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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Masinissa. Sophonisbe.
Masin Was schwermet Syphax noch in dieser Einsamkeit?
310Was zanckt er mit sich selbst? Verräther/ itzt ist's Zeit:
Daß deine Herschens-sucht so Gift als Geist ausblase;
Daß Masanissens Stahl in deinen Därmern rase/
Den du/ Friedbrüchiger/ des Reiches hast entsetzt.
Was seuftz't? was murmelt er? laßt hören/ was er schwätzt?

315
Sophon. Ja! Masinissa/ ja! vollstrecke deine Rache!
Du hast nicht schlechten Grund/ ich eine böse Sache.
Masin. Reitzt der Verzweifelte mich selbst zum straffen an?
Sophon. Weil/ ausser durch den Tod/ ich nicht genesen kan.
Masin. Weil du dich selbst verdammst und deine böse Lüste/
320So kriege Tod und Stich.
Sophon. Ja stoß durch diese Brüste!
Masin. Hilf Himmel! ich erstarr!
Sophon. Wie? daß der Dolch
entfällt?
Masin. Wie? hat der Syphax sich in eine Frau verstellt?
Laß' uns die Wunder-Werck was eigen doch betrachten!
Sophon. Wil Masanissa nicht mich Sophonisbe schlachten?
325
Masin Jhr Götter! bin ich noch bey Witze? träumet mir?
Jst Sophonisbe dis? ist Syphax nicht mehr hier?
Sophon. Sie ist' es/ grosser Fürst/ sie kniet für Masanissen.
Masin. Ließ mein Manastabel sie in den Kercker schlüssen?
Der Schwefel sol sein Lohn/ die Faust sein Hencker sein!

330
Sophon. Nein! meine Treu schleust mich in diesen Fesseln ein.
Masin. Die Treue? leg' uns aus dein seltzam Ebentheuer.
Sophon. Welch Ertzt zerschmeltzet nicht durch heisses Liebes-
Feuer?
Masin. Es dünckt mich/ was du sagst/ ein leer- und blosser Traum.
Sophon. Verzeihe/ grosser Fürst. Jch darf mein Laster kaum
335Eröfnen.
Masin. Sag's/ was ist's? was nennst du dein Verbre-
chen?
Sophon. Die Zunge stammelt mir/ wenn ich es aus wil sprechen.
Masin. So starrt der Mund für dem/ was Hertz und Hand voll-
bracht?
Sophon. Jch hab' aus dieser Kluft den Syphax loos gemacht.
Masin.
SOPHONISBE.
Maſiniſſa. Sophonisbe.
Maſin Was ſchwermet Syphax noch in dieſer Einſamkeit?
310Was zanckt er mit ſich ſelbſt? Verraͤther/ itzt iſt’s Zeit:
Daß deine Herſchens-ſucht ſo Gift als Geiſt ausblaſe;
Daß Maſaniſſens Stahl in deinen Daͤrmern raſe/
Den du/ Friedbruͤchiger/ des Reiches haſt entſetzt.
Was ſeuftz’t? was murmelt er? laßt hoͤren/ was er ſchwaͤtzt?

315
Sophon. Ja! Maſiniſſa/ ja! vollſtrecke deine Rache!
Du haſt nicht ſchlechten Grund/ ich eine boͤſe Sache.
Maſin. Reitzt der Verzweifelte mich ſelbſt zum ſtraffen an?
Sophon. Weil/ auſſer durch den Tod/ ich nicht geneſen kan.
Maſin. Weil du dich ſelbſt verdam̃ſt und deine boͤſe Luͤſte/
320So kriege Tod und Stich.
Sophon. Ja ſtoß durch dieſe Bruͤſte!
Maſin. Hilf Himmel! ich erſtarr!
Sophon. Wie? daß der Dolch
entfaͤllt?
Maſin. Wie? hat der Syphax ſich in eine Frau verſtellt?
Laß’ uns die Wunder-Werck was eigen doch betrachten!
Sophon. Wil Maſaniſſa nicht mich Sophonisbe ſchlachten?
325
Maſin Jhr Goͤtter! bin ich noch bey Witze? traͤumet mir?
Jſt Sophonisbe dis? iſt Syphax nicht mehr hier?
Sophon. Sie iſt’ es/ groſſer Fuͤrſt/ ſie kniet fuͤr Maſaniſſen.
Maſin. Ließ mein Manaſtabel ſie in den Kercker ſchluͤſſen?
Der Schwefel ſol ſein Lohn/ die Fauſt ſein Hencker ſein!

330
Sophon. Nein! meine Treu ſchleuſt mich in dieſen Feſſeln ein.
Maſin. Die Treue? leg’ uns aus dein ſeltzam Ebentheuer.
Sophon. Welch Ertzt zerſchmeltzet nicht durch heiſſes Liebes-
Feuer?
Maſin. Es duͤnckt mich/ was du ſagſt/ ein leer- und bloſſer Traum.
Sophon. Verzeihe/ groſſer Fuͤrſt. Jch darf mein Laſter kaum
335Eroͤfnen.
Maſin. Sag’s/ was iſt’s? was nennſt du dein Verbre-
chen?
Sophon. Die Zunge ſtammelt mir/ wenn ich es aus wil ſprechen.
Maſin. So ſtarrt der Mund fuͤr dem/ was Hertz und Hand voll-
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[30/0067] SOPHONISBE. Maſiniſſa. Sophonisbe. Maſin Was ſchwermet Syphax noch in dieſer Einſamkeit? Was zanckt er mit ſich ſelbſt? Verraͤther/ itzt iſt’s Zeit: Daß deine Herſchens-ſucht ſo Gift als Geiſt ausblaſe; Daß Maſaniſſens Stahl in deinen Daͤrmern raſe/ Den du/ Friedbruͤchiger/ des Reiches haſt entſetzt. Was ſeuftz’t? was murmelt er? laßt hoͤren/ was er ſchwaͤtzt? Sophon. Ja! Maſiniſſa/ ja! vollſtrecke deine Rache! Du haſt nicht ſchlechten Grund/ ich eine boͤſe Sache. Maſin. Reitzt der Verzweifelte mich ſelbſt zum ſtraffen an? Sophon. Weil/ auſſer durch den Tod/ ich nicht geneſen kan. Maſin. Weil du dich ſelbſt verdam̃ſt und deine boͤſe Luͤſte/ So kriege Tod und Stich. Sophon. Ja ſtoß durch dieſe Bruͤſte! Maſin. Hilf Himmel! ich erſtarr! Sophon. Wie? daß der Dolch entfaͤllt? Maſin. Wie? hat der Syphax ſich in eine Frau verſtellt? Laß’ uns die Wunder-Werck was eigen doch betrachten! Sophon. Wil Maſaniſſa nicht mich Sophonisbe ſchlachten? Maſin Jhr Goͤtter! bin ich noch bey Witze? traͤumet mir? Jſt Sophonisbe dis? iſt Syphax nicht mehr hier? Sophon. Sie iſt’ es/ groſſer Fuͤrſt/ ſie kniet fuͤr Maſaniſſen. Maſin. Ließ mein Manaſtabel ſie in den Kercker ſchluͤſſen? Der Schwefel ſol ſein Lohn/ die Fauſt ſein Hencker ſein! Sophon. Nein! meine Treu ſchleuſt mich in dieſen Feſſeln ein. Maſin. Die Treue? leg’ uns aus dein ſeltzam Ebentheuer. Sophon. Welch Ertzt zerſchmeltzet nicht durch heiſſes Liebes- Feuer? Maſin. Es duͤnckt mich/ was du ſagſt/ ein leer- und bloſſer Traum. Sophon. Verzeihe/ groſſer Fuͤrſt. Jch darf mein Laſter kaum Eroͤfnen. Maſin. Sag’s/ was iſt’s? was nennſt du dein Verbre- chen? Sophon. Die Zunge ſtammelt mir/ wenn ich es aus wil ſprechen. Maſin. So ſtarrt der Mund fuͤr dem/ was Hertz und Hand voll- bracht? Sophon. Jch hab’ aus dieſer Kluft den Syphax loos gemacht. Maſin.

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/67>, abgerufen am 16.05.2024.