laß’t doch vorher uns kuͤſſen Des Rockes guͤld’nen Saum/ den Staub von ſeinen Fuͤſſen. Mufti. Reich’t ihm zum Kuß auch hin den heil’gen Alcoran. 3. Cadileſch. Es werde Perſ’ und Chriſt des Sultans Unterthan! 715 Piali. Laß’t die drey Printzen auch des Brudern Knie umbfaſſen: Daß ſie durch Grimm und Strick nicht fuͤr der Zeit erblaſſen’ Machmet. Wir nehmen danckbar an/ und uns hat hoch ergetz’t: Daß uns das Reich ſo jung zum herꝛſchen wuͤrdig ſchaͤtz’t. Wir werden ohne Blutt zu Herꝛſchen uns bemuͤhen. 720Was aber uns die Jahr an Klugheit noch entziehen/ Wird Mehemets Verſtand der Witz der Sultanin So lange bringen ein. Jhr ſolt das Taraquin Und der vertagten Sold noch heute baar erheben. Alle. Daß Sultan Machmet muß unendlich bluͤhn und leben! Der Schauplatz ſtellet fuͤr einen Kercker. Ibrahim. Der Ambre Geiſt. Vier Stummen. Sechs Geiſter ermordeter Baſſen. 725 Ibrah. SO ſenck’t Stamboldens Sonn hieher den ſtoltzen Lauf? Schleuſt niemand uns die Nacht des bangen Keꝛckeꝛs auf? Soll’n wir lebendig ſeyn in dieſen Sarch vergraben/ Wo wir Geſpenſter nur zu Mitgefehrten haben? Wo Angſt das Hertz uns friſt; und ein ſtets wehrend Traum 730Den Kopf uns wuͤſte mach’t. Schau’t: wie der Zeder-Baum/ Der Haupt und Gipfel hatt im Himmel/ deſſen Fuͤſſe Jm Abgrund wurtzelten; von einem Schlage muͤſſe Zermalm’t in dieſes Thal ſo einer Helle falt’n! Doch! Jbrahim iſt’s werth: daß er ein blindes Knall’n/ 735Ein falſches Dre nen ihm ließ Aug und Hertze blaͤnden: Daß er die Knechte nicht mit Waffen in den Haͤnden/ Mit Feuer im Geſicht/ als Loͤw und Beer fiel an! Weil Zagheit doch nur Schimpf und Elend hecken kan. Ach! daß wir Hoſnung uns zum Aufſteh’n moͤgen faſſen/ 740Der Mutter ſuͤſſes Giſt bezanbern haben laſſen? Die der Verraͤtherey fuͤrnehmſtes Mitglied war. Die Mutter/ die darumb uns Kinder nur gebahr: Daß ſie die Klauen koͤnn’ im Kinder-Blutte faͤrben. Wie aber woll’n wir hier als Sclav als Knecht verderben? 745Ja unſern Sohn mit uns ſo ſchimpflich ſeh’n gebahr’n/ Wie leider Bajazeth von Selim hat erfahr’n? Der nach geraubtem Reich und Knechtſchen Fuͤſſe-Kuͤſſen Doch durch des Sohnes Gift zu letzt erblaſſen muͤſſen. Jedoch/ was bilden wir/ die wir gekerckert ſeyn. 750Vom Machmet uns nur diß/ was dort vom Selim ein? Ja Machmets Mutter wird uns ſelſt erwuͤrgen laſſen. Denn ſie iſt ein frech Kind der grauſamen Cireaſſen/ Die nur ein bluttig Tuch auß Blutt-Luſt bethen an. Drumb ſtirb mit minder Pein/ weil man noch ſterben kan! 755Auf! Jbrahim/ laß uns ergreiffen Strick und Meſſer! Ein ſelbſt-erkieſter Tod iſt ruͤhmlicher und beſſer/ Als der Tyrannen Spiel/ der Hencker Opffer ſeyn. Stoß einen ſcharffen Dolch/ großmuͤthig in dich ein! Doch es iſt weder Strick noch Meſſer hier verhanden. 760Verdammte Raſerey! die denen/ die in Banden Verſchmachtend ſterben/ nicht des Todes Wergzeug laͤß’t/ Daß er ſtets ſterbende doch nicht die Seel außblaͤßt. Allein umbſonſt! der Tod laͤß’t keinem ſich verſchluͤſſen. Die Kleider werden uns zum Stricke dienen muͤſſen. 765Doch nein! laß uns die Nacht bepurpern durch diß Blutt. Die Pfoſten ſind hir ſchon zu Sterbens-Pforten gutt. Laß/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#CAD"> <p><pb facs="#f0074" n="56"/><note place="left">705</note>Daß dieſen Loͤwen Rom als Schutz-ſtern ſol verehr’n/<lb/> Ja Sonnen unterm Mohnd und in den Krebs gehoͤr’n.</p> </sp><lb/> <sp who="#MUF"> <speaker> <hi rendition="#aq">Mufti.</hi> </speaker> <p>Gott woll ihm Segen/ Heil/ Verſtand/ Sieg/ Erben gebne.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEH"> <speaker> <hi rendition="#aq">Mehemet.</hi> </speaker> <p>Wil mit gewohnter Pracht der Sultan ſich erheben<lb/> Jn Hiobs Heiligthumb den Eyd zu legen ab.<lb/><note place="left">710</note>Daß er Geſetz und Recht/ das Mahumed uns gab/<lb/> Durch’s Schwerdt beſchirmen wil?</p> </sp> <sp who="#KIU"> <speaker> <hi rendition="#aq">Kiuperli.</hi> </speaker> <p>Laß’t doch vorher uns kuͤſſen<lb/> Des Rockes guͤld’nen Saum/ den Staub von ſeinen Fuͤſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MUF"> <speaker> <hi rendition="#aq">Mufti.</hi> </speaker> <p>Reich’t ihm zum Kuß auch hin den heil’gen Alcoran.</p> </sp><lb/> <sp who="#CAD"> <speaker> <hi rendition="#aq">3. Cadileſch.</hi> </speaker> <p>Es werde Perſ’ und Chriſt des Sultans Unterthan!</p><lb/> <note place="left">715</note> </sp> <sp who="#PIA"> <speaker> <hi rendition="#aq">Piali.</hi> </speaker> <p>Laß’t die drey Printzen auch des Brudern Knie umbfaſſen:<lb/> Daß ſie durch Grimm und Strick nicht fuͤr der Zeit erblaſſen’</p> </sp><lb/> <sp who="#MAC"> <speaker> <hi rendition="#aq">Machmet.</hi> </speaker> <p>Wir nehmen danckbar an/ und uns hat hoch ergetz’t:<lb/> Daß uns das Reich ſo jung zum herꝛſchen wuͤrdig ſchaͤtz’t.<lb/> Wir werden ohne Blutt zu Herꝛſchen uns bemuͤhen.<lb/><note place="left">720</note>Was aber uns die Jahr an Klugheit noch entziehen/<lb/> Wird Mehemets Verſtand der Witz der Sultanin<lb/> So lange bringen ein. Jhr ſolt das Taraquin<lb/> Und der vertagten Sold noch heute baar erheben.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALL"> <speaker>Alle.</speaker> <p>Daß Sultan Machmet muß unendlich bluͤhn und leben!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#fr">Der Schauplatz ſtellet fuͤr einen Kercker.</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Ibrahim.</hi> <hi rendition="#fr">Der</hi> <hi rendition="#aq">Ambre</hi> <hi rendition="#fr">Geiſt. Vier Stummen. Sechs Geiſter<lb/> ermordeter Baſſen.</hi> </stage><lb/> <note place="left">725</note> </sp> <sp who="#IBR"> <speaker> <hi rendition="#aq">Ibrah.</hi> </speaker> <p><hi rendition="#in">S</hi>O ſenck’t Stamboldens Sonn hieher den ſtoltzen Lauf?<lb/> Schleuſt niemand uns die Nacht des bangen Keꝛckeꝛs auf?<lb/> Soll’n wir lebendig ſeyn in dieſen Sarch vergraben/<lb/> Wo wir Geſpenſter nur zu Mitgefehrten haben?<lb/> Wo Angſt das Hertz uns friſt; und ein ſtets wehrend Traum<lb/><note place="left">730</note>Den Kopf uns wuͤſte mach’t. Schau’t: wie der Zeder-Baum/<lb/> Der Haupt und Gipfel hatt im Himmel/ deſſen Fuͤſſe<lb/> Jm Abgrund wurtzelten; von einem Schlage muͤſſe<lb/> Zermalm’t in dieſes Thal ſo einer Helle falt’n!<lb/> Doch! Jbrahim iſt’s werth: daß er ein blindes Knall’n/<lb/><note place="left">735</note>Ein falſches Dre nen ihm ließ Aug und Hertze blaͤnden:<lb/> Daß er die Knechte nicht mit Waffen in den Haͤnden/<lb/> Mit Feuer im Geſicht/ als Loͤw und Beer fiel an!<lb/> Weil Zagheit doch nur Schimpf und Elend hecken kan.<lb/> Ach! daß wir Hoſnung uns zum Aufſteh’n moͤgen faſſen/<lb/><note place="left">740</note>Der Mutter ſuͤſſes Giſt bezanbern haben laſſen?<lb/> Die der Verraͤtherey fuͤrnehmſtes Mitglied war.<lb/> Die Mutter/ die darumb uns Kinder nur gebahr:<lb/> Daß ſie die Klauen koͤnn’ im Kinder-Blutte faͤrben.<lb/> Wie aber woll’n wir hier als Sclav als Knecht verderben?<lb/><note place="left">745</note>Ja unſern Sohn mit uns ſo ſchimpflich ſeh’n gebahr’n/<lb/> Wie leider Bajazeth von Selim hat erfahr’n?<lb/> Der nach geraubtem Reich und Knechtſchen Fuͤſſe-Kuͤſſen<lb/> Doch durch des Sohnes Gift zu letzt erblaſſen muͤſſen.<lb/> Jedoch/ was bilden wir/ die wir gekerckert ſeyn.<lb/><note place="left">750</note>Vom Machmet uns nur diß/ was dort vom Selim ein?<lb/> Ja Machmets Mutter wird uns ſelſt erwuͤrgen laſſen.<lb/> Denn ſie iſt ein frech Kind der grauſamen Cireaſſen/<lb/> Die nur ein bluttig Tuch auß Blutt-Luſt bethen an.<lb/> Drumb ſtirb mit minder Pein/ weil man noch ſterben kan!<lb/><note place="left">755</note>Auf! Jbrahim/ laß uns ergreiffen Strick und Meſſer!<lb/> Ein ſelbſt-erkieſter Tod iſt ruͤhmlicher und beſſer/<lb/> Als der Tyrannen Spiel/ der Hencker Opffer ſeyn.<lb/> Stoß einen ſcharffen Dolch/ großmuͤthig in dich ein!<lb/> Doch es iſt weder Strick noch Meſſer hier verhanden.<lb/><note place="left">760</note>Verdammte Raſerey! die denen/ die in Banden<lb/> Verſchmachtend ſterben/ nicht des Todes Wergzeug laͤß’t/<lb/> Daß er ſtets ſterbende doch nicht die Seel außblaͤßt.<lb/> Allein umbſonſt! der Tod laͤß’t keinem ſich verſchluͤſſen.<lb/> Die Kleider werden uns zum Stricke dienen muͤſſen.<lb/><note place="left">765</note>Doch nein! laß uns die Nacht bepurpern durch diß Blutt.<lb/> Die Pfoſten ſind hir ſchon zu Sterbens-Pforten gutt.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Laß/</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [56/0074]
Daß dieſen Loͤwen Rom als Schutz-ſtern ſol verehr’n/
Ja Sonnen unterm Mohnd und in den Krebs gehoͤr’n.
Mufti. Gott woll ihm Segen/ Heil/ Verſtand/ Sieg/ Erben gebne.
Mehemet. Wil mit gewohnter Pracht der Sultan ſich erheben
Jn Hiobs Heiligthumb den Eyd zu legen ab.
Daß er Geſetz und Recht/ das Mahumed uns gab/
Durch’s Schwerdt beſchirmen wil?
Kiuperli. Laß’t doch vorher uns kuͤſſen
Des Rockes guͤld’nen Saum/ den Staub von ſeinen Fuͤſſen.
Mufti. Reich’t ihm zum Kuß auch hin den heil’gen Alcoran.
3. Cadileſch. Es werde Perſ’ und Chriſt des Sultans Unterthan!
Piali. Laß’t die drey Printzen auch des Brudern Knie umbfaſſen:
Daß ſie durch Grimm und Strick nicht fuͤr der Zeit erblaſſen’
Machmet. Wir nehmen danckbar an/ und uns hat hoch ergetz’t:
Daß uns das Reich ſo jung zum herꝛſchen wuͤrdig ſchaͤtz’t.
Wir werden ohne Blutt zu Herꝛſchen uns bemuͤhen.
Was aber uns die Jahr an Klugheit noch entziehen/
Wird Mehemets Verſtand der Witz der Sultanin
So lange bringen ein. Jhr ſolt das Taraquin
Und der vertagten Sold noch heute baar erheben.
Alle. Daß Sultan Machmet muß unendlich bluͤhn und leben!
Der Schauplatz ſtellet fuͤr einen Kercker.
Ibrahim. Der Ambre Geiſt. Vier Stummen. Sechs Geiſter
ermordeter Baſſen.
Ibrah. SO ſenck’t Stamboldens Sonn hieher den ſtoltzen Lauf?
Schleuſt niemand uns die Nacht des bangen Keꝛckeꝛs auf?
Soll’n wir lebendig ſeyn in dieſen Sarch vergraben/
Wo wir Geſpenſter nur zu Mitgefehrten haben?
Wo Angſt das Hertz uns friſt; und ein ſtets wehrend Traum
Den Kopf uns wuͤſte mach’t. Schau’t: wie der Zeder-Baum/
Der Haupt und Gipfel hatt im Himmel/ deſſen Fuͤſſe
Jm Abgrund wurtzelten; von einem Schlage muͤſſe
Zermalm’t in dieſes Thal ſo einer Helle falt’n!
Doch! Jbrahim iſt’s werth: daß er ein blindes Knall’n/
Ein falſches Dre nen ihm ließ Aug und Hertze blaͤnden:
Daß er die Knechte nicht mit Waffen in den Haͤnden/
Mit Feuer im Geſicht/ als Loͤw und Beer fiel an!
Weil Zagheit doch nur Schimpf und Elend hecken kan.
Ach! daß wir Hoſnung uns zum Aufſteh’n moͤgen faſſen/
Der Mutter ſuͤſſes Giſt bezanbern haben laſſen?
Die der Verraͤtherey fuͤrnehmſtes Mitglied war.
Die Mutter/ die darumb uns Kinder nur gebahr:
Daß ſie die Klauen koͤnn’ im Kinder-Blutte faͤrben.
Wie aber woll’n wir hier als Sclav als Knecht verderben?
Ja unſern Sohn mit uns ſo ſchimpflich ſeh’n gebahr’n/
Wie leider Bajazeth von Selim hat erfahr’n?
Der nach geraubtem Reich und Knechtſchen Fuͤſſe-Kuͤſſen
Doch durch des Sohnes Gift zu letzt erblaſſen muͤſſen.
Jedoch/ was bilden wir/ die wir gekerckert ſeyn.
Vom Machmet uns nur diß/ was dort vom Selim ein?
Ja Machmets Mutter wird uns ſelſt erwuͤrgen laſſen.
Denn ſie iſt ein frech Kind der grauſamen Cireaſſen/
Die nur ein bluttig Tuch auß Blutt-Luſt bethen an.
Drumb ſtirb mit minder Pein/ weil man noch ſterben kan!
Auf! Jbrahim/ laß uns ergreiffen Strick und Meſſer!
Ein ſelbſt-erkieſter Tod iſt ruͤhmlicher und beſſer/
Als der Tyrannen Spiel/ der Hencker Opffer ſeyn.
Stoß einen ſcharffen Dolch/ großmuͤthig in dich ein!
Doch es iſt weder Strick noch Meſſer hier verhanden.
Verdammte Raſerey! die denen/ die in Banden
Verſchmachtend ſterben/ nicht des Todes Wergzeug laͤß’t/
Daß er ſtets ſterbende doch nicht die Seel außblaͤßt.
Allein umbſonſt! der Tod laͤß’t keinem ſich verſchluͤſſen.
Die Kleider werden uns zum Stricke dienen muͤſſen.
Doch nein! laß uns die Nacht bepurpern durch diß Blutt.
Die Pfoſten ſind hir ſchon zu Sterbens-Pforten gutt.
Laß/
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |