Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Schweitzerische Canaan.
nungen und Vorstellungen deß greulichen
Verfahls den Menschen im Gewissen beissen
und wehe thun, aber eben dardurch vom
Tod helffen und heilen, und denen nach
GOttes Gnade hungerig gewordenen
schwachen Kindern die Schalen deß Buch-
stabens der Heil. Schrifft auffbeissen, und
den safftigen Kern Christum und die neue
Geburt auß GOtt darinn zeigen und zu
essen darreichen, ja vorkäuen, zu stärcken-
der Nahrung der Seelen, dardurch GOt-
tes Reich vermehret wird, und ewige Schä-
tze dir zu Hause kommen; Wie soltest du
dann nicht eyffern mit göttlichem Eyffer,
daß ja keine verführerische Geister, Men-
schen oder Kräffte durch ihre Versuchun-
gen die Seele von der Weyde GOttes ab,
dem Teuffel zutrieben! wie leyder täglich
geschihet, allermassen es der Seelen-Mör-
der sehr ungern hat, wann etwa ein Mensch
die Weyde Christi nur von weitem schme-
cket, oder wann einem bißweilen ein Kräut-
lein davon zu theil wird durch die Lockung
deß guten Hirten, so ist der böß-gifftige,
neidige Höllen-Hund gleich hinder ihm
her, ihn flugs davon zu stäupen mit seinem
Gebell, da es heißet, man könne nicht er-
leuchtet, gerecht und heilig leben in dieser
Welt, man müsse es nicht so genau nem-
men, man möchte wohl drob zum Narren

wer-
B

Das Schweitzeriſche Canaan.
nungen und Vorſtellungen deß greulichen
Verfahls den Menſchen im Gewiſſen beiſſen
und wehe thun, aber eben dardurch vom
Tod helffen und heilen, und denen nach
GOttes Gnade hungerig gewordenen
ſchwachen Kindern die Schalen deß Buch-
ſtabens der Heil. Schrifft auffbeiſſen, und
den ſafftigen Kern Chriſtum und die neue
Geburt auß GOtt darinn zeigen und zu
eſſen darreichen, ja vorkaͤuen, zu ſtaͤrcken-
der Nahrung der Seelen, dardurch GOt-
tes Reich vermehret wird, und ewige Schaͤ-
tze dir zu Hauſe kommen; Wie ſolteſt du
dann nicht eyffern mit goͤttlichem Eyffer,
daß ja keine verfuͤhreriſche Geiſter, Men-
ſchen oder Kraͤffte durch ihre Verſuchun-
gen die Seele von der Weyde GOttes ab,
dem Teuffel zutrieben! wie leyder taͤglich
geſchihet, allermaſſen es der Seelen-Moͤr-
der ſehr ungern hat, wann etwa ein Menſch
die Weyde Chriſti nur von weitem ſchme-
cket, oder wann einem bißweilen ein Kraͤut-
lein davon zu theil wird durch die Lockung
deß guten Hirten, ſo iſt der boͤß-gifftige,
neidige Hoͤllen-Hund gleich hinder ihm
her, ihn flugs davon zu ſtaͤupen mit ſeinem
Gebell, da es heißet, man koͤnne nicht er-
leuchtet, gerecht und heilig leben in dieſer
Welt, man muͤſſe es nicht ſo genau nem-
men, man moͤchte wohl drob zum Narren

wer-
B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0085" n="17"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Schweitzeri&#x017F;che Canaan.</hi></fw><lb/>
nungen und Vor&#x017F;tellungen deß greulichen<lb/>
Verfahls den Men&#x017F;chen im Gewi&#x017F;&#x017F;en bei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und wehe thun, aber eben dardurch vom<lb/>
Tod helffen und heilen, und denen nach<lb/>
GOttes Gnade hungerig gewordenen<lb/>
&#x017F;chwachen Kindern die Schalen deß Buch-<lb/>
&#x017F;tabens der Heil. Schrifft auffbei&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
den &#x017F;afftigen Kern Chri&#x017F;tum und die neue<lb/>
Geburt auß GOtt darinn zeigen und zu<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en darreichen, ja vorka&#x0364;uen, zu &#x017F;ta&#x0364;rcken-<lb/>
der Nahrung der Seelen, dardurch GOt-<lb/>
tes Reich vermehret wird, und ewige Scha&#x0364;-<lb/>
tze dir zu Hau&#x017F;e kommen; Wie &#x017F;olte&#x017F;t du<lb/>
dann nicht eyffern mit go&#x0364;ttlichem Eyffer,<lb/>
daß ja keine verfu&#x0364;hreri&#x017F;che Gei&#x017F;ter, Men-<lb/>
&#x017F;chen oder Kra&#x0364;ffte durch ihre Ver&#x017F;uchun-<lb/>
gen die Seele von der Weyde GOttes ab,<lb/>
dem Teuffel zutrieben! wie leyder ta&#x0364;glich<lb/>
ge&#x017F;chihet, allerma&#x017F;&#x017F;en es der Seelen-Mo&#x0364;r-<lb/>
der &#x017F;ehr ungern hat, wann etwa ein Men&#x017F;ch<lb/>
die Weyde Chri&#x017F;ti nur von weitem &#x017F;chme-<lb/>
cket, oder wann einem bißweilen ein Kra&#x0364;ut-<lb/>
lein davon zu theil wird durch die Lockung<lb/>
deß guten Hirten, &#x017F;o i&#x017F;t der bo&#x0364;ß-gifftige,<lb/>
neidige Ho&#x0364;llen-Hund gleich hinder ihm<lb/>
her, ihn flugs davon zu &#x017F;ta&#x0364;upen mit &#x017F;einem<lb/>
Gebell, da es heißet, man ko&#x0364;nne nicht er-<lb/>
leuchtet, gerecht und heilig leben in die&#x017F;er<lb/>
Welt, man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e es nicht &#x017F;o genau nem-<lb/>
men, man mo&#x0364;chte wohl drob zum Narren<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">wer-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0085] Das Schweitzeriſche Canaan. nungen und Vorſtellungen deß greulichen Verfahls den Menſchen im Gewiſſen beiſſen und wehe thun, aber eben dardurch vom Tod helffen und heilen, und denen nach GOttes Gnade hungerig gewordenen ſchwachen Kindern die Schalen deß Buch- ſtabens der Heil. Schrifft auffbeiſſen, und den ſafftigen Kern Chriſtum und die neue Geburt auß GOtt darinn zeigen und zu eſſen darreichen, ja vorkaͤuen, zu ſtaͤrcken- der Nahrung der Seelen, dardurch GOt- tes Reich vermehret wird, und ewige Schaͤ- tze dir zu Hauſe kommen; Wie ſolteſt du dann nicht eyffern mit goͤttlichem Eyffer, daß ja keine verfuͤhreriſche Geiſter, Men- ſchen oder Kraͤffte durch ihre Verſuchun- gen die Seele von der Weyde GOttes ab, dem Teuffel zutrieben! wie leyder taͤglich geſchihet, allermaſſen es der Seelen-Moͤr- der ſehr ungern hat, wann etwa ein Menſch die Weyde Chriſti nur von weitem ſchme- cket, oder wann einem bißweilen ein Kraͤut- lein davon zu theil wird durch die Lockung deß guten Hirten, ſo iſt der boͤß-gifftige, neidige Hoͤllen-Hund gleich hinder ihm her, ihn flugs davon zu ſtaͤupen mit ſeinem Gebell, da es heißet, man koͤnne nicht er- leuchtet, gerecht und heilig leben in dieſer Welt, man muͤſſe es nicht ſo genau nem- men, man moͤchte wohl drob zum Narren wer- B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/85
Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/85>, abgerufen am 13.05.2024.