Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.Das Schweitzerische Canaan. du den gantzen Tag darauf passen müßtest,sondern das Vieh muß es beysammen be- halten, und auf deine Gelegenheit warten biß an dem Morgen oder Abend, da es dir noch nachgehen, und es vor ein angeneh- men Dienst erkennen muß, wann du kommst und lassest den Milch-Weyer auß, ja ob du ihm schon die Frucht seiner Arbeit auf einmal wegnimmst, ihme nicht mit einem Wort darfür danckest, sondern wol nun und dann mit Streichen lohnest, wann es sich dir nicht flugs nach deiner Komm- lichkeit stehet; Sihe, so gehets denn noch unverdrossen wieder an sein Tagwerck, auß allen seinen Kräfften so viele und so gute Milch dir aufs neue zuzubereiten, als es vermag, und diese Liebes-Dienste wider- holet dein Vieh täglich ohne einiche Ruhe oder Absetzen weder Sonn-noch Wercktag, biß es endlich überall außgenutzet, und sei- ne Gefässe zum Milch-Machen nichts mehr taugen, alsdann fassest du ein Biel in dei- ne Hand, und zum Danck schlagest du es zu todt, ziehest ihme die Haut ab und klei- dest dich damit, hauest sein Fleisch in Stück, und issest es auff, welches alles dir von der Göttlichen Güte erlaubt worden, also daß du vor keinen Mörder gehalten wirst, obschon du also mit den Thieren umgehest, denen du gleichwol das Leben nicht gege- ben, C 4
Das Schweitzeriſche Canaan. du den gantzen Tag darauf paſſen muͤßteſt,ſondern das Vieh muß es beyſammen be- halten, und auf deine Gelegenheit warten biß an dem Morgen oder Abend, da es dir noch nachgehen, und es vor ein angeneh- men Dienſt erkennen muß, wann du kom̃ſt und laſſeſt den Milch-Weyer auß, ja ob du ihm ſchon die Frucht ſeiner Arbeit auf einmal wegnimmſt, ihme nicht mit einem Wort darfuͤr danckeſt, ſondern wol nun und dann mit Streichen lohneſt, wann es ſich dir nicht flugs nach deiner Komm- lichkeit ſtehet; Sihe, ſo gehets denn noch unverdroſſen wieder an ſein Tagwerck, auß allen ſeinen Kraͤfften ſo viele und ſo gute Milch dir aufs neue zuzubereiten, als es vermag, und dieſe Liebes-Dienſte wider- holet dein Vieh taͤglich ohne einiche Ruhe oder Abſetzen weder Sonn-noch Wercktag, biß es endlich uͤberall außgenutzet, und ſei- ne Gefaͤſſe zum Milch-Machen nichts mehr taugen, alsdann faſſeſt du ein Biel in dei- ne Hand, und zum Danck ſchlageſt du es zu todt, zieheſt ihme die Haut ab und klei- deſt dich damit, haueſt ſein Fleiſch in Stuͤck, und iſſeſt es auff, welches alles dir von der Goͤttlichen Guͤte erlaubt worden, alſo daß du vor keinen Moͤrder gehalten wirſt, obſchon du alſo mit den Thieren umgeheſt, denen du gleichwol das Leben nicht gege- ben, C 4
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Das Schweitzeriſche Canaan.
du den gantzen Tag darauf paſſen muͤßteſt,
ſondern das Vieh muß es beyſammen be-
halten, und auf deine Gelegenheit warten
biß an dem Morgen oder Abend, da es dir
noch nachgehen, und es vor ein angeneh-
men Dienſt erkennen muß, wann du kom̃ſt
und laſſeſt den Milch-Weyer auß, ja ob
du ihm ſchon die Frucht ſeiner Arbeit auf
einmal wegnimmſt, ihme nicht mit einem
Wort darfuͤr danckeſt, ſondern wol nun
und dann mit Streichen lohneſt, wann
es ſich dir nicht flugs nach deiner Komm-
lichkeit ſtehet; Sihe, ſo gehets denn noch
unverdroſſen wieder an ſein Tagwerck, auß
allen ſeinen Kraͤfften ſo viele und ſo gute
Milch dir aufs neue zuzubereiten, als es
vermag, und dieſe Liebes-Dienſte wider-
holet dein Vieh taͤglich ohne einiche Ruhe
oder Abſetzen weder Sonn-noch Wercktag,
biß es endlich uͤberall außgenutzet, und ſei-
ne Gefaͤſſe zum Milch-Machen nichts mehr
taugen, alsdann faſſeſt du ein Biel in dei-
ne Hand, und zum Danck ſchlageſt du es
zu todt, zieheſt ihme die Haut ab und klei-
deſt dich damit, haueſt ſein Fleiſch in Stuͤck,
und iſſeſt es auff, welches alles dir von
der Goͤttlichen Guͤte erlaubt worden, alſo
daß du vor keinen Moͤrder gehalten wirſt,
obſchon du alſo mit den Thieren umgeheſt,
denen du gleichwol das Leben nicht gege-
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