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Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673.

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Claudia.
JCh bin des Höchsten Pförtnerin/
860Die Macht hat Hell und Sternen aufzuschlüssen.
Komm Kind/ die Lust des Himmels zu genüssen.
Nim diesen güldnen Apfel hin.
Geneuß diß edle Paradiß/
Das schon der keusche GOtt in Eden schauen liß.

865Kein Biesam/ Balsam/ trinckbar Gold
Gleich't keuscher Seelen Zucker-süsser Liebe.
Jhr schein't die Sonn/ ist gleich der Himmel trübe.
Den grossen Käyser Leopold/
Mach' ich vom Leid und Dornen frey;
870Zu lehrn: daß keusche Lieb' auch nicht stets dörnricht sey.

Was aber träum't dir geilen Magd/
Gelüstet dich der Liebe Preiß zu haben?
Den Schinder-Karn der Unzucht zieh'n die Raben/
Der geile Sultan wird betag't
875Von Teufeln/ in den Hellen-Schlund.
Jhr Teufel greiff't und plag't den Huren-Hengst und Hund.
Jbrahims Geist.
SOl meine Schuld hier schon gepeinig't seyn?
Sind schon vertag't die dreymal viertzig Jahre?
Da allererst denn sollen Fleisch und Bein
880Und Seelen sich vereinbahr'n nach der Baare.
Wie daß mein Mund denn itzt schon kosten muß
Zerschmoltzen Ertzt/ entflammte Schweselträncke?
Schau't wie ihr Grimm mir schon umb Hand und Fuß
Brüh-heisse Ketten/ glimme Fessel schräncke.
885Wird nun die Pein wohl möglich seyn zu tragen;
Da nur die Furcht hier's Vorbild mahl't der Plagen!
Ambrens Geist.
SChreib't/ Geister/ ihn den Nahmen an die Stirn;
Wie ich die Zahl der Laster ihm an Rücken.
Die dir dein Haupt sol/ Blutthund/ so verwirr'n:
890Daß du nach GOtt wirst keinen Säufzer schicken.
Und also wird nach tausend Jahren auch
Der Blutthund noch im Feuer-Pfule braten;
Nimm hin indeß die Aepsel/ die mehr Rauch
Und Schwefel füllt/ als Kerne die Granaten.
895Dort wird der Baum der Bitterkeit mit Früchten
Die Kost nach Arth der Teufels-Köpf anrichten.
Die Höllischen Geister.
JS! Blutthund/ iß! schmeck't dir der Vorschmack nicht?
So sihe wie durch Teuffel dort von ferne
Dir wird die rechte Taffel angericht.
900Diß sind nur Hülsen/ jenes sind die Kerne.
Jhr Teufel komm't! setz't stracks ihn auf den Stuhl/
Der in dem Hartzt/ wie seiner schwam im Blutte.
Komm't Teufel/ werff't ihn in den lichten Psul!
Peitsch't ewig ihn mit eu'rer Schlangen-Rutte.
905Denn wer durch Brunst dem Teufel sich vermählet;
Dem wird die Glutt zum Braut-Bett außerwählet.
Claudia.
SO kehr't sich geiler Liebe Pracht
Jn Wasser-Perl'n/ ihr Oel in Höllenbrände!
Glückseeligkeit reich't aber der die Hände/
910Die böse Lust nicht fleckicht mach't.
Ja keuscher Liebe Wagen müh'n
Schneeweisse Schwanen sich in's Paradiß zu zieh'n.

Fe
Claudia.
JCh bin des Hoͤchſten Pfoͤrtnerin/
860Die Macht hat Hell und Sternen aufzuſchluͤſſen.
Komm Kind/ die Luſt des Himmels zu genuͤſſen.
Nim dieſen guͤldnen Apfel hin.
Geneuß diß edle Paradiß/
Das ſchon der keuſche GOtt in Eden ſchauen liß.

865Kein Bieſam/ Balſam/ trinckbar Gold
Gleich’t keuſcher Seelen Zucker-ſuͤſſer Liebe.
Jhr ſchein’t die Sonn/ iſt gleich der Himmel truͤbe.
Den groſſen Kaͤyſer Leopold/
Mach’ ich vom Leid und Dornen frey;
870Zu lehrn: daß keuſche Lieb’ auch nicht ſtets doͤrnricht ſey.

Was aber traͤum’t dir geilen Magd/
Geluͤſtet dich der Liebe Preiß zu haben?
Den Schinder-Karn der Unzucht zieh’n die Raben/
Der geile Sultan wird betag’t
875Von Teufeln/ in den Hellen-Schlund.
Jhr Teufel greiff’t und plag’t den Huren-Hengſt und Hund.
Jbrahims Geiſt.
SOl meine Schuld hier ſchon gepeinig’t ſeyn?
Sind ſchon vertag’t die dreymal viertzig Jahre?
Da allererſt denn ſollen Fleiſch und Bein
880Und Seelen ſich vereinbahr’n nach der Baare.
Wie daß mein Mund denn itzt ſchon koſten muß
Zerſchmoltzen Ertzt/ entflammte Schweſeltraͤncke?
Schau’t wie ihr Grimm mir ſchon umb Hand und Fuß
Bruͤh-heiſſe Ketten/ glimme Feſſel ſchraͤncke.
885Wird nun die Pein wohl moͤglich ſeyn zu tragen;
Da nur die Furcht hier’s Vorbild mahl’t der Plagen!
Ambrens Geiſt.
SChreib’t/ Geiſter/ ihn den Nahmen an die Stirn;
Wie ich die Zahl der Laſter ihm an Ruͤcken.
Die dir dein Haupt ſol/ Blutthund/ ſo verwirr’n:
890Daß du nach GOtt wirſt keinen Saͤufzer ſchicken.
Und alſo wird nach tauſend Jahren auch
Der Blutthund noch im Feuer-Pfule braten;
Nimm hin indeß die Aepſel/ die mehr Rauch
Und Schwefel fuͤllt/ als Kerne die Granaten.
895Dort wird der Baum der Bitterkeit mit Fruͤchten
Die Koſt nach Arth der Teufels-Koͤpf anrichten.
Die Hoͤlliſchen Geiſter.
JS! Blutthund/ iß! ſchmeck’t dir der Vorſchmack nicht?
So ſihe wie durch Teuffel dort von ferne
Dir wird die rechte Taffel angericht.
900Diß ſind nur Huͤlſen/ jenes ſind die Kerne.
Jhr Teufel komm’t! ſetz’t ſtracks ihn auf den Stuhl/
Der in dem Hartzt/ wie ſeiner ſchwam im Blutte.
Komm’t Teufel/ werff’t ihn in den lichten Pſul!
Peitſch’t ewig ihn mit eu’rer Schlangen-Rutte.
905Denn wer durch Brunſt dem Teufel ſich vermaͤhlet;
Dem wird die Glutt zum Braut-Bett außerwaͤhlet.
Claudia.
SO kehr’t ſich geiler Liebe Pracht
Jn Waſſer-Perl’n/ ihr Oel in Hoͤllenbraͤnde!
Gluͤckſeeligkeit reich’t aber der die Haͤnde/
910Die boͤſe Luſt nicht fleckicht mach’t.
Ja keuſcher Liebe Wagen muͤh’n
Schneeweiſſe Schwanen ſich in’s Paradiß zu zieh’n.

Fe
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[59/0077] Claudia. JCh bin des Hoͤchſten Pfoͤrtnerin/ Die Macht hat Hell und Sternen aufzuſchluͤſſen. Komm Kind/ die Luſt des Himmels zu genuͤſſen. Nim dieſen guͤldnen Apfel hin. Geneuß diß edle Paradiß/ Das ſchon der keuſche GOtt in Eden ſchauen liß. Kein Bieſam/ Balſam/ trinckbar Gold Gleich’t keuſcher Seelen Zucker-ſuͤſſer Liebe. Jhr ſchein’t die Sonn/ iſt gleich der Himmel truͤbe. Den groſſen Kaͤyſer Leopold/ Mach’ ich vom Leid und Dornen frey; Zu lehrn: daß keuſche Lieb’ auch nicht ſtets doͤrnricht ſey. Was aber traͤum’t dir geilen Magd/ Geluͤſtet dich der Liebe Preiß zu haben? Den Schinder-Karn der Unzucht zieh’n die Raben/ Der geile Sultan wird betag’t Von Teufeln/ in den Hellen-Schlund. Jhr Teufel greiff’t und plag’t den Huren-Hengſt und Hund. Jbrahims Geiſt. SOl meine Schuld hier ſchon gepeinig’t ſeyn? Sind ſchon vertag’t die dreymal viertzig Jahre? Da allererſt denn ſollen Fleiſch und Bein Und Seelen ſich vereinbahr’n nach der Baare. Wie daß mein Mund denn itzt ſchon koſten muß Zerſchmoltzen Ertzt/ entflammte Schweſeltraͤncke? Schau’t wie ihr Grimm mir ſchon umb Hand und Fuß Bruͤh-heiſſe Ketten/ glimme Feſſel ſchraͤncke. Wird nun die Pein wohl moͤglich ſeyn zu tragen; Da nur die Furcht hier’s Vorbild mahl’t der Plagen! Ambrens Geiſt. SChreib’t/ Geiſter/ ihn den Nahmen an die Stirn; Wie ich die Zahl der Laſter ihm an Ruͤcken. Die dir dein Haupt ſol/ Blutthund/ ſo verwirr’n: Daß du nach GOtt wirſt keinen Saͤufzer ſchicken. Und alſo wird nach tauſend Jahren auch Der Blutthund noch im Feuer-Pfule braten; Nimm hin indeß die Aepſel/ die mehr Rauch Und Schwefel fuͤllt/ als Kerne die Granaten. Dort wird der Baum der Bitterkeit mit Fruͤchten Die Koſt nach Arth der Teufels-Koͤpf anrichten. Die Hoͤlliſchen Geiſter. JS! Blutthund/ iß! ſchmeck’t dir der Vorſchmack nicht? So ſihe wie durch Teuffel dort von ferne Dir wird die rechte Taffel angericht. Diß ſind nur Huͤlſen/ jenes ſind die Kerne. Jhr Teufel komm’t! ſetz’t ſtracks ihn auf den Stuhl/ Der in dem Hartzt/ wie ſeiner ſchwam im Blutte. Komm’t Teufel/ werff’t ihn in den lichten Pſul! Peitſch’t ewig ihn mit eu’rer Schlangen-Rutte. Denn wer durch Brunſt dem Teufel ſich vermaͤhlet; Dem wird die Glutt zum Braut-Bett außerwaͤhlet. Claudia. SO kehr’t ſich geiler Liebe Pracht Jn Waſſer-Perl’n/ ihr Oel in Hoͤllenbraͤnde! Gluͤckſeeligkeit reich’t aber der die Haͤnde/ Die boͤſe Luſt nicht fleckicht mach’t. Ja keuſcher Liebe Wagen muͤh’n Schneeweiſſe Schwanen ſich in’s Paradiß zu zieh’n. Fe

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_ibrahim_1673/77>, abgerufen am 24.11.2024.