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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Numidien zur Zeit in Freyheit sol versetzen.
440Man mus bey solcher Noth mit andrem Blutte netzen
Der Götter glüend Bild. Jst sonst kein Opfer dar?
So Sonn' und Monde wolln auf ihr umbflammt Altar/
Zum Opfer Erstlinge von den Gefang'nen haben.
Stracks/ schafft ihr zwey hieher. Die werden süßre Gaben
445Den grossen Göttern sein.
Sophon. Jhr leichten Götter ihr!
Verzückt Grimm oder Gunst den grossen Vorsatz mir?
Verm. O Blindheit der Vernunft/ die nur hat Maulwurffs-Au-
gen/
Wenn sie schon Luchs wil sein. Wir albern Götzen taugen
Nicht für's Verhängnüsses umbwölckten Richterstul!

450
Sophon. Jhr Götter? träumet mir? leb' ich? hat mich der Pful
Der Todten schon umbschrenckt? ist Syphax dis? sein Schatten?
Der König? den die Feind' in Band und Eisen hatten?
Syphax. Jch werde/ liebster Schatz/ ja wol dein Syphax sein.
Sophon. Komm schleuß mein Schutz-Gott mich in Seel' und Ar-
men ein.

455
Adherb. Darf ich/ Herr Vater ihm/ Hand/ Knie und Füsse küssen?
Syphax. Laß'/ allerliebstes Kind/ dich in mein Hertze schlüssen.
Hierb. Hier zeuget sich mein Gott/ dem opfer' ich mein Hertz.
Syphax. Es kämpft in meiner Seel' Angst/ Zweifel/ Freude/
Schmertz.
Verm. Mit was bezeug' ich ihm/ Herr Vater/ meine Freude?
460
Syphax Jst' dis mein Kind? mein Sohn? Vermin? in Weiber-
Kleide?
Verm. Jch fleh' in dieser Tracht für ihn die Götter an.
Syphax. Jtzt sterb ich froh/ nun ich nur dich umbarmen kan/
Die Seule meines Throns/ mit dessen falschem Sterben
Die Feinde kitzeln sich/ doch Ehren-Fahnen färben
465Aus deinen Wunden dir; weil Feind und Laster doch
Nicht kan die Tugend schmehn.
Sophon. Mein Schatz eröfne
Wie er so glücklich sich der Fessel hat entbunden? (noch:
Syphax. Zu was für Schlössern hat nicht Gold den Schlüssel fun-
Hierdurch hab ich erkauft der Mohren-Wache Treu. (den?

470
Sophon. Jn meinem Leibe wird Geist/ Athem/ Hertze neu/
Und sagt den Göttern Danck.
Amilc. Ach! daß Carthago wüste
Des grossen Königs Heil/ und unsre Freud' und Lüste!

Verm
SOPHONISBE.
Numidien zur Zeit in Freyheit ſol verſetzen.
440Man mus bey ſolcher Noth mit andrem Blutte netzen
Der Goͤtter gluͤend Bild. Jſt ſonſt kein Opfer dar?
So Sonn’ und Monde wolln auf ihr umbflam̃t Altar/
Zum Opfer Erſtlinge von den Gefang’nen haben.
Stracks/ ſchafft ihr zwey hieher. Die werden ſuͤßre Gaben
445Den groſſen Goͤttern ſein.
Sophon. Jhr leichten Goͤtter ihr!
Verzuͤckt Grim̃ oder Gunſt den groſſen Vorſatz mir?
Verm. O Blindheit der Vernunft/ die nur hat Maulwurffs-Au-
gen/
Wenn ſie ſchon Luchs wil ſein. Wir albern Goͤtzen taugen
Nicht fuͤr’s Verhaͤngnuͤſſes umbwoͤlckten Richterſtul!

450
Sophon. Jhr Goͤtter? traͤumet mir? leb’ ich? hat mich der Pful
Der Todten ſchon umbſchrenckt? iſt Syphax dis? ſein Schatten?
Der Koͤnig? den die Feind’ in Band und Eiſen hatten?
Syphax. Jch werde/ liebſter Schatz/ ja wol dein Syphax ſein.
Sophon. Kom̃ ſchleuß mein Schutz-Gott mich in Seel’ und Ar-
men ein.

455
Adherb. Darf ich/ Herr Vater ihm/ Hand/ Knie und Fuͤſſe kuͤſſen?
Syphax. Laß’/ allerliebſtes Kind/ dich in mein Hertze ſchluͤſſen.
Hierb. Hier zeuget ſich mein Gott/ dem opfer’ ich mein Hertz.
Syphax. Es kaͤmpft in meiner Seel’ Angſt/ Zweifel/ Freude/
Schmertz.
Verm. Mit was bezeug’ ich ihm/ Herr Vater/ meine Freude?
460
Syphax Jſt’ dis mein Kind? mein Sohn? Vermin? in Weiber-
Kleide?
Verm. Jch fleh’ in dieſer Tracht fuͤr ihn die Goͤtter an.
Syphax. Jtzt ſterb ich froh/ nun ich nur dich umbarmen kan/
Die Seule meines Throns/ mit deſſen falſchem Sterben
Die Feinde kitzeln ſich/ doch Ehren-Fahnen faͤrben
465Aus deinen Wunden dir; weil Feind und Laſter doch
Nicht kan die Tugend ſchmehn.
Sophon. Mein Schatz eroͤfne
Wie er ſo gluͤcklich ſich der Feſſel hat entbunden? (noch:
Syphax. Zu was fuͤr Schloͤſſern hat nicht Gold den Schluͤſſel fun-
Hierdurch hab ich erkauft der Mohren-Wache Treu. (den?

470
Sophon. Jn meinem Leibe wird Geiſt/ Athem/ Hertze neu/
Und ſagt den Goͤttern Danck.
Amilc. Ach! daß Carthago wuͤſte
Des groſſen Koͤnigs Heil/ und unſre Freud’ und Luͤſte!

Verm
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[15/0052] SOPHONISBE. Numidien zur Zeit in Freyheit ſol verſetzen. Man mus bey ſolcher Noth mit andrem Blutte netzen Der Goͤtter gluͤend Bild. Jſt ſonſt kein Opfer dar? So Sonn’ und Monde wolln auf ihr umbflam̃t Altar/ Zum Opfer Erſtlinge von den Gefang’nen haben. Stracks/ ſchafft ihr zwey hieher. Die werden ſuͤßre Gaben Den groſſen Goͤttern ſein. Sophon. Jhr leichten Goͤtter ihr! Verzuͤckt Grim̃ oder Gunſt den groſſen Vorſatz mir? Verm. O Blindheit der Vernunft/ die nur hat Maulwurffs-Au- gen/ Wenn ſie ſchon Luchs wil ſein. Wir albern Goͤtzen taugen Nicht fuͤr’s Verhaͤngnuͤſſes umbwoͤlckten Richterſtul! Sophon. Jhr Goͤtter? traͤumet mir? leb’ ich? hat mich der Pful Der Todten ſchon umbſchrenckt? iſt Syphax dis? ſein Schatten? Der Koͤnig? den die Feind’ in Band und Eiſen hatten? Syphax. Jch werde/ liebſter Schatz/ ja wol dein Syphax ſein. Sophon. Kom̃ ſchleuß mein Schutz-Gott mich in Seel’ und Ar- men ein. Adherb. Darf ich/ Herr Vater ihm/ Hand/ Knie und Fuͤſſe kuͤſſen? Syphax. Laß’/ allerliebſtes Kind/ dich in mein Hertze ſchluͤſſen. Hierb. Hier zeuget ſich mein Gott/ dem opfer’ ich mein Hertz. Syphax. Es kaͤmpft in meiner Seel’ Angſt/ Zweifel/ Freude/ Schmertz. Verm. Mit was bezeug’ ich ihm/ Herr Vater/ meine Freude? Syphax Jſt’ dis mein Kind? mein Sohn? Vermin? in Weiber- Kleide? Verm. Jch fleh’ in dieſer Tracht fuͤr ihn die Goͤtter an. Syphax. Jtzt ſterb ich froh/ nun ich nur dich umbarmen kan/ Die Seule meines Throns/ mit deſſen falſchem Sterben Die Feinde kitzeln ſich/ doch Ehren-Fahnen faͤrben Aus deinen Wunden dir; weil Feind und Laſter doch Nicht kan die Tugend ſchmehn. Sophon. Mein Schatz eroͤfne Wie er ſo gluͤcklich ſich der Feſſel hat entbunden? (noch: Syphax. Zu was fuͤr Schloͤſſern hat nicht Gold den Schluͤſſel fun- Hierdurch hab ich erkauft der Mohren-Wache Treu. (den? Sophon. Jn meinem Leibe wird Geiſt/ Athem/ Hertze neu/ Und ſagt den Goͤttern Danck. Amilc. Ach! daß Carthago wuͤſte Des groſſen Koͤnigs Heil/ und unſre Freud’ und Luͤſte! Verm

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/52>, abgerufen am 21.11.2024.