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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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Dem/ wenn uns gleich die Nacht bethaut/
Die Sonne doch nicht untergehet;
Des grossen Fürsten holde Braut/
Dem wegen Tugend und Verstandes
Der Himmel hat die Aufsicht dieses Landes/
Und seiner Mauern anvertraut.

Allein Jtalien darf mehr
Nicht sein Gebürg' und felsichtes Gefilde/
Denn sie beschützt es noch so sehr;
Statt grosser Alpen dient ihr grosser Geist zum Schilde.
Sie wird bey kriegrischer Gefahr
Für ein unzwingbar Bollwerck stehen
Das Kriegs-Volck aber sie erhöhen
Zum Friedens Tempel und Altar.
Jn welchem aber sie allein
Wird eine neue Gottheit sein.
So lebet nun viel lange Zeit
Jhr grossen Seelen ihr/ in Eintracht und Vergnügen.
Die Welt hofft viel Glückseeligkeit
Von eurem Bündnüsse zu kriegen;
Zu dieser Hofnung muß ihr steten Anlaß geben
Jhr eingebüßtes Reich mit so viel Königs-Stäben/
Wenn sie nach Morgendland ihr traurig Antlitz kehrt;
O Feld! das/ grosser Carl/ alleine dein ist wehrt!
Jn dem die Thaten deiner grossen Ahnen.
Als Stuffen dir den Weg zur Folge bahnen.
Dis Land und eure Nahmen sind/
Hoch-herrlich/ wie's Geblütt/ ja Sitten und Gedancken/
Läßt sich wie euer Geist nicht sperren ein in Schrancken/
So kan von euch nun rührn kein niedrig Werck noch Kind.
Weil ich nun euch von eitel güldnen Kronen/
Mit denen euch's Verhängnüs wird belohnen
Treuhertzig sage wahr.
Ach! so verschmäht mein kleines Opfer nicht
Das auf dem Pindus euch mein reines Hertze flicht
Aus Blumen und der Felder Haar.
Durch der neun Jungfrau'n Hand/ die singende das Leben/
Trotz Tod und Eitelkeit/ den Wohlverdienten geben.
Ver-
J

Dem/ wenn uns gleich die Nacht bethaut/
Die Sonne doch nicht untergehet;
Des groſſen Fuͤrſten holde Braut/
Dem wegen Tugend und Verſtandes
Der Himmel hat die Aufſicht dieſes Landes/
Und ſeiner Mauern anvertraut.

Allein Jtalien darf mehr
Nicht ſein Gebuͤrg’ und felſichtes Gefilde/
Denn ſie beſchuͤtzt es noch ſo ſehr;
Statt groſſer Alpen dient ihr groſſer Geiſt zum Schilde.
Sie wird bey kriegriſcher Gefahr
Fuͤr ein unzwingbar Bollwerck ſtehen
Das Kriegs-Volck aber ſie erhoͤhen
Zum Friedens Tempel und Altar.
Jn welchem aber ſie allein
Wird eine neue Gottheit ſein.
So lebet nun viel lange Zeit
Jhr groſſen Seelen ihr/ in Eintracht und Vergnuͤgen.
Die Welt hofft viel Gluͤckſeeligkeit
Von eurem Buͤndnuͤſſe zu kriegen;
Zu dieſer Hofnung muß ihr ſteten Anlaß geben
Jhr eingebuͤßtes Reich mit ſo viel Koͤnigs-Staͤben/
Wenn ſie nach Morgendland ihr traurig Antlitz kehrt;
O Feld! das/ groſſer Carl/ alleine dein iſt wehrt!
Jn dem die Thaten deiner groſſen Ahnen.
Als Stuffen dir den Weg zur Folge bahnen.
Dis Land und eure Nahmen ſind/
Hoch-herrlich/ wie’s Gebluͤtt/ ja Sitten und Gedancken/
Laͤßt ſich wie euer Geiſt nicht ſperren ein in Schrancken/
So kan von euch nun ruͤhrn kein niedrig Werck noch Kind.
Weil ich nun euch von eitel guͤldnen Kronen/
Mit denen euch’s Verhaͤngnuͤs wird belohnen
Treuhertzig ſage wahr.
Ach! ſo verſchmaͤht mein kleines Opfer nicht
Das auf dem Pindus euch mein reines Hertze flicht
Aus Blumen und der Felder Haar.
Durch der neun Jungfrau’n Hand/ die ſingende das Leben/
Trotz Tod und Eitelkeit/ den Wohlverdienten geben.
Ver-
J
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[129/0166] Dem/ wenn uns gleich die Nacht bethaut/ Die Sonne doch nicht untergehet; Des groſſen Fuͤrſten holde Braut/ Dem wegen Tugend und Verſtandes Der Himmel hat die Aufſicht dieſes Landes/ Und ſeiner Mauern anvertraut. Allein Jtalien darf mehr Nicht ſein Gebuͤrg’ und felſichtes Gefilde/ Denn ſie beſchuͤtzt es noch ſo ſehr; Statt groſſer Alpen dient ihr groſſer Geiſt zum Schilde. Sie wird bey kriegriſcher Gefahr Fuͤr ein unzwingbar Bollwerck ſtehen Das Kriegs-Volck aber ſie erhoͤhen Zum Friedens Tempel und Altar. Jn welchem aber ſie allein Wird eine neue Gottheit ſein. So lebet nun viel lange Zeit Jhr groſſen Seelen ihr/ in Eintracht und Vergnuͤgen. Die Welt hofft viel Gluͤckſeeligkeit Von eurem Buͤndnuͤſſe zu kriegen; Zu dieſer Hofnung muß ihr ſteten Anlaß geben Jhr eingebuͤßtes Reich mit ſo viel Koͤnigs-Staͤben/ Wenn ſie nach Morgendland ihr traurig Antlitz kehrt; O Feld! das/ groſſer Carl/ alleine dein iſt wehrt! Jn dem die Thaten deiner groſſen Ahnen. Als Stuffen dir den Weg zur Folge bahnen. Dis Land und eure Nahmen ſind/ Hoch-herrlich/ wie’s Gebluͤtt/ ja Sitten und Gedancken/ Laͤßt ſich wie euer Geiſt nicht ſperren ein in Schrancken/ So kan von euch nun ruͤhrn kein niedrig Werck noch Kind. Weil ich nun euch von eitel guͤldnen Kronen/ Mit denen euch’s Verhaͤngnuͤs wird belohnen Treuhertzig ſage wahr. Ach! ſo verſchmaͤht mein kleines Opfer nicht Das auf dem Pindus euch mein reines Hertze flicht Aus Blumen und der Felder Haar. Durch der neun Jungfrau’n Hand/ die ſingende das Leben/ Trotz Tod und Eitelkeit/ den Wohlverdienten geben. Ver- J

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/166>, abgerufen am 27.11.2024.