Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.Das Schweitzerische Canaan. ben, und obschon die Jungen solches sehen,wie es ihnen zuletzt auch ergehen werde, so fahren die dennoch da fort, wo die Alten geblieben mit Graß-Essen, das du nicht magst, und mit Milch-Geben, davon du ihnen sehr wenig zu theil werden lassest. Melde im Vorbeygang, daß bey denen Ost-Jndianischen Heyden die Kuh das reineste und heiligste Thier ist, derselben Mist brauchen sie bey allen heiligen Handlungen, als bey Trauungen und dergleichen, die Milch trincken sie, und pflegen sie wohl zu sprechen: Jhr weise Europäer esset die Hül- se von der Kuh, nemlich das Fleisch, wir aber den Kern, das ist, Butter und Milch, sie straffen auch denjenigen am Leben, der eine Kuh schlachtet. Jch gestehe hierbey, daß es heydnisch ist, solche Abgötterey mit dem Geschöpff treiben, und daran mit dem Hertzen hangen, ohngeacht deß Schöpf- fers, der da zu loben|ist in Ewigkeit, Amen. Weit bessern Nutzen ziehen die Christen auß der Betrachtung leiblicher Wohltha- ten, indem sie nicht nur ihres GOttes Gü- te darinn preisen, und dardurch als durch Liebes-Band mit GOtt desto genauer ver- bunden werden, sondern auch als durch ei- ne Leiter ins Gnaden-Reich hinauff stei- gen, und sich im Geist in so schöner Ab- schilderung himmlischer Geheimnissen er- lusti-
Das Schweitzeriſche Canaan. ben, und obſchon die Jungen ſolches ſehen,wie es ihnen zuletzt auch ergehen werde, ſo fahren die dennoch da fort, wo die Alten geblieben mit Graß-Eſſen, das du nicht magſt, und mit Milch-Geben, davon du ihnen ſehr wenig zu theil werden laſſeſt. Melde im Vorbeygang, daß bey denen Oſt-Jndianiſchen Heyden die Kuh das reineſte und heiligſte Thier iſt, derſelben Miſt brauchen ſie bey allen heiligen Handlungen, als bey Trauungen und dergleichen, die Milch trincken ſie, und pflegen ſie wohl zu ſprechen: Jhr weiſe Europaͤer eſſet die Huͤl- ſe von der Kuh, nemlich das Fleiſch, wir aber den Kern, das iſt, Butter und Milch, ſie ſtraffen auch denjenigen am Leben, der eine Kuh ſchlachtet. Jch geſtehe hierbey, daß es heydniſch iſt, ſolche Abgoͤtterey mit dem Geſchoͤpff treiben, und daran mit dem Hertzen hangen, ohngeacht deß Schoͤpf- fers, der da zu loben|iſt in Ewigkeit, Amen. Weit beſſern Nutzen ziehen die Chriſten auß der Betrachtung leiblicher Wohltha- ten, indem ſie nicht nur ihres GOttes Guͤ- te darinn preiſen, und dardurch als durch Liebes-Band mit GOtt deſto genauer ver- bunden werden, ſondern auch als durch ei- ne Leiter ins Gnaden-Reich hinauff ſtei- gen, und ſich im Geiſt in ſo ſchoͤner Ab- ſchilderung himmliſcher Geheimniſſen er- luſti-
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Das Schweitzeriſche Canaan.
ben, und obſchon die Jungen ſolches ſehen,
wie es ihnen zuletzt auch ergehen werde, ſo
fahren die dennoch da fort, wo die Alten
geblieben mit Graß-Eſſen, das du nicht
magſt, und mit Milch-Geben, davon du
ihnen ſehr wenig zu theil werden laſſeſt.
Melde im Vorbeygang, daß bey denen
Oſt-Jndianiſchen Heyden die Kuh das
reineſte und heiligſte Thier iſt, derſelben Miſt
brauchen ſie bey allen heiligen Handlungen,
als bey Trauungen und dergleichen, die
Milch trincken ſie, und pflegen ſie wohl zu
ſprechen: Jhr weiſe Europaͤer eſſet die Huͤl-
ſe von der Kuh, nemlich das Fleiſch, wir
aber den Kern, das iſt, Butter und Milch,
ſie ſtraffen auch denjenigen am Leben, der
eine Kuh ſchlachtet. Jch geſtehe hierbey,
daß es heydniſch iſt, ſolche Abgoͤtterey mit
dem Geſchoͤpff treiben, und daran mit dem
Hertzen hangen, ohngeacht deß Schoͤpf-
fers, der da zu loben|iſt in Ewigkeit, Amen.
Weit beſſern Nutzen ziehen die Chriſten
auß der Betrachtung leiblicher Wohltha-
ten, indem ſie nicht nur ihres GOttes Guͤ-
te darinn preiſen, und dardurch als durch
Liebes-Band mit GOtt deſto genauer ver-
bunden werden, ſondern auch als durch ei-
ne Leiter ins Gnaden-Reich hinauff ſtei-
gen, und ſich im Geiſt in ſo ſchoͤner Ab-
ſchilderung himmliſcher Geheimniſſen er-
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