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Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845.

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Ist nun die Sache, wie sie hier sich gestaltet hat, in ihrem tiefsten Grunde als eine Gottesthat aufzufassen, so muß auch vorausgesezt werden, daß Gott sie nicht als vorübergehende Erscheinung, sondern zum Heil des Landes als etwas Dauerndes gewollt habe. - Dem Menschen aber ist die Wahl zwischen Gutem und Bösem gestellt, sein Wille ist frei, und so lange das irdische Dasein dauert, bleibt er beständig der Freiheitsprobe unterworfen. Alle sind wankelmüthig, und die Slaven vielleicht noch mehr als andre Nationen. Es entsteht also die große Frage: Wird die Sache auch Bestand haben in der Zukunft? - Dies wird Niemand verbürgen wollen, der auch nur weiß, daß die Begeisterung kein anhaltender Zustand ist. Und darauf rechnen Manche, die das Branntweinbrennen nur

Priester unter andern auch die Frage vorzulegen, welchen Eindruck der von Herrn Wit von Döring schon am ersten Februar in den Zeitungen erlassene Aufruf in ihm hervorgebracht habe. Darauf ist in einem Briefe Folgendes erwiedert worden: "Den vierzehnten Februar fuhr ich zur Aushülfe im Beichthören nach W., wo der junge und eifrige Pfarrer P. der bereits angefangenen Sache nicht nur sehr gern beitrat, sondern sich auch erbot, dieselbe im Kirchenblatt zur Sprache zu bringen. Bei dieser Gelegenheit bekam ich zum erstenmal den Aufruf des Herrn von Döring in die Hände, weil ich sonst keine Zeitungen lese, und dazu auch keine Zeit habe. Daß ich mich darüber sehr erfreute und noch mehr dadurch ermuthigt wurde, öffentlich und im weiteren Umkreise die Nüchternheits-Sache zu betreiben, werde ich zu Ehren des Herrn von Döring jederzeit eingestehen. - Non nobis, Domine, non nobis, sed Nomini Tuo da gloriam. - Gönnen Sie mir nur den jenseitigen Lohn; der irdische mag Allen zu Theil werden, die sich damit begnügen."

Ist nun die Sache, wie sie hier sich gestaltet hat, in ihrem tiefsten Grunde als eine Gottesthat aufzufassen, so muß auch vorausgesezt werden, daß Gott sie nicht als vorübergehende Erscheinung, sondern zum Heil des Landes als etwas Dauerndes gewollt habe. – Dem Menschen aber ist die Wahl zwischen Gutem und Bösem gestellt, sein Wille ist frei, und so lange das irdische Dasein dauert, bleibt er beständig der Freiheitsprobe unterworfen. Alle sind wankelmüthig, und die Slaven vielleicht noch mehr als andre Nationen. Es entsteht also die große Frage: Wird die Sache auch Bestand haben in der Zukunft? – Dies wird Niemand verbürgen wollen, der auch nur weiß, daß die Begeisterung kein anhaltender Zustand ist. Und darauf rechnen Manche, die das Branntweinbrennen nur

Priester unter andern auch die Frage vorzulegen, welchen Eindruck der von Herrn Wit von Döring schon am ersten Februar in den Zeitungen erlassene Aufruf in ihm hervorgebracht habe. Darauf ist in einem Briefe Folgendes erwiedert worden: „Den vierzehnten Februar fuhr ich zur Aushülfe im Beichthören nach W., wo der junge und eifrige Pfarrer P. der bereits angefangenen Sache nicht nur sehr gern beitrat, sondern sich auch erbot, dieselbe im Kirchenblatt zur Sprache zu bringen. Bei dieser Gelegenheit bekam ich zum erstenmal den Aufruf des Herrn von Döring in die Hände, weil ich sonst keine Zeitungen lese, und dazu auch keine Zeit habe. Daß ich mich darüber sehr erfreute und noch mehr dadurch ermuthigt wurde, öffentlich und im weiteren Umkreise die Nüchternheits-Sache zu betreiben, werde ich zu Ehren des Herrn von Döring jederzeit eingestehen. – Non nobis, Domine, non nobis, sed Nomini Tuo da gloriam. – Gönnen Sie mir nur den jenseitigen Lohn; der irdische mag Allen zu Theil werden, die sich damit begnügen.“
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[93/0103] Ist nun die Sache, wie sie hier sich gestaltet hat, in ihrem tiefsten Grunde als eine Gottesthat aufzufassen, so muß auch vorausgesezt werden, daß Gott sie nicht als vorübergehende Erscheinung, sondern zum Heil des Landes als etwas Dauerndes gewollt habe. – Dem Menschen aber ist die Wahl zwischen Gutem und Bösem gestellt, sein Wille ist frei, und so lange das irdische Dasein dauert, bleibt er beständig der Freiheitsprobe unterworfen. Alle sind wankelmüthig, und die Slaven vielleicht noch mehr als andre Nationen. Es entsteht also die große Frage: Wird die Sache auch Bestand haben in der Zukunft? – Dies wird Niemand verbürgen wollen, der auch nur weiß, daß die Begeisterung kein anhaltender Zustand ist. Und darauf rechnen Manche, die das Branntweinbrennen nur *) *) Priester unter andern auch die Frage vorzulegen, welchen Eindruck der von Herrn Wit von Döring schon am ersten Februar in den Zeitungen erlassene Aufruf in ihm hervorgebracht habe. Darauf ist in einem Briefe Folgendes erwiedert worden: „Den vierzehnten Februar fuhr ich zur Aushülfe im Beichthören nach W., wo der junge und eifrige Pfarrer P. der bereits angefangenen Sache nicht nur sehr gern beitrat, sondern sich auch erbot, dieselbe im Kirchenblatt zur Sprache zu bringen. Bei dieser Gelegenheit bekam ich zum erstenmal den Aufruf des Herrn von Döring in die Hände, weil ich sonst keine Zeitungen lese, und dazu auch keine Zeit habe. Daß ich mich darüber sehr erfreute und noch mehr dadurch ermuthigt wurde, öffentlich und im weiteren Umkreise die Nüchternheits-Sache zu betreiben, werde ich zu Ehren des Herrn von Döring jederzeit eingestehen. – Non nobis, Domine, non nobis, sed Nomini Tuo da gloriam. – Gönnen Sie mir nur den jenseitigen Lohn; der irdische mag Allen zu Theil werden, die sich damit begnügen.“

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Zitationshilfe: Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lorinser_branntweinpest_1845/103>, abgerufen am 09.11.2024.