Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.SOPHONISBE. Sophon. Nehmt mir die Perlen ab/ Elissens Ohrgehencke/ Behalte diese dir/ Elgada/ zum Geschencke. Mein itzt zerdrümmert Stand bringt dir den Uhrsprung bey/ Warumb ein löchricht Ohr des Adels Merckmaal sey. 425 Elgada. Der Himmel woll' ihr Heil und ihr Gelück' ergäntzen. Sophon. Gar recht! es wird geschehn. Drumb mögen wir mit Kräntzen/ Die welck und irrdisch sind/ nicht länger treiben Pracht. Drumb sagen wir der Erd' und Schatten gutte Nacht. Elissa rufft mir zu: Jch were frey gebohren. 430Mein Schutz-Geist zopffet mich an den durchbohrten Ohren/ Und sagt: So zeichne man zu Rom jedweden Knecht. Allein' ein hertzhafft Tod erwerb' ein kräftig Recht Uns zu der Ewigkeit. Elgad. So mögen unfre Leichen Jhr heilig Vordrab sein. Eleniss. Laß' uns zu erst erbleichen 435Eh' als die Königin behertzt sich opfert auf. Sophon. Nein/ liebsten Kinder nein/ hemmt euren Unmuths-Lauf/ Ermuntert Seel und Geist. Rom hat auf euch zu wütten Nicht Uhrsach/ wie auf uns. Eleniss. Solln wir die Stirne bitten Des Unglücks ernstem Grimm/ das grosse Riesen fällt/ 440Gekrönte Häupter schlägt? Der Blitz/ der Stämm' erschellt/ Zermallmt die schwachen Aest'. Sophon. Er schont der kleinen Hecken Wenn er die Zedern trifft. Laßt euch den Fall nicht schrecken/ Noch in Verzweifeln ziehn. Jch wünsch' euch Heil und Trost/ Des Himmels Hold und Gunst/ der sich auf Uns erboost. 445Was aber wird itzt euch/ hertzliebsten Kinder/ lassen Die Mutter/ die der Schluß der Götter heißt erblassen? Die das Verhängnüs schon umbs Erbgutt hat gebracht/ Eh' als ihr Tod das Recht zu erben lebend macht? Thron/ Purper/ Kron und Reich ist in des Feindes Händen. 450Zwey Schwerdter sind noch hier; dis hat des Syphax Lenden/ Dis die behertzte Faust des Asdrubals geziert. Die solln das Erb-Gutt sein. Wo eure Seelen rührt Der Tugend reger Geist/ der Väter groß Gemütte/ Wo euch in Adern steckt ein Tropffen vom Geblütte/ Das
SOPHONISBE. Sophon. Nehmt mir die Perlen ab/ Eliſſens Ohrgehencke/ Behalte dieſe dir/ Elgada/ zum Geſchencke. Mein itzt zerdruͤmmert Stand bringt dir den Uhrſprung bey/ Warumb ein loͤchricht Ohr des Adels Merckmaal ſey. 425 Elgada. Der Himmel woll’ ihr Heil und ihr Geluͤck’ ergaͤntzen. Sophon. Gar recht! es wird geſchehn. Drumb moͤgen wir mit Kraͤntzen/ Die welck und irrdiſch ſind/ nicht laͤnger treiben Pracht. Drumb ſagen wir der Erd’ und Schatten gutte Nacht. Eliſſa rufft mir zu: Jch were frey gebohren. 430Mein Schutz-Geiſt zopffet mich an den durchbohrten Ohren/ Und ſagt: So zeichne man zu Rom jedweden Knecht. Allein’ ein hertzhafft Tod erwerb’ ein kraͤftig Recht Uns zu der Ewigkeit. Elgad. So moͤgen unfre Leichen Jhr heilig Vordrab ſein. Eleniſſ. Laß’ uns zu erſt erbleichen 435Eh’ als die Koͤnigin behertzt ſich opfert auf. Sophon. Nein/ liebſten Kinder nein/ hem̃t euren Unmuths-Lauf/ Ermuntert Seel und Geiſt. Rom hat auf euch zu wuͤtten Nicht Uhrſach/ wie auf uns. Eleniſſ. Solln wir die Stirne bitten Des Ungluͤcks ernſtem Grim̃/ das groſſe Rieſen faͤllt/ 440Gekroͤnte Haͤupter ſchlaͤgt? Der Blitz/ der Staͤm̃’ erſchellt/ Zermallmt die ſchwachen Aeſt’. Sophon. Er ſchont der kleinen Hecken Wenn er die Zedern trifft. Laßt euch den Fall nicht ſchrecken/ Noch in Verzweifeln ziehn. Jch wuͤnſch’ euch Heil und Troſt/ Des Himmels Hold und Gunſt/ der ſich auf Uns erbooſt. 445Was aber wird itzt euch/ hertzliebſten Kinder/ laſſen Die Mutter/ die der Schluß der Goͤtter heißt erblaſſen? Die das Verhaͤngnuͤs ſchon umbs Erbgutt hat gebracht/ Eh’ als ihr Tod das Recht zu erben lebend macht? Thron/ Purper/ Kron und Reich iſt in des Feindes Haͤnden. 450Zwey Schwerdter ſind noch hier; dis hat des Syphax Lenden/ Dis die behertzte Fauſt des Aſdrubals geziert. Die ſolln das Erb-Gutt ſein. Wo eure Seelen ruͤhrt Der Tugend reger Geiſt/ der Vaͤter groß Gemuͤtte/ Wo euch in Adern ſteckt ein Tropffen vom Gebluͤtte/ Das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0128" n="91"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">SOPHONISBE.</hi> </hi> </fw><lb/> <sp who="#SOP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Sophon.</hi> </speaker> <p>Nehmt mir die Perlen ab/ Eliſſens Ohrgehencke/<lb/> Behalte dieſe dir/ Elgada/ zum Geſchencke.<lb/> Mein itzt zerdruͤmmert Stand bringt dir den Uhrſprung bey/<lb/> Warumb ein loͤchricht Ohr des Adels Merckmaal ſey.</p><lb/> <note place="left">425</note> </sp> <sp who="#ELG"> <speaker> <hi rendition="#aq">Elgada.</hi> </speaker> <p>Der Himmel woll’ ihr Heil und ihr Geluͤck’ ergaͤntzen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Sophon.</hi> </speaker> <p>Gar recht! es wird geſchehn. Drumb moͤgen wir mit<lb/> Kraͤntzen/<lb/> Die welck und irrdiſch ſind/ nicht laͤnger treiben Pracht.<lb/> Drumb ſagen wir der Erd’ und Schatten gutte Nacht.<lb/> Eliſſa rufft mir zu: Jch were frey gebohren.<lb/><note place="left">430</note>Mein Schutz-Geiſt zopffet mich an den durchbohrten Ohren/<lb/> Und ſagt: So zeichne man zu Rom jedweden Knecht.<lb/> Allein’ ein hertzhafft Tod erwerb’ ein kraͤftig Recht<lb/> Uns zu der Ewigkeit.</p> </sp> <sp who="#ELG"> <speaker> <hi rendition="#aq">Elgad.</hi> </speaker> <p>So moͤgen unfre Leichen<lb/> Jhr heilig Vordrab ſein.</p> </sp> <sp who="#ELE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Eleniſſ.</hi> </speaker> <p>Laß’ uns zu erſt erbleichen<lb/><note place="left">435</note>Eh’ als die Koͤnigin behertzt ſich opfert auf.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Sophon.</hi> </speaker> <p>Nein/ liebſten Kinder nein/ hem̃t euren Unmuths-Lauf/<lb/> Ermuntert Seel und Geiſt. Rom hat auf euch zu wuͤtten<lb/> Nicht Uhrſach/ wie auf uns.</p> </sp> <sp who="#ELE"> <speaker> <hi rendition="#aq">Eleniſſ.</hi> </speaker> <p>Solln wir die Stirne<lb/> bitten<lb/> Des Ungluͤcks ernſtem Grim̃/ das groſſe Rieſen faͤllt/<lb/><note place="left">440</note>Gekroͤnte Haͤupter ſchlaͤgt? Der Blitz/ der Staͤm̃’ erſchellt/<lb/> Zermallmt die ſchwachen Aeſt’.</p> </sp> <sp who="#SOP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Sophon.</hi> </speaker> <p>Er ſchont der kleinen<lb/> Hecken<lb/> Wenn er die Zedern trifft. Laßt euch den Fall nicht ſchrecken/<lb/> Noch in Verzweifeln ziehn. Jch wuͤnſch’ euch Heil und Troſt/<lb/> Des Himmels Hold und Gunſt/ der ſich auf Uns erbooſt.<lb/><note place="left">445</note>Was aber wird itzt euch/ hertzliebſten Kinder/ laſſen<lb/> Die Mutter/ die der Schluß der Goͤtter heißt erblaſſen?<lb/> Die das Verhaͤngnuͤs ſchon umbs Erbgutt hat gebracht/<lb/> Eh’ als ihr Tod das Recht zu erben lebend macht?<lb/> Thron/ Purper/ Kron und Reich iſt in des Feindes Haͤnden.<lb/><note place="left">450</note>Zwey Schwerdter ſind noch hier; dis hat des Syphax Lenden/<lb/> Dis die behertzte Fauſt des Aſdrubals geziert.<lb/> Die ſolln das Erb-Gutt ſein. Wo eure Seelen ruͤhrt<lb/> Der Tugend reger Geiſt/ der Vaͤter groß Gemuͤtte/<lb/> Wo euch in Adern ſteckt ein Tropffen vom Gebluͤtte/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [91/0128]
SOPHONISBE.
Sophon. Nehmt mir die Perlen ab/ Eliſſens Ohrgehencke/
Behalte dieſe dir/ Elgada/ zum Geſchencke.
Mein itzt zerdruͤmmert Stand bringt dir den Uhrſprung bey/
Warumb ein loͤchricht Ohr des Adels Merckmaal ſey.
Elgada. Der Himmel woll’ ihr Heil und ihr Geluͤck’ ergaͤntzen.
Sophon. Gar recht! es wird geſchehn. Drumb moͤgen wir mit
Kraͤntzen/
Die welck und irrdiſch ſind/ nicht laͤnger treiben Pracht.
Drumb ſagen wir der Erd’ und Schatten gutte Nacht.
Eliſſa rufft mir zu: Jch were frey gebohren.
Mein Schutz-Geiſt zopffet mich an den durchbohrten Ohren/
Und ſagt: So zeichne man zu Rom jedweden Knecht.
Allein’ ein hertzhafft Tod erwerb’ ein kraͤftig Recht
Uns zu der Ewigkeit.
Elgad. So moͤgen unfre Leichen
Jhr heilig Vordrab ſein.
Eleniſſ. Laß’ uns zu erſt erbleichen
Eh’ als die Koͤnigin behertzt ſich opfert auf.
Sophon. Nein/ liebſten Kinder nein/ hem̃t euren Unmuths-Lauf/
Ermuntert Seel und Geiſt. Rom hat auf euch zu wuͤtten
Nicht Uhrſach/ wie auf uns.
Eleniſſ. Solln wir die Stirne
bitten
Des Ungluͤcks ernſtem Grim̃/ das groſſe Rieſen faͤllt/
Gekroͤnte Haͤupter ſchlaͤgt? Der Blitz/ der Staͤm̃’ erſchellt/
Zermallmt die ſchwachen Aeſt’.
Sophon. Er ſchont der kleinen
Hecken
Wenn er die Zedern trifft. Laßt euch den Fall nicht ſchrecken/
Noch in Verzweifeln ziehn. Jch wuͤnſch’ euch Heil und Troſt/
Des Himmels Hold und Gunſt/ der ſich auf Uns erbooſt.
Was aber wird itzt euch/ hertzliebſten Kinder/ laſſen
Die Mutter/ die der Schluß der Goͤtter heißt erblaſſen?
Die das Verhaͤngnuͤs ſchon umbs Erbgutt hat gebracht/
Eh’ als ihr Tod das Recht zu erben lebend macht?
Thron/ Purper/ Kron und Reich iſt in des Feindes Haͤnden.
Zwey Schwerdter ſind noch hier; dis hat des Syphax Lenden/
Dis die behertzte Fauſt des Aſdrubals geziert.
Die ſolln das Erb-Gutt ſein. Wo eure Seelen ruͤhrt
Der Tugend reger Geiſt/ der Vaͤter groß Gemuͤtte/
Wo euch in Adern ſteckt ein Tropffen vom Gebluͤtte/
Das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |