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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Betrachtungen
liche Hurerey triebe, und das reine Anhangen an Christo dem See-
len-Bräutigam, von denen Propheten und Apostlen so hoch recom-
mandirt, mit Menschen-Namen und allerhand subtilen Abgötterey
beflecke: Unter Thyatira wird deßwegen austrucklich der Huren Je-
sabel gedacht: Joseph aber wollte sich mit ihro nicht beflecken; Es
waren doch allzeit solche, die als standhaffte Zeugen der Warheit,
vor und nach, der Huren widersprachen, sagende: Wie sollten wir
ein so groß Ubel thun und uns an Christo also hoch versündigen, von
dem wir allein alles haben, was wir sind, glauben und hoffen, alle
Fülle himmlischer Gaben und göttlicher Vergnügungen, Erleuchtung
und Heiligung, wie könnten wir dann so treulos an Jhm werden?
Diese Sprach führeten auf das ungeziemende Zumuthen der abgewi-
chenen ehebrecherischen Kirch Jesabel, ein Huß, Wickleff, Wal-
denser, die sich widersetzten und nicht geistliche Hurerey noch Abgöt-
terey treiben wollten.

Aber eben wie Potiphars Weib, da gute Wort nichts vermoch-
ten den Joseph zur Unzucht zu vermögen, ihne mit Gewalt zu sich reis-
sen wollte. Also wütete die wollüstige, Blut-durstige und stoltze Je-
sabel mit Feuer und Schwerdt, über alle getreue Anhänger Christi,
und vermeinte es kurtzum dahin zu bringen, daß sich die Knechte GOt-
tes mit ihr vermischen, und ihrer Abgötterey unterwerffen, und ihrer
ungezäumten Herschsucht über die Gewissen weichen müßten.

V. Joseph wollte eher sein Kleid zuruck lassen und aus dem Hau-
se lauffen, als sich beflecken; So hat auch die Kirch in der Refor-
mation lieber Kleider, Hauß und Hof und alles verlassen, und sich aus
der Huren Hauß hinaus gemacht, als sich mit denen unzehlichen Men-
schen-Gesätzen und aberglaubischen Wesen verunreinigen wollen.

VI. Hierauf verklagte Potiphars Weib den Joseph, als wann er
mit ihr hätte wollen Unzucht treiben, und wurde also durch Verleum-
dungen verfolget, darüber er auch ins Gefängnuß geworffen worden:
Weilen er zu der Anklag gantz still geschwiegen, und die Sach GOtt
befohlen, sintemahl man nicht lieset, daß er sich mit einem Wort
verantwortet habe: So werden in Philadelphia die jenige, welche
den gemeinsamen Umgang der Welt-Kinder meiden, damit sie das
zarte Leben JEsu ungeschändet in sich bewahren, auch der Hurerey
bezüchtiget werden, derowegen sie um dieser Lugen willen das Wort
der Gedult bewahren müssen, in dem sie in steter Gefahr schweben,

wegen

Betrachtungen
liche Hurerey triebe, und das reine Anhangen an Chriſto dem See-
len-Braͤutigam, von denen Propheten und Apoſtlen ſo hoch recom-
mandirt, mit Menſchen-Namen und allerhand ſubtilen Abgoͤtterey
beflecke: Unter Thyatira wird deßwegen austrucklich der Huren Je-
ſabel gedacht: Joſeph aber wollte ſich mit ihro nicht beflecken; Es
waren doch allzeit ſolche, die als ſtandhaffte Zeugen der Warheit,
vor und nach, der Huren widerſprachen, ſagende: Wie ſollten wir
ein ſo groß Ubel thun und uns an Chriſto alſo hoch verſuͤndigen, von
dem wir allein alles haben, was wir ſind, glauben und hoffen, alle
Fuͤlle himmliſcher Gaben und goͤttlicher Vergnuͤgungen, Erleuchtung
und Heiligung, wie koͤnnten wir dann ſo treulos an Jhm werden?
Dieſe Sprach fuͤhreten auf das ungeziemende Zumuthen der abgewi-
chenen ehebrecheriſchen Kirch Jeſabel, ein Huß, Wickleff, Wal-
denſer, die ſich widerſetzten und nicht geiſtliche Hurerey noch Abgoͤt-
terey treiben wollten.

Aber eben wie Potiphars Weib, da gute Wort nichts vermoch-
ten den Joſeph zur Unzucht zu vermoͤgen, ihne mit Gewalt zu ſich reiſ-
ſen wollte. Alſo wuͤtete die wolluͤſtige, Blut-durſtige und ſtoltze Je-
ſabel mit Feuer und Schwerdt, uͤber alle getreue Anhaͤnger Chriſti,
und vermeinte es kurtzum dahin zu bringen, daß ſich die Knechte GOt-
tes mit ihr vermiſchen, und ihrer Abgoͤtterey unterwerffen, und ihrer
ungezaͤumten Herſchſucht uͤber die Gewiſſen weichen muͤßten.

V. Joſeph wollte eher ſein Kleid zuruck laſſen und aus dem Hau-
ſe lauffen, als ſich beflecken; So hat auch die Kirch in der Refor-
mation lieber Kleider, Hauß und Hof und alles verlaſſen, und ſich aus
der Huren Hauß hinaus gemacht, als ſich mit denen unzehlichen Men-
ſchen-Geſaͤtzen und aberglaubiſchen Weſen verunreinigen wollen.

VI. Hierauf verklagte Potiphars Weib den Joſeph, als wann er
mit ihr haͤtte wollen Unzucht treiben, und wurde alſo durch Verleum-
dungen verfolget, daruͤber er auch ins Gefaͤngnuß geworffen worden:
Weilen er zu der Anklag gantz ſtill geſchwiegen, und die Sach GOtt
befohlen, ſintemahl man nicht lieſet, daß er ſich mit einem Wort
verantwortet habe: So werden in Philadelphia die jenige, welche
den gemeinſamen Umgang der Welt-Kinder meiden, damit ſie das
zarte Leben JEſu ungeſchaͤndet in ſich bewahren, auch der Hurerey
bezuͤchtiget werden, derowegen ſie um dieſer Lugen willen das Wort
der Gedult bewahren muͤſſen, in dem ſie in ſteter Gefahr ſchweben,

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[914/1010] Betrachtungen liche Hurerey triebe, und das reine Anhangen an Chriſto dem See- len-Braͤutigam, von denen Propheten und Apoſtlen ſo hoch recom- mandirt, mit Menſchen-Namen und allerhand ſubtilen Abgoͤtterey beflecke: Unter Thyatira wird deßwegen austrucklich der Huren Je- ſabel gedacht: Joſeph aber wollte ſich mit ihro nicht beflecken; Es waren doch allzeit ſolche, die als ſtandhaffte Zeugen der Warheit, vor und nach, der Huren widerſprachen, ſagende: Wie ſollten wir ein ſo groß Ubel thun und uns an Chriſto alſo hoch verſuͤndigen, von dem wir allein alles haben, was wir ſind, glauben und hoffen, alle Fuͤlle himmliſcher Gaben und goͤttlicher Vergnuͤgungen, Erleuchtung und Heiligung, wie koͤnnten wir dann ſo treulos an Jhm werden? Dieſe Sprach fuͤhreten auf das ungeziemende Zumuthen der abgewi- chenen ehebrecheriſchen Kirch Jeſabel, ein Huß, Wickleff, Wal- denſer, die ſich widerſetzten und nicht geiſtliche Hurerey noch Abgoͤt- terey treiben wollten. Aber eben wie Potiphars Weib, da gute Wort nichts vermoch- ten den Joſeph zur Unzucht zu vermoͤgen, ihne mit Gewalt zu ſich reiſ- ſen wollte. Alſo wuͤtete die wolluͤſtige, Blut-durſtige und ſtoltze Je- ſabel mit Feuer und Schwerdt, uͤber alle getreue Anhaͤnger Chriſti, und vermeinte es kurtzum dahin zu bringen, daß ſich die Knechte GOt- tes mit ihr vermiſchen, und ihrer Abgoͤtterey unterwerffen, und ihrer ungezaͤumten Herſchſucht uͤber die Gewiſſen weichen muͤßten. V. Joſeph wollte eher ſein Kleid zuruck laſſen und aus dem Hau- ſe lauffen, als ſich beflecken; So hat auch die Kirch in der Refor- mation lieber Kleider, Hauß und Hof und alles verlaſſen, und ſich aus der Huren Hauß hinaus gemacht, als ſich mit denen unzehlichen Men- ſchen-Geſaͤtzen und aberglaubiſchen Weſen verunreinigen wollen. VI. Hierauf verklagte Potiphars Weib den Joſeph, als wann er mit ihr haͤtte wollen Unzucht treiben, und wurde alſo durch Verleum- dungen verfolget, daruͤber er auch ins Gefaͤngnuß geworffen worden: Weilen er zu der Anklag gantz ſtill geſchwiegen, und die Sach GOtt befohlen, ſintemahl man nicht lieſet, daß er ſich mit einem Wort verantwortet habe: So werden in Philadelphia die jenige, welche den gemeinſamen Umgang der Welt-Kinder meiden, damit ſie das zarte Leben JEſu ungeſchaͤndet in ſich bewahren, auch der Hurerey bezuͤchtiget werden, derowegen ſie um dieſer Lugen willen das Wort der Gedult bewahren muͤſſen, in dem ſie in ſteter Gefahr ſchweben, wegen

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 914. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1010>, abgerufen am 22.11.2024.