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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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Vexatae duraeque manus, ac proximus urbi
Hannibal, & stantes Collina in turre Mariti,
Nunc patimur longae pacis mala: saevior armis
Luxuriae incubuit, victumque ulciscitur Orbem;
Nullum Crimen abest, facinusque Libidinis ex quo
Paupertas Romana perit, hinc fluxit ad istos
Et Sybaris colles, hinc & Rhodos & Miletos;
Atque coronatum & petulans madidumque Tarentum.
Prima peregrinos obscoena Pecunia mores
Intulit, & turpi fregerunt saecula luxu
Divitiae molles. quid enim Venus ebria curat?

Die Weiber blieben keusch/ als Rom noch dürftig war/
Die Hütten kamen nicht durch Laster in Gefahr
Bey Arbeit/ wenig Schlaff/ als stetes Wolle spinnen
Die Hände härtete/ wie die Colliner Zinnen
Von Männern Tag und Nacht bewachet musten sein/
Weil Hannibal war dar. Jtzt spielt sich Unheil ein
Bey allzulanger Ruh. Die Schwelgerey bekrieget
Uns ärger/ als kein Feind/ aus Rache/ daß besieget
Von uns die Erde ward. Rom wird von Brunst gekwält/
Kein Laster geht ihm ab/ seit dem ihm Armuth fehlt.
Was's üppige Tarent/ das sich mit Balsam schmieret/
Was Rhodos/ Sybaris/ Milet für Wollust rühret/
Der frembden Sitten Koth ward in die Stadt gebracht
Durch ihr besudelt Geld. Des schnöden Reichthums Macht
Hat durch Verschwendungen verterbet Sitt- und Zeiten.
Denn Brunst und Trunckenheit spinnt tausend Uppigkeiten.
v. 145. Der Gothen Sündfluth und der Schwarm der Wenden.)
Die Wenden/ als sie unter dem König Wismar von den Gothen
geschlagen worden/ haben sich in Ungern gesetzt/ hernach hat sie
Carocus und Gondigisilus mit dem Anhange der Alanen und
Schwaben in Franckreich/ und so fort in Spanien geführt. Diese
sind hernach von Bonifacio dem Landvogte in Africa welchen
Aetius bey der Placida der Meuterey beschuldigte/ zu Hülffe be-
ruffen/ und von Genserico im Jahr 426. dahin geführet/ von ih-
nen Carthago und Numidien erobert/ ihr Reich aber im Jahr 534.
unter dem Könige Gilimer durch Belisarium wieder zerstöret wor-
den. Hornius in Arc. Noae. p. 173. 188. Jonston. Polyhist. Theo-
dos.
Vexatæ duræq́ue manus, ac proximus urbi
Hannibal, & ſtantes Collina in turre Mariti,
Nunc patimur longæ pacis mala: ſævior armis
Luxuriæ incubuit, victumq́ue ulciſcitur Orbem;
Nullum Crimen abeſt, facinusq́ue Libidinis ex quo
Paupertas Romana perit, hinc fluxit ad iſtos
Et Sybaris colles, hinc & Rhodos & Miletos;
Atq́ue coronatum & petulans madidumque Tarentum.
Prima peregrinos obſcœna Pecunia mores
Intulit, & turpi fregerunt ſæcula luxu
Divitiæ molles. quid enim Venus ebria curat?

Die Weiber blieben keuſch/ als Rom noch duͤrftig war/
Die Huͤtten kamen nicht durch Laſter in Gefahr
Bey Arbeit/ wenig Schlaff/ als ſtetes Wolle ſpinnen
Die Haͤnde haͤrtete/ wie die Colliner Zinnen
Von Maͤnnern Tag und Nacht bewachet muſten ſein/
Weil Hannibal war dar. Jtzt ſpielt ſich Unheil ein
Bey allzulanger Ruh. Die Schwelgerey bekrieget
Uns aͤrger/ als kein Feind/ aus Rache/ daß beſieget
Von uns die Erde ward. Rom wird von Brunſt gekwaͤlt/
Kein Laſter geht ihm ab/ ſeit dem ihm Armuth fehlt.
Was’s uͤppige Tarent/ das ſich mit Balſam ſchmieret/
Was Rhodos/ Sybaris/ Milet fuͤr Wolluſt ruͤhret/
Der frembden Sitten Koth ward in die Stadt gebracht
Durch ihr beſudelt Geld. Des ſchnoͤden Reichthums Macht
Hat durch Verſchwendungen verterbet Sitt- und Zeiten.
Denn Brunſt und Trunckenheit ſpinnt tauſend Uppigkeiten.
v. 145. Der Gothen Suͤndfluth und der Schwarm der Wenden.)
Die Wenden/ als ſie unter dem Koͤnig Wismar von den Gothen
geſchlagen worden/ haben ſich in Ungern geſetzt/ hernach hat ſie
Carocus und Gondigiſilus mit dem Anhange der Alanen und
Schwaben in Franckreich/ und ſo fort in Spanien gefuͤhrt. Dieſe
ſind hernach von Bonifacio dem Landvogte in Africa welchen
Aëtius bey der Placida der Meuterey beſchuldigte/ zu Huͤlffe be-
ruffen/ und von Genſerico im Jahr 426. dahin gefuͤhret/ von ih-
nen Carthago und Numidien erobert/ ihr Reich aber im Jahr 534.
unter dem Koͤnige Gilimer durch Beliſarium wieder zerſtoͤret wor-
den. Hornius in Arc. Noæ. p. 173. 188. Jonſton. Polyhiſt. Theo-
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[162/0199] Vexatæ duræq́ue manus, ac proximus urbi Hannibal, & ſtantes Collina in turre Mariti, Nunc patimur longæ pacis mala: ſævior armis Luxuriæ incubuit, victumq́ue ulciſcitur Orbem; Nullum Crimen abeſt, facinusq́ue Libidinis ex quo Paupertas Romana perit, hinc fluxit ad iſtos Et Sybaris colles, hinc & Rhodos & Miletos; Atq́ue coronatum & petulans madidumque Tarentum. Prima peregrinos obſcœna Pecunia mores Intulit, & turpi fregerunt ſæcula luxu Divitiæ molles. quid enim Venus ebria curat? Die Weiber blieben keuſch/ als Rom noch duͤrftig war/ Die Huͤtten kamen nicht durch Laſter in Gefahr Bey Arbeit/ wenig Schlaff/ als ſtetes Wolle ſpinnen Die Haͤnde haͤrtete/ wie die Colliner Zinnen Von Maͤnnern Tag und Nacht bewachet muſten ſein/ Weil Hannibal war dar. Jtzt ſpielt ſich Unheil ein Bey allzulanger Ruh. Die Schwelgerey bekrieget Uns aͤrger/ als kein Feind/ aus Rache/ daß beſieget Von uns die Erde ward. Rom wird von Brunſt gekwaͤlt/ Kein Laſter geht ihm ab/ ſeit dem ihm Armuth fehlt. Was’s uͤppige Tarent/ das ſich mit Balſam ſchmieret/ Was Rhodos/ Sybaris/ Milet fuͤr Wolluſt ruͤhret/ Der frembden Sitten Koth ward in die Stadt gebracht Durch ihr beſudelt Geld. Des ſchnoͤden Reichthums Macht Hat durch Verſchwendungen verterbet Sitt- und Zeiten. Denn Brunſt und Trunckenheit ſpinnt tauſend Uppigkeiten. v. 145. Der Gothen Suͤndfluth und der Schwarm der Wenden.) Die Wenden/ als ſie unter dem Koͤnig Wismar von den Gothen geſchlagen worden/ haben ſich in Ungern geſetzt/ hernach hat ſie Carocus und Gondigiſilus mit dem Anhange der Alanen und Schwaben in Franckreich/ und ſo fort in Spanien gefuͤhrt. Dieſe ſind hernach von Bonifacio dem Landvogte in Africa welchen Aëtius bey der Placida der Meuterey beſchuldigte/ zu Huͤlffe be- ruffen/ und von Genſerico im Jahr 426. dahin gefuͤhret/ von ih- nen Carthago und Numidien erobert/ ihr Reich aber im Jahr 534. unter dem Koͤnige Gilimer durch Beliſarium wieder zerſtoͤret wor- den. Hornius in Arc. Noæ. p. 173. 188. Jonſton. Polyhiſt. Theo- doſ.

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/199>, abgerufen am 16.05.2024.