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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der verheissene
die bereits in ihrem Glantz und Krafft vor mir stehet, er ist dein
Bürg, vergiß es ja nicht, versencke dich in seine ewige Liebe, diese
wird dich je mehr und mehr gerecht machen a, und in allen zustossen-
den Gefährlichkeiten wie ein feurige Mauer umgeben: Jch bin der-
jenige, der dich beruffen hat vom Aufgang, ich habe in dein Hertz
geschauet, und dich neu geschaffen zu denen allerköstlichsten Früchten
und Glaubens-Proben, die ich dir zu tragen bereitet habe, ehe der
Welt-Grund geleget ist, ich habe es mit dir angefangen, ich, ich
will es auch ausführen und vollenden, ja allen deinen Kinderen, wel-
che in den Fußstapffen deines Glaubens wandlen, soll diese Gerech-
tigkeit zugerechnet werden, biß an der Welt Ende.

Die Heili-
gung und
Rechtfer-
tigung ge-
hen ge-
paaret mit
einander.

§. 7. Wer klug ist mercket anbey, daß Heiligung und Rechtferti-
gung mit einander gehen, und daß keine ohne die andere im Genuß
vollkommen wird, zum Beweißthum dessen wage es nur einer, der
von dieser, oder einer anderen Sünd im Gewissen loßgemacht wor-
den, er rühre sie nur wieder an, und sehe dann, ob nicht alle vori-
ge Anklagen und Verdammungen wieder aufwachen werden, also
daß er nicht mehr als ein Gerechter, sondern als ein Beschuldigter
und Verurtheilter vor GOtt, Engeln und Teufeln erscheinen müsse;
wer aber diese Wahrheit tückischer Weise verwirfft, weilen er et-
wan keine Lust hat der Heiligung mit Ernst nachzujagen, und sich in
GOttes Ordnung zu schicken, der wird dermahlen eins ihren Sta-
chel mit Angst erfahren müssen, darwider ihne seine vorgefaßte Mey-
nungen nicht werden zuschützen vermögen, da er Abrahams Gerechtig-
keit ohne dessen Glaubens-Wandel zu haben und zu geniessen ver-
meint, und mit einem angemasseten Trost den Schatz (GOttes ewig-
vest gefaßtem Rathschluß zu trotz) aus dem Himmel wegzustehlen sich
getrauet; Ach am Tag der Noth wird ers innen werden, ob er den
gerechten und allwissenden GOtt, oder ob nicht vielmehr der Teufel
ihne betrogen habe, und um seine Seele gebracht: O Kindlein! las-
set euch niemand verführen, wer eine einige Sünde behalt, der hat
JEsum nicht gesehen noch erkannt, wer Gerechtigkeit thut, der ist
gerecht wie Abraham, ja wie JEsus gerecht ist; mit dem Glauben,
da man JEsu Liecht, Blut und Sieg fasset, anziehet, gebrauchet,
wachset auch und erstarcket die Gerechtigkeit samt ihren Früchten,
der Friede in GOtt, und die Freudigkeit im H. Geist, das gehet al-

les
a Apoc. XII.

Der verheiſſene
die bereits in ihrem Glantz und Krafft vor mir ſtehet, er iſt dein
Buͤrg, vergiß es ja nicht, verſencke dich in ſeine ewige Liebe, dieſe
wird dich je mehr und mehr gerecht machen a, und in allen zuſtoſſen-
den Gefaͤhrlichkeiten wie ein feurige Mauer umgeben: Jch bin der-
jenige, der dich beruffen hat vom Aufgang, ich habe in dein Hertz
geſchauet, und dich neu geſchaffen zu denen allerkoͤſtlichſten Fruͤchten
und Glaubens-Proben, die ich dir zu tragen bereitet habe, ehe der
Welt-Grund geleget iſt, ich habe es mit dir angefangen, ich, ich
will es auch ausfuͤhren und vollenden, ja allen deinen Kinderen, wel-
che in den Fußſtapffen deines Glaubens wandlen, ſoll dieſe Gerech-
tigkeit zugerechnet werden, biß an der Welt Ende.

Die Heili-
gung und
Rechtfer-
tigung ge-
hen ge-
paaret mit
einander.

§. 7. Wer klug iſt mercket anbey, daß Heiligung und Rechtferti-
gung mit einander gehen, und daß keine ohne die andere im Genuß
vollkommen wird, zum Beweißthum deſſen wage es nur einer, der
von dieſer, oder einer anderen Suͤnd im Gewiſſen loßgemacht wor-
den, er ruͤhre ſie nur wieder an, und ſehe dann, ob nicht alle vori-
ge Anklagen und Verdammungen wieder aufwachen werden, alſo
daß er nicht mehr als ein Gerechter, ſondern als ein Beſchuldigter
und Verurtheilter vor GOtt, Engeln und Teufeln erſcheinen muͤſſe;
wer aber dieſe Wahrheit tuͤckiſcher Weiſe verwirfft, weilen er et-
wan keine Luſt hat der Heiligung mit Ernſt nachzujagen, und ſich in
GOttes Ordnung zu ſchicken, der wird dermahlen eins ihren Sta-
chel mit Angſt erfahren muͤſſen, darwider ihne ſeine vorgefaßte Mey-
nungen nicht werden zuſchuͤtzen vermoͤgen, da er Abrahams Gerechtig-
keit ohne deſſen Glaubens-Wandel zu haben und zu genieſſen ver-
meint, und mit einem angemaſſeten Troſt den Schatz (GOttes ewig-
veſt gefaßtem Rathſchluß zu trotz) aus dem Himmel wegzuſtehlen ſich
getrauet; Ach am Tag der Noth wird ers innen werden, ob er den
gerechten und allwiſſenden GOtt, oder ob nicht vielmehr der Teufel
ihne betrogen habe, und um ſeine Seele gebracht: O Kindlein! laſ-
ſet euch niemand verfuͤhren, wer eine einige Suͤnde behalt, der hat
JEſum nicht geſehen noch erkannt, wer Gerechtigkeit thut, der iſt
gerecht wie Abraham, ja wie JEſus gerecht iſt; mit dem Glauben,
da man JEſu Liecht, Blut und Sieg faſſet, anziehet, gebrauchet,
wachſet auch und erſtarcket die Gerechtigkeit ſamt ihren Fruͤchten,
der Friede in GOtt, und die Freudigkeit im H. Geiſt, das gehet al-

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a Apoc. XII.
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[964/1060] Der verheiſſene die bereits in ihrem Glantz und Krafft vor mir ſtehet, er iſt dein Buͤrg, vergiß es ja nicht, verſencke dich in ſeine ewige Liebe, dieſe wird dich je mehr und mehr gerecht machen a, und in allen zuſtoſſen- den Gefaͤhrlichkeiten wie ein feurige Mauer umgeben: Jch bin der- jenige, der dich beruffen hat vom Aufgang, ich habe in dein Hertz geſchauet, und dich neu geſchaffen zu denen allerkoͤſtlichſten Fruͤchten und Glaubens-Proben, die ich dir zu tragen bereitet habe, ehe der Welt-Grund geleget iſt, ich habe es mit dir angefangen, ich, ich will es auch ausfuͤhren und vollenden, ja allen deinen Kinderen, wel- che in den Fußſtapffen deines Glaubens wandlen, ſoll dieſe Gerech- tigkeit zugerechnet werden, biß an der Welt Ende. §. 7. Wer klug iſt mercket anbey, daß Heiligung und Rechtferti- gung mit einander gehen, und daß keine ohne die andere im Genuß vollkommen wird, zum Beweißthum deſſen wage es nur einer, der von dieſer, oder einer anderen Suͤnd im Gewiſſen loßgemacht wor- den, er ruͤhre ſie nur wieder an, und ſehe dann, ob nicht alle vori- ge Anklagen und Verdammungen wieder aufwachen werden, alſo daß er nicht mehr als ein Gerechter, ſondern als ein Beſchuldigter und Verurtheilter vor GOtt, Engeln und Teufeln erſcheinen muͤſſe; wer aber dieſe Wahrheit tuͤckiſcher Weiſe verwirfft, weilen er et- wan keine Luſt hat der Heiligung mit Ernſt nachzujagen, und ſich in GOttes Ordnung zu ſchicken, der wird dermahlen eins ihren Sta- chel mit Angſt erfahren muͤſſen, darwider ihne ſeine vorgefaßte Mey- nungen nicht werden zuſchuͤtzen vermoͤgen, da er Abrahams Gerechtig- keit ohne deſſen Glaubens-Wandel zu haben und zu genieſſen ver- meint, und mit einem angemaſſeten Troſt den Schatz (GOttes ewig- veſt gefaßtem Rathſchluß zu trotz) aus dem Himmel wegzuſtehlen ſich getrauet; Ach am Tag der Noth wird ers innen werden, ob er den gerechten und allwiſſenden GOtt, oder ob nicht vielmehr der Teufel ihne betrogen habe, und um ſeine Seele gebracht: O Kindlein! laſ- ſet euch niemand verfuͤhren, wer eine einige Suͤnde behalt, der hat JEſum nicht geſehen noch erkannt, wer Gerechtigkeit thut, der iſt gerecht wie Abraham, ja wie JEſus gerecht iſt; mit dem Glauben, da man JEſu Liecht, Blut und Sieg faſſet, anziehet, gebrauchet, wachſet auch und erſtarcket die Gerechtigkeit ſamt ihren Fruͤchten, der Friede in GOtt, und die Freudigkeit im H. Geiſt, das gehet al- les a Apoc. XII.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 964. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1060>, abgerufen am 25.11.2024.