Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite
SOPHONISBE.
325Weil du aus Ohnmacht dich nicht selber kanst bezwingen.
Zu dem steht's nicht bey mir/ weil Rom in allen Dingen
Die unser Schwerdt erwirbt/ für Helffern hat die Wahl/
Dir noch was zuzutheiln. Der Syphax/ sein Gemahl/
Sein Reich/ sein Volck/ sein Gutt ist ja der Römer Beute.
330Kurtz: Sophonisbe muß nach Rom zihn/ und zwar heute.
Dis ist mein endlich Schluß. Entschleuß dich: ob der Dunst/
Der Kitzel lieber dir sey/ als der Römer Gunst.
Masan Ach! Scipio/ ja ja! ich habe mich vergangen!
Jch fühle mein Gesicht schamröthend Blutt umbfangen;
335Die Wehmuths-Thräne bricht aus Aug' und Hertzen für
Jch unterwerffe mich/ Großmächtger Feldt-Herr/ dir.
Gebahre/ wie du wilst/ mit deinem Masanissen.
Wer aber wird in dem mir noch zu rathen wissen?
Was meine Seele kwält und die Gewissens-Ruh:
340Daß ich mit Hand und Mund ihr eydlich sagte zu:
Sie solte nimmermehr in frembde Hände kommen.
Scipio. Was Masanissens Brunst wahnroitzig fürgenommen/
Dem weiß schon sein Verstand/ der größ're Feinde schlug/
Zu helffen weißlich ab. Du bist dir selber klug.

Masanissa.
345
Masan. Ach! so sol Sophonisb' in Röm'schen Fesseln lächsen?
Steckt dieser bittre Kern in güldenen Gewächsen;
Die eure falsche Gunst/ ihr schlimmen Römer ihr/
Sätzt unsrer Hofnung auf/ tragt unsrer Einfalt für!
Jch scheue mich fast euch/ wie den Saturn/ zu nennen.
350Jhr sucht Numidien von Zeutis nur zu trennen/
Daß unsre Zweytracht euch auf-opffer Gold und Blutt.
Zu was ist unser Eh Zergliederung euch gutt?
Traut ihr den Augen-Dorn Carthago nicht zu dämpffen?
Traut ihr die Herrschafft euch der Welt nicht zu erkämpffen/
355Umb die Rom Gall' und Gift auf alle Völcker schäumt/
Wenn Sophonisbe nicht wird aus der Welt geräumt?
Nein! Hannibal steht euch/ nicht Sophonisb' im Lichte.
Das Glücke kehret euch mit ihr sein Angesichte.
Sie
SOPHONISBE.
325Weil du aus Ohnmacht dich nicht ſelber kanſt bezwingen.
Zu dem ſteht’s nicht bey mir/ weil Rom in allen Dingen
Die unſer Schwerdt erwirbt/ fuͤr Helffern hat die Wahl/
Dir noch was zuzutheiln. Der Syphax/ ſein Gemahl/
Sein Reich/ ſein Volck/ ſein Gutt iſt ja der Roͤmer Beute.
330Kurtz: Sophonisbe muß nach Rom zihn/ und zwar heute.
Dis iſt mein endlich Schluß. Entſchleuß dich: ob der Dunſt/
Der Kitzel lieber dir ſey/ als der Roͤmer Gunſt.
Maſan Ach! Scipio/ ja ja! ich habe mich vergangen!
Jch fuͤhle mein Geſicht ſchamroͤthend Blutt umbfangen;
335Die Wehmuths-Thraͤne bricht aus Aug’ und Hertzen fuͤr
Jch unterwerffe mich/ Großmaͤchtger Feldt-Herr/ dir.
Gebahre/ wie du wilſt/ mit deinem Maſaniſſen.
Wer aber wird in dem mir noch zu rathen wiſſen?
Was meine Seele kwaͤlt und die Gewiſſens-Ruh:
340Daß ich mit Hand und Mund ihr eydlich ſagte zu:
Sie ſolte nimmermehr in frembde Haͤnde kommen.
Scipio. Was Maſaniſſens Brunſt wahnroitzig fuͤrgenommen/
Dem weiß ſchon ſein Verſtand/ der groͤß’re Feinde ſchlug/
Zu helffen weißlich ab. Du biſt dir ſelber klug.

Maſaniſſa.
345
Maſan. Ach! ſo ſol Sophonisb’ in Roͤm’ſchen Feſſeln laͤchſen?
Steckt dieſer bittre Kern in guͤldenen Gewaͤchſen;
Die eure falſche Gunſt/ ihr ſchlimmen Roͤmer ihr/
Saͤtzt unſrer Hofnung auf/ tragt unſrer Einfalt fuͤr!
Jch ſcheue mich faſt euch/ wie den Saturn/ zu nennen.
350Jhr ſucht Numidien von Zeutis nur zu trennen/
Daß unſre Zweytracht euch auf-opffer Gold und Blutt.
Zu was iſt unſer Eh Zergliederung euch gutt?
Traut ihr den Augen-Dorn Carthago nicht zu daͤmpffen?
Traut ihr die Herrſchafft euch der Welt nicht zu erkaͤmpffen/
355Umb die Rom Gall’ und Gift auf alle Voͤlcker ſchaͤumt/
Wenn Sophonisbe nicht wird aus der Welt geraͤumt?
Nein! Hannibal ſteht euch/ nicht Sophonisb’ im Lichte.
Das Gluͤcke kehret euch mit ihr ſein Angeſichte.
Sie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#SCI">
          <p><pb facs="#f0105" n="68"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SOPHONISBE.</hi></hi></fw><lb/><note place="left">325</note>Weil du aus Ohnmacht dich nicht &#x017F;elber kan&#x017F;t bezwingen.<lb/>
Zu dem &#x017F;teht&#x2019;s nicht bey mir/ weil Rom in allen Dingen<lb/>
Die un&#x017F;er Schwerdt erwirbt/ fu&#x0364;r Helffern hat die Wahl/<lb/>
Dir noch was zuzutheiln. Der Syphax/ &#x017F;ein Gemahl/<lb/>
Sein Reich/ &#x017F;ein Volck/ &#x017F;ein Gutt i&#x017F;t ja der Ro&#x0364;mer Beute.<lb/><note place="left">330</note>Kurtz: Sophonisbe muß nach Rom zihn/ und zwar heute.<lb/>
Dis i&#x017F;t mein endlich Schluß. Ent&#x017F;chleuß dich: ob der Dun&#x017F;t/<lb/>
Der Kitzel lieber dir &#x017F;ey/ als der Ro&#x0364;mer Gun&#x017F;t.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAS">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;an</hi> </speaker>
          <p>Ach! Scipio/ ja ja! ich habe mich vergangen!<lb/>
Jch fu&#x0364;hle mein Ge&#x017F;icht &#x017F;chamro&#x0364;thend Blutt umbfangen;<lb/><note place="left">335</note>Die Wehmuths-Thra&#x0364;ne bricht aus Aug&#x2019; und Hertzen fu&#x0364;r<lb/>
Jch unterwerffe mich/ Großma&#x0364;chtger Feldt-Herr/ dir.<lb/>
Gebahre/ wie du wil&#x017F;t/ mit deinem Ma&#x017F;ani&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Wer aber wird in dem mir noch zu rathen wi&#x017F;&#x017F;en?<lb/>
Was meine Seele kwa&#x0364;lt und die Gewi&#x017F;&#x017F;ens-Ruh:<lb/><note place="left">340</note>Daß ich mit Hand und Mund ihr eydlich &#x017F;agte zu:<lb/>
Sie &#x017F;olte nimmermehr in frembde Ha&#x0364;nde kommen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SCI">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Scipio.</hi> </speaker>
          <p>Was Ma&#x017F;ani&#x017F;&#x017F;ens Brun&#x017F;t wahnroitzig fu&#x0364;rgenommen/<lb/>
Dem weiß &#x017F;chon &#x017F;ein Ver&#x017F;tand/ der gro&#x0364;ß&#x2019;re Feinde &#x017F;chlug/<lb/>
Zu helffen weißlich ab. Du bi&#x017F;t dir &#x017F;elber klug.</p><lb/>
          <stage> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Ma&#x017F;ani&#x017F;&#x017F;a.</hi> </hi> </stage><lb/>
          <note place="left">345</note>
        </sp>
        <sp who="#MAS">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;an.</hi> </speaker>
          <p>Ach! &#x017F;o &#x017F;ol Sophonisb&#x2019; in Ro&#x0364;m&#x2019;&#x017F;chen Fe&#x017F;&#x017F;eln la&#x0364;ch&#x017F;en?<lb/>
Steckt die&#x017F;er bittre Kern in gu&#x0364;ldenen Gewa&#x0364;ch&#x017F;en;<lb/>
Die eure fal&#x017F;che Gun&#x017F;t/ ihr &#x017F;chlimmen Ro&#x0364;mer ihr/<lb/>
Sa&#x0364;tzt un&#x017F;rer Hofnung auf/ tragt un&#x017F;rer Einfalt fu&#x0364;r!<lb/>
Jch &#x017F;cheue mich fa&#x017F;t euch/ wie den Saturn/ zu nennen.<lb/><note place="left">350</note>Jhr &#x017F;ucht Numidien von Zeutis nur zu trennen/<lb/>
Daß un&#x017F;re Zweytracht euch auf-opffer Gold und Blutt.<lb/>
Zu was i&#x017F;t un&#x017F;er Eh Zergliederung euch gutt?<lb/>
Traut ihr den Augen-Dorn Carthago nicht zu da&#x0364;mpffen?<lb/>
Traut ihr die Herr&#x017F;chafft euch der Welt nicht zu erka&#x0364;mpffen/<lb/><note place="left">355</note>Umb die Rom Gall&#x2019; und Gift auf alle Vo&#x0364;lcker &#x017F;cha&#x0364;umt/<lb/>
Wenn Sophonisbe nicht wird aus der Welt gera&#x0364;umt?<lb/>
Nein! Hannibal &#x017F;teht euch/ nicht Sophonisb&#x2019; im Lichte.<lb/>
Das Glu&#x0364;cke kehret euch mit ihr &#x017F;ein Ange&#x017F;ichte.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0105] SOPHONISBE. Weil du aus Ohnmacht dich nicht ſelber kanſt bezwingen. Zu dem ſteht’s nicht bey mir/ weil Rom in allen Dingen Die unſer Schwerdt erwirbt/ fuͤr Helffern hat die Wahl/ Dir noch was zuzutheiln. Der Syphax/ ſein Gemahl/ Sein Reich/ ſein Volck/ ſein Gutt iſt ja der Roͤmer Beute. Kurtz: Sophonisbe muß nach Rom zihn/ und zwar heute. Dis iſt mein endlich Schluß. Entſchleuß dich: ob der Dunſt/ Der Kitzel lieber dir ſey/ als der Roͤmer Gunſt. Maſan Ach! Scipio/ ja ja! ich habe mich vergangen! Jch fuͤhle mein Geſicht ſchamroͤthend Blutt umbfangen; Die Wehmuths-Thraͤne bricht aus Aug’ und Hertzen fuͤr Jch unterwerffe mich/ Großmaͤchtger Feldt-Herr/ dir. Gebahre/ wie du wilſt/ mit deinem Maſaniſſen. Wer aber wird in dem mir noch zu rathen wiſſen? Was meine Seele kwaͤlt und die Gewiſſens-Ruh: Daß ich mit Hand und Mund ihr eydlich ſagte zu: Sie ſolte nimmermehr in frembde Haͤnde kommen. Scipio. Was Maſaniſſens Brunſt wahnroitzig fuͤrgenommen/ Dem weiß ſchon ſein Verſtand/ der groͤß’re Feinde ſchlug/ Zu helffen weißlich ab. Du biſt dir ſelber klug. Maſaniſſa. Maſan. Ach! ſo ſol Sophonisb’ in Roͤm’ſchen Feſſeln laͤchſen? Steckt dieſer bittre Kern in guͤldenen Gewaͤchſen; Die eure falſche Gunſt/ ihr ſchlimmen Roͤmer ihr/ Saͤtzt unſrer Hofnung auf/ tragt unſrer Einfalt fuͤr! Jch ſcheue mich faſt euch/ wie den Saturn/ zu nennen. Jhr ſucht Numidien von Zeutis nur zu trennen/ Daß unſre Zweytracht euch auf-opffer Gold und Blutt. Zu was iſt unſer Eh Zergliederung euch gutt? Traut ihr den Augen-Dorn Carthago nicht zu daͤmpffen? Traut ihr die Herrſchafft euch der Welt nicht zu erkaͤmpffen/ Umb die Rom Gall’ und Gift auf alle Voͤlcker ſchaͤumt/ Wenn Sophonisbe nicht wird aus der Welt geraͤumt? Nein! Hannibal ſteht euch/ nicht Sophonisb’ im Lichte. Das Gluͤcke kehret euch mit ihr ſein Angeſichte. Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/105
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/105>, abgerufen am 21.11.2024.