Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.Das Schweitzerische Canaan. virt werden, seye also nichts bessers als ge-dultiglich in aller Demuht mit dem Sün- den-Stand vorlieb nemmen, biß alle Schaaf- fe Flügel bekommen, auß der Sünde flugs über den Gnaden-Stand hinüber zu flie- gen in den Stand der Herrlichkeit, damit erspahre man zimlich viel Beschwernissen, so schon vor altem Jsrael in ihrer Reise durch die Wüste als den Stand der Gna- den habe müssen bestreiten, wo man so im Flug auß Egypten über die Wüste hinü- ber in Canaan fahren könne, allein es ist zu besorgen, daß ehe solche Flügel den Schaaffen gewachsen seyen, der listige Wolff wohl das meiste auffgezehret haben werde, die Hoffnung von künfftigen Flügeln auf die Reise und schleunige Uberfahrt auß der Sünd in GOttes ewig-heilige und seelige Herrlichkeit durch den Tod, ist wahrlich nicht minder ungereimt, als wann ihr mit euern Kühen nicht allgemach, Schritt für Schritt denen Weyd-Bergen zufahren woltet, besonders warten biß ihnen Flügel angewachsen, darmit gienge deinem Vieh nicht gewisser die Weyde dahin zu grossem Jammer im Winter, als deiner Seel die ewige Seligkeit zu scheutzlichem Geheul in der äussersten Finsterniß; Darum biß klug, nimm die Gnaden-Zeit in acht, treibe immerfort am Werck der Heiligung, lege täglich
Das Schweitzeriſche Canaan. virt werden, ſeye alſo nichts beſſers als ge-dultiglich in aller Demuht mit dem Suͤn- den-Stand vorlieb nem̃en, biß alle Schaaf- fe Fluͤgel bekommen, auß der Suͤnde flugs uͤber den Gnaden-Stand hinuͤber zu flie- gen in den Stand der Herrlichkeit, damit erſpahre man zimlich viel Beſchwerniſſen, ſo ſchon vor altem Jſrael in ihrer Reiſe durch die Wuͤſte als den Stand der Gna- den habe muͤſſen beſtreiten, wo man ſo im Flug auß Egypten uͤber die Wuͤſte hinuͤ- ber in Canaan fahren koͤnne, allein es iſt zu beſorgen, daß ehe ſolche Fluͤgel den Schaaffen gewachſen ſeyen, der liſtige Wolff wohl das meiſte auffgezehret haben werde, die Hoffnung von kuͤnfftigen Fluͤgeln auf die Reiſe und ſchleunige Uberfahrt auß der Suͤnd in GOttes ewig-heilige und ſeelige Herrlichkeit durch den Tod, iſt wahrlich nicht minder ungereimt, als wann ihr mit euern Kuͤhen nicht allgemach, Schritt fuͤr Schritt denen Weyd-Bergen zufahren woltet, beſonders warten biß ihnen Fluͤgel angewachſen, darmit gienge deinem Vieh nicht gewiſſer die Weyde dahin zu groſſem Jammer im Winter, als deiner Seel die ewige Seligkeit zu ſcheutzlichem Geheul in der aͤuſſerſten Finſterniß; Darum biß klug, nimm die Gnaden-Zeit in acht, treibe immerfort am Werck der Heiligung, lege taͤglich
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Das Schweitzeriſche Canaan.
virt werden, ſeye alſo nichts beſſers als ge-
dultiglich in aller Demuht mit dem Suͤn-
den-Stand vorlieb nem̃en, biß alle Schaaf-
fe Fluͤgel bekommen, auß der Suͤnde flugs
uͤber den Gnaden-Stand hinuͤber zu flie-
gen in den Stand der Herrlichkeit, damit
erſpahre man zimlich viel Beſchwerniſſen,
ſo ſchon vor altem Jſrael in ihrer Reiſe
durch die Wuͤſte als den Stand der Gna-
den habe muͤſſen beſtreiten, wo man ſo im
Flug auß Egypten uͤber die Wuͤſte hinuͤ-
ber in Canaan fahren koͤnne, allein es iſt
zu beſorgen, daß ehe ſolche Fluͤgel den
Schaaffen gewachſen ſeyen, der liſtige Wolff
wohl das meiſte auffgezehret haben werde,
die Hoffnung von kuͤnfftigen Fluͤgeln auf
die Reiſe und ſchleunige Uberfahrt auß der
Suͤnd in GOttes ewig-heilige und ſeelige
Herrlichkeit durch den Tod, iſt wahrlich
nicht minder ungereimt, als wann ihr mit
euern Kuͤhen nicht allgemach, Schritt fuͤr
Schritt denen Weyd-Bergen zufahren
woltet, beſonders warten biß ihnen Fluͤgel
angewachſen, darmit gienge deinem Vieh
nicht gewiſſer die Weyde dahin zu groſſem
Jammer im Winter, als deiner Seel die
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