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Lohmann, Friederike: Die Entscheidung bei Hochkirch. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 63–137. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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schneller voranschritt. Mariane hatte Börner erkannt, ein Theil ihres Glückes war vor seiner Stimme entflohen, sie nahm eilig von ihrem Freunde Abschied und mochte kaum der Hoffnung Raum geben, ihn noch einmal bei ihrer Gespielin zu finden.

Als sie ins Wohnzimmer trat, brannte schon Licht, der Vater war nicht zu Hause, Börner saß bei einem Buche und erwartete ihn. Er stand auf, kam ihr entgegen und redete sie mit Vorwürfen an, die, von allem Scheine erkünstelter Feinheit entkleidet, ein empörend niedriges Gemüth aufdeckten. Mariane staunte, ihr Muth wuchs, und auf die trotzige Frage: ob sie ihm gleich ihr Wort geben wolle oder nicht? -- glaubte sie das peinliche Verhältniß mit einem Schlage lösen zu können. Es war kein Zweifel mehr in ihr über Recht und Unrecht dieses Schrittes, denn wie er jetzt, mit dem hämisch-boshaften Gesicht, vor ihr stand, erkannte sie: es sei unmöglich, mit solchem Manne den heiligen Bund zu schließen, wenn sie auch nie geliebt hätte. Sie sprach also ihr Nein ernst und fest aus und bat ihn nur, sich zu erinnern, wie sie ihn niemals täuschen gewollt, sondern auf seinen eigenen Wunsch diesen schwankenden Zustand geduldet habe, der ihrer offenen Seele zuwider sei.

Ich werde also dem Herrn von Pistor aufgeopfert! sagte Börner kalt. Mögen Sie den Stolz nicht bereuen, mit welchem Sie meine standhafte Liebe von sich weisen. Sie wissen nicht, wie sehr Ihr Schicksal in

schneller voranschritt. Mariane hatte Börner erkannt, ein Theil ihres Glückes war vor seiner Stimme entflohen, sie nahm eilig von ihrem Freunde Abschied und mochte kaum der Hoffnung Raum geben, ihn noch einmal bei ihrer Gespielin zu finden.

Als sie ins Wohnzimmer trat, brannte schon Licht, der Vater war nicht zu Hause, Börner saß bei einem Buche und erwartete ihn. Er stand auf, kam ihr entgegen und redete sie mit Vorwürfen an, die, von allem Scheine erkünstelter Feinheit entkleidet, ein empörend niedriges Gemüth aufdeckten. Mariane staunte, ihr Muth wuchs, und auf die trotzige Frage: ob sie ihm gleich ihr Wort geben wolle oder nicht? — glaubte sie das peinliche Verhältniß mit einem Schlage lösen zu können. Es war kein Zweifel mehr in ihr über Recht und Unrecht dieses Schrittes, denn wie er jetzt, mit dem hämisch-boshaften Gesicht, vor ihr stand, erkannte sie: es sei unmöglich, mit solchem Manne den heiligen Bund zu schließen, wenn sie auch nie geliebt hätte. Sie sprach also ihr Nein ernst und fest aus und bat ihn nur, sich zu erinnern, wie sie ihn niemals täuschen gewollt, sondern auf seinen eigenen Wunsch diesen schwankenden Zustand geduldet habe, der ihrer offenen Seele zuwider sei.

Ich werde also dem Herrn von Pistor aufgeopfert! sagte Börner kalt. Mögen Sie den Stolz nicht bereuen, mit welchem Sie meine standhafte Liebe von sich weisen. Sie wissen nicht, wie sehr Ihr Schicksal in

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[0048] schneller voranschritt. Mariane hatte Börner erkannt, ein Theil ihres Glückes war vor seiner Stimme entflohen, sie nahm eilig von ihrem Freunde Abschied und mochte kaum der Hoffnung Raum geben, ihn noch einmal bei ihrer Gespielin zu finden. Als sie ins Wohnzimmer trat, brannte schon Licht, der Vater war nicht zu Hause, Börner saß bei einem Buche und erwartete ihn. Er stand auf, kam ihr entgegen und redete sie mit Vorwürfen an, die, von allem Scheine erkünstelter Feinheit entkleidet, ein empörend niedriges Gemüth aufdeckten. Mariane staunte, ihr Muth wuchs, und auf die trotzige Frage: ob sie ihm gleich ihr Wort geben wolle oder nicht? — glaubte sie das peinliche Verhältniß mit einem Schlage lösen zu können. Es war kein Zweifel mehr in ihr über Recht und Unrecht dieses Schrittes, denn wie er jetzt, mit dem hämisch-boshaften Gesicht, vor ihr stand, erkannte sie: es sei unmöglich, mit solchem Manne den heiligen Bund zu schließen, wenn sie auch nie geliebt hätte. Sie sprach also ihr Nein ernst und fest aus und bat ihn nur, sich zu erinnern, wie sie ihn niemals täuschen gewollt, sondern auf seinen eigenen Wunsch diesen schwankenden Zustand geduldet habe, der ihrer offenen Seele zuwider sei. Ich werde also dem Herrn von Pistor aufgeopfert! sagte Börner kalt. Mögen Sie den Stolz nicht bereuen, mit welchem Sie meine standhafte Liebe von sich weisen. Sie wissen nicht, wie sehr Ihr Schicksal in

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:20:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:20:58Z)

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Zitationshilfe: Lohmann, Friederike: Die Entscheidung bei Hochkirch. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 63–137. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohmann_hochkirch_1910/48>, abgerufen am 21.11.2024.