die bereits in ihrem Glantz und Krafft vor mir stehet, er ist dein Bürg, vergiß es ja nicht, versencke dich in seine ewige Liebe, diese wird dich je mehr und mehr gerecht machen a, und in allen zustossen- den Gefährlichkeiten wie ein feurige Mauer umgeben: Jch bin der- jenige, der dich beruffen hat vom Aufgang, ich habe in dein Hertz geschauet, und dich neu geschaffen zu denen allerköstlichsten Früchten und Glaubens-Proben, die ich dir zu tragen bereitet habe, ehe der Welt-Grund geleget ist, ich habe es mit dir angefangen, ich, ich will es auch ausführen und vollenden, ja allen deinen Kinderen, wel- che in den Fußstapffen deines Glaubens wandlen, soll diese Gerech- tigkeit zugerechnet werden, biß an der Welt Ende.
Die Heili- gung und Rechtfer- tigung ge- hen ge- paaret mit einander.
§. 7. Wer klug ist mercket anbey, daß Heiligung und Rechtferti- gung mit einander gehen, und daß keine ohne die andere im Genuß vollkommen wird, zum Beweißthum dessen wage es nur einer, der von dieser, oder einer anderen Sünd im Gewissen loßgemacht wor- den, er rühre sie nur wieder an, und sehe dann, ob nicht alle vori- ge Anklagen und Verdammungen wieder aufwachen werden, also daß er nicht mehr als ein Gerechter, sondern als ein Beschuldigter und Verurtheilter vor GOtt, Engeln und Teufeln erscheinen müsse; wer aber diese Wahrheit tückischer Weise verwirfft, weilen er et- wan keine Lust hat der Heiligung mit Ernst nachzujagen, und sich in GOttes Ordnung zu schicken, der wird dermahlen eins ihren Sta- chel mit Angst erfahren müssen, darwider ihne seine vorgefaßte Mey- nungen nicht werden zuschützen vermögen, da er Abrahams Gerechtig- keit ohne dessen Glaubens-Wandel zu haben und zu geniessen ver- meint, und mit einem angemasseten Trost den Schatz (GOttes ewig- vest gefaßtem Rathschluß zu trotz) aus dem Himmel wegzustehlen sich getrauet; Ach am Tag der Noth wird ers innen werden, ob er den gerechten und allwissenden GOtt, oder ob nicht vielmehr der Teufel ihne betrogen habe, und um seine Seele gebracht: O Kindlein! las- set euch niemand verführen, wer eine einige Sünde behalt, der hat JEsum nicht gesehen noch erkannt, wer Gerechtigkeit thut, der ist gerecht wie Abraham, ja wie JEsus gerecht ist; mit dem Glauben, da man JEsu Liecht, Blut und Sieg fasset, anziehet, gebrauchet, wachset auch und erstarcket die Gerechtigkeit samt ihren Früchten, der Friede in GOtt, und die Freudigkeit im H. Geist, das gehet al-
les
aApoc. XII.
Der verheiſſene
die bereits in ihrem Glantz und Krafft vor mir ſtehet, er iſt dein Buͤrg, vergiß es ja nicht, verſencke dich in ſeine ewige Liebe, dieſe wird dich je mehr und mehr gerecht machen a, und in allen zuſtoſſen- den Gefaͤhrlichkeiten wie ein feurige Mauer umgeben: Jch bin der- jenige, der dich beruffen hat vom Aufgang, ich habe in dein Hertz geſchauet, und dich neu geſchaffen zu denen allerkoͤſtlichſten Fruͤchten und Glaubens-Proben, die ich dir zu tragen bereitet habe, ehe der Welt-Grund geleget iſt, ich habe es mit dir angefangen, ich, ich will es auch ausfuͤhren und vollenden, ja allen deinen Kinderen, wel- che in den Fußſtapffen deines Glaubens wandlen, ſoll dieſe Gerech- tigkeit zugerechnet werden, biß an der Welt Ende.
Die Heili- gung und Rechtfer- tigung ge- hen ge- paaret mit einander.
§. 7. Wer klug iſt mercket anbey, daß Heiligung und Rechtferti- gung mit einander gehen, und daß keine ohne die andere im Genuß vollkommen wird, zum Beweißthum deſſen wage es nur einer, der von dieſer, oder einer anderen Suͤnd im Gewiſſen loßgemacht wor- den, er ruͤhre ſie nur wieder an, und ſehe dann, ob nicht alle vori- ge Anklagen und Verdammungen wieder aufwachen werden, alſo daß er nicht mehr als ein Gerechter, ſondern als ein Beſchuldigter und Verurtheilter vor GOtt, Engeln und Teufeln erſcheinen muͤſſe; wer aber dieſe Wahrheit tuͤckiſcher Weiſe verwirfft, weilen er et- wan keine Luſt hat der Heiligung mit Ernſt nachzujagen, und ſich in GOttes Ordnung zu ſchicken, der wird dermahlen eins ihren Sta- chel mit Angſt erfahren muͤſſen, darwider ihne ſeine vorgefaßte Mey- nungen nicht werden zuſchuͤtzen vermoͤgen, da er Abrahams Gerechtig- keit ohne deſſen Glaubens-Wandel zu haben und zu genieſſen ver- meint, und mit einem angemaſſeten Troſt den Schatz (GOttes ewig- veſt gefaßtem Rathſchluß zu trotz) aus dem Himmel wegzuſtehlen ſich getrauet; Ach am Tag der Noth wird ers innen werden, ob er den gerechten und allwiſſenden GOtt, oder ob nicht vielmehr der Teufel ihne betrogen habe, und um ſeine Seele gebracht: O Kindlein! laſ- ſet euch niemand verfuͤhren, wer eine einige Suͤnde behalt, der hat JEſum nicht geſehen noch erkannt, wer Gerechtigkeit thut, der iſt gerecht wie Abraham, ja wie JEſus gerecht iſt; mit dem Glauben, da man JEſu Liecht, Blut und Sieg faſſet, anziehet, gebrauchet, wachſet auch und erſtarcket die Gerechtigkeit ſamt ihren Fruͤchten, der Friede in GOtt, und die Freudigkeit im H. Geiſt, das gehet al-
les
aApoc. XII.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1060"n="964"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der verheiſſene</hi></fw><lb/>
die bereits in ihrem Glantz und Krafft vor mir ſtehet, er iſt dein<lb/>
Buͤrg, vergiß es ja nicht, verſencke dich in ſeine ewige Liebe, dieſe<lb/>
wird dich je mehr und mehr gerecht machen <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Apoc. XII.</hi></note>, und in allen zuſtoſſen-<lb/>
den Gefaͤhrlichkeiten wie ein feurige Mauer umgeben: Jch bin der-<lb/>
jenige, der dich beruffen hat vom Aufgang, ich habe in dein Hertz<lb/>
geſchauet, und dich neu geſchaffen zu denen allerkoͤſtlichſten Fruͤchten<lb/>
und Glaubens-Proben, die ich dir zu tragen bereitet habe, ehe der<lb/>
Welt-Grund geleget iſt, ich habe es mit dir angefangen, ich, ich<lb/>
will es auch ausfuͤhren und vollenden, ja allen deinen Kinderen, wel-<lb/>
che in den Fußſtapffen deines Glaubens wandlen, ſoll dieſe Gerech-<lb/>
tigkeit zugerechnet werden, biß an der Welt Ende.</p><lb/><noteplace="left">Die Heili-<lb/>
gung und<lb/>
Rechtfer-<lb/>
tigung ge-<lb/>
hen ge-<lb/>
paaret mit<lb/>
einander.</note><p>§. 7. Wer klug iſt mercket anbey, daß Heiligung und Rechtferti-<lb/>
gung mit einander gehen, und daß keine ohne die andere im Genuß<lb/>
vollkommen wird, zum Beweißthum deſſen wage es nur einer, der<lb/>
von dieſer, oder einer anderen Suͤnd im Gewiſſen loßgemacht wor-<lb/>
den, er ruͤhre ſie nur wieder an, und ſehe dann, ob nicht alle vori-<lb/>
ge Anklagen und Verdammungen wieder aufwachen werden, alſo<lb/>
daß er nicht mehr als ein Gerechter, ſondern als ein Beſchuldigter<lb/>
und Verurtheilter vor GOtt, Engeln und Teufeln erſcheinen muͤſſe;<lb/>
wer aber dieſe Wahrheit tuͤckiſcher Weiſe verwirfft, weilen er et-<lb/>
wan keine Luſt hat der Heiligung mit Ernſt nachzujagen, und ſich in<lb/>
GOttes Ordnung zu ſchicken, der wird dermahlen eins ihren Sta-<lb/>
chel mit Angſt erfahren muͤſſen, darwider ihne ſeine vorgefaßte Mey-<lb/>
nungen nicht werden zuſchuͤtzen vermoͤgen, da er Abrahams Gerechtig-<lb/>
keit ohne deſſen Glaubens-Wandel zu haben und zu genieſſen ver-<lb/>
meint, und mit einem angemaſſeten Troſt den Schatz (GOttes ewig-<lb/>
veſt gefaßtem Rathſchluß zu trotz) aus dem Himmel wegzuſtehlen ſich<lb/>
getrauet; Ach am Tag der Noth wird ers innen werden, ob er den<lb/>
gerechten und allwiſſenden GOtt, oder ob nicht vielmehr der Teufel<lb/>
ihne betrogen habe, und um ſeine Seele gebracht: O Kindlein! laſ-<lb/>ſet euch niemand verfuͤhren, wer eine einige Suͤnde behalt, der hat<lb/>
JEſum nicht geſehen noch erkannt, wer Gerechtigkeit thut, der iſt<lb/>
gerecht wie Abraham, ja wie JEſus gerecht iſt; mit dem Glauben,<lb/>
da man JEſu Liecht, Blut und Sieg faſſet, anziehet, gebrauchet,<lb/>
wachſet auch und erſtarcket die Gerechtigkeit ſamt ihren Fruͤchten,<lb/>
der Friede in GOtt, und die Freudigkeit im H. Geiſt, das gehet al-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">les</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[964/1060]
Der verheiſſene
die bereits in ihrem Glantz und Krafft vor mir ſtehet, er iſt dein
Buͤrg, vergiß es ja nicht, verſencke dich in ſeine ewige Liebe, dieſe
wird dich je mehr und mehr gerecht machen a, und in allen zuſtoſſen-
den Gefaͤhrlichkeiten wie ein feurige Mauer umgeben: Jch bin der-
jenige, der dich beruffen hat vom Aufgang, ich habe in dein Hertz
geſchauet, und dich neu geſchaffen zu denen allerkoͤſtlichſten Fruͤchten
und Glaubens-Proben, die ich dir zu tragen bereitet habe, ehe der
Welt-Grund geleget iſt, ich habe es mit dir angefangen, ich, ich
will es auch ausfuͤhren und vollenden, ja allen deinen Kinderen, wel-
che in den Fußſtapffen deines Glaubens wandlen, ſoll dieſe Gerech-
tigkeit zugerechnet werden, biß an der Welt Ende.
§. 7. Wer klug iſt mercket anbey, daß Heiligung und Rechtferti-
gung mit einander gehen, und daß keine ohne die andere im Genuß
vollkommen wird, zum Beweißthum deſſen wage es nur einer, der
von dieſer, oder einer anderen Suͤnd im Gewiſſen loßgemacht wor-
den, er ruͤhre ſie nur wieder an, und ſehe dann, ob nicht alle vori-
ge Anklagen und Verdammungen wieder aufwachen werden, alſo
daß er nicht mehr als ein Gerechter, ſondern als ein Beſchuldigter
und Verurtheilter vor GOtt, Engeln und Teufeln erſcheinen muͤſſe;
wer aber dieſe Wahrheit tuͤckiſcher Weiſe verwirfft, weilen er et-
wan keine Luſt hat der Heiligung mit Ernſt nachzujagen, und ſich in
GOttes Ordnung zu ſchicken, der wird dermahlen eins ihren Sta-
chel mit Angſt erfahren muͤſſen, darwider ihne ſeine vorgefaßte Mey-
nungen nicht werden zuſchuͤtzen vermoͤgen, da er Abrahams Gerechtig-
keit ohne deſſen Glaubens-Wandel zu haben und zu genieſſen ver-
meint, und mit einem angemaſſeten Troſt den Schatz (GOttes ewig-
veſt gefaßtem Rathſchluß zu trotz) aus dem Himmel wegzuſtehlen ſich
getrauet; Ach am Tag der Noth wird ers innen werden, ob er den
gerechten und allwiſſenden GOtt, oder ob nicht vielmehr der Teufel
ihne betrogen habe, und um ſeine Seele gebracht: O Kindlein! laſ-
ſet euch niemand verfuͤhren, wer eine einige Suͤnde behalt, der hat
JEſum nicht geſehen noch erkannt, wer Gerechtigkeit thut, der iſt
gerecht wie Abraham, ja wie JEſus gerecht iſt; mit dem Glauben,
da man JEſu Liecht, Blut und Sieg faſſet, anziehet, gebrauchet,
wachſet auch und erſtarcket die Gerechtigkeit ſamt ihren Fruͤchten,
der Friede in GOtt, und die Freudigkeit im H. Geiſt, das gehet al-
les
a Apoc. XII.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 964. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1060>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.