Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite
Man duldet Durst und Frost/ laufft durch das
wüste Meer/
Verspielet selber sich umb nichtsnicht zu gewinnen/
Hohlt aus zwey Jndien unnütze Wahren her/
Und Steine/ daß wir uns zum Spiele putzen können/
Jn dem die Eitelkeit der Hoffart Pflaumen streicht/
Verschwendungen die Hand/ der Wollust Zunder
reicht.
Das Rathhauß selber ist der Eitelkeiten Sitz/
Auf dem die Boßheit sich vermummet mit Gesätzen.
Man schärfft mehr auf Betrug als Rechte seinen Witz/
Und der/ der uns steht bey/ strebt selbst nach unsern
Schätzen.
Man mittet fremden Zorn umb ein geringes Geld/
Das der Gerechtigkeit vielmal die Wage hält.
Kein Leben aber stellt mehr Spiel und Schau-
platz dar/
Als derer/ die den Hof fürs Element erkohren.
Wer heute mehr als Fürst/ des Königs Schoos-
Kind war/
Hat gegen Abende schon Würd und Gunst verlohren.
Gold/ Purper/ Lorber-Krantz verfällt in Staub und
Grauß/
Man sticht die Augen gar des Keysers Vater aus.
Des Hofes Schau-Gerüst ist auswerts zwar
Rubin/
Man spielt wie Diamant/ trägt kostbar Wurm-
Gespinste.
Ge-
Man duldet Durſt und Froſt/ laufft durch das
wuͤſte Meer/
Verſpielet ſelber ſich umb nichtsnicht zu gewinnen/
Hohlt aus zwey Jndien unnuͤtze Wahren her/
Und Steine/ daß wir uns zum Spiele putzen koͤnnen/
Jn dem die Eitelkeit der Hoffart Pflaumen ſtreicht/
Verſchwendungen die Hand/ der Wolluſt Zunder
reicht.
Das Rathhauß ſelber iſt der Eitelkeiten Sitz/
Auf dem die Boßheit ſich vermummet mit Geſaͤtzen.
Man ſchaͤrfft mehr auf Betrug als Rechte ſeinẽ Witz/
Und der/ der uns ſteht bey/ ſtrebt ſelbſt nach unſern
Schaͤtzen.
Man mittet fremden Zorn umb ein geringes Geld/
Das der Gerechtigkeit vielmal die Wage haͤlt.
Kein Leben aber ſtellt mehr Spiel und Schau-
platz dar/
Als derer/ die den Hof fuͤrs Element erkohren.
Wer heute mehr als Fuͤrſt/ des Koͤnigs Schoos-
Kind war/
Hat gegen Abende ſchon Wuͤꝛd und Gunſt verlohrẽ.
Gold/ Purper/ Lorber-Krantz verfaͤllt in Staub und
Grauß/
Man ſticht die Augen gar des Keyſers Vater aus.
Des Hofes Schau-Geruͤſt iſt auswerts zwar
Rubin/
Man ſpielt wie Diamant/ traͤgt koſtbar Wurm-
Geſpinſte.
Ge-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0015"/>
          <lg n="27">
            <l>Man duldet Dur&#x017F;t und Fro&#x017F;t/ laufft durch das</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">wu&#x0364;&#x017F;te Meer/</hi> </l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;pielet &#x017F;elber &#x017F;ich umb nichtsnicht zu gewinnen/</l><lb/>
            <l>Hohlt aus zwey Jndien unnu&#x0364;tze Wahren her/</l><lb/>
            <l>Und Steine/ daß wir uns zum Spiele putzen ko&#x0364;nnen/</l><lb/>
            <l>Jn dem die Eitelkeit der Hoffart Pflaumen &#x017F;treicht/</l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;chwendungen die Hand/ der Wollu&#x017F;t Zunder</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">reicht.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="28">
            <l>Das Rathhauß &#x017F;elber i&#x017F;t der Eitelkeiten Sitz/</l><lb/>
            <l>Auf dem die Boßheit &#x017F;ich vermummet mit Ge&#x017F;a&#x0364;tzen.</l><lb/>
            <l>Man &#x017F;cha&#x0364;rfft mehr auf Betrug als Rechte &#x017F;eine&#x0303; Witz/</l><lb/>
            <l>Und der/ der uns &#x017F;teht bey/ &#x017F;trebt &#x017F;elb&#x017F;t nach un&#x017F;ern</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Scha&#x0364;tzen.</hi> </l><lb/>
            <l>Man mittet fremden Zorn umb ein geringes Geld/</l><lb/>
            <l>Das der Gerechtigkeit vielmal die Wage ha&#x0364;lt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="29">
            <l>Kein Leben aber &#x017F;tellt mehr Spiel und Schau-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">platz dar/</hi> </l><lb/>
            <l>Als derer/ die den Hof fu&#x0364;rs Element erkohren.</l><lb/>
            <l>Wer heute mehr als Fu&#x0364;r&#x017F;t/ des Ko&#x0364;nigs Schoos-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Kind war/</hi> </l><lb/>
            <l>Hat gegen Abende &#x017F;chon Wu&#x0364;&#xA75B;d und Gun&#x017F;t verlohre&#x0303;.</l><lb/>
            <l>Gold/ Purper/ Lorber-Krantz verfa&#x0364;llt in Staub und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Grauß/</hi> </l><lb/>
            <l>Man &#x017F;ticht die Augen gar des Key&#x017F;ers Vater aus.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="30">
            <l>Des Hofes Schau-Geru&#x0364;&#x017F;t i&#x017F;t auswerts zwar</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Rubin/</hi> </l><lb/>
            <l>Man &#x017F;pielt wie Diamant/ tra&#x0364;gt ko&#x017F;tbar Wurm-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ge&#x017F;pin&#x017F;te.</hi> </l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0015] Man duldet Durſt und Froſt/ laufft durch das wuͤſte Meer/ Verſpielet ſelber ſich umb nichtsnicht zu gewinnen/ Hohlt aus zwey Jndien unnuͤtze Wahren her/ Und Steine/ daß wir uns zum Spiele putzen koͤnnen/ Jn dem die Eitelkeit der Hoffart Pflaumen ſtreicht/ Verſchwendungen die Hand/ der Wolluſt Zunder reicht. Das Rathhauß ſelber iſt der Eitelkeiten Sitz/ Auf dem die Boßheit ſich vermummet mit Geſaͤtzen. Man ſchaͤrfft mehr auf Betrug als Rechte ſeinẽ Witz/ Und der/ der uns ſteht bey/ ſtrebt ſelbſt nach unſern Schaͤtzen. Man mittet fremden Zorn umb ein geringes Geld/ Das der Gerechtigkeit vielmal die Wage haͤlt. Kein Leben aber ſtellt mehr Spiel und Schau- platz dar/ Als derer/ die den Hof fuͤrs Element erkohren. Wer heute mehr als Fuͤrſt/ des Koͤnigs Schoos- Kind war/ Hat gegen Abende ſchon Wuͤꝛd und Gunſt verlohrẽ. Gold/ Purper/ Lorber-Krantz verfaͤllt in Staub und Grauß/ Man ſticht die Augen gar des Keyſers Vater aus. Des Hofes Schau-Geruͤſt iſt auswerts zwar Rubin/ Man ſpielt wie Diamant/ traͤgt koſtbar Wurm- Geſpinſte. Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/15
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/15>, abgerufen am 23.11.2024.