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Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

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Das Schweitzerische Canaan.
Begehren abschlagen? Wie! das Ge-
schenck seiner Erlösung, so Er euch als ei-
ne liebreiche Mutter auff dringet, verschmä-
hen? Saget ihr nicht mit Mund und Her-
tzen: Sihe, wir kommen zu Dir, denn
Du bist unser GOtt. O JEsu ziehe uns,
so lauffen wir.

Wo ist ein im Kercker gefangen ligender
Schuldner, der es nicht gern habe, rüh-
me, dancke, so ein anderer für ihn bezahlt!
Wo ist ein Sclav auf den Galeeren, der
sich nicht von Hertzen über das Rantzion-
Gelt erfreue? und ihr wollet lieber im
Schuld-Thurn verreblen, und an den
Sünden als Ketten deß höllischen Meer-
Räubers noch länger angeschmidet bleiben,
und so genug dem todtnen Schweffel-Meer
deß feurigen Pfuls zurudern, als Christo
von nun an leben: Wann ihr eine Weyd
um eine grosse Summ Gelds kaufftet, wä-
ret ihr dessen zufrieden, daß ein anderer
sein Vieh darauf triebe, und ihr in vielen,
ja nur in einem Jahr kein Einkommen da-
von hättet? Wie dörffet ihr denn dem
Teuffel gestatten, daß er sein Höllen-Thie-
re Zorn, Geitz, Hochmuth, Unkeusch-
heit, Heucheley, Falschheit, Füllerey,
Neyd, Verleumbdung in euerm Hertzen
weide, daß sie alles verwüsten, Graas und
Laub abfressen, alle Gedancken und Be-

gier-

Das Schweitzeriſche Canaan.
Begehren abſchlagen? Wie! das Ge-
ſchenck ſeiner Erloͤſung, ſo Er euch als ei-
ne liebreiche Mutter auff dringet, verſchmaͤ-
hen? Saget ihr nicht mit Mund und Her-
tzen: Sihe, wir kommen zu Dir, denn
Du biſt unſer GOtt. O JEſu ziehe uns,
ſo lauffen wir.

Wo iſt ein im Kercker gefangen ligender
Schuldner, der es nicht gern habe, ruͤh-
me, dancke, ſo ein anderer fuͤr ihn bezahlt!
Wo iſt ein Sclav auf den Galeeren, der
ſich nicht von Hertzen uͤber das Rantzion-
Gelt erfreue? und ihr wollet lieber im
Schuld-Thurn verreblen, und an den
Suͤnden als Ketten deß hoͤlliſchen Meer-
Raͤubers noch laͤnger angeſchmidet bleiben,
und ſo genug dem todtnen Schweffel-Meer
deß feurigen Pfuls zurudern, als Chriſto
von nun an leben: Wann ihr eine Weyd
um eine groſſe Summ Gelds kaufftet, waͤ-
ret ihr deſſen zufrieden, daß ein anderer
ſein Vieh darauf triebe, und ihr in vielen,
ja nur in einem Jahr kein Einkommen da-
von haͤttet? Wie doͤrffet ihr denn dem
Teuffel geſtatten, daß er ſein Hoͤllen-Thie-
re Zorn, Geitz, Hochmuth, Unkeuſch-
heit, Heucheley, Falſchheit, Fuͤllerey,
Neyd, Verleumbdung in euerm Hertzen
weide, daß ſie alles verwuͤſten, Graas und
Laub abfreſſen, alle Gedancken und Be-

gier-
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[94/0162] Das Schweitzeriſche Canaan. Begehren abſchlagen? Wie! das Ge- ſchenck ſeiner Erloͤſung, ſo Er euch als ei- ne liebreiche Mutter auff dringet, verſchmaͤ- hen? Saget ihr nicht mit Mund und Her- tzen: Sihe, wir kommen zu Dir, denn Du biſt unſer GOtt. O JEſu ziehe uns, ſo lauffen wir. Wo iſt ein im Kercker gefangen ligender Schuldner, der es nicht gern habe, ruͤh- me, dancke, ſo ein anderer fuͤr ihn bezahlt! Wo iſt ein Sclav auf den Galeeren, der ſich nicht von Hertzen uͤber das Rantzion- Gelt erfreue? und ihr wollet lieber im Schuld-Thurn verreblen, und an den Suͤnden als Ketten deß hoͤlliſchen Meer- Raͤubers noch laͤnger angeſchmidet bleiben, und ſo genug dem todtnen Schweffel-Meer deß feurigen Pfuls zurudern, als Chriſto von nun an leben: Wann ihr eine Weyd um eine groſſe Summ Gelds kaufftet, waͤ- ret ihr deſſen zufrieden, daß ein anderer ſein Vieh darauf triebe, und ihr in vielen, ja nur in einem Jahr kein Einkommen da- von haͤttet? Wie doͤrffet ihr denn dem Teuffel geſtatten, daß er ſein Hoͤllen-Thie- re Zorn, Geitz, Hochmuth, Unkeuſch- heit, Heucheley, Falſchheit, Fuͤllerey, Neyd, Verleumbdung in euerm Hertzen weide, daß ſie alles verwuͤſten, Graas und Laub abfreſſen, alle Gedancken und Be- gier-

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Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/162>, abgerufen am 26.11.2024.