Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohmann, Friederike: Die Entscheidung bei Hochkirch. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 63–137. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

(Emilie) Friederike (Sophie) Lohmann, geb. 29. Mai 1783 zu Schönebeck bei Magdeburg, begann ihre schriftstellerische Laufbahn in Leipzig um 1810 auf den Wunsch und unter dem Namen ihrer todtkranken Mutter, der jetzt vergessenen Schriftstellerin (Johanne) Friederike Lohmann, deren Erfolge sie bald überflügelte. Sie starb zu Leipzig am 16. September 1830. Ihre Schriften erschienen gesammelt und mit einer biographischen Skizze von Fr. Kind begleitet unter dem Titel "Neueste gesammelte Erzählungen" in 16 Bänden, Leipzig 1828--32, dann wieder unter dem Titel "Sämmtliche Erzählungen. Ausgabe letzter Hand; mit einem Vorworte der Verfasserin von Godwie Castle rc. rc." (Frau von Paalzow), in 18 Bänden, Leipzig 1844. Von Talent, Gewandtheit und edler Herzensbildung zeugend, gehören diese Schriften den besseren Hervorbringungen jener Periode an, wiewohl sie nur an dem Maßstab ihrer eigenen Zeit gemessen werden dürfen, zumal die historischen Novellen aus dem Mittelalter, die so unhistorisch harmlos, dabei aber so sauber und gemüthvoll, nur mit mehr Reichthum der Erfindung gemalt sind, als des Goldschmieds Töchterlein und ähnliche Cabinetsbildchen der Düsseldorfer Schule. Wo aber die Erzählerin Anschauung und Verständniß der geschilderten Zeit hat, wie in der vorliegenden Novelle aus dem 18. Jahrhundert, da entwickelt sie einen ganz andern Nerv und führt uns ein Gebilde voll wahrhaften Lebens vor, bei dessen Entwerfung männliche Kraft und weibliche Milde einander die Wage hielten. Auch der Humor war ihr nicht versagt: er zeichnet -- neben der Erzählung "Der Dichter" -- ganz besonders die gegen-

(Emilie) Friederike (Sophie) Lohmann, geb. 29. Mai 1783 zu Schönebeck bei Magdeburg, begann ihre schriftstellerische Laufbahn in Leipzig um 1810 auf den Wunsch und unter dem Namen ihrer todtkranken Mutter, der jetzt vergessenen Schriftstellerin (Johanne) Friederike Lohmann, deren Erfolge sie bald überflügelte. Sie starb zu Leipzig am 16. September 1830. Ihre Schriften erschienen gesammelt und mit einer biographischen Skizze von Fr. Kind begleitet unter dem Titel „Neueste gesammelte Erzählungen“ in 16 Bänden, Leipzig 1828—32, dann wieder unter dem Titel „Sämmtliche Erzählungen. Ausgabe letzter Hand; mit einem Vorworte der Verfasserin von Godwie Castle rc. rc.“ (Frau von Paalzow), in 18 Bänden, Leipzig 1844. Von Talent, Gewandtheit und edler Herzensbildung zeugend, gehören diese Schriften den besseren Hervorbringungen jener Periode an, wiewohl sie nur an dem Maßstab ihrer eigenen Zeit gemessen werden dürfen, zumal die historischen Novellen aus dem Mittelalter, die so unhistorisch harmlos, dabei aber so sauber und gemüthvoll, nur mit mehr Reichthum der Erfindung gemalt sind, als des Goldschmieds Töchterlein und ähnliche Cabinetsbildchen der Düsseldorfer Schule. Wo aber die Erzählerin Anschauung und Verständniß der geschilderten Zeit hat, wie in der vorliegenden Novelle aus dem 18. Jahrhundert, da entwickelt sie einen ganz andern Nerv und führt uns ein Gebilde voll wahrhaften Lebens vor, bei dessen Entwerfung männliche Kraft und weibliche Milde einander die Wage hielten. Auch der Humor war ihr nicht versagt: er zeichnet — neben der Erzählung „Der Dichter“ — ganz besonders die gegen-

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0005"/>
      <div type="preface">
        <p>(Emilie) Friederike (Sophie) Lohmann, geb. 29. Mai 1783 zu Schönebeck bei Magdeburg,             begann ihre schriftstellerische Laufbahn in Leipzig um 1810 auf den Wunsch und unter dem             Namen ihrer todtkranken Mutter, der jetzt vergessenen Schriftstellerin (Johanne)             Friederike Lohmann, deren Erfolge sie bald überflügelte. Sie starb zu Leipzig am 16.             September 1830. Ihre Schriften erschienen gesammelt und mit einer biographischen Skizze             von Fr. Kind begleitet unter dem Titel &#x201E;Neueste gesammelte Erzählungen&#x201C; in 16 Bänden,             Leipzig 1828&#x2014;32, dann wieder unter dem Titel &#x201E;Sämmtliche Erzählungen. Ausgabe letzter             Hand; mit einem Vorworte der Verfasserin von Godwie Castle rc. rc.&#x201C; (Frau von Paalzow),             in 18 Bänden, Leipzig 1844. Von Talent, Gewandtheit und edler Herzensbildung zeugend,             gehören diese Schriften den besseren Hervorbringungen jener Periode an, wiewohl sie nur             an dem Maßstab ihrer eigenen Zeit gemessen werden dürfen, zumal die historischen             Novellen aus dem Mittelalter, die so unhistorisch harmlos, dabei aber so sauber und             gemüthvoll, nur mit mehr Reichthum der Erfindung gemalt sind, als des Goldschmieds             Töchterlein und ähnliche Cabinetsbildchen der Düsseldorfer Schule. Wo aber die             Erzählerin Anschauung und Verständniß der geschilderten Zeit hat, wie in der             vorliegenden Novelle aus dem 18. Jahrhundert, da entwickelt sie einen ganz andern Nerv             und führt uns ein Gebilde voll wahrhaften Lebens vor, bei dessen Entwerfung männliche             Kraft und weibliche Milde einander die Wage hielten. Auch der Humor war ihr nicht             versagt: er zeichnet &#x2014; neben der Erzählung &#x201E;Der Dichter&#x201C; &#x2014; ganz besonders die             gegen-<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0005] (Emilie) Friederike (Sophie) Lohmann, geb. 29. Mai 1783 zu Schönebeck bei Magdeburg, begann ihre schriftstellerische Laufbahn in Leipzig um 1810 auf den Wunsch und unter dem Namen ihrer todtkranken Mutter, der jetzt vergessenen Schriftstellerin (Johanne) Friederike Lohmann, deren Erfolge sie bald überflügelte. Sie starb zu Leipzig am 16. September 1830. Ihre Schriften erschienen gesammelt und mit einer biographischen Skizze von Fr. Kind begleitet unter dem Titel „Neueste gesammelte Erzählungen“ in 16 Bänden, Leipzig 1828—32, dann wieder unter dem Titel „Sämmtliche Erzählungen. Ausgabe letzter Hand; mit einem Vorworte der Verfasserin von Godwie Castle rc. rc.“ (Frau von Paalzow), in 18 Bänden, Leipzig 1844. Von Talent, Gewandtheit und edler Herzensbildung zeugend, gehören diese Schriften den besseren Hervorbringungen jener Periode an, wiewohl sie nur an dem Maßstab ihrer eigenen Zeit gemessen werden dürfen, zumal die historischen Novellen aus dem Mittelalter, die so unhistorisch harmlos, dabei aber so sauber und gemüthvoll, nur mit mehr Reichthum der Erfindung gemalt sind, als des Goldschmieds Töchterlein und ähnliche Cabinetsbildchen der Düsseldorfer Schule. Wo aber die Erzählerin Anschauung und Verständniß der geschilderten Zeit hat, wie in der vorliegenden Novelle aus dem 18. Jahrhundert, da entwickelt sie einen ganz andern Nerv und führt uns ein Gebilde voll wahrhaften Lebens vor, bei dessen Entwerfung männliche Kraft und weibliche Milde einander die Wage hielten. Auch der Humor war ihr nicht versagt: er zeichnet — neben der Erzählung „Der Dichter“ — ganz besonders die gegen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:20:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:20:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohmann_hochkirch_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohmann_hochkirch_1910/5
Zitationshilfe: Lohmann, Friederike: Die Entscheidung bei Hochkirch. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 63–137. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohmann_hochkirch_1910/5>, abgerufen am 21.11.2024.