Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Schweitzerische Canaan.
speise als mit seinem Liebe-Leben, sättige
mit seinem H. Geist und Safft seiner Gott-
heit, als mit seinem Blut träncke zum ewi-
gen Leben, darinn ist Er seinem Vatter ge-
horsam gewesen biß zum Tod am Creutz;
Ebenmässig ists gut und nöhtig, daß du
eben denselbigen heiligen Sterbens-Sinn
und Auffopfferungs-Willen auß Christo
anziehest; Allermassen du dein Vieh, wel-
ches du gleichwol nicht geschaffen, nicht
fragest, wann du auß- oder eintreiben, oder
schlachten sollest, benennest ihme auch we-
der Stund noch Tag darzu, sondern du
wilt kurtzum haben, daß es zu aller deiner
Willkuhr bereit stehe, ohnangesehen du mit
aller menschlicher Kunst ihme nicht ein
Gräßlein zu seinem Underhalt zuwegen
bringen kanst. Wie viel weniger solt du
GOtt vorschreiben, oder einicherley Weise
Ziel und Schrancken setzen, wie Er dich re-
gieren, und was Er auß oder mit dir ma-
chen soll, sintemal Er dir Leben, Odem
und alles gibt, mithin das Schöpffungs-
und Erlösungs-Recht zu dir hat, welches
Recht du zu keinem Thierlein hast, isse deß-
halben nur munter fort, damit du derma-
len einst nicht ein mager, sondern ein fett
Schlacht-Schaaff deines GOttes seyest auf
die Hochzeit Christi allen seligen Menschen
und heiligen Engeln zur Erquickung: Wie

sich

Das Schweitzeriſche Canaan.
ſpeiſe als mit ſeinem Liebe-Leben, ſaͤttige
mit ſeinem H. Geiſt und Safft ſeiner Gott-
heit, als mit ſeinem Blut traͤncke zum ewi-
gen Leben, darinn iſt Er ſeinem Vatter ge-
horſam geweſen biß zum Tod am Creutz;
Ebenmaͤſſig iſts gut und noͤhtig, daß du
eben denſelbigen heiligen Sterbens-Sinn
und Auffopfferungs-Willen auß Chriſto
anzieheſt; Allermaſſen du dein Vieh, wel-
ches du gleichwol nicht geſchaffen, nicht
frageſt, wann du auß- oder eintreiben, oder
ſchlachten ſolleſt, benenneſt ihme auch we-
der Stund noch Tag darzu, ſondern du
wilt kurtzum haben, daß es zu aller deiner
Willkuhr bereit ſtehe, ohnangeſehen du mit
aller menſchlicher Kunſt ihme nicht ein
Graͤßlein zu ſeinem Underhalt zuwegen
bringen kanſt. Wie viel weniger ſolt du
GOtt vorſchreiben, oder einicherley Weiſe
Ziel und Schrancken ſetzen, wie Er dich re-
gieren, und was Er auß oder mit dir ma-
chen ſoll, ſintemal Er dir Leben, Odem
und alles gibt, mithin das Schoͤpffungs-
und Erloͤſungs-Recht zu dir hat, welches
Recht du zu keinem Thierlein haſt, iſſe deß-
halben nur munter fort, damit du derma-
len einſt nicht ein mager, ſondern ein fett
Schlacht-Schaaff deines GOttes ſeyeſt auf
die Hochzeit Chriſti allen ſeligen Menſchen
und heiligen Engeln zur Erquickung: Wie

ſich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0116" n="48"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Schweitzeri&#x017F;che Canaan.</hi></fw><lb/>
&#x017F;pei&#x017F;e als mit &#x017F;einem Liebe-Leben, &#x017F;a&#x0364;ttige<lb/>
mit &#x017F;einem H. Gei&#x017F;t und Safft &#x017F;einer Gott-<lb/>
heit, als mit &#x017F;einem Blut tra&#x0364;ncke zum ewi-<lb/>
gen Leben, darinn i&#x017F;t Er &#x017F;einem Vatter ge-<lb/>
hor&#x017F;am gewe&#x017F;en biß zum Tod am Creutz;<lb/>
Ebenma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig i&#x017F;ts gut und no&#x0364;htig, daß du<lb/>
eben den&#x017F;elbigen heiligen Sterbens-Sinn<lb/>
und Auffopfferungs-Willen auß Chri&#x017F;to<lb/>
anziehe&#x017F;t; Allerma&#x017F;&#x017F;en du dein Vieh, wel-<lb/>
ches du gleichwol nicht ge&#x017F;chaffen, nicht<lb/>
frage&#x017F;t, wann du auß- oder eintreiben, oder<lb/>
&#x017F;chlachten &#x017F;olle&#x017F;t, benenne&#x017F;t ihme auch we-<lb/>
der Stund noch Tag darzu, &#x017F;ondern du<lb/>
wilt kurtzum haben, daß es zu aller deiner<lb/>
Willkuhr bereit &#x017F;tehe, ohnange&#x017F;ehen du mit<lb/>
aller men&#x017F;chlicher Kun&#x017F;t ihme nicht ein<lb/>
Gra&#x0364;ßlein zu &#x017F;einem Underhalt zuwegen<lb/>
bringen kan&#x017F;t. Wie viel weniger &#x017F;olt du<lb/>
GOtt vor&#x017F;chreiben, oder einicherley Wei&#x017F;e<lb/>
Ziel und Schrancken &#x017F;etzen, wie Er dich re-<lb/>
gieren, und was Er auß oder mit dir ma-<lb/>
chen &#x017F;oll, &#x017F;intemal Er dir Leben, Odem<lb/>
und alles gibt, mithin das Scho&#x0364;pffungs-<lb/>
und Erlo&#x0364;&#x017F;ungs-Recht zu dir hat, welches<lb/>
Recht du zu keinem Thierlein ha&#x017F;t, i&#x017F;&#x017F;e deß-<lb/>
halben nur munter fort, damit du derma-<lb/>
len ein&#x017F;t nicht ein mager, &#x017F;ondern ein fett<lb/>
Schlacht-Schaaff deines GOttes &#x017F;eye&#x017F;t auf<lb/>
die Hochzeit Chri&#x017F;ti allen &#x017F;eligen Men&#x017F;chen<lb/>
und heiligen Engeln zur Erquickung: Wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0116] Das Schweitzeriſche Canaan. ſpeiſe als mit ſeinem Liebe-Leben, ſaͤttige mit ſeinem H. Geiſt und Safft ſeiner Gott- heit, als mit ſeinem Blut traͤncke zum ewi- gen Leben, darinn iſt Er ſeinem Vatter ge- horſam geweſen biß zum Tod am Creutz; Ebenmaͤſſig iſts gut und noͤhtig, daß du eben denſelbigen heiligen Sterbens-Sinn und Auffopfferungs-Willen auß Chriſto anzieheſt; Allermaſſen du dein Vieh, wel- ches du gleichwol nicht geſchaffen, nicht frageſt, wann du auß- oder eintreiben, oder ſchlachten ſolleſt, benenneſt ihme auch we- der Stund noch Tag darzu, ſondern du wilt kurtzum haben, daß es zu aller deiner Willkuhr bereit ſtehe, ohnangeſehen du mit aller menſchlicher Kunſt ihme nicht ein Graͤßlein zu ſeinem Underhalt zuwegen bringen kanſt. Wie viel weniger ſolt du GOtt vorſchreiben, oder einicherley Weiſe Ziel und Schrancken ſetzen, wie Er dich re- gieren, und was Er auß oder mit dir ma- chen ſoll, ſintemal Er dir Leben, Odem und alles gibt, mithin das Schoͤpffungs- und Erloͤſungs-Recht zu dir hat, welches Recht du zu keinem Thierlein haſt, iſſe deß- halben nur munter fort, damit du derma- len einſt nicht ein mager, ſondern ein fett Schlacht-Schaaff deines GOttes ſeyeſt auf die Hochzeit Chriſti allen ſeligen Menſchen und heiligen Engeln zur Erquickung: Wie ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/116
Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/116>, abgerufen am 21.11.2024.