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Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

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CAP. V.
Bunds die Armuth des Geistes, das selige
Umsonst erwehlt hat, du sollest Wasser deß
Heils, Wein und Milch umsonst kauffen
und ohne Gelt, Jes. 55: 1, 2. du sollest nur
die Dürfftigkeit und Unvermögen erkennen,
nach JEsu einzig dürsten, also, daß du keine
andere Hüter haben wollest, als die, wo von
GOtt kommen in Christo JEsu. Demnach
nun GOtt den Weg so kommlich und gerad
gemacht hat sich zu bereichern, so fern man
nur in sich selbs arm, schwach, nacket und
blind seye, so müste der Hochmuth selbs und
der Teuffel mit der Undanckbarkeit zusam-
men stehen, um zu hintern, daß die Liebe
GOttes einem nicht zu Hertzen gehe. Man-
cher könte sich die Rechnung machen; was
will ich in Vivis thun? der ich weder
Gelt noch Waaren habe dahin zu bringen;
Schließlich hätte ich von dem Anschauen al-
ler der köstlichen dort befindlichen Sachen
nur Pein, zumalen ich nichts hätte selbe an
mich zu kauffen. Wo du aber eigentlichen
Nachricht hättest, es seye daselbs ein uner-
gründlicher reicher, überaus miltthätiger
HErr, der gebe die köstlichste Ding umsonst,
verlange weiter nichts als daß man ein sehn-
lich Verlangen darnach haben, und weißlich
nach seiner Vorschrifft, wie billich, mit sei-
nen herrlichen Gaben umgehe: O wie lu-
stig wurde mancher Armer den Weg unter

die
J

CAP. V.
Bunds die Armuth des Geiſtes, das ſelige
Umſonſt erwehlt hat, du ſolleſt Waſſer deß
Heils, Wein und Milch umſonſt kauffen
und ohne Gelt, Jeſ. 55: 1, 2. du ſolleſt nur
die Duͤrfftigkeit und Unvermoͤgen erkennen,
nach JEſu einzig duͤrſten, alſo, daß du keine
andere Huͤter haben wolleſt, als die, wo von
GOtt kommen in Chriſto JEſu. Demnach
nun GOtt den Weg ſo kommlich und gerad
gemacht hat ſich zu bereichern, ſo fern man
nur in ſich ſelbs arm, ſchwach, nacket und
blind ſeye, ſo muͤſte der Hochmuth ſelbs und
der Teuffel mit der Undanckbarkeit zuſam-
men ſtehen, um zu hintern, daß die Liebe
GOttes einem nicht zu Hertzen gehe. Man-
cher koͤnte ſich die Rechnung machen; was
will ich in Vivis thun? der ich weder
Gelt noch Waaren habe dahin zu bringen;
Schließlich haͤtte ich von dem Anſchauen al-
ler der koͤſtlichen dort befindlichen Sachen
nur Pein, zumalen ich nichts haͤtte ſelbe an
mich zu kauffen. Wo du aber eigentlichen
Nachricht haͤtteſt, es ſeye daſelbs ein uner-
gruͤndlicher reicher, uͤberaus miltthaͤtiger
HErr, der gebe die koͤſtlichſte Ding umſonſt,
verlange weiter nichts als daß man ein ſehn-
lich Verlangen darnach haben, und weißlich
nach ſeiner Vorſchrifft, wie billich, mit ſei-
nen herrlichen Gaben umgehe: O wie lu-
ſtig wurde mancher Armer den Weg unter

die
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[129/0197] CAP. V. Bunds die Armuth des Geiſtes, das ſelige Umſonſt erwehlt hat, du ſolleſt Waſſer deß Heils, Wein und Milch umſonſt kauffen und ohne Gelt, Jeſ. 55: 1, 2. du ſolleſt nur die Duͤrfftigkeit und Unvermoͤgen erkennen, nach JEſu einzig duͤrſten, alſo, daß du keine andere Huͤter haben wolleſt, als die, wo von GOtt kommen in Chriſto JEſu. Demnach nun GOtt den Weg ſo kommlich und gerad gemacht hat ſich zu bereichern, ſo fern man nur in ſich ſelbs arm, ſchwach, nacket und blind ſeye, ſo muͤſte der Hochmuth ſelbs und der Teuffel mit der Undanckbarkeit zuſam- men ſtehen, um zu hintern, daß die Liebe GOttes einem nicht zu Hertzen gehe. Man- cher koͤnte ſich die Rechnung machen; was will ich in Vivis thun? der ich weder Gelt noch Waaren habe dahin zu bringen; Schließlich haͤtte ich von dem Anſchauen al- ler der koͤſtlichen dort befindlichen Sachen nur Pein, zumalen ich nichts haͤtte ſelbe an mich zu kauffen. Wo du aber eigentlichen Nachricht haͤtteſt, es ſeye daſelbs ein uner- gruͤndlicher reicher, uͤberaus miltthaͤtiger HErr, der gebe die koͤſtlichſte Ding umſonſt, verlange weiter nichts als daß man ein ſehn- lich Verlangen darnach haben, und weißlich nach ſeiner Vorſchrifft, wie billich, mit ſei- nen herrlichen Gaben umgehe: O wie lu- ſtig wurde mancher Armer den Weg unter die J

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Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/197>, abgerufen am 12.05.2024.