Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.Den Abend tödtlich Gift als ein Geschencke schiekt/ So spielet die Begierd' und Ehrgeitz in der Welt! Alleine sucht man nicht selbst Ehrsucht aus den Spielen? Wie prangt ein Fechter nicht/ wenn er den Sieg erhält/ Und todtschlägt nur zur Lust/ nicht Gall' und Zorn zu kühlen? Ja/ wer sich nicht zu Rom in hohen Würden schaut/ Dem kan die Aufsicht nicht der Spiele sein vertraut. Man legt den Spielen Recht und grosse Frey- heit bey/ Der Schauplatz prangt von Gold' und Helffen- bein und Seide. Ja Nero selber spielt und läßt es Edlen frey/ Ein Rathsherr mag sehn zu in eines Bürgers Klei- de. Wer bey den Griechen nie in Spielen hat gesiegt/ Der hat kein Ehren-Ampt ie zu verwalten kriegt. Kein Gastmahl kan zu Rom sein prächtig ange- stellt/ Ob Erde/ Meer und Luft hierzu ihr Vieh gleich schlachten/ Wenn Menschen Leichen ihm nicht werden zu gesellt/ Und nicht der Fechter Blutt besudelt ihre Trachten. Doch spielt die Wollust nicht nur/ wenn sie essen wil/ Gebrauchet doch der Geist den Hunger für ein Man Spiel.
Den Abend toͤdtlich Gift als ein Geſchencke ſchiekt/ So ſpielet die Begierd’ und Ehrgeitz in der Welt! Alleine ſucht man nicht ſelbſt Ehrſucht aus den Spielen? Wie prangt ein Fechter nicht/ wenn er den Sieg erhaͤlt/ Und todtſchlaͤgt nur zur Luſt/ nicht Gall’ und Zorn zu kuͤhlen? Ja/ wer ſich nicht zu Rom in hohen Wuͤrden ſchaut/ Dem kan die Aufſicht nicht der Spiele ſein vertraut. Man legt den Spielen Recht und groſſe Frey- heit bey/ Der Schauplatz prangt von Gold’ und Helffen- bein und Seide. Ja Nero ſelber ſpielt und laͤßt es Edlen frey/ Ein Rathsherr mag ſehn zu in eines Buͤrgers Klei- de. Wer bey den Griechen nie in Spielen hat geſiegt/ Der hat kein Ehren-Ampt ie zu verwalten kriegt. Kein Gaſtmahl kan zu Rom ſein praͤchtig ange- ſtellt/ Ob Erde/ Meer und Luft hierzu ihr Vieh gleich ſchlachten/ Weñ Menſchen Leichen ihm nicht werden zu geſellt/ Und nicht der Fechter Blutt beſudelt ihre Trachten. Doch ſpielt die Wolluſt nicht nur/ wenn ſie eſſen wil/ Gebrauchet doch der Geiſt den Hunger fuͤr ein Man Spiel.
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Den Abend toͤdtlich Gift als ein Geſchencke ſchiekt/
Und/ der erſt Buhler war/ als Hencker ſie erdruͤckt.
So ſpielet die Begierd’ und Ehrgeitz in der Welt!
Alleine ſucht man nicht ſelbſt Ehrſucht aus den
Spielen?
Wie prangt ein Fechter nicht/ wenn er den Sieg
erhaͤlt/
Und todtſchlaͤgt nur zur Luſt/ nicht Gall’ und Zorn
zu kuͤhlen?
Ja/ wer ſich nicht zu Rom in hohen Wuͤrden ſchaut/
Dem kan die Aufſicht nicht der Spiele ſein vertraut.
Man legt den Spielen Recht und groſſe Frey-
heit bey/
Der Schauplatz prangt von Gold’ und Helffen-
bein und Seide.
Ja Nero ſelber ſpielt und laͤßt es Edlen frey/
Ein Rathsherr mag ſehn zu in eines Buͤrgers Klei-
de.
Wer bey den Griechen nie in Spielen hat geſiegt/
Der hat kein Ehren-Ampt ie zu verwalten kriegt.
Kein Gaſtmahl kan zu Rom ſein praͤchtig ange-
ſtellt/
Ob Erde/ Meer und Luft hierzu ihr Vieh gleich
ſchlachten/
Weñ Menſchen Leichen ihm nicht werden zu geſellt/
Und nicht der Fechter Blutt beſudelt ihre Trachten.
Doch ſpielt die Wolluſt nicht nur/ wenn ſie eſſen wil/
Gebrauchet doch der Geiſt den Hunger fuͤr ein
Man
Spiel.
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