Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.Gelüstet aber dich den Vorhang weg zu ziehn/ Doch spielt bey Hofe nicht nur Glück und Eitelkeit/ Wenn sie wie Bäll' und Wind die albern Men- schen handeln. Die Laster sind verlarvt hier in der Tugend Kleid; Und Raupen sieht man sich in Seiden-Würmer wandeln. Die Heucheley flößt Gift für Milch und Honig ein/ Verläudmung aber wirfft die Unschuld übers Bein. Dein Beyspiel aber hat/ Mecaenas/ uns gelehrt: Daß auch der Hof Gestirn und solche Lichter leide; Die's Glücke nicht verrückt/ kein Finsternüs ver- sehrt/ Daß Tugend unbefleckt besteh' in Würd' und Seide; Daß Höfligkeit nicht steck' aufricht'ge Seelen an/ Daß Spiel und Weißheit sich gar schicklich paaren kan. Die Mosel und die Maaß/ der Jster und der Rhein/ Die Waal/ der Friedens-Platz/ wird auch der Nach- welt sagen/ Ein Redner deines Ruhms/ der Klugheit Zeuge seyn; Was zu gemeiner Ruh du Guttes beygetragen; Wie klug und tapfer du die Bothschafft für gestellt; Umb Deutschland dich verdient/ und umb die halbe Welt. Zwey b
Geluͤſtet aber dich den Vorhang weg zu ziehn/ Doch ſpielt bey Hofe nicht nur Gluͤck uñ Eitelkeit/ Wenn ſie wie Baͤll’ und Wind die albern Men- ſchen handeln. Die Laſter ſind verlarvt hier in der Tugend Kleid; Und Raupen ſieht man ſich in Seiden-Wuͤrmer wandeln. Die Heucheley floͤßt Gift fuͤr Milch und Honig ein/ Verlaͤudmung aber wirfft die Unſchuld uͤbers Bein. Dein Beyſpiel aber hat/ Mecænas/ uns gelehrt: Daß auch der Hof Geſtirn und ſolche Lichter leide; Die’s Gluͤcke nicht verruͤckt/ kein Finſternuͤs ver- ſehrt/ Daß Tugend unbefleckt beſteh’ in Wuͤꝛd’ und Seide; Daß Hoͤfligkeit nicht ſteck’ aufricht’ge Seelen an/ Daß Spiel uñ Weißheit ſich gar ſchicklich paarẽ kan. Die Moſel uñ die Maaß/ der Jſter uñ der Rhein/ Die Waal/ der Friedens-Platz/ wird auch der Nach- welt ſagen/ Ein Redner deines Ruhms/ der Klugheit Zeuge ſeyn; Was zu gemeiner Ruh du Guttes beygetragen; Wie klug und tapfer du die Bothſchafft fuͤr geſtellt; Umb Deutſchland dich verdient/ und umb die halbe Welt. Zwey b
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Geluͤſtet aber dich den Vorhang weg zu ziehn/
Jſt dis Gepraͤnge nichts/ als Schmuͤncke/ Nebel/
Duͤnſte.
Oft iſt ein madicht Leib in Purper eingehuͤllt/
Und weniger als Nichts/ was Ohr und Augen fuͤllt.
Doch ſpielt bey Hofe nicht nur Gluͤck uñ Eitelkeit/
Wenn ſie wie Baͤll’ und Wind die albern Men-
ſchen handeln.
Die Laſter ſind verlarvt hier in der Tugend Kleid;
Und Raupen ſieht man ſich in Seiden-Wuͤrmer
wandeln.
Die Heucheley floͤßt Gift fuͤr Milch und Honig ein/
Verlaͤudmung aber wirfft die Unſchuld uͤbers Bein.
Dein Beyſpiel aber hat/ Mecænas/ uns gelehrt:
Daß auch der Hof Geſtirn und ſolche Lichter leide;
Die’s Gluͤcke nicht verruͤckt/ kein Finſternuͤs ver-
ſehrt/
Daß Tugend unbefleckt beſteh’ in Wuͤꝛd’ und Seide;
Daß Hoͤfligkeit nicht ſteck’ aufricht’ge Seelen an/
Daß Spiel uñ Weißheit ſich gar ſchicklich paarẽ kan.
Die Moſel uñ die Maaß/ der Jſter uñ der Rhein/
Die Waal/ der Friedens-Platz/ wird auch der Nach-
welt ſagen/
Ein Redner deines Ruhms/ der Klugheit Zeuge ſeyn;
Was zu gemeiner Ruh du Guttes beygetragen;
Wie klug und tapfer du die Bothſchafft fuͤr geſtellt;
Umb Deutſchland dich verdient/ und umb die halbe
Welt.
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