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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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über die himmlische Perle.

Ein Exempel darvon ist Joseph, der alle Periodos und Zeitläuffte
des Neuen Testaments in seinem Schicksaal abgebildet, und wie auf
einer Tafel, was so lang hernach geschehen sollte, vor unsere Augen
fürgemahlet.

I. Hatte Joseph Träume, truge einen bunten Rock, ware dem
Jsrael im Alter gebohren, und wurde hefftig von ihm geliebt: Diß
bildet im Prophetischen Sinn ab, die erste Apostolische Kirch, über
welche der Geist der Weissagung ausgegossen worden ware mit ungemei-
nen Gaben des H. Geistes bekleidet und gezieret a. Christus erschiene den
Apostlen und Heiligen selbiger Zeit öffters, (wie an Paulo zu sehen)
und gienge unerhört vertraulich mit ihnen um, und offenbahrete ihnen
seine Geheimnussen, so von Anbegin der Welt verborgen gewesen.
Die Kirchen des Neuen Testaments, wird auch im Alter der Welt
unter der letzten Zeit vorgestellt.

II. Joseph wurde sehr von den Brüderen verfolget, sie machten
Anschläge ihn zu erwürgen: Juda selbst verkauffte ihn den Midia-
niteren zum Sclaven. Was stellt uns das anders vor? als die grosse
Verfolgungen der Kirchen, die sie hatte ausgestanden, da viele tau-
send von wilden Thieren zerrissen, in stinckende Gruben geschmissen, auf
die grausamste Weiß hingerichtet, verrätherischer Weiß verkaufft, und
ihre Kleider wohl mit Blut gefärbet worden, indem die mächtigste Mo-
narchen in der Welt, der Perser König so wohl als der Römische Kayser,
sie auszurotten bedacht waren, und zwar meistens auf Anstifftung ihrer
Brüder nach dem Fleisch, der Juden, welche die allerersten Ver-
folgungen erregeten und die Christen den Heyden umzubringen ver-
kaufften, missis in eam rem viris per totum terrarum orbem, inde-
me sie expreß darzu gedingte Leute ausschickten in die gantze Welt.

III. Nachdem Joseph dem Potiphar in Egypten verkaufft ware,
fand er Gnad bey seinem Herren, daß er ihn über sein Hauß setz-
te, und ihm alles unter seine Hand thate; Dieses ziehlet auf den
Zeit-Lauff unter dem Kayser Constantino, da die Kirch empor kame,
Ruhe hatte, ja gleichsam fett wurde.

IV. Da Joseph schön und hüpsch ware, wollte Potiphars Weib
ihne zur Unkeuschheit reitzen; Also kame bey der äusserlichen Ruhe,
Uberfluß der irrdischen Güter, weltlicher Hochheit, Pracht und Ge-
walt die grosse Hure Jesabel hervor, und wollte, daß die Kirch geist-

liche
a Ap. Gesch. II. 1 Cor. XII. Eph. III.
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uͤber die himmliſche Perle.

Ein Exempel darvon iſt Joſeph, der alle Periodos und Zeitlaͤuffte
des Neuen Teſtaments in ſeinem Schickſaal abgebildet, und wie auf
einer Tafel, was ſo lang hernach geſchehen ſollte, vor unſere Augen
fuͤrgemahlet.

I. Hatte Joſeph Traͤume, truge einen bunten Rock, ware dem
Jſrael im Alter gebohren, und wurde hefftig von ihm geliebt: Diß
bildet im Prophetiſchen Sinn ab, die erſte Apoſtoliſche Kirch, uͤber
welche der Geiſt der Weiſſagung ausgegoſſen worden ware mit ungemei-
nen Gaben des H. Geiſtes bekleidet und gezieret a. Chriſtus erſchiene den
Apoſtlen und Heiligen ſelbiger Zeit oͤffters, (wie an Paulo zu ſehen)
und gienge unerhoͤrt vertraulich mit ihnen um, und offenbahrete ihnen
ſeine Geheimnuſſen, ſo von Anbegin der Welt verborgen geweſen.
Die Kirchen des Neuen Teſtaments, wird auch im Alter der Welt
unter der letzten Zeit vorgeſtellt.

II. Joſeph wurde ſehr von den Bruͤderen verfolget, ſie machten
Anſchlaͤge ihn zu erwuͤrgen: Juda ſelbſt verkauffte ihn den Midia-
niteren zum Sclaven. Was ſtellt uns das anders vor? als die groſſe
Verfolgungen der Kirchen, die ſie hatte ausgeſtanden, da viele tau-
ſend von wilden Thieren zerriſſen, in ſtinckende Gruben geſchmiſſen, auf
die grauſamſte Weiß hingerichtet, verraͤtheriſcher Weiß verkaufft, und
ihre Kleider wohl mit Blut gefaͤrbet worden, indem die maͤchtigſte Mo-
narchen in der Welt, der Perſer Koͤnig ſo wohl als der Roͤmiſche Kayſer,
ſie auszurotten bedacht waren, und zwar meiſtens auf Anſtifftung ihrer
Bruͤder nach dem Fleiſch, der Juden, welche die allererſten Ver-
folgungen erregeten und die Chriſten den Heyden umzubringen ver-
kaufften, miſſis in eam rem viris per totum terrarum orbem, inde-
me ſie expreß darzu gedingte Leute ausſchickten in die gantze Welt.

III. Nachdem Joſeph dem Potiphar in Egypten verkaufft ware,
fand er Gnad bey ſeinem Herren, daß er ihn uͤber ſein Hauß ſetz-
te, und ihm alles unter ſeine Hand thate; Dieſes ziehlet auf den
Zeit-Lauff unter dem Kayſer Conſtantino, da die Kirch empor kame,
Ruhe hatte, ja gleichſam fett wurde.

IV. Da Joſeph ſchoͤn und huͤpſch ware, wollte Potiphars Weib
ihne zur Unkeuſchheit reitzen; Alſo kame bey der aͤuſſerlichen Ruhe,
Uberfluß der irrdiſchen Guͤter, weltlicher Hochheit, Pracht und Ge-
walt die groſſe Hure Jeſabel hervor, und wollte, daß die Kirch geiſt-

liche
a Ap. Geſch. II. 1 Cor. XII. Eph. III.
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[913/1009] uͤber die himmliſche Perle. Ein Exempel darvon iſt Joſeph, der alle Periodos und Zeitlaͤuffte des Neuen Teſtaments in ſeinem Schickſaal abgebildet, und wie auf einer Tafel, was ſo lang hernach geſchehen ſollte, vor unſere Augen fuͤrgemahlet. I. Hatte Joſeph Traͤume, truge einen bunten Rock, ware dem Jſrael im Alter gebohren, und wurde hefftig von ihm geliebt: Diß bildet im Prophetiſchen Sinn ab, die erſte Apoſtoliſche Kirch, uͤber welche der Geiſt der Weiſſagung ausgegoſſen worden ware mit ungemei- nen Gaben des H. Geiſtes bekleidet und gezieret a. Chriſtus erſchiene den Apoſtlen und Heiligen ſelbiger Zeit oͤffters, (wie an Paulo zu ſehen) und gienge unerhoͤrt vertraulich mit ihnen um, und offenbahrete ihnen ſeine Geheimnuſſen, ſo von Anbegin der Welt verborgen geweſen. Die Kirchen des Neuen Teſtaments, wird auch im Alter der Welt unter der letzten Zeit vorgeſtellt. II. Joſeph wurde ſehr von den Bruͤderen verfolget, ſie machten Anſchlaͤge ihn zu erwuͤrgen: Juda ſelbſt verkauffte ihn den Midia- niteren zum Sclaven. Was ſtellt uns das anders vor? als die groſſe Verfolgungen der Kirchen, die ſie hatte ausgeſtanden, da viele tau- ſend von wilden Thieren zerriſſen, in ſtinckende Gruben geſchmiſſen, auf die grauſamſte Weiß hingerichtet, verraͤtheriſcher Weiß verkaufft, und ihre Kleider wohl mit Blut gefaͤrbet worden, indem die maͤchtigſte Mo- narchen in der Welt, der Perſer Koͤnig ſo wohl als der Roͤmiſche Kayſer, ſie auszurotten bedacht waren, und zwar meiſtens auf Anſtifftung ihrer Bruͤder nach dem Fleiſch, der Juden, welche die allererſten Ver- folgungen erregeten und die Chriſten den Heyden umzubringen ver- kaufften, miſſis in eam rem viris per totum terrarum orbem, inde- me ſie expreß darzu gedingte Leute ausſchickten in die gantze Welt. III. Nachdem Joſeph dem Potiphar in Egypten verkaufft ware, fand er Gnad bey ſeinem Herren, daß er ihn uͤber ſein Hauß ſetz- te, und ihm alles unter ſeine Hand thate; Dieſes ziehlet auf den Zeit-Lauff unter dem Kayſer Conſtantino, da die Kirch empor kame, Ruhe hatte, ja gleichſam fett wurde. IV. Da Joſeph ſchoͤn und huͤpſch ware, wollte Potiphars Weib ihne zur Unkeuſchheit reitzen; Alſo kame bey der aͤuſſerlichen Ruhe, Uberfluß der irrdiſchen Guͤter, weltlicher Hochheit, Pracht und Ge- walt die groſſe Hure Jeſabel hervor, und wollte, daß die Kirch geiſt- liche a Ap. Geſch. II. 1 Cor. XII. Eph. III. Z z z z z

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 913. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1009>, abgerufen am 22.11.2024.