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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
405Der Mutter Spruch nehm' an? Jch habe so viel Muth
Als du/ für unser Reich zu opfern Hertz und Blutt/
Den Stahl so auf mich selbst/ als auch den Feind/ zu schleiffen.
Hier steht der Glückstopf schon. Laß nach dem Preiß'uns greiffen.
Verm. Mein Blutt und Hertze wallt für Schmertz-vermählter
Lust!
410Der Kinder grosser Geist regt meine kalte Brust.
Die Götter wandeln euch/ ihr Sternen/ in zwey Sonnen!
Hierb. Glück zu! Hierba hat das Vorzugs-Recht gewonnen!
Frau Mutter nehmt von mir die irrd'schen Kleider hin.
Sophon. Sol ich/ hilf Himmel! sein die blutt ge Priesterin?
415
Hierb. Vermina gürte mir den Gürtel von den Lenden
Verm. So Gold als Tugend wird verklärt in Flamm' und Brän-
den.
Hierb. Amilcar sol umb mich die Opfer-Binde zihn.
Amilc. Aus deiner Asche wird der Wolfahrt Phenix blühn.
Verm. Numidien wird dich mit mehrern Lorbern krönen/
420Wir mehr Altäre dir baun/ als den zwey Philenen
Carthago wiedmete/ die in Cyrener Sand
Sich lebendliessen scharr'n: wormit ihr Vaterland
Auf ihrer edlen Grufft ein ewig's Gräntzmal hette
Vergrösserter Gewalt.
Adherb. Mus Decius errette
425Sich opfernde/ sein Heer; hier ist mehr Helden-That
Bey Kindern/ als jemals verübt ein Römer hat.
Hierb. Adherbal kröne mich mit Lorbern und Cypressen.
Adherb. Jch und die Nachwelt wird nicht deinen Ruhm ver-
gessen.
Hierb. Nun lege/ Mutter/ mich der Baal in die Schoos.
430
Sophon. Nimm diesen Kuß noch hin. Erschrecklich Hertzens-
Stos!
Jedoch nur fort! das Heil des Reiches geht für Kinder.
Gott mache dich zum Stern' und uns zum Uberwinder!
Verm. Hilf Gott! was sprüt das Bild für grause Flammen aus.
Welch Blitz schlägt aufs Altar? Erbebt der Götter Haus?
435Erschüttert sich die Erd'? und wil der Grund verfallen?
Syphax Was habt ihr thörchtes für: daß auch die Götter knallen
Auf euren Aberwitz? Wie? sol Hierbens Blutt
Hier schnödes Opfer sein? Weg mit ihm! dessen Muth
Numi-
SOPHONISBE.
405Der Mutter Spruch nehm’ an? Jch habe ſo viel Muth
Als du/ fuͤr unſer Reich zu opfern Hertz und Blutt/
Den Stahl ſo auf mich ſelbſt/ als auch den Feind/ zu ſchleiffen.
Hier ſteht der Gluͤckstopf ſchon. Laß nach dem Preiß’uns greiffen.
Verm. Mein Blutt und Hertze wallt fuͤr Schmertz-vermaͤhlter
Luſt!
410Der Kinder groſſer Geiſt regt meine kalte Bruſt.
Die Goͤtter wandeln euch/ ihr Sternen/ in zwey Sonnen!
Hierb. Gluͤck zu! Hierba hat das Vorzugs-Recht gewonnen!
Frau Mutter nehmt von mir die irrd’ſchen Kleider hin.
Sophon. Sol ich/ hilf Himmel! ſein die blutt ge Prieſterin?
415
Hierb. Vermina guͤrte mir den Guͤrtel von den Lenden
Verm. So Gold als Tugend wird verklaͤrt in Flam̃’ und Braͤn-
den.
Hierb. Amilcar ſol umb mich die Opfer-Binde zihn.
Amilc. Aus deiner Aſche wird der Wolfahrt Phenix bluͤhn.
Verm. Numidien wird dich mit mehrern Lorbern kroͤnen/
420Wir mehr Altaͤre dir baun/ als den zwey Philenen
Carthago wiedmete/ die in Cyrener Sand
Sich lebendlieſſen ſcharr’n: wormit ihr Vaterland
Auf ihrer edlen Grufft ein ewig’s Graͤntzmal hette
Vergroͤſſerter Gewalt.
Adherb. Mus Decius errette
425Sich opfernde/ ſein Heer; hier iſt mehr Helden-That
Bey Kindern/ als jemals veruͤbt ein Roͤmer hat.
Hierb. Adherbal kroͤne mich mit Lorbern und Cypreſſen.
Adherb. Jch und die Nachwelt wird nicht deinen Ruhm ver-
geſſen.
Hierb. Nun lege/ Mutter/ mich der Baal in die Schoos.
430
Sophon. Nim̃ dieſen Kuß noch hin. Erſchrecklich Hertzens-
Stos!
Jedoch nur fort! das Heil des Reiches geht fuͤr Kinder.
Gott mache dich zum Stern’ und uns zum Uberwinder!
Verm. Hilf Gott! was ſpruͤt das Bild fuͤr grauſe Flammen aus.
Welch Blitz ſchlaͤgt aufs Altar? Erbebt der Goͤtter Haus?
435Erſchuͤttert ſich die Erd’? und wil der Grund verfallen?
Syphax Was habt ihr thoͤrchtes fuͤr: daß auch die Goͤtter knallen
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[14/0051] SOPHONISBE. Der Mutter Spruch nehm’ an? Jch habe ſo viel Muth Als du/ fuͤr unſer Reich zu opfern Hertz und Blutt/ Den Stahl ſo auf mich ſelbſt/ als auch den Feind/ zu ſchleiffen. Hier ſteht der Gluͤckstopf ſchon. Laß nach dem Preiß’uns greiffen. Verm. Mein Blutt und Hertze wallt fuͤr Schmertz-vermaͤhlter Luſt! Der Kinder groſſer Geiſt regt meine kalte Bruſt. Die Goͤtter wandeln euch/ ihr Sternen/ in zwey Sonnen! Hierb. Gluͤck zu! Hierba hat das Vorzugs-Recht gewonnen! Frau Mutter nehmt von mir die irrd’ſchen Kleider hin. Sophon. Sol ich/ hilf Himmel! ſein die blutt ge Prieſterin? Hierb. Vermina guͤrte mir den Guͤrtel von den Lenden Verm. So Gold als Tugend wird verklaͤrt in Flam̃’ und Braͤn- den. Hierb. Amilcar ſol umb mich die Opfer-Binde zihn. Amilc. Aus deiner Aſche wird der Wolfahrt Phenix bluͤhn. Verm. Numidien wird dich mit mehrern Lorbern kroͤnen/ Wir mehr Altaͤre dir baun/ als den zwey Philenen Carthago wiedmete/ die in Cyrener Sand Sich lebendlieſſen ſcharr’n: wormit ihr Vaterland Auf ihrer edlen Grufft ein ewig’s Graͤntzmal hette Vergroͤſſerter Gewalt. Adherb. Mus Decius errette Sich opfernde/ ſein Heer; hier iſt mehr Helden-That Bey Kindern/ als jemals veruͤbt ein Roͤmer hat. Hierb. Adherbal kroͤne mich mit Lorbern und Cypreſſen. Adherb. Jch und die Nachwelt wird nicht deinen Ruhm ver- geſſen. Hierb. Nun lege/ Mutter/ mich der Baal in die Schoos. Sophon. Nim̃ dieſen Kuß noch hin. Erſchrecklich Hertzens- Stos! Jedoch nur fort! das Heil des Reiches geht fuͤr Kinder. Gott mache dich zum Stern’ und uns zum Uberwinder! Verm. Hilf Gott! was ſpruͤt das Bild fuͤr grauſe Flammen aus. Welch Blitz ſchlaͤgt aufs Altar? Erbebt der Goͤtter Haus? Erſchuͤttert ſich die Erd’? und wil der Grund verfallen? Syphax Was habt ihr thoͤrchtes fuͤr: daß auch die Goͤtter knallen Auf euren Aberwitz? Wie? ſol Hierbens Blutt Hier ſchnoͤdes Opfer ſein? Weg mit ihm! deſſen Muth Numi-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/51>, abgerufen am 16.05.2024.