Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite
SOPHONISBE.
Hier in Numidien ersprüßliches begangen/
Jst unser Götter Werck. Der König ist gefangen/
Die Hauptstadt bethet uns als ihre Häupter an.
Hier ist die Krone selbst/ die er willkührlich kan
165Jns Capitol gewehrn' hier sind zu Syphax Schätzen
Die Schlüssel ihm gewehrt; und zu den festen Plätzen/
Der Zepter/ den mein Volck mir wieder überreicht/
Als ich mein Land betrat. Weil Masanissa leicht
Sich zu bescheiden weiß: daß nebst der Götter Segen
170Die Gunst des Scipio/ der tapfren Römer Degen
Mir hat mein Reich erkämpft. Hier ist die Hauptfahn auch
Des Syphax/ die mein Arm aus Schuld und nach Gebrauch
Jhm zu den Füssen legt. Mehr kriegt er hier gebunden
Die Häupter dieses Reich's/ die wir jüngst überwunden.
175Wenn dieses Scipio schätzt Zeichen meiner Pflicht/
Verlang' ich keine Beut'/ auch keinen Siegs-Preiß nicht.
Scipio. Mein Bruder/ und mein Freund/ dem ich mein halbes
Hertze
Fürlängst schon zugetheilt/ des Ruhmes lichte Kertze/
Die seine Tugend ihm in Mohrenland steckt an/
180Gläntzt über Abila. Die Freundschaft aber kan
Rom nach Verdienste nicht vergelten Masanissen;
Wenn es ihm gleich aus Gold' ein Riesen-Bild läßt gissen/
Und nebst des Romulus auf Märckt und Tempel setzt.
Denn Tugend ist was mehr/ als was ein Künstler etzt;
185Verdient auch mehr als Ertzt und Helffenbein zum Lohne.
Wir nehmen itzt zwar an den König und die Krone
Des Reichs Numidien/ auch die gefang'ne Schaar/
Die Fahnen und den Schatz/ und was des Feindes war/
Als Banden/ welche Rom zu mehrerm Danck verstricken;
190Dahin wir sie noch heut' ihm wolln zu Ehren schicken;
Nim Laelius alsbald der Sachen fleißig wahr.
Daß aber Masaniß' uns beuth die Schlüssel dar
Zum Plätzen seines Reichs/ sein Zepter leget nieder/
Jst Höfligkeit von ihm. Er nehme beydes wieder.
195Rom schätzt/ von Feinden sich bereichern/ nur für Ruhm.
Er ist sein gröster Freind/ dis ist sein Eygenthumb.
Die
SOPHONISBE.
Hier in Numidien erſpruͤßliches begangen/
Jſt unſer Goͤtter Werck. Der Koͤnig iſt gefangen/
Die Hauptſtadt bethet uns als ihre Haͤupter an.
Hier iſt die Krone ſelbſt/ die er willkuͤhrlich kan
165Jns Capitol gewehrn’ hier ſind zu Syphax Schaͤtzen
Die Schluͤſſel ihm gewehrt; und zu den feſten Plaͤtzen/
Der Zepter/ den mein Volck mir wieder uͤberreicht/
Als ich mein Land betrat. Weil Maſaniſſa leicht
Sich zu beſcheiden weiß: daß nebſt der Goͤtter Segen
170Die Gunſt des Scipio/ der tapfren Roͤmer Degen
Mir hat mein Reich erkaͤmpft. Hier iſt die Hauptfahn auch
Des Syphax/ die mein Arm aus Schuld und nach Gebrauch
Jhm zu den Fuͤſſen legt. Mehr kriegt er hier gebunden
Die Haͤupter dieſes Reich’s/ die wir juͤngſt uͤberwunden.
175Wenn dieſes Scipio ſchaͤtzt Zeichen meiner Pflicht/
Verlang’ ich keine Beut’/ auch keinen Siegs-Preiß nicht.
Scipio. Mein Bruder/ und mein Freund/ dem ich mein halbes
Hertze
Fuͤrlaͤngſt ſchon zugetheilt/ des Ruhmes lichte Kertze/
Die ſeine Tugend ihm in Mohrenland ſteckt an/
180Glaͤntzt uͤber Abila. Die Freundſchaft aber kan
Rom nach Verdienſte nicht vergelten Maſaniſſen;
Wenn es ihm gleich aus Gold’ ein Rieſen-Bild laͤßt giſſen/
Und nebſt des Romulus auf Maͤrckt und Tempel ſetzt.
Denn Tugend iſt was mehr/ als was ein Kuͤnſtler etzt;
185Verdient auch mehr als Ertzt und Helffenbein zum Lohne.
Wir nehmen itzt zwar an den Koͤnig und die Krone
Des Reichs Numidien/ auch die gefang’ne Schaar/
Die Fahnen und den Schatz/ und was des Feindes war/
Als Banden/ welche Rom zu mehrerm Danck verſtricken;
190Dahin wir ſie noch heut’ ihm wolln zu Ehren ſchicken;
Nim Lælius alsbald der Sachen fleißig wahr.
Daß aber Maſaniß’ uns beuth die Schluͤſſel dar
Zum Plaͤtzen ſeines Reichs/ ſein Zepter leget nieder/
Jſt Hoͤfligkeit von ihm. Er nehme beydes wieder.
195Rom ſchaͤtzt/ von Feinden ſich bereichern/ nur fuͤr Ruhm.
Er iſt ſein groͤſter Freind/ dis iſt ſein Eygenthumb.
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#MAS">
          <p><pb facs="#f0100" n="63"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SOPHONISBE.</hi></hi></fw><lb/>
Hier in Numidien er&#x017F;pru&#x0364;ßliches begangen/<lb/>
J&#x017F;t un&#x017F;er Go&#x0364;tter Werck. Der Ko&#x0364;nig i&#x017F;t gefangen/<lb/>
Die Haupt&#x017F;tadt bethet uns als ihre Ha&#x0364;upter an.<lb/>
Hier i&#x017F;t die Krone &#x017F;elb&#x017F;t/ die er willku&#x0364;hrlich kan<lb/><note place="left">165</note>Jns Capitol gewehrn&#x2019; hier &#x017F;ind zu Syphax Scha&#x0364;tzen<lb/>
Die Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el ihm gewehrt; und zu den fe&#x017F;ten Pla&#x0364;tzen/<lb/>
Der Zepter/ den mein Volck mir wieder u&#x0364;berreicht/<lb/>
Als ich mein Land betrat. Weil Ma&#x017F;ani&#x017F;&#x017F;a leicht<lb/>
Sich zu be&#x017F;cheiden weiß: daß neb&#x017F;t der Go&#x0364;tter Segen<lb/><note place="left">170</note>Die Gun&#x017F;t des Scipio/ der tapfren Ro&#x0364;mer Degen<lb/>
Mir hat mein Reich erka&#x0364;mpft. Hier i&#x017F;t die Hauptfahn auch<lb/>
Des Syphax/ die mein Arm aus Schuld und nach Gebrauch<lb/>
Jhm zu den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en legt. Mehr kriegt er hier gebunden<lb/>
Die Ha&#x0364;upter die&#x017F;es Reich&#x2019;s/ die wir ju&#x0364;ng&#x017F;t u&#x0364;berwunden.<lb/><note place="left">175</note>Wenn die&#x017F;es Scipio &#x017F;cha&#x0364;tzt Zeichen meiner Pflicht/<lb/>
Verlang&#x2019; ich keine Beut&#x2019;/ auch keinen Siegs-Preiß nicht.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SCI">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Scipio.</hi> </speaker>
          <p>Mein Bruder/ und mein Freund/ dem ich mein halbes<lb/>
Hertze<lb/>
Fu&#x0364;rla&#x0364;ng&#x017F;t &#x017F;chon zugetheilt/ des Ruhmes lichte Kertze/<lb/>
Die &#x017F;eine Tugend ihm in Mohrenland &#x017F;teckt an/<lb/><note place="left">180</note>Gla&#x0364;ntzt u&#x0364;ber Abila. Die Freund&#x017F;chaft aber kan<lb/>
Rom nach Verdien&#x017F;te nicht vergelten Ma&#x017F;ani&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
Wenn es ihm gleich aus Gold&#x2019; ein Rie&#x017F;en-Bild la&#x0364;ßt gi&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
Und neb&#x017F;t des Romulus auf Ma&#x0364;rckt und Tempel &#x017F;etzt.<lb/>
Denn Tugend i&#x017F;t was mehr/ als was ein Ku&#x0364;n&#x017F;tler etzt;<lb/><note place="left">185</note>Verdient auch mehr als Ertzt und Helffenbein zum Lohne.<lb/>
Wir nehmen itzt zwar an den Ko&#x0364;nig und die Krone<lb/>
Des Reichs Numidien/ auch die gefang&#x2019;ne Schaar/<lb/>
Die Fahnen und den Schatz/ und was des Feindes war/<lb/>
Als Banden/ welche Rom zu mehrerm Danck ver&#x017F;tricken;<lb/><note place="left">190</note>Dahin wir &#x017F;ie noch heut&#x2019; ihm wolln zu Ehren &#x017F;chicken;<lb/>
Nim L<hi rendition="#aq">æ</hi>lius alsbald der Sachen fleißig wahr.<lb/>
Daß aber Ma&#x017F;aniß&#x2019; uns beuth die Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el dar<lb/>
Zum Pla&#x0364;tzen &#x017F;eines Reichs/ &#x017F;ein Zepter leget nieder/<lb/>
J&#x017F;t Ho&#x0364;fligkeit von ihm. Er nehme beydes wieder.<lb/><note place="left">195</note>Rom &#x017F;cha&#x0364;tzt/ von Feinden &#x017F;ich bereichern/ nur fu&#x0364;r Ruhm.<lb/>
Er i&#x017F;t &#x017F;ein gro&#x0364;&#x017F;ter Freind/ dis i&#x017F;t &#x017F;ein Eygenthumb.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0100] SOPHONISBE. Hier in Numidien erſpruͤßliches begangen/ Jſt unſer Goͤtter Werck. Der Koͤnig iſt gefangen/ Die Hauptſtadt bethet uns als ihre Haͤupter an. Hier iſt die Krone ſelbſt/ die er willkuͤhrlich kan Jns Capitol gewehrn’ hier ſind zu Syphax Schaͤtzen Die Schluͤſſel ihm gewehrt; und zu den feſten Plaͤtzen/ Der Zepter/ den mein Volck mir wieder uͤberreicht/ Als ich mein Land betrat. Weil Maſaniſſa leicht Sich zu beſcheiden weiß: daß nebſt der Goͤtter Segen Die Gunſt des Scipio/ der tapfren Roͤmer Degen Mir hat mein Reich erkaͤmpft. Hier iſt die Hauptfahn auch Des Syphax/ die mein Arm aus Schuld und nach Gebrauch Jhm zu den Fuͤſſen legt. Mehr kriegt er hier gebunden Die Haͤupter dieſes Reich’s/ die wir juͤngſt uͤberwunden. Wenn dieſes Scipio ſchaͤtzt Zeichen meiner Pflicht/ Verlang’ ich keine Beut’/ auch keinen Siegs-Preiß nicht. Scipio. Mein Bruder/ und mein Freund/ dem ich mein halbes Hertze Fuͤrlaͤngſt ſchon zugetheilt/ des Ruhmes lichte Kertze/ Die ſeine Tugend ihm in Mohrenland ſteckt an/ Glaͤntzt uͤber Abila. Die Freundſchaft aber kan Rom nach Verdienſte nicht vergelten Maſaniſſen; Wenn es ihm gleich aus Gold’ ein Rieſen-Bild laͤßt giſſen/ Und nebſt des Romulus auf Maͤrckt und Tempel ſetzt. Denn Tugend iſt was mehr/ als was ein Kuͤnſtler etzt; Verdient auch mehr als Ertzt und Helffenbein zum Lohne. Wir nehmen itzt zwar an den Koͤnig und die Krone Des Reichs Numidien/ auch die gefang’ne Schaar/ Die Fahnen und den Schatz/ und was des Feindes war/ Als Banden/ welche Rom zu mehrerm Danck verſtricken; Dahin wir ſie noch heut’ ihm wolln zu Ehren ſchicken; Nim Lælius alsbald der Sachen fleißig wahr. Daß aber Maſaniß’ uns beuth die Schluͤſſel dar Zum Plaͤtzen ſeines Reichs/ ſein Zepter leget nieder/ Jſt Hoͤfligkeit von ihm. Er nehme beydes wieder. Rom ſchaͤtzt/ von Feinden ſich bereichern/ nur fuͤr Ruhm. Er iſt ſein groͤſter Freind/ dis iſt ſein Eygenthumb. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/100
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/100>, abgerufen am 16.05.2024.