Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.Was stellen Wolcken nicht für Bilder an den Tag? Was treibt der Wind für Spiel nicht mit der wilden Flutt? Der Sturm mit Well und Meer/ und diese mit den Schiffen? So daß der Abgrund selbst bald seinen Schlund aufthut; Bald muß des Himmels Dach von Saltz und Schaume trieffen. Es wechselt Flutt und Epp'/ und bald verschlingt die See/ Was sie vor alter Zeit hob prächtig in die Höh. Dort überschüttet sie mit Perlen ihre Schoos; Hier spielt sie Agstein ab/ und kurtzweilt mit Ko- rallen. Wer schätzt die Wasser-Künst' in Brunnen nicht für groß? Wem liebkos't nicht ihr Spiel/ wenn sie von Ber- gen fallen/ Durch Klippen brechen durch/ wenn sie mit Ertzt und Glutt Verschwistern ihren Schnee/ vermählen ihre Flutt? Wie spielt nicht die Natur auf Erden? Nicht ein Blatt Des einen Baumes gleicht des andern Laub und Rinden. Kein
Was ſtellen Wolcken nicht fuͤr Bilder an den Tag? Was treibt der Wind fuͤr Spiel nicht mit der wilden Flutt? Der Sturm mit Well und Meer/ und dieſe mit den Schiffen? So daß der Abgrund ſelbſt bald ſeinen Schlund aufthut; Bald muß des Himmels Dach von Saltz und Schaume trieffen. Es wechſelt Flutt und Epp’/ und bald verſchlingt die See/ Was ſie vor alter Zeit hob praͤchtig in die Hoͤh. Dort uͤberſchuͤttet ſie mit Perlen ihre Schoos; Hier ſpielt ſie Agſtein ab/ und kurtzweilt mit Ko- rallen. Wer ſchaͤtzt die Waſſer-Kuͤnſt’ in Brunnen nicht fuͤr groß? Wem liebkoſ’t nicht ihr Spiel/ wenn ſie von Ber- gen fallen/ Durch Klippen brechen durch/ wenn ſie mit Ertzt und Glutt Verſchwiſtern ihren Schnee/ vermaͤhlen ihre Flutt? Wie ſpielt nicht die Natur auf Erden? Nicht ein Blatt Des einen Baumes gleicht des andern Laub und Rinden. Kein
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Was ſtellen Wolcken nicht fuͤr Bilder an den Tag?
Jhr Spiel und Zeit-Vertrieb iſt Blitz und Don-
nerſchlag.
Was treibt der Wind fuͤr Spiel nicht mit der
wilden Flutt?
Der Sturm mit Well und Meer/ und dieſe mit
den Schiffen?
So daß der Abgrund ſelbſt bald ſeinen Schlund
aufthut;
Bald muß des Himmels Dach von Saltz und
Schaume trieffen.
Es wechſelt Flutt und Epp’/ und bald verſchlingt die
See/
Was ſie vor alter Zeit hob praͤchtig in die Hoͤh.
Dort uͤberſchuͤttet ſie mit Perlen ihre Schoos;
Hier ſpielt ſie Agſtein ab/ und kurtzweilt mit Ko-
rallen.
Wer ſchaͤtzt die Waſſer-Kuͤnſt’ in Brunnen nicht
fuͤr groß?
Wem liebkoſ’t nicht ihr Spiel/ wenn ſie von Ber-
gen fallen/
Durch Klippen brechen durch/ wenn ſie mit Ertzt
und Glutt
Verſchwiſtern ihren Schnee/ vermaͤhlen ihre Flutt?
Wie ſpielt nicht die Natur auf Erden? Nicht ein
Blatt
Des einen Baumes gleicht des andern Laub und
Rinden.
Kein
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