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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Der Neid.
Mars Liebe/ List/ so Stärck als Witz verspielt/
Wenn Eyfersucht bewafnet den Vulcan:
Der sich durch's Garn an seiner Venus kühlt.
470Versuche nun/ was deine Stärcke kan.
Dein zweyfach Antlitz/ deine tausend Augen
Dein Hirschfuß/ kan dir stets zum Siege taugen.
Der Wurm/ der dir nagt an der lincken Brust/
Macht: daß sich's Ohr zu jedem Rasseln spitzt.
475Dein blauer Mund haucht Pest zu jeder Lust/
Weil der Verdacht dir stets im Hertzen sitzt/
Neid und Geschrey dir stets gällt in die Ohren;
Auf! auf! hab Acht/ sonst ist dein Schatz verlohren!
Die Eyfersucht.
Ach! Schwester! ach! ach! was erblick ich schon?
480Was seh' ich dort für eine Kuplerin?
Was stiftet sie zu meinem Schimpf' und Hohn?
Was für ein Adler raubt den Schatz mir hin?
Was für ein Buhler spielt auf ihren Wangen?
Auf! laßt uns ihn in unser Netze fangen!
Die Vernunft.
485
Wahnsinnige! was träumt für Narrheit dir?
Schlag in den Wind so thörchte Fantasey.
Halt setze nur dir meine Prillen für?
Sihst du's: daß es nur eine Fliege sey?
Die Narrheit.
Wenn Jupiter wil Junons Buhler werden/
490Weiß er sich als ein Guckuck zu gebehrden.
Die Eyfersucht.
Ach! Schwester/ ach! ach! was erblick ich itzt?
Was ist's/ daß ihr die Kuplerin einbläßt?
Was ist es/ das auf ihren Brüsten sitzt?
Wer ist's/ den sie sich so betasten läßt?
495Auf! diesen Schnee sol keine Faust befühlen!
Auf! auf! sein Blutt muß meinen Zorn abkühlen!
Die
SOPHONISBE.
Der Neid.
Mars Liebe/ Liſt/ ſo Staͤrck als Witz verſpielt/
Wenn Eyferſucht bewafnet den Vulcan:
Der ſich durch’s Garn an ſeiner Venus kuͤhlt.
470Verſuche nun/ was deine Staͤrcke kan.
Dein zweyfach Antlitz/ deine tauſend Augen
Dein Hirſchfuß/ kan dir ſtets zum Siege taugen.
Der Wurm/ der dir nagt an der lincken Bruſt/
Macht: daß ſich’s Ohr zu jedem Raſſeln ſpitzt.
475Dein blauer Mund haucht Peſt zu jeder Luſt/
Weil der Verdacht dir ſtets im Hertzen ſitzt/
Neid und Geſchrey dir ſtets gaͤllt in die Ohren;
Auf! auf! hab Acht/ ſonſt iſt dein Schatz verlohren!
Die Eyferſucht.
Ach! Schweſter! ach! ach! was erblick ich ſchon?
480Was ſeh’ ich dort fuͤr eine Kuplerin?
Was ſtiftet ſie zu meinem Schimpf’ und Hohn?
Was fuͤr ein Adler raubt den Schatz mir hin?
Was fuͤr ein Buhler ſpielt auf ihren Wangen?
Auf! laßt uns ihn in unſer Netze fangen!
Die Vernunft.
485
Wahnſinnige! was traͤumt fuͤr Narrheit dir?
Schlag in den Wind ſo thoͤrchte Fantaſey.
Halt ſetze nur dir meine Prillen fuͤr?
Sihſt du’s: daß es nur eine Fliege ſey?
Die Narrheit.
Wenn Jupiter wil Junons Buhler werden/
490Weiß er ſich als ein Guckuck zu gebehrden.
Die Eyferſucht.
Ach! Schweſter/ ach! ach! was erblick ich itzt?
Was iſt’s/ daß ihr die Kuplerin einblaͤßt?
Was iſt es/ das auf ihren Bruͤſten ſitzt?
Wer iſt’s/ den ſie ſich ſo betaſten laͤßt?
495Auf! dieſen Schnee ſol keine Fauſt befuͤhlen!
Auf! auf! ſein Blutt muß meinen Zorn abkuͤhlen!
Die
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[54/0091] SOPHONISBE. Der Neid. Mars Liebe/ Liſt/ ſo Staͤrck als Witz verſpielt/ Wenn Eyferſucht bewafnet den Vulcan: Der ſich durch’s Garn an ſeiner Venus kuͤhlt. Verſuche nun/ was deine Staͤrcke kan. Dein zweyfach Antlitz/ deine tauſend Augen Dein Hirſchfuß/ kan dir ſtets zum Siege taugen. Der Wurm/ der dir nagt an der lincken Bruſt/ Macht: daß ſich’s Ohr zu jedem Raſſeln ſpitzt. Dein blauer Mund haucht Peſt zu jeder Luſt/ Weil der Verdacht dir ſtets im Hertzen ſitzt/ Neid und Geſchrey dir ſtets gaͤllt in die Ohren; Auf! auf! hab Acht/ ſonſt iſt dein Schatz verlohren! Die Eyferſucht. Ach! Schweſter! ach! ach! was erblick ich ſchon? Was ſeh’ ich dort fuͤr eine Kuplerin? Was ſtiftet ſie zu meinem Schimpf’ und Hohn? Was fuͤr ein Adler raubt den Schatz mir hin? Was fuͤr ein Buhler ſpielt auf ihren Wangen? Auf! laßt uns ihn in unſer Netze fangen! Die Vernunft. Wahnſinnige! was traͤumt fuͤr Narrheit dir? Schlag in den Wind ſo thoͤrchte Fantaſey. Halt ſetze nur dir meine Prillen fuͤr? Sihſt du’s: daß es nur eine Fliege ſey? Die Narrheit. Wenn Jupiter wil Junons Buhler werden/ Weiß er ſich als ein Guckuck zu gebehrden. Die Eyferſucht. Ach! Schweſter/ ach! ach! was erblick ich itzt? Was iſt’s/ daß ihr die Kuplerin einblaͤßt? Was iſt es/ das auf ihren Bruͤſten ſitzt? Wer iſt’s/ den ſie ſich ſo betaſten laͤßt? Auf! dieſen Schnee ſol keine Fauſt befuͤhlen! Auf! auf! ſein Blutt muß meinen Zorn abkuͤhlen! Die

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/91>, abgerufen am 16.05.2024.