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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
565Kan sich ein Bettler in was ärgers nehn?
Wer wolte nicht für dieser Sclavin flihen?
Wirf aber auch den Bettler-Mantel weg.
Schaut: ist ein Schwein besudelter zu schauen?
Dis ist ein Krebs- und dis ein Außatz-Fleck.
570Muß dir nicht selbst für Schwer- und Eyter grauen?
Der Wollust Kopf ist Schwan/ der Leib ein Schwein.
Laßt uns die Schminck' im Antlitz auch vertilgen.
Hier fault das Fleisch/ dort frist die Lauß sich ein/
So wandeln sich in Koth der Wollust Lilgen.
575Noch nicht genung! zeuch auch die Lumpen aus/
Was zeigt sich nun? Ein Aaß/ ein todt Gerippe.
Besih' itzt auch der Wollust innres Hauß:
Daß man sie in die Schindergrube schippe!
Hercules.
Gesicht' erschrecklicher Gestalt!
580Sey Wollust tausendmal verfluchet!
Mein Hertze schlägt/ der Leib wird kalt!
Weh dem/ der diesen Jrrweg suchet!
Wol dem! der mit mir treten kan
Hier auf der Tugend Distel-Bahn.
Die Tugend.
585Mein Distelweg hat in sich Ros' und Klee/
Die finstre Kluft das Paradis/ den Himmel.
Mein Sonnenschein vertilget Eiß und Schnee/
Mein Lorberzweig verleschet Schweiß und Schimmel.
Hier steht der Trohn der Ehren aufgebaut.
590Hier hencket die verwelckens-freye Krone.
Weg/ Hercules/ mit deiner Löwen Haut!
Empfang den Zepter/ füge dich zum Trohne.
Jch werffe selbst mein hären Kleid von mir.
Weil Perl' und Gold die Tugend kleiden müssen.
595Besteig den Thron. Dort folgt noch einer Dir.
Numidien bekrönet Masanissen.
Hercules.
So hoch sitzt der/ der Löwen zwingt/
Der Riesen dämpft/ die Helle stürmet;
Der
SOPHONISBE.
565Kan ſich ein Bettler in was aͤrgers nehn?
Wer wolte nicht fuͤr dieſer Sclavin flihen?
Wirf aber auch den Bettler-Mantel weg.
Schaut: iſt ein Schwein beſudelter zu ſchauen?
Dis iſt ein Krebs- und dis ein Außatz-Fleck.
570Muß dir nicht ſelbſt fuͤr Schwer- und Eyter grauen?
Der Wolluſt Kopf iſt Schwan/ der Leib ein Schwein.
Laßt uns die Schminck’ im Antlitz auch vertilgen.
Hier fault das Fleiſch/ dort friſt die Lauß ſich ein/
So wandeln ſich in Koth der Wolluſt Lilgen.
575Noch nicht genung! zeuch auch die Lumpen aus/
Was zeigt ſich nun? Ein Aaß/ ein todt Gerippe.
Beſih’ itzt auch der Wolluſt innres Hauß:
Daß man ſie in die Schindergrube ſchippe!
Hercules.
Geſicht’ erſchrecklicher Geſtalt!
580Sey Wolluſt tauſendmal verfluchet!
Mein Hertze ſchlaͤgt/ der Leib wird kalt!
Weh dem/ der dieſen Jrrweg ſuchet!
Wol dem! der mit mir treten kan
Hier auf der Tugend Diſtel-Bahn.
Die Tugend.
585Mein Diſtelweg hat in ſich Roſ’ und Klee/
Die finſtre Kluft das Paradis/ den Himmel.
Mein Sonnenſchein vertilget Eiß und Schnee/
Mein Lorberzweig verleſchet Schweiß und Schimmel.
Hier ſteht der Trohn der Ehren aufgebaut.
590Hier hencket die verwelckens-freye Krone.
Weg/ Hercules/ mit deiner Loͤwen Haut!
Empfang den Zepter/ fuͤge dich zum Trohne.
Jch werffe ſelbſt mein haͤren Kleid von mir.
Weil Perl’ und Gold die Tugend kleiden muͤſſen.
595Beſteig den Thron. Dort folgt noch einer Dir.
Numidien bekroͤnet Maſaniſſen.
Hercules.
So hoch ſitzt der/ der Loͤwen zwingt/
Der Rieſen daͤmpft/ die Helle ſtuͤrmet;
Der
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[76/0113] SOPHONISBE. Kan ſich ein Bettler in was aͤrgers nehn? Wer wolte nicht fuͤr dieſer Sclavin flihen? Wirf aber auch den Bettler-Mantel weg. Schaut: iſt ein Schwein beſudelter zu ſchauen? Dis iſt ein Krebs- und dis ein Außatz-Fleck. Muß dir nicht ſelbſt fuͤr Schwer- und Eyter grauen? Der Wolluſt Kopf iſt Schwan/ der Leib ein Schwein. Laßt uns die Schminck’ im Antlitz auch vertilgen. Hier fault das Fleiſch/ dort friſt die Lauß ſich ein/ So wandeln ſich in Koth der Wolluſt Lilgen. Noch nicht genung! zeuch auch die Lumpen aus/ Was zeigt ſich nun? Ein Aaß/ ein todt Gerippe. Beſih’ itzt auch der Wolluſt innres Hauß: Daß man ſie in die Schindergrube ſchippe! Hercules. Geſicht’ erſchrecklicher Geſtalt! Sey Wolluſt tauſendmal verfluchet! Mein Hertze ſchlaͤgt/ der Leib wird kalt! Weh dem/ der dieſen Jrrweg ſuchet! Wol dem! der mit mir treten kan Hier auf der Tugend Diſtel-Bahn. Die Tugend. Mein Diſtelweg hat in ſich Roſ’ und Klee/ Die finſtre Kluft das Paradis/ den Himmel. Mein Sonnenſchein vertilget Eiß und Schnee/ Mein Lorberzweig verleſchet Schweiß und Schimmel. Hier ſteht der Trohn der Ehren aufgebaut. Hier hencket die verwelckens-freye Krone. Weg/ Hercules/ mit deiner Loͤwen Haut! Empfang den Zepter/ fuͤge dich zum Trohne. Jch werffe ſelbſt mein haͤren Kleid von mir. Weil Perl’ und Gold die Tugend kleiden muͤſſen. Beſteig den Thron. Dort folgt noch einer Dir. Numidien bekroͤnet Maſaniſſen. Hercules. So hoch ſitzt der/ der Loͤwen zwingt/ Der Rieſen daͤmpft/ die Helle ſtuͤrmet; Der

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/113>, abgerufen am 21.11.2024.