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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Wird Kronen zwar/ doch in den Fesseln tragen.
Rom/ das die Dienstbarkeit der Welt
135Für himmlisches Verhängnüs hält/
Wird seinen Stamm selbst in die Eisen schlagen.
Jch sehe's Joch schon seinen Enckel zihn.
Alleine Palmen Glück und Siege
Solln auch den Römern nicht stets blühn.
140Die Sicherheit wird Rom nach diesem Kriege
Jn Schlaff' und Faulheit wiegen ein;
Das Geld/ das Volck/ die Macht den Adel blehen auf;
Die Tapferkeit der Wollust Dienst-Magd sein/
Rom sporn-streichs in Verterb beschleunigen den Lauff.
145Der Gothen Sündflutt und der Schwarm der Wenden
Wird Rom dis Raubgutt reissen aus den Händen.
Aber dieser Räuber Zepter wird so wenig ewig sein/
Als Carthago/ dessen Grauß Tunis muß ein Grundstein werden.
Die verdamten Araber/ Gottes Haß/ die Pest der Erden/
150Werden unsre beyde Reiche überschwemmend nehmen ein.
Ja der Saracenen Strom wird gehemmt von keinem Thamme/
Muzens Fahnen werden lenchten/ wo Jber und Bötis rinnt/
Wo der Fluß Garumna strömt/ bis von dem großmächt'gen
Stamme
Des Durchlauchtgen Oesterreichs Welt und Erdkreiß Rath
gewinnt.
155Türcke/ Mohr und Mohnd' erbleichet für den güldnen Hochzeit-
Kertzen/
Wenn der Philip ihm vermählt Ferdinands Erlauchtes Blutt;
Und ihr letztes Nest Granata wird vereinbart seinem Hertzen.
Ja man siht: daß die Natur ihm den letzten Schatz aufthut/
Und die neue Welt entdeckt/ weil die alte viel zu klein
160Für des Hauses Oesterreich grosse Helden würde sein.
Atlas und Alcides weiß einen Welt-Ball nur zu tragen/
Alexander einer Erde nur den Zaum zu legen an.
Aber Oesterreichs sein Stamm mag von solchen Riesen sagen/
Denen auf jedweder Achsel eine Welt nicht schwer sein kan.
165Diese müssen Africa von der Tyranney und Ketten/
Die ihm Omar leget an/ durch ihr siegend Schwerd erretten.
Es
SOPHONISBE.
Wird Kronen zwar/ doch in den Feſſeln tragen.
Rom/ das die Dienſtbarkeit der Welt
135Fuͤr him̃liſches Verhaͤngnuͤs haͤlt/
Wird ſeinen Stam̃ ſelbſt in die Eiſen ſchlagen.
Jch ſehe’s Joch ſchon ſeinen Enckel zihn.
Alleine Palmen Gluͤck und Siege
Solln auch den Roͤmern nicht ſtets bluͤhn.
140Die Sicherheit wird Rom nach dieſem Kriege
Jn Schlaff’ und Faulheit wiegen ein;
Das Geld/ das Volck/ die Macht den Adel blehen auf;
Die Tapferkeit der Wolluſt Dienſt-Magd ſein/
Rom ſporn-ſtreichs in Verterb beſchleunigen den Lauff.
145Der Gothen Suͤndflutt und der Schwarm der Wenden
Wird Rom dis Raubgutt reiſſen aus den Haͤnden.
Aber dieſer Raͤuber Zepter wird ſo wenig ewig ſein/
Als Carthago/ deſſen Grauß Tunis muß ein Grundſtein werden.
Die verdamten Araber/ Gottes Haß/ die Peſt der Erden/
150Werden unſre beyde Reiche uͤberſchwemmend nehmen ein.
Ja der Saracenen Strom wird gehem̃t von keinem Thamme/
Muzens Fahnen werden lenchten/ wo Jber und Boͤtis rinnt/
Wo der Fluß Garumna ſtroͤmt/ bis von dem großmaͤcht’gen
Stamme
Des Durchlauchtgen Oeſterreichs Welt und Erdkreiß Rath
gewinnt.
155Tuͤrcke/ Mohr und Mohnd’ erbleichet fuͤr den guͤldnen Hochzeit-
Kertzen/
Wenn der Philip ihm vermaͤhlt Ferdinands Erlauchtes Blutt;
Und ihr letztes Neſt Granata wird vereinbart ſeinem Hertzen.
Ja man ſiht: daß die Natur ihm den letzten Schatz aufthut/
Und die neue Welt entdeckt/ weil die alte viel zu klein
160Fuͤr des Hauſes Oeſterreich groſſe Helden wuͤrde ſein.
Atlas und Alcides weiß einen Welt-Ball nur zu tragen/
Alexander einer Erde nur den Zaum zu legen an.
Aber Oeſterreichs ſein Stamm mag von ſolchen Rieſen ſagen/
Denen auf jedweder Achſel eine Welt nicht ſchwer ſein kan.
165Dieſe muͤſſen Africa von der Tyranney und Ketten/
Die ihm Omar leget an/ durch ihr ſiegend Schwerd erretten.
Es
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[82/0119] SOPHONISBE. Wird Kronen zwar/ doch in den Feſſeln tragen. Rom/ das die Dienſtbarkeit der Welt Fuͤr him̃liſches Verhaͤngnuͤs haͤlt/ Wird ſeinen Stam̃ ſelbſt in die Eiſen ſchlagen. Jch ſehe’s Joch ſchon ſeinen Enckel zihn. Alleine Palmen Gluͤck und Siege Solln auch den Roͤmern nicht ſtets bluͤhn. Die Sicherheit wird Rom nach dieſem Kriege Jn Schlaff’ und Faulheit wiegen ein; Das Geld/ das Volck/ die Macht den Adel blehen auf; Die Tapferkeit der Wolluſt Dienſt-Magd ſein/ Rom ſporn-ſtreichs in Verterb beſchleunigen den Lauff. Der Gothen Suͤndflutt und der Schwarm der Wenden Wird Rom dis Raubgutt reiſſen aus den Haͤnden. Aber dieſer Raͤuber Zepter wird ſo wenig ewig ſein/ Als Carthago/ deſſen Grauß Tunis muß ein Grundſtein werden. Die verdamten Araber/ Gottes Haß/ die Peſt der Erden/ Werden unſre beyde Reiche uͤberſchwemmend nehmen ein. Ja der Saracenen Strom wird gehem̃t von keinem Thamme/ Muzens Fahnen werden lenchten/ wo Jber und Boͤtis rinnt/ Wo der Fluß Garumna ſtroͤmt/ bis von dem großmaͤcht’gen Stamme Des Durchlauchtgen Oeſterreichs Welt und Erdkreiß Rath gewinnt. Tuͤrcke/ Mohr und Mohnd’ erbleichet fuͤr den guͤldnen Hochzeit- Kertzen/ Wenn der Philip ihm vermaͤhlt Ferdinands Erlauchtes Blutt; Und ihr letztes Neſt Granata wird vereinbart ſeinem Hertzen. Ja man ſiht: daß die Natur ihm den letzten Schatz aufthut/ Und die neue Welt entdeckt/ weil die alte viel zu klein Fuͤr des Hauſes Oeſterreich groſſe Helden wuͤrde ſein. Atlas und Alcides weiß einen Welt-Ball nur zu tragen/ Alexander einer Erde nur den Zaum zu legen an. Aber Oeſterreichs ſein Stamm mag von ſolchen Rieſen ſagen/ Denen auf jedweder Achſel eine Welt nicht ſchwer ſein kan. Dieſe muͤſſen Africa von der Tyranney und Ketten/ Die ihm Omar leget an/ durch ihr ſiegend Schwerd erretten. Es

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/119>, abgerufen am 09.11.2024.